Ausbildung endlich neu denken

Titelbild Podcast Business Akupunktur

Kristin Stein über das deutsche Schulsystem

Das Schulsystem ist eben auch nicht angepasst auf diese neuen Arbeitswelten und die Jugendlichen und jungen Menschen kommen mit einer anderen Bildung ins Unternehmen.

Kristin Stein über ihre Art der Wissensvermittlung

Bei mir wird also bestenfalls jedenfalls nicht konsumiert, sondern jeder wird beteiligt, sodass er aktiv am Lernprozess auch dabei ist. […] Ich mache die Dinge scheinbar wirklich anders als andere und anders als viele es auch gewohnt sind.

Kristin Stein über die Notwendigkeit moderner Wissensvermittlung

Für mich ist das wichtig, weil ich einen ganz großen Schwerpunkt auf das Thema gehirngerechtes Lernen lege, weil nur dadurch kann ich Veränderungen wirklich anstoßen.

Kristin Stein über schlechte Erfahrungen in der Ausbildung

Ganz häufig erlebe ich tatsächlich, dass junge Auszubildende nach der Ausbildung nicht nur die Firma verlassen, sondern die ganze Branche.

Zusammenfassung

Diese Episode beschäftigt sich mit den Herausforderungen und Chancen der Ausbildung in deutschen Unternehmen. Die Gästin Kristin Stein ist Pädagogin, Lernbegleiterin, Beraterin und Coach. Sie setzt sich für Veränderung und Entwicklung in der Ausbildung ein. Sie erklärt, warum viele AusbilderInnen überfordert sind, wie man Ausbildungsmethoden modernisieren kann und wie man Auszubildende motiviert und fördert. Sie bietet zusammen mit ihrer Kollegin Aenne Holz eine Weiterbildungsreihe für Ausbilderinnen an, die aus acht Modulen besteht, die online und interaktiv gestaltet sind. Die Themen reichen von Ausbildungsordnung und Lernzielen über Feedback und Konfliktmanagement bis hin zu gesetzlichen Grundlagen und Mediation.
Die Episode bietet wertvolle Einblicke und praktische Tipps, die zur Verbesserung der Ausbildungsqualität beitragen können:

  • AusbilderInnen können neue Perspektiven und Methoden zur Modernisierung der Ausbildungsmethoden kennenlernen.
  • PersonalentwicklerInnen können von den diskutierten Themen wie Feedback, Konfliktmanagement und Mediation profitieren und für die Entwicklung und Förderung von Auszubildenden nutzen.
  • Führungskräfte, die in der Teamentwicklung, Führungskräfte- und Organisationsentwicklung tätig sind, können von den Erfahrungen und Ansätzen von Kristin Stein aus der Praxis lernen.
  • Auszubildende können Einblicke gewinnen, wie eine moderne und gehirngerechte Ausbildung aussehen kann und wie sie selbst aktiv am Lernprozess teilnehmen können.
  • Entscheidungsträger können verstehen, wie wichtig es ist, Ausbildung neu zu denken und welche Vorteile eine moderne Ausbildung für das Unternehmen und die Branche haben kann.

Transkript der Episode

​Dierk

Hallo und herzlich willkommen zur 32. Episode des Business Akupunktur Podcast mit dem Titel Ausbildung endlich neu denken. Ich freue mich auf dieses Thema und mein Gast Kristin Stein. Wie so häufig bin ich bei LinkedIn durch einen Blogbeitrag von Kristin auf dieses Thema und auf ihre Sichtweise aufmerksam geworden. Ich halte das Thema Ausbildung in deutschen Unternehmen für sehr wichtig und sehr interessant.

Persönlich habe ich immer häufiger auch Auszubildende in meinen Inhouse Trainings sitzen. Deswegen bin ich da sehr gespannt, was Kristin heute dazu berichten mag und was wir dazu eben austauschen. Insbesondere bei kleineren Service Providern zeigt es mir, dass Auszubildende ernst genommen werden und früher Verantwortung übernehmen oder früher in Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse eingebunden werden. Also ich glaube, dass das Thema Ausbildung einfach früher oder anders gesehen wird und das Ausbildende früher eingebunden werden. Das ist meine Sicht. Kristin hat vielleicht andere Erfahrungen. Da gucken wir gleich mal. Kristin Stein ist Pädagogin, Lernbegleiterin, Beraterin und Coach. Ihre Themen sind vielfältig, denn sie selbst ist auch vielfältig interessiert. Sie brennt für Veränderung und Entwicklung, denn als Pädagogin und Personalerin interessiert sie der Mensch und seine Fähigkeiten schon immer.

Ihre Aufgabe ist es, Menschen auf einem Weg zu begleiten, denn Psychologie und Pädagogik, also warum, wie und wodurch, bedingen sich gegenseitig. Mit ihren Erfahrungen aus vielen Workshops, Seminaren und Weiterbildungen arbeitet sie in den verschiedensten Themenbereichen, wie unter anderem Teamentwicklung, Führungskräfteentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung, Train the Trainer und Ausbilderinnen Kurse und Organisationsentwicklung.

Hallo Kristin, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei deiner Vorstellung etwas vergessen?

Kristin

Hallo Dierk, danke für die tolle Vorstellung. Das war, glaube ich, schon ein ganz gutes Intro. Vielleicht nur noch eins, weil ich das Wort einfach immer wieder mag und nutze. Ich habe tatsächlich einen so einen Begriff für mich entdeckt, der alles miteinander vereint und das ist das Wort anders. Denn das wird mir auch immer wieder bescheinigt in allen Formaten, die ich so mache. Ich mache die Dinge scheinbar wirklich anders als andere und anders als viele es auch gewohnt sind.

Ich halte zum Beispiel keine PowerPoint-Vorträge oder langweilige Seminare, sondern bei mir gibt es immer ganz viel Interaktion oder Aktivität. Für mich ist das wichtig, weil ich einen ganz großen Schwerpunkt auf das Thema gehirngerechtes Lernen lege, weil nur dadurch kann ich Veränderungen wirklich anstoßen. Und das braucht eben Diskurs, Reflektionen und einen Erfahrungsaustausch.

Bei mir wird also bestenfalls jedenfalls nicht konsumiert, sondern jeder wird beteiligt, sodass er aktiv am Lernprozess auch dabei ist.

Dierk

Und das war ja auch der Grund, weswegen ich dir bei LinkedIn und sonst wo folge und mich dann gerne auch jetzt heute mit dir zu dem Thema austausche. Sehr schön. Meinen Gästen stelle ich zum Einstieg immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akupunktur dieses Podcast gehört hast?

Kristin

Fairerweise muss ich gestehen, ich habe gar nicht Akupunktur gelesen, das liegt ein bisschen an mir, weil ich die meisten Texte nur scanne und nicht richtig lese. Ich habe Architektur gelesen beim allerersten Mal und habe gedacht, ach, was für ein schöner Titel, weil ich beschäftige mich ja mit auch Trainingsdesign und Architektur hat ja für mich auch was mit Design zu tun und demnach, dachte ich ursprünglich,

Es geht also um das Designen und Entwickeln, Gestalten von Business, von Unternehmen, von Unternehmenskultur und fand den einfach toll, den Titel, bis ich irgendwann gelesen habe. Ach verdammt, es geht ja um Akupunktur. Und dann war ich ehrlich gesagt sehr neugierig, weil den Bogen mit den kleinen Nadelstichen, den habe ich sozusagen nicht von allein gemacht. Den musste ich mir erst anhören bei dir.

Dierk

Okay, gut, sehr schön. Wir haben ja den Titel Ausbildung endlich neu denken. Zum Ende kommen wir sicherlich auf den Punkt nicht nur neu denken, sondern auch umsetzen. Da haben wir den Titel ja bewusst so gewählt, dass wir so einen kleinen Einstieg haben. Aber wie gesagt, für alle die, die jetzt überlegen, ob sie weiter zuhören, wir kommen nicht nur über das Denken, wir kommen auch ins Umsetzen. Also da kommen auch Umsetzungstipps oder praktische Tipps.

Lass uns anfangen mit dem Thema, was ich in meiner Einleitung schon ein bisschen angesprochen habe. Wie wird Ausbildung gesehen? Wir kennen alle den Spruch, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Auszubildende sind billige Mitarbeiter. Die kosten eigentlich nur. Die Jugend von heute will auch gar nicht mehr arbeiten. Die wollen gleich ein tolles Auto fahren und sind den ganzen Tag am Handy. Also vielleicht kannst du mal deine Sicht auf das Thema Ausbildung in deutschen Unternehmen wiedergeben.

Kristin

Ja, was jetzt die Hörerinnen nicht sehen konnten, war mein Augenrollen, weil das wirklich so Themen sind. Ganz ehrlich, die begegnen mir leider immer noch sehr, sehr häufig. Also in der Welt, in der ich unterwegs bin, in denen Unternehmen, ist das ganz häufig der Fall, das Auszubildende wirklich von oben herab angeschaut werden, behandelt werden, zum Teil alle sitzen müssen, obwohl die Unternehmenskultur ansonsten das Du anbietet und auch wirklich gescheucht und getrieben werden nach dem Motto, hat bei uns damals auch nicht geschadet, machen wir jetzt mit denen auch. Und das ist was, was ich wirklich ganz schrecklich finde. Also nicht nur, weil es jetzt einfach eine andere Arbeitswelt ist und sich die auch entwickelt, sondern weil ich es schon immer schrecklich finde, so Menschen zu behandeln. Und ich glaube auch nicht, dass das dazu beiträgt, dass wir in irgendeiner Form Menschen wirklich so entwickeln, dass sie auch noch Spaß haben dabei, dass sie in Zukunft in dieser Branche oder in dieser Firma bleiben wollen. Ganz häufig erlebe ich tatsächlich, dass junge Auszubildende nach der Ausbildung nicht nur die Firma verlassen, sondern die ganze Branche. Das sehe ich zumindest in vielen Branchen so.

Das mag in einigen nicht der Fall sein, aber in den Branchen, wo ich häufig unterwegs bin, ist das Gang und Gebe. Und was ich auch immer wieder erlebe, hatte ich gerade kürzlich in der Autowerkstatt, als ich mein Auto da hatte, dass der Inhaber gesagt hat, ja, er würde ja Auszubildende einstellen, aber die wollen ja alle nicht. Die wollen ja alle nicht arbeiten. Er hätte jemanden gehabt, den hätte er gern genommen, aber der wollte nur in Teilzeit ausgebildet werden. Das fand er ganz schrecklich und fürchterlich und das fand er ja also, wo soll er denn damit hinkommen?

Und dann dachte ich, okay, na ja, wenn wir halt nicht flexibel sind und uns auf die Bedürfnisse von jungen Menschen einlassen wollen, sondern immer noch mit der Denke rangehen, wieso? Ich hab doch hier was zu bieten und die wollen ja schließlich von mir Geld haben und eine Ausbildung kriegen. Dann, finde ich, kommen wir nicht zusammen. Und das ist was, was ich immer noch sehr stark wahrnehme.

Dierk

Interessant und auch für mich überraschend denn das worüber ich direkt gestolpert bin ist ja dein Link in Beitrag gewesen wo du euer Angebot dargestellt hast da kommen wir ja wie gesagt nachher noch mal zu weil das fand ich sehr sehr vielfältig sehr interessant und habe mir nur gedacht: ist das was besonderes, also aus meiner Sicht, in meiner Welt, nicht Werkstatt und auch nicht sonst woanders, sondern in der IT-Branche, insbesondere bei Kleidung und Service Provider erlebe ich eben das, die Auszubildenden sehr früh eingebunden werden, dass sie sehr früh auch Verantwortung übernehmen. Man kann sich jetzt streiten, ob das richtig ist, jemandem, der sozusagen die ersten drei Tage in der IT tätig ist, ob man den an den Helpdesk setzt, an den Servicedesk, also direkt in Kundenkontakt. Darüber kann man sich streiten oder dass das quasi zum Ausbildungsprogramm zu Anfang dazu gehört unter dem Motto, die sind noch nicht so ausgebildet. Jetzt setzen wir sie erst mal in den Service, also zum Kundenkontakt, würde ich auch nicht machen, das mal dahingestellt. Wie gesagt, in den Trainings habe ich häufig Auszubildende im zweiten, im dritten Lehrjahr. Ich weiß nicht, ob man das heute noch so sagt, also die stellen sich jedenfalls so vor. Und ich sage mir, okay, da so eine Person reinzusetzen, ist ja schon mal so eine Entscheidung, die man erst mal bewusst treffen muss. Weil man könnte ja auch sagen, der Trainer ist zwar sowieso da, also es gibt es keine Extrakosten, aber der arbeitet in der Zeit nicht. Also da ist meine Wahrnehmung, dass zumindest in diesen Betrieben die Sicht anders ist. Also vielleicht kann man da, was würdest du sagen, dass man das so als ein Branchenphänomen sehen kann oder wie willst du diesen Unterschied erklären?

Kristin

Na, das ist eine gute Frage. Das kann ich auch nicht abschließend beantworten. Ich könnte mir vorstellen, dass es in einigen Branchen auch anders gehandhabt wird. Aber ich finde, da bleiben wir mal bei dem Beispiel, die werden in den ersten paar Wochen, kriegen die Verantwortung, wenn wir es positiv formulieren. Wenn wir es negativ formulieren, werden sie ins kalte Wasser geschmissen. Und das finden ja auch immer noch einige gut. Auch diejenigen, die ins kalte Wasser geschmissen werden. Ich habe mich oft mit Menschen unterhalten, die gesagt, ja, ich wurde auch ins kalte Wasser geschmissen. Das war zwar hart, also kalt in dem Fall, aber ich habe mir auch ganz viel gelernt.

Das hängt ehrlich gesagt, finde ich, vom Konzept ab, wenn da ein Konzept hinter steckt. Also wenn ich mir wirklich Gedanken gemacht habe als Ausbilder oder Ausbilderin, warum ich das tue und was genau der Mensch dort lernen soll und was so ein Lernziel ist und wie die Methode in dem Moment heißt, dann würde ich sagen, okay, lass das mal machen. Ich bin ein großer Fan davon, Verantwortung zu übertragen, auch Eigenverantwortung zu übernehmen und mich nicht nur berieseln zu lassen. Auch auszubilden. Ich finde es wichtig, dass sie direkt gleich mitmachen und mitentscheiden von mir aus, mitgestalten dürfen. Wenn sie aber dafür nur da sind, dass sie einen Job machen, den sonst keiner macht und dann werden sie ins kalte Wasser geworfen. Also in Branchen wie zum Beispiel in der Hotellerie oder in der Gastrobe. In der Hotellerie kenne ich das sehr viel.

Da werden Auszubildende im ersten Lehrjahr, meistens schon nach ein paar Wochen, direkt an den Frontdesk gestellt und müssen dort Gäste einchecken und auschecken, bis hin zu, dass sie durchaus in Nachtschichten komplett alleine im Hotel unterwegs sind. Alles schon erlebt. Und das geht mir zu weit, weil das kann nicht mit einem guten Konzept zusammenhängen.

Dierk

Ja, wenn ich mal dein Beispiel bei deinem Bild aufgreife ins kalte Wasser schmeißen, würde ich sozusagen ergänzen auch klar. Also ich habe auch ich persönlich habe sehr früh auch Verantwortung übernommen. Da war ich schon ein bisschen älter. Ich hatte aber auch keine Berufserfahrung. Ich hatte sozusagen nur studiert. Aber ich bin begleitet worden. Das heißt, wenn ich jemanden ins kalte Wasser werfe, sollte ich mindestens wissen, ob er schwimmen kann, jetzt mal als Beispiel. Und sollte, wenn ich ihn dann schon reinwerfe, ihm assistieren, also dastehen, um ihn zu retten, falls er eben nicht schwimmen kann. Sprich, um auf dein Konzept abzugreifen oder abzuzielen sollte ich dann schauen, dass ich ihn unterstütze, abends frage, währenddessen frage, wie geht es dir damit, was hast du erlebt und so weiter, wo sind Fragen, dann ist das sicherlich okay und das ist auch das Konzept, von dem du wahrscheinlich sprichst, nämlich genau zu sagen, es ist nicht einfach, ach, jetzt ist er da, das muss ich ihn beschäftigen, sondern ich beschäftige mich intensiv mit ihm und mache das Ganze mit einer gewissen Zielsetzung.

Kristin

Ja genau, das ist genau das, was ich meine. Eine gute Vorbereitung auf den Einsatz, genauso wie die Nachbereitung, damit der Lerntransfer auch stattfinden kann. Das ist total wichtig und dafür braucht es eben ein Konzept. Ich, wie gesagt, habe nichts dagegen, den Azubis früh schon in die Verantwortung zu nehmen und ihnen gleich praktische Sachen machen zu lassen.

Das finde ich alles richtig, aber eben nicht ihn allein zu lassen und irgendwie darauf zu hoffen, naja, das wird schon irgendwie gehen, er wird das ja schon hinkriegen. Klar, in manchen Berufen ist das auch kein Hexenwerk. Also im Frontdesk zu stehen und einen Gast einzuchecken, ist echt kein Drama. Das kann man relativ schnell lernen, natürlich.

Aber die Frage ist, warum muss ich, also das ist der nächste Punkt, das erlebe ich leider auch immer wieder häufig in Gastro- und Hotelleries, zum Beispiel so, dass mit den Azubis komplett geplant wird. Das heißt, die kriegen einen Herzinfarkt, wenn die kein Azubi einstellen, weil ihnen fehlt eine Stelle. Das heißt, sie haben eine leere Stelle, mit der sie gerechnet haben. Da sind Azubis also nicht on top, sondern die brauchen irgendwie zehn Leute, um das Hotel zu schmeißen. Und von den zehn Leuten brauchen sie eben mindestens fünf Azubis. Und wenn die Stellen nicht besetzt werden, dann kriegen sie Atemnot. Und da hört es für mich auf, weil das hat mit Ausbildung nichts zu tun. Stimmt.

Dierk

Das stimmt. Noch einen anderen Begriff würde ich gerne aufgreifen von dem, was du vorhin gesagt hast. Du hast von der Arbeitswelt gesprochen, die heute ja anders ist. Und es ist ja letzten Endes nicht nur die Arbeitswelt, denn sie ist ja eingebunden in eine Welt. Also das, was drum herum ist, das können wir ja nicht ausklammern. Das heißt also, wenn wir jetzt sagen, das hat mir auch nicht geschadet, ins kalte Wasser geworfen zu werden, ist okay.

Aber meine Wahrnehmung ist, dass an vielen Stellen dieses Wasser sozusagen nicht nur kalt ist, sondern mittlerweile auch sozusagen sehr, wenn ich auf den Betrieb übertrage, sehr gut organisiert. Die Menschen, die da lange drin arbeiten, die haben ihren Standing, die wissen, wie das läuft. Aber die Menschen, die neu reinkommen, die müssen quasi von 0 auf 100 gehen und müssen so viel kennen und wissen, was früher nicht der Fall war, also auch da sehe ich eben unterschiede eben in der arbeitswelt und in dem was von draußen auf diese arbeitswelt einprasselt und wie diese menschen ankommen das muss man auch dazu sagen also es geht nicht nur um eine neue arbeitswelt es geht um eine welt die sich verändert hat und immer stärker auch noch immer schneller verändert

Kristin

Ja genau, die Anforderungen sind komplexer. Also viel, viel komplexer heute, weil wir einfach viel mehr Tools, viel mehr Systeme benutzen. Wir haben einen sehr viel schwierigeren Arbeitsablauf und das gilt, glaube ich, für alle Branchen. Also das sehe ich selbst in den großen Werken und Produktionsstädten, in denen ich unterwegs bin, dass eben dort die Anforderungen sehr viel größer sind. Da sind eben keine manuellen Tätigkeiten oder wenig manuelle Tätigkeiten noch gefordert, wo man irgendwie von rechts nach links irgendeinen Karton stapelt, sondern da muss man Maschinen bedienen, da muss man gucken, was mache ich mit der Maschine, wenn sie plötzlich ausfällt, wenn sie nicht das tut, was sie soll. Also selbst da sind die Anforderungen viel, viel schwieriger. Das ist der eine Punkt, da gebe ich dir absolut recht. Und der andere Punkt ist eben auch, wenn ich mir Schulen angucke und ich will nicht weiter rein ins Thema, weil ich rede mich in Rage bei dem Thema,

Das Schulsystem ist eben auch nicht angepasst auf diese neuen Arbeitswelten und die Jugendlichen und jungen Menschen kommen mit einer anderen Bildung ins Unternehmen, also mit einer ganz anderen Vorerfahrung und Vorprägung. Dazu kommt die Erziehung, die sie alle zu Hause genießen oder auch nicht genießen. Das heißt, wir haben eine ganz andere, also einen ganz anderen Status quo, mit dem die Menschen überhaupt in die Ausbildung reingehen. Und wenn wir davon ausgehen, ich kann ja einfach davon ausgehen, der Mensch kann schon dies und jenes und das hat er früher ja schließlich auch gekonnt. Und jetzt setzen wir irgendwo an einer Stelle an und wollen ihm was beibringen und stellen fest, da ist ein Riesenlücke, da ist ein Gap dazwischen. Dann wird in Anführungsstrichen nur gemeckert darüber, dass dieser Gap da ist. Es wird aber nichts dagegen getan. Also man kann dann meckern auf die Schulungen und sagen, ja die können ja alle nichts. Aber ich muss mich eben auch anpassen, so wie auch das Schulsystem sich anpassen muss, keine Frage.

Dierk

Ja, also ich glaube, die Diskussion über das Schulsystem, die fachen wir jetzt nicht an. Wir würden wahrscheinlich das gleiche Horn stoßen. Aber das, was du sagst, vielleicht noch eine kleine Ergänzung von mir. Ich weiß gar nicht, wer das neulich gesagt hat, der aber im Prinzip mir aus der Seele gesprochen hat. Die Unternehmen sagen, die Universitäten oder Schulen bereiten die Menschen nicht auf unsere Belange vor.

Die Universitäten sagen das Gleiche, die sagen, von der Schule kommen Menschen, die nicht vorbereitet sind auf die Universität oder auf jede Art von Studium. Und dann sag ich auch, ich kann darüber schimpfen, ich kann darüber meckern, aber das hilft mir an der Stelle nicht. Also nur kurzfristig, dass ich Dampf ablassen kann, aber langfristig nicht. Also insofern, deswegen auch heute auch diese Folge Ausbildung neu denken und wie gesagt nachher auch ein bisschen was umsetzen dann dazu.

Vielleicht da noch mal so ein bisschen was von der für die menschen die sich nicht mit ausbildung beschäftigt haben wie ich zum beispiel also muss ich gestehen ich bin direkt vom abit zum studium gegangen das war zu meiner zeit noch so ein richtig schöner einfacher weg würde ich heute auch anders machen egal wie ist lange zeit ausgebildet worden und wie wird heute auch noch ich sag mal so altertümlich ausgebildet

Kristin

Ja, ich kann da ganz gut aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich ja auch Vorbereitungskurse für die Ausbildereignungsprüfung mache. Und dort sitzen Menschen, die eben diesen Ausbilderschein brauchen, aus verschiedenen Gründen. Und die kommen aus unterschiedlichen Unternehmen, von großen Konzernen bis ganz kleinen, ich sag jetzt mal Buden, wo nur drei Leute drin sitzen. Und die berichten mir alle, wie Ausbildung bis hierhin stattgefunden hat, nämlich entweder durch ihre eigene Ausbildung geprägt oder weil es eben schon jemand anders im Unternehmen macht und dann

Gleichen wir nämlich ab mit dem, was es eigentlich braucht, um Ausbildung tatsächlich zu machen, weil die Anforderungen für den Ausbilderschein sind gar nicht so gering, mal abgesehen von der theoretischen Prüfung, wo man echt viel Wissen kennen muss sozusagen, weil es abgefragt wird, aber die praktische Prüfung ist eigentlich entscheidend. Und da stoßen wir eigentlich immer auf zwei große Punkte, nämlich, die haben sich noch nie darüber Gedanken gemacht, welche Methode es eigentlich braucht, um irgendwie auszubilden, Thema Pädagogik und Didaktik.

Das ist bei den allermeisten überhaupt ein Fremdwort, wenn es um Ausbildung geht, was mich erstaunt. Denn die große Schublade, sicher gibt es Ausnahmen, aber die meisten, mit denen ich spreche, bilden nach wie vor so aus, wie das schon immer gemacht wurde. Ich stelle mir den Azubi nebenan. Ich zeige dem, wie ich das mache. Der soll schön aufpassen und zugucken. Und dann übergebe ich ihm die Aufgabe und er soll es nachmachen und am besten noch ein paar mal üben. In der Theorie heißt das Vier-Stufen-Methode.

Ich habe vier Stufen, ich bereite irgendwas selber vor, ich mache es einmal vor, der Azubi macht es nach und dann soll er es üben. Und das ist eine ganz stumpfe und aus meiner Sicht veraltete Methode, weil die nämlich nicht dazu führt, dass der Azubi selbstständig denkt, selbstständig handelt und vielleicht seine eigenen Probleme lösen kann. Und das sollte eigentlich das Ziel einer Ausbildung sein. Die vollständige Handlungsfähigkeit bedeutet eben auch, Lösungen zu finden oder Entscheidungen zu treffen oder mit Problemen umzugehen. Sondern er macht ja nur nach, was ich ihm vormache.

Und das führt nicht dazu, dass er das langfristig beherrschen kann, also das er dann kennt, die Prozesse kennt, die Abläufe kennt oder weiß. Und was eigentlich noch viel schlimmer ist, ist es super langweilig. Der Azubi denkt, boah, jetzt muss ich das wieder nachmachen, was der vorgemacht hat. Das heißt, ich förde auch gar nicht die Motivation. Jetzt kommt also das, was viele beklagen. Ja, die Azubis sind ja alle, die haben ja keinen Bock mehr, die wollen ja nicht, die sind nicht motiviert.

Ja, das liegt eben auch unter anderem, ich will nicht sagen nur, aber auch an den langweiligen Methoden, die verwendet werden. Und die sind eben altmodisch. Also das ist was, was ich ganz extrem wahrnehme, dass da nicht drüber nachgedacht wird, ob es mal vielleicht neue Methoden gibt, ob es vielleicht auch neue Tools gibt, dass jemand mit IT-gestützten Systemen irgendwie gemmifizierte Aufgaben macht oder irgendwelche, ich sag mal, witzigen Übungen dazwischen einbaut, irgendwelche Quizzes nutzt oder generell das Thema Eigenverantwortung nach vorne setzt und eine ganze Projektlernphase zum Beispiel macht. Das gibt es relativ selten in der Ausbildung. Und das führt aber eher dann zu anderen, ja, Lernwegen und auch zu viel mehr Motivation beim Azubi.

Dierk

Das einfachste wäre ja zu fragen, wie würdest du das machen? Also bevor ich ihm jetzt stundenlang was vorerzähle, ihn erstmal zu aktivieren, sondern wie würdest du es denn machen? Also was siehst du hier überhaupt?

Kristin

Ja, genau. Und dann auch nicht nach der ersten Frage aufgeben, weil die meisten Jugendlichen, die ich kenne, mein Sohn selber wird jetzt 15, der zuckt natürlich in erster Linie erst mal mit den Schultern und sagt, weiß ich nicht. Klar, weil er keine Lust hat, sich anzustrengen. Aber wenn ich natürlich ein bisschen mehr nachfrage, ein bisschen tiefer nachfrage und vielleicht auch im Vorfeld schon mal überhaupt mit ihm erarbeite, wozu ist das jetzt gut, was wir daran machen, also seine intrinsische Motivation auch ein bisschen anpieke und sage, hey, könnte dich interessieren.

Dann fängt er an zu denken und dann kommt er ins Denken und dann wird das vielleicht auch sogar ein kritisches Denken, was ich ja auch eigentlich brauche, die vier Kernkompetenzen nur mal nebenbei erwähnt. Also all das findet so in der Ausbildung noch nicht statt. Jedenfalls eine große Schublade.

Dierk

Okay, also wir berichten jeweils aus unserer Welt, aus unserer Blase, die wir so wahrnehmen. Und insofern jeder der Zuhörenden, der Zuhörerinnen kann sicher überlegen, ob er sich da wiederfindet oder nicht. Gut, also du hast gesagt, es fehlen moderne Methoden. Es fehlen da wahrscheinlich auch entsprechende Ausbildungspläne, die das Ganze strukturieren würden, wenn sich der Betrieb, wenn Sie das Unternehmen sozusagen auf das besinnen würde, was du gerade gesagt hast.

Kristin

Ja, genau, das nehme ich zum nächsten Punkt. Beim Anmelden des Ausbildungsvertrages, jeden einzelnen Vertrag muss ich ja bei der zuständigen Stelle anmelden, muss ich eigentlich einen betrieblichen Ausbildungsplan einreichen. Und der betriebliche Ausbildungsplan wird normalerweise, nach dem Gesetz auch, geprüft von der zuständigen Stelle, ob der nun jetzt vorhanden ist und ob der auch vollständig ist. Im Idealfall prüfen die den, schicken das Ganze zurück und sagen, ja, unter Vorbehalt melden wir das hier an, aber bitte reichen Sie nochmal nach.

Und das allein machen schon relativ viele Unternehmen nicht. Die sitzen nämlich eben in meinen Ausbilderkursen und sagen dann, was haben wir noch nie gemacht? Hat auch noch nie einer sehen wollen. Steht aber im Gesetz, ist eigentlich Vorgabe. Und mit dem betrieblichen Ausbildungsplan ist eben nicht gemeint, den Ausbildungsrahmenplan abzutippen, den es eh per Ausbildungsordnung, also Gesetzgebung, schon gibt. Da steht nämlich nur ganz grob drin, der soll jetzt Marketing lernen, aber viel mehr steht nicht drin. Und bezogen auf meinen Arbeitsbereich steht erst recht nichts drin, weil

Das mache ich immer, das Beispiel auch in dem Kurs. Wenn ich in Mecklenburg-Vorpommern Einzelhandelskauffrau in einem Schuladen lerne oder in Hamburg Einzelhandelskauffrau in einem, weiß ich jetzt gar nicht, Klamottengeschäft, dann sind das zwei völlig unterschiedliche Dinge. Die Ausbildungsordnung ist aber die gleiche, weil Einzelhandelskauffrau ist eben Einzelhandelskauffrau. Was das in meinem Betrieb auf meinen Arbeitsplatz bezogen aber heißt,

Die Gedanken macht sich niemand. Das heißt, ich brauche einen betrieblichen Ausbildungsplan, in dem ich eben schaue, was konkret muss der denn oder die in meinem Betrieb lernen, in meinem Bereich mit den Produkten und den Dienstleistungsangeboten, die wir hier haben. Und dann kommt der nächste Punkt, in welcher Form wird das vermittelt? Wer genau vermittelt das? An welchem Ort wird es vermittelt? Mit welcher Methode wird es vermittelt? Welches Lernziel steckt da eigentlich dahinter? Und wie motiviere ich den dann während der ganzen Ausbildungseinheit?

Das ist ein Riesenaufwand, so einen Plan zu schreiben. Absolut. Das ist eine riesen, ich sag jetzt mal, Excel-Tapete. Mach ich aber ja im Zweifel auch nur einmal, kann ich ja dann als Blaupause nutzen für die nächsten Jahre, aber ist in der Regel nicht vorhanden. Gibt’s einfach nicht.

Da guckt jemand und sagt, ja, ich glaube, dem bringe ich jetzt mal das und jenes bei und das mache ich jetzt mal drei Jahre und im schlimmsten Fall falle ich zwischendurch aus, weil ich krank bin oder so was. Dann weiß jemand anderes, der das plötzlich übernehmen soll, ja auch gar nicht, was haben wir eigentlich schon gemacht und was müsste eigentlich noch gemacht werden. Was ich häufig auch erlebt, ist, dass die in größeren Unternehmen gehen, die ja dann in die unterschiedlichen Abteilungen.

Da gibt es dann mal einen Ausbildungsverantwortlichen oder jemand in der Personalabteilung, der hat vielleicht noch einen Überblick. In den einzelnen Abteilungen gibt es auch meistens, wenn es gut läuft, jemanden, der diesen Ausbildungsauftrag übernimmt. Der kriegt aber weder gesagt, was er genau eigentlich ausbilden soll in dieser einzelnen Abteilung, noch kriegt er irgendeine Qualifizierung in Bezug auf Didaktik oder Pädagogik. Da nimmt man einfach den, der, sagen wir mal, angenehm ist, mit anderen Menschen scheinbar gut umgehen kann.

Dierk

oder der der gar nichts anderes zu tun hat, was auch kein was auch nicht immer ein Pluspunkt ist. Also das nur mal am Rande. Ja, vielleicht klar doch ein kleiner Seitenhieb dann nicht gegen dich, sondern gegen die andere Branche, von der wir gesprochen haben, nämlich Lehrer und Lehrerinnen. Ich glaube, an vielen Stellen liegt das Problem nicht in den Schulen, sondern in den Kultusministerien. Und das ist auch das, was ich bei dir rausgehört habe. Die Menschen, die eine Verantwortung haben, die könnten diese Verantwortung ja nutzen, indem sie sagen, also dieser Plan

Zeig ihn, sonst genehmige ich nicht. Aber nein, auch da wird dann der einfache Weg gegangen. Und dann ist es ja auch immer einfach, auf die Unternehmen zu schimpfen und auf die Auszubildenden zu schimpfen. Aber wie gesagt, wir wollen das Ganze ja nicht vertiefen. Aber so ein kleiner Seitenhieb sollte schon mal erlaubt sein hier an der Stelle.

Kristin

Ja, genau, wir haben alle eine Verantwortung. Die müssen wir alle irgendwie wahrnehmen und das tun aber zu wenige. Das merke ich auch, genau. Und die lernen das jetzt in meinem Vorbereitungskurs für diesen Ausbilderschein, theoretisch, wie das alles funktioniert. Ich schreibe mit denen auch gemeinsam Konzepte für ihre Ausbildungseinheit, die sie in der praktischen Prüfung dann durchführen werden. Aber ich weiß von 80, 90 Prozent der Teilnehmenden, die machen das einmal, nämlich ausgerechnet nur für die Prüfung und die wissen, dass danach das niemand mehr anguckt und niemand mehr kontrolliert und das werden die nie wieder tun. Also so schlimm es ist, aber das ist die Realität.

Dierk

Ja, und meine große Tochter, jetzt bleiben wir doch im Lehrerinnenbereich hängen. Meine große Tochter ist ja Gymnasiallehrerin und die ist jetzt auf dem Weg in die Verbeamtung und die weiß auch ganz genau, das wird für sie kein Thema sein. Es gibt noch einmal einen Überprüfungsbesuch und dann weiß ich auch, dann ist sie für den Rest ihres Lebens, hat sie ihre Ruhe sozusagen.

Da mache ich mir bei ihr keine Sorgen, weil sie intrinsisch motiviert ist, da was zu machen. Aber wir alle kennen Lehrer, Lehrerinnen, die eben das genau auch sozusagen anstreben, dann ihr die Ruhe zu haben. Und auch da finde ich, sollte eine gewisse Überprüfung da sein. Und zwar nicht, um jemanden dann rauszuschmeißen, weil er den Job nicht gut kann, sondern um Sicherheit zu bieten und Qualität sicherzustellen. Und du hast es gesagt, da müssen Menschen ihre Verantwortung wahrnehmen, die ihn eigentlich obliegt.

Und wozu sie keine Lust oder auch vielleicht keine Zeit haben, keine Ahnung.

Kristin

und häufig überfordert sind. Ich würde mal da noch den Haken setzen, weil ich glaube, es sind, also was ich hier auf der Lebe sind, sind Menschen, die in Abteilungen sitzen, sagen wir jetzt mal Buchhaltung oder keine Ahnung, Controlling oder Verpackung oder was auch immer, die sollen Auszubildende ausbilden und die sozusagen entwickeln. Die haben aber selbst in dem Bereich keine Ausbildung bekommen. Den wird einfach ein Azubi hingesetzt, wird gesagt, hier, du machst das in Zukunft und fertig.

Die sind zum Teil einfach überfordert. Die wissen gar nicht, dass es noch andere Methoden gäbe und die wissen auch gar nicht, wie man in Azubi richtig motiviert oder wie man mit der jungen Generation von mir aus umgeht. Die meisten machen das aus dem Bauch heraus und die geben sich die größte Mühe bis zu dem Punkt, wo sie merken, sie kommen nicht weiter.

Und jetzt ist der entscheidende Moment, geben Sie auf und resignieren, passiert ziemlich häufig, weil Sie haben ziemlich viel Druck, müssen ja auch noch Ihren normalen Job schaffen. Und deswegen läuft es dann so, wie es läuft. Aber eigentlich sind Sie vor allem überfordert. Also viel mehr Unterstützung, viel mehr Begleitung, die würde ich mir wirklich wünschen an der Stelle.

Dierk

Sehr schön. Jetzt haben wir geschimpft und lamentiert und haben über Ausbildung neu denken gesprochen. Also das denke ich sollte rüber gekommen sein, dass viele Menschen mal drüber nachdenken sollten, die Ausbildung neu eben zu überdenken, drüber nachzudenken, das anders zu machen. Und ich habe ja gesagt, ich bin über einen Beitrag von dir bei LinkedIn quasi gestolpert und gesagt, hey, tolles Thema, tolle Idee, tolles Konzept. Und du bist ja auch in deiner Verantwortung, bist ja nicht nur am meckern, du hast ja auch was umgesetzt.

Es gibt eine Weiterbildungsreihe, die du entwickelt hast, mit ein paar Modulen. Und ich würde sagen, lass uns über diese Ausbildungsreihe sprechen, damit die Menschen, die das bis hier gehört haben, auch sagen können, hey, ich stimme Kristin zu, ich will was ändern, und wo und wie kann ich mich da informieren. Also insofern, erzähl mal ein bisschen was von deiner Weiterbildungsreise, nicht Reisereihe.

Kristin

Ja, genau. Wobei beides zutrifft. Ich finde auch, ich beschreibe das oft mit einer Reise. Das ist es am Ende, eine Entwicklungsreise auch. Ja, genau der Punkt. Ich wollte auch nicht immer meckern und wollte sagen, boah, ist das alles doof, sondern wollte eigentlich auch Unterstützung anbieten. Und jetzt kann man hingehen und kann sagen, ja, die Unternehmen müssten eigentlich ihre Ausbilderinnen sozusagen unterstützen.

Ich kann aber die anderen ja nicht ändern. Ich kann ja nur bei mir anfangen. Also haben wir gesagt, machen wir doch ein eigenes Angebot und bieten es mal an. Wir haben, ich habe das mit einer Kollegin gemeinsam gemacht, auch im Auftrag einer Akademie, für die wir arbeiten, für die wir auch die Ausbilderkurse machen, haben gesagt, wir lassen es doch mal zusammen stricken, was braucht es für uns, wenn die den Ausbilderschein haben und auch schon vielleicht ein bisschen Erfahrung gesammelt haben in dem Bereich oder direkt nach dem Ausbilderschein schon gemerkt haben, boah, ich brauche echt noch Hilfe und Unterstützung.

Ich möchte noch ein bisschen mehr lernen und ich will was verändern oder entwickeln. Dafür gibt es acht Module, die wir im Moment anbieten. Alle sind erstmal im Live-Online-Konzept. Also vier Stunden alle zwei bis drei Wochen gibt es ein Modul. Das hat natürlich unterschiedliche Gründe. Zum einen, weil wir möglich machen wollen, dass man es an jedem Ort machen kann, nicht lange anreisen muss und Ähnliches. Außerdem, und das ist mir immer wichtig, zwischen den Modulen braucht es einfach Zeit, um das auch auszuprobieren, anzuwenden und mit den Erfahrungen wieder ins nächste Modul zu kommen, gegebenenfalls Fragen zu stellen. Weil was ich an Weiterbildung generell nicht mag, ist, wenn ich den Lernenden sozusagen „vollschütte“ mit Information und Wissen und dann geht er zurück in seinen Alltag und niemand hilft ihm mehr, das irgendwie anzuwenden. Deswegen mag ich eigentlich generell mit Modulen arbeiten, weil ich möchte auch meine Lernenden unterstützen und begleiten.

Diese acht Module sind ein bisschen aufeinander aufgebaut. Das erste ist, da geht es generell um das Thema Ausbildung. Was ist eigentlich heute anders in der Ausbildung? Warum müssen wir Ausbildung anders machen? Was ist mit den anderen Generationen, mit den nachfolgenden Generationen? Was brauchen die eigentlich genau und worauf muss ich mich konzentrieren als Ausbilder?

Zweite Modul, da geht es um die Ausbildungsordnung, die ohnehin ja auch regelmäßig neu gestaltet wird. Also alle paar Jahre, ich bezweifle, dass das die Menschen wissen, auch wenn sie immer eine aktuelle Version im Unternehmen haben müssten, muss man sie ja dann auch noch lesen. Aber vor allem, was mache ich eigentlich mit dieser Ausbildungsordnung und wie gestalte ich zum Beispiel den betrieblichen Ausbildungsplan? Das ist ein ganz wichtiges Modul, weil das eben oft übersprungen wird. Also wie leite ich eigentlich die betrieblichen Anforderungen da ab und wie mache ich jetzt einen sinnvollen Ablauf? Also wir designen eigentlich die Ausbildung.

oder wir helfen dabei in dem Modul. Das nächste ist dann das Thema Lernziel, Lernzielbereiche. Wie formuliere ich überhaupt Lernziele? Wie plane ich denn so eine Leereinheit entsprechend dieser Lernziele? Das ist auch so ein Thema, das kennst du bestimmt auch aus deiner täglichen Arbeit. Mir fehlt häufig ein Ziel. Also ich werde für irgendwas angefragt. Machen Sie doch mal den Workshop oder dieses Training oder die Weiterbildung. Und dann frage ich oft, okay, und wozu? Warum? Wohin wollen wir denn damit gehen? Was soll denn erreicht werden?

Na, gucken mich alle mit großen Augen an. Du wirst es in der Ausbildung auch. Da wird nicht über Lernziele nachgedacht. Außer das große Lernziel am Ende, der soll jetzt ja eine Prüfung bestehen.

Dierk

Prüfungen auch ein tolles Thema.

Kristin

Ja, gruselig, genau, aber darauf läuft es hinaus und da geht es nicht um das Lernziel übrigens betriebliche Handlungsfähigkeit erreichen oder das wäre eigentlich das Hauptziel einer Ausbildung. Aber die Frage ist auch, dieses einzelne Lernziel, wenn ich jetzt, sagen wir mal, ich will Ihnen beibringen, wie man eine Pullover richtig zusammenlegt und es ins Regal packt. Theoretisch. Da steckt ja ein Lernziel hinter. Was genau ist denn das Lernziel? Was soll er denn erreicht haben? Was soll er gelernt haben am Ende dieser kleinen Lehr-Einheit? Und da braucht es richtige Formulierungen für so ein Lernziel. Smart, sage ich nur an der Stelle, aber da gibt es ja auch noch andere Methoden.

Dierk

Was ich interessant finde, dass diese Problematik, die du gerade beschrieben hast und die ich ja dann auch mit dem Thema Prüfung bei mir genauso eben wahrnehme, ist eben, warum mache ich das? Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Unternehmen Prüfungen haben wollen, mancher meine Wahrnehmung ist oder also Zertifizierungsprüfungen. Obwohl ich daran verdiene, empfehle ich es nicht zu machen, weil das allein schon eine ganz andere Stimmung in dem Training macht. Das Training ist das Gleiche quasi von den Inhalten. Aber die Frage ist das prüfungsrelevant, die entfällt, weil wir keine Prüfung machen. Also auch da finde ich interessant, dass diese Problematik, die ich sehe, auch an anderer Stelle vorliegt.

Was würdest du den Unternehmen empfehlen, wenn du jetzt, also ich sag immer man braucht die Prüfung nicht und die sagen aber wie können wir denn kontrollieren, ob die dabei sind und aufpassen? Was wäre deine Antwort?

Kristin

Ach, ich finde ja schon das Thema Kontrolle ganz schwierig. Da tue ich mich ja schon schwer. Warum muss ich das überhaupt kontrollieren? Also im besten Fall ist doch der Azubi oder der Teilnehmer in den Kursen von innen heraus so motiviert, dass er einfach Bock darauf hat, dass er Lust hat und das lernen will. Das heißt also, er braucht erst mal ein klares Ziel wieder vor Augen, wo er eigentlich selber damit hin will.

und was er damit erreichen will, dann bin ich ja schon mal selbst motiviert und dann habe ich auch Lust dazu und dann brauche ich auch nichts mehr kontrollieren, in dem Fall. Anders auch das Thema Motivation generell, wenn ich, also ich erlebe eben häufig auch im Weiterbildungskontext, dass Teilnehmende geschickt werden. Die sollen jetzt mal eine Schulung machen, dann werden die halt geschickt, die wissen gar nicht warum, sie wissen auch nicht, was sie lernen sollen und sie wissen auch nicht, wie groß der Gap ist zwischen dem, was sie können und was sie lernen sollen. Also all das wird vorher meistens nicht besprochen. Also in meinem Fall meine Blase 99 Prozent. So kommen die Teilnehmenden. Dass die dann kontrolliert werden müssen, weil sie auch schließlich geschickt wurden, dass sie das eigentlich lernen sollen, das kann ich verstehen. Aber wenn ein Teilnehmer zum Beispiel nach einem Feedback-Gespräch mit seiner Führungskraft weiß, oh, ich bin echt schon ganz gut in den und den und den Dingen, aber hier und da bin ich noch nicht gut genug oder da merke ich, dass ich immer wieder an meine Grenzen stoße. Ich hätte gerne dazu eine Weiterbildung oder ein Seminar, dann gehe ich doch ganz anders motiviert ran und da braucht mich meine Führungskraft auch nicht mehr kontrollieren, ob ich teilnehme. So. Und das ist das Gleiche in der Ausbildung.

Dierk

Richtig. Ja, und meine Antwort auf diese Fragen wäre im Prinzip zwei. Die erste direkt auf das, was du gerade gesagt hast.

Die Führungskraft, die jemanden hinschickt, sollte sich mindestens nachher Zeit nehmen und fragen, was da passiert ist. Nicht als Stopp, nicht was passiert ist, sondern was der oder diejenige gelernt hat, was sie mitgenommen hat, ob das hilfreich war und zwar auch nicht eben als Kontrolle. Ich will mal gucken, ob du da warst und ob du aufgepasst hast, sondern einfach was hast du daraus gelernt und das in den Dialog packen. Das ist das Mindeste, was ich empfehlen würde. Was ich an anderer Stelle häufiger empfehle, ist, dass das

noch einen schritt zurück häufig ist es ja auch ein jahresziel also in meiner branche wird viel mit jahreszielen gearbeitet und dann dann ist das jahresziel eine schulung zu besuchen wunderschön ja das ist ja eigentlich kein ziel das ist ja eine maßnahme weil eben nicht geklärt wird warum überhaupt und das wenn man da so einen kleinen ansatz bringt dann würde ich ihm empfehlen dass derjenige seinen kollegen seinen kolleginnen von dieser schulung berichtet also quasi repetiert, wiederholt und sagt, was ihm gefallen hat, was ihm nicht gefallen hat. Also im Prinzip fachliches und inhaltliches Wiedergeben und retrospektive Betrachtung. Das ist ja schon mal ein wichtiger Punkt, weil dann setzt man sich damit automatisch auseinander und man arbeitet es nochmal auf. Also das vielleicht so meine Erfahrung in dem Umfeld, dass man wirklich das Ergebnis der Schulung ist, nicht das Zertifikat oder dass das jemand da war, sondern dass der das wiedergeben kann, weitergeben kann und darüber reflektiert.

Kristin

Ja, und ausprobieren und anwenden darf und gleichzeitig Fehler machen darf. Also eine Führungskraft sollte sich nicht nur dafür interessieren, was gelernt wurde, sondern auch, wie sie unterstützen kann, dass das auch eingesetzt werden kann. Ich habe häufig die, ich sage jetzt mal, ja, wie sage ich es, stumpfe Erkenntnis am Ende von Trainings, dass die Teilnehmenden da sitzen und sagen, ja, das war echt alles ganz super und das würden wir auch alles gerne so umsetzen und das wäre auch echt großartig. Aber bei uns geht das nicht.

Da stimmt natürlich nur die Hälfte von, das ist mir schon klar, weil der Aufwand ist relativ groß, also sage ich erst mal, das geht nicht und so. Aber ja, wenn ich nicht begleitet werde dabei, das Neugelernte auszuprobieren und anzuwenden und vielleicht einfach mal sich jemanden dafür interessieren, sei, du warst jetzt beim Kurs XY, das ist ja cool, was machen wir jetzt damit und wie können wir das anwenden und kannst du uns das nicht nur erklären, sondern können wir jetzt vielleicht auch ein Projekt in die Richtung machen.

Oder kannst du hier als Experte fungieren und als Ansprechpartner fürs Unternehmen? Kannst du deinen anderen Kollegen mehr davon berichten und so weiter? Dann habe ich ja eine ganz andere, genau, eine ganz andere Motivation damit geschaffen. Ja.

Dierk

Ja, einer meiner am meist gelesensten Blogbeiträge ist, hat den Titel: „Ich wollte, wir könnten etwas davon umsetzen.“ Und das ist das Zitat eines Trainingsteilnehmers. Genau wie du auch gerade gesagt hast. Ich glaube, das Zitat ist auch schon acht Jahre alt, aber es gibt immer noch Menschen, die über diesen Blockbeitrag quasi stolpern und sagen, hey Dierk, das, was du da geschrieben hast, ist genau das, was wir eigentlich wollen. Wir wollen nicht eine stumpfsinnige Schulung, sondern wir wollen wirklich, dass da ein Training ist, was uns Wissen vermittelt, aber was uns einfach auch dann auf Zeit danach quasi vorbereitet, was uns praxisrelevantes, umsetzungsrelevantes Wissen vermittelt.

Kristin

Ja, die Ausbildung, um daran mal zurückzukommen, hat allerdings einen Vorteil gegenüber den Seminaren, von denen wir gerade sprechen. Die findet in der Regel ja am Arbeitsplatz statt und arbeitsplatzbegleitend, ganz häufig zumindest. Ganz wenige Sachen werden in so Schulungsräumen dann vermittelt für die Azubis. Die meisten Sachen finden am Arbeitsplatz statt und in der Regel ja auch im Kontext von der Umsetzung.

Da kommt jetzt ein Kunde in den Laden und ich soll jetzt die Retour anlegen in der Kasse und genau das wird mir in dem Moment vielleicht auch beigebracht. Das hat schon den Vorteil, dass es zumindest viel praxisnäher ist, als wenn wir in Schulungsräumen sitzen und erst mal über Theorie und Übung sprechen, als über Realität.

Das ist schon ein großer Vorteil, aber das heißt eben auch, dass ich eben nicht warte, bis der Kunde kommt, der irgendwann eine Retour hat und dann sage, ah super, das mache ich jetzt gleich mit meinem Azubi, losgelöst aus irgendwelchen Konzepten und wieder ohne irgendeine Methode, sondern nur weil es gerade passt zufällig. Aber genau, beide Seiten muss man sich halt angucken.

Die Idee wäre doch eher, und jetzt komme ich zum vierten Modul aus dieser Reihe, mir eine gute Ausbildungsmethode zu überlegen, wie bringe ich dem jetzt so eine Retour bei? Und zwar nicht, indem ich warte, bis der Kunde kommt und dann ich ihn ins kalte Wasser schmeiße, sondern eben, wie kann ich Auszubildenden zentriert, also gehirngerechtes Lernen einsetzen? Welche Methode macht dann Sinn? Wie kann ich das umsetzen, dass der das lernt? Und dann wenn er es gelernt hat, vielleicht auch noch ein-, zweimal geübt hat, dann ist er es in der Praxis anwenden und sagt, hey, guck mal, jetzt haben wir hier zwei Tage lang geübt, wie man es mit den Retouren macht, guck mal, zufällig kommt jetzt ein Kunde, dann probier doch mal, ob du das hinkriegst, ich stehe daneben, wenn du Hilfe brauchst, dann fragst du mich was als Beispiel.

Dierk

Ja, ja, okay. Ja, Modul 4 und was ich bei dem Modul 4 interessant finde, ist so der eine Punkt, wie man unterschiedliche Lehrjahre miteinander kombinieren kann, weil auch das finde ich eine interessante Idee. Wir trennen ja von Anfang an 1. Klasse, 2. Klasse, 3. Klasse

Früher in der Volksschule waren die teilweise alle zusammen. Es gibt sicherlich auch Nachteile, aber ich glaube, ein Vorteil war, dass man das einfach übergreifend gemacht hat und man lernt ja viel mehr durch das Erklären für andere, als es sich nur anzuhören. Kannst du dazu noch ein bisschen was sagen? Wie stark geht ihr darauf ein?

Kristin

Genau. Ja, genau. Lernen durch Lehren ist der eine Ansatz, ist eine Methode, die wichtig ist und die gut helfen kann. Und das macht ja Sinn. Also aus unterschiedlichen Gründen zum einen, weil es hier auch einen sozialen Grund hat. Also die Azubis vernetzen sich untereinander und stärken sich, unterstützen sich und begleiten sich. Das ist also das eine. Die haben ja eine ganz andere Nähe zueinander, alleine was Generation und Alter und ähnliches betrifft. Interessen, also warum die nicht schon direkt miteinander vernetzen.

Die anderen sind ja auch schon länger da, kennen vielleicht die Kultur, wissen, wo man hier am besten an welche Tür klopft, wenn man eine Frage hat und so. Also schon deshalb macht das Sinn. Aber eben auch aus dem Lernaspekt zu sagen, ich vermittel dir was, ich überleg mir mal eine Methode, wie ich dir dieses Thema oder jenes beibringen kann und hab damit ja mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Also ich gehe da schon stark drauf ein, weil auch alle meine Trainings und Workshops sind genauso gestaltet. Ich nutze immer die

Personen, die da sind. Was ich nämlich hasse, also ich persönlich bin kein Freund von Webinaren zum Beispiel. Ein Webinar, wo sich, weiß ich nicht, 25 Teilnehmer einschalten und alle zur selben Zeit am selben Ort, naja digital zumindest, aber zur selben Zeit zugeschaltet sind und jemand berieselt mich.

dann habe ich ja gar keinen Vorteil davon, dass da noch andere Menschen sind. Schlimm ist das noch, wenn das Gleiche dann auch noch in der Präsenz stattfindet, ich also im selben Raum sitzen muss wie alle anderen, aber auch nichts davon habe, dass neben mir noch 24 andere Menschen sitzen. Und ich finde, diesen Vorteil sollten wir doch nutzen. Und genau deshalb soziales Lernen, also wir lernen einfach besser, wenn wir gut eingebunden sind in eine Gesellschaft, in einen Kontext.

Und wenn ich dann also mit Menschen zusammenkomme, die mich unterstützen und begleiten, die mir helfen, dann habe ich doch noch viel mehr Spaß außerdem dabei und mein Lernerfolg ist einfach wesentlich größer. Deshalb macht es total Sinn, das alles miteinander zu kombinieren. Wenn ich schon unterschiedliche Lehrjahre da habe, manche Unternehmen bilden ja nur alle drei Jahre aus, dann gibt es immer nur ein Auszubildender, okay. Aber wenn ich mehrere da habe, macht es ja Sinn, die möglichst oft miteinander zusammenzubringen.

Dierk

Sehr schön. Gut, da hast du schon gesagt, Modul Nummer 4 war das. Gibt es noch weitere Module?

Kristin

Ja, es gibt acht insgesamt, genau. Das fünfte ist ein Thema, was ja, das ist natürlich wiederkehrend, aber für die Ausbildung ganz zentral und entscheidend, das ist vor allem Feedback. Also kombiniert mit dem Begriff Kommunikation, aber wir gehen ganz besonders auf das Thema Feedback ein, weil wir Feedback nutzen wollen, um Lernen zu ermöglichen, um mich zu entwickeln. Das ist ja auch, finde ich jedenfalls, die Idee hinter Feedback. Es geht mir nicht darum, irgendwie jemanden zu beurteilen, um ihm hinterher irgendeine Note zu geben oder ihm gar zu erzählen, was er alles schlecht gemacht hat, sondern Feedback dient ja eigentlich dazu, dass sich jemand entwickeln kann, weil er weiß, was sind meine Lernfelder, was muss ich vielleicht noch verändern, verbessern.

Und das ist aus meiner Sicht nicht richtig eingesetzt bisher im Entwicklungsprozess. Also Menschen, die Azubis Feedback geben können, machen das selten wertschätzend und selten mit dem Ziel, Förderung zu unterstützen oder Entwicklung zu unterstützen, sondern eben nur, um zu sagen, ja, das war jetzt ja aber nichts, das hast du ja hier Quatsch gemacht oder das war ja, das konntest du doch schon mal besser, wieso läuft das nicht? Das sind ja schon Dinge, wie man es häufig hört. Und das ist ein ganz wichtiges Modul aus meiner Sicht.

Dierk

würde ich jetzt auch sagen klar wir beide sind reflektiert und so weiter aber das hatte ich trotzdem auch für für sehr wichtig gerade weil das auch etwas ist was ich am am mit am überraschendsten fand es gibt noch ein weiteres modul was ich auch überraschend fand dass es eben drin ist aber da war ich auch überrascht dass es drin war aber natürlich nicht im sinne von wie kann das denn sein also absolut nachvollziehbar. Du hast ja schon gesagt, sie sind überfordert. Sie sind überfordert mit dem Thema Formulierung von Ausbildungszielen, Plänen und so weiter. Mit dem Thema überhaupt, was ist Ausbildung? Wie mache ich das im Jahre 2023, 2024, 2025, wie auch immer? Und dann eben solche Themen wie wertschätzende Kommunikation oder einfach, ob das mal Feedback geben, anstatt zu beurteilen oder zu kritisieren im Sinne von, das hast du falsch gemacht.

Kristin

Ja, das ist schön, dass du es grad noch mal ansprichst, weil ich genau möchte wirklich hier keinen Bashing betreiben. Ich möchte nicht über jemanden meckern im Sinne von, ich glaube, die sind alle zu blöd. Du hast völlig recht. Ich bin immer eher sowieso dem Menschen zugewandt und glaube, die allermeisten haben sich einfach noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es besser oder anders gehen könnte.

Wenige Menschen, die ich erlebe, im Lernprozess reflektieren so gut, sind selber nicht in der Lage, sich selbst zu analysieren oder sich zu beobachten und sich dann dadurch zu entwickeln. Genau, und die meisten sind einfach überfordert damit. Und viele, auf die ich schon getroffen bin, wünschen sich auch mehr Unterstützung. Also es ist noch nicht mal so, dass Ihnen das noch nicht mal aufgefallen ist, sondern auch da merken Sie schon, boah, ich kann mit den neuen Generationen nicht gut umgehen, ich weiß gar nicht, wie ich das am besten machen soll. Ich bin ehrlich gesagt wirklich überfordert. Hör ich auch.

Dierk

Ja, ja, und ich finde, wenn das in solchen, ich sag mal, überprüften und gut konzipierten Modulreihen, wie ihr sie habt, stattfindet, dann kann man das ja auch als Ausgangspunkt nehmen, um dann sich selber an anderer Stelle fortzubilden oder einzusteigen. Ich glaube, es gibt heute genug Möglichkeiten, sich kostenlos Wissen anzueignen.

nicht alles bei youtube ist schlecht sondern also jetzt mal um ein beispiel zu nennen sondern dass man das eben auch mensch ja stimmt ich müsste mich mal um wertschätzende kommunikation kümmern und dann weiß man wenn ihr die eurer teilnehmenden darauf vorbereitet habt wonach darauf sollte man achten wenn man sich eben kostenlose angebote privat noch mal anschaut

Oder eben, wenn man sich auch von der Firma etwas bezahlen lässt. Aber ich wollte damit eigentlich darauf hinweisen, dass das ein guter Einstieg ist in die eigene Weiterentwicklung. Weil, du hast es ja gesagt, nicht nur meckern, sondern auch aktiv sein. Und es gibt eben viele Möglichkeiten, sich selber mit dem Einsatz der privaten Arbeitszeit oder der privaten Lebenszeit kostenlos fortzubilden, sich zu entwickeln.

Kristin

Ja, genau. Ich finde auch, Entwicklung fängt ja bei mir selbst an und das ist etwas, was wir als Gesellschaft, glaube ich, noch ein bisschen lernen können, dass wir eben viel mehr auf uns schauen und schauen, was können wir eigentlich ändern, was können wir an uns entwickeln, wie können wir vorankommen. Und das ist ein guter Punkt und ich gebe dir völlig recht, es gibt so viele gute Möglichkeiten, sich heute weiterzubilden.

selbstständig, eigenverantwortlich und ganz oft auch kostenfrei. Und das braucht in Anführungsstrichen nur noch Zeit und natürlich den Willen, der ist mal vorausgesetzt. Ja, zu Recht.

Dierk

Ich habe YouTube gesagt, natürlich auch Podcast hören. Das sollte ich vielleicht an der Stelle, wo wir auch Podcasts hier aufnehmen, auch noch erwähnen. Aber ich meine, auch das merkt man ja, es gibt sehr viel mehr Podcasts und es werden auch immer mehr. Also trotzdem richtig. Aber wichtig eben auch, dass man da nicht auf Menschen reinfällt, ist vielleicht ein ganz gemeines Wort, aber dass man auf Qualität achtet, dass man sich nicht von irgendjemandem die Welt erklären lässt, sondern von jemandem, der die Welt auch verstanden hat.

Ich habe eben gesagt, das Modul 5 mit Feedback-Kommunikation war das, wo ich ein bisschen positiv überrascht war. Und jetzt kommt das andere Modul, wo ich am überraschtesten war, am positivsten überrascht war. Wie heißt das denn?

Kristin

Ja, da geht es um Konflikte. Konfliktmanagement, wie kann ich eigentlich als Ausbilderin Konflikte generell vorbeugen? Aber was kann ich auch tun und welche Verantwortung trage ich eigentlich, wenn Konflikte auftreten? Und wie gehe ich jetzt damit um? Wie kann ich dabei helfen, Konflikte zu lösen?

Ich mach mal ein paar Beispiele. Klar, können die Azubis untereinander in Konflikte raten. Das relativ schnell, gerade bei jungen Menschen, die noch nicht so ausgeprägt sind in ihrer persönlichen Entwicklung, kann das häufig vorkommen. Es kann natürlich auch zu Konflikten zwischen Auszubildenden und Ausbildungsbeauftragten kommen. Also bleiben wir beim Bereich Buchhaltung. Da sitzt jemand, hat 30 Jahre Berufserfahrung und geht vielleicht mit dem jungen Menschen anders um, als der es erwartet oder sich wünscht. Und schon kann es zu einem Konflikt kommen.

Also es gibt ja unendliche Möglichkeiten, das wissen wir alle. Konflikte sind auch was ganz Normales und gehören dazu und dienen sogar der Entwicklung, sind also ein ganz wichtiger Punkt. Auch wenn, und da mache ich jetzt die Klammer kurz auf, für mich Konflikte all die Jahre immer schwierig waren. Ich bin nicht gut oder kann nicht gut umgehen mit Konflikten. Mein Kopf weiß aber inzwischen, Konflikte sind eigentlich was Gutes. Ich habe da ganz viel selber an mir gearbeitet in den letzten ein, zwei Jahren, würde ich sagen.

Aber, und das merke ich eben, Ausbilderinnen sind häufig wieder überfordert, wissen gar nicht, wie sie mit so einem Konflikt umgehen sollen. Und dann höre ich solche Sätze wieder, sollen die doch draußen vor der Tür klären, aber hier ist schließlich Arbeitsplatz. Und wir wissen natürlich, Konflikte verschwinden ja nicht einfach, nur weil jemand sagt, hier ist dafür kein Platz. Also die gehen ja nicht weg und Konflikte werden eigentlich nur schlimmer.

Und jetzt machen wir noch einen kleinen Exkurs zum Thema psychische Gesundheit oder mentale Gesundheit. Wir wissen auch, Konflikte können sich relativ schnell auf mich als Mensch so auswirken, dass es mir immer schlechter geht, dass ich vielleicht krank werde davon, dass ich mich zurückziehe, dass ich aufhöre zu arbeiten oder ähnliches. Also da können ja ganz viel passieren, je nachdem, wie ich als Mensch mit dem Konflikt umgehe. Also die gehen nicht weg, ich muss die lösen.

In dem Modul soll es wirklich darum gehen, sich erstmal vor Augen zu führen, welche Verantwortung habe ich als Ausbilderin, wenn meine Azubis in irgendeinem Konflikt stecken und wie kann ich jetzt noch auch damit umgehen und wie kann ich vielleicht helfen. Und wir haben da deutlich hinterher geschrieben, Konfliktmanagement, Ausbilderin als Mediator in Fragezeichen, also Mediation wird ein Thema sein, denn, und das habe ich jetzt noch gar nicht erwähnt, meine Kollegin und ich, die Aenne Holz, die wir gerne auch mit verlinken können unter dem Podcast, mit der habe ich das ja zusammengestrickt. Die ist Mediatoren und ich mache gerade die Ausbildung zur Mediatoren und wir nehmen ganz viel aus unserer eigenen Ausbildung mit in dieses Modul und unterstützen dabei, wie man mit Konflikten gut umgehen kann.

Dierk

Deiner Selbstoffenbarung mit Konflikten noch da jetzt erst besser umgehen zu können, möchte ich beiflichten. Ich habe das auch erst lernen müssen. Für mich waren früher Konflikte auch etwas, wo es darum ging, dann der Sieger zu sein und dem anderen eins auszuwischen. Also alles Dinge, die auf der persönlichen und nicht konstruktiven Ebene laufen. Und wenn ich heute in den Unternehmen bin,

Dann lächle ich in mich hinein, wenn ich dort die Menschen sehe, die, was ich nicht sehe, 15, 20 Jahre jünger sind als ich jetzt, die machen die gleichen Fehler, die ich damals gemacht habe. Ich bin dann selten aufgerufen, trotz zu helfen, aber da, wo es geht, gebe ich mal so verzarte Hinweise, denn wie du es ja auch sagtest, es geht ja darum, diese Konflikte zielgerichtet und modern und psychologisch basiert zu lösen und nicht der Sieger eben zu sein. Das hilft nicht, weil der Verlierer wird nachtreten und dann ist der Konflikt wieder da und noch umso schlimmer.

Kristin

Ja, genau, das wird bei einem Sieger und Verlierer ist der Konflikt eigentlich gar nicht gelöst und darum sollte es gehen. Und ich glaube auch, wir dürfen alle den Menschen viel mehr in den Mittelpunkt stellen und zwar den Menschen mit all seinen Facetten und Bedürfnissen. Und da geht es eben auch darum, dass wir uns darum kümmern, dass jemand sich wohlfühlt, dass es jemandem gut geht, dass er auch psychisch stabil ist in diesem Unternehmen und ich weiterentwickeln kann, ganz wichtige Voraussetzungen und überhaupt gute Arbeiten. Und da gehören eben genau solche Themen dazu. Also mich hinzustellen, sagen ja, die sollen das draußen austragen, hier ist da kein Platz für, ist auf jeden Fall viel zu kurz gedacht, weil das führt eben nicht dazu, dass ich jemanden unterstütze, dabei sich zu entwickeln.

Kristin

Kleiner Exkurs, ich war das Gegenteil von dem, was du gerade beschrieben hast. Ich bin bis hierhin Konflikten eigentlich aus dem Weg gegangen, also komplett. Ich habe eher den Schwarz eingezogen, bin weggelaufen und habe gesagt, Konflikten, oh nee, will ich nichts mehr zu tun haben, habe ich Angst vor, auch weil ich stark überfordert war, damit überhaupt umzugehen. Also da gibt es ja ganz unterschiedliche Modelle von schwierig mit Konflikten umzugehen.

Dierk

wahrscheinlich sind wir aneinander geraten werden hätte ich gewonnen aber wir wären beide nicht glücklich geworden wahrscheinlich gut so das war das modul 6 modul 7 und 8 haben wir noch

Kristin

Ja, genau. Ja, Modul 7 nochmal auch ein ganz, ganz wichtiges Thema im sozialen Umgang. Hier geht es um Beurteilungen ganz allgemein. Also wie beurteile ich eigentlich zielgerichtet und lösungsorientiert. Ja, da geht es auch darum, dass ich irgendwie, ich muss beurteilen. Ich muss im Bereich der Ausbildung, es ist auch für mich wichtig zu beurteilen. Aber, und das eigentlich Entscheidende ist,

Der Azubi soll auch selber lernen, sich selbst zu beurteilen. Das heißt, er soll lernen, zu reflektieren. Er soll lernen, sich selbst ehrlich zu betrachten und offen damit umzugehen. Auch das ist ein Teil dieses Moduls. Gleichzeitig braucht es eben strukturierte und auch geplante Beurteilungsgespräche. Wie führe ich die eigentlich?

Da im Unterschied zu Feedback geht es mir wirklich um ein sehr ausführliches und umfassendes Gespräch, wo es wirklich um eine Beurteilung von der Probezeit geht oder vom ersten Lehrjahr oder so, dass ich wirklich mich hinsetze und mir ausreichend Zeit dafür nehme. Und das findet auch in der Praxis viel zu wenig statt und darf gern mehr Augenmerk bekommen. Und da ist wieder die Frage, da gibt es auch ein paar Beurteilungsfehler, die man machen kann dabei, wenn man sich dessen nicht bewusst ist und zwar wirklich unbewusst Fehler machen kann. Auch da wollen wir nochmal darauf hinweisen und sagen hier,

Was gibt es eigentlich auch zu beachten dabei? Genau.

Dierk

Ja, und welche Fehler kann man machen? Und das klingt für mich sehr, sehr praxisorientiert, weil natürlich, wenn ihr viel Wissen transportiert, dann ist es auch praktisch, das zu üben oder eben auch schon mal aufzuzeigen. Hey, das und das könnte falsch sein, weil das und das passiert. Und dann haltet ihr den Menschen ganz geschickt den Spiegel vor. Aber die werden sich wahrscheinlich ertappen, dann sagen Stimmt, so hätte ich auch reagiert.

Kristin

Und das ist ein guter Punkt, den du ansprichst, tatsächlich sind alle acht Module selbst das letzte. Und da geht es nämlich um die gesetzlichen Grundlagen. Meine Kollegin ist nämlich ganz stark im Arbeitsrecht auch unterwegs. Alle Module sind wirklich praxisorientiert aufgebaut. Wir werden keine PowerPoint-Präsentationen halten, wo wir irgendwie stundenlang referieren und vier Stunden online irgendwen berieseln, sondern es soll wirklich um das eigene Erleben und Erfahren gehen. Es soll darum gehen, sich auszutauschen.

Mit Übungen, mit Diskussionen, mit Reflektionen wird es ganz viel und vielfältig geben und wir werden auch natürlich verschiedene Ausbildungsmethoden anwenden und auch Tools einsetzen, auch digitale Tools einsetzen und zeigen, dass auch Weiterbildung digital wahnsinnig spannend und abwechslungsreich sein kann. Das ist uns beiden nämlich enorm wichtig, weil natürlich stelle ich mich nicht hin und sage,

Hey, Ausbildung ist langweilig und nicht motivierend, weil dröge und so, dann mache ich es ja selber möglichst auch anders. Und das ist mir nochmal wichtig, darauf hinzuweisen. Guter Punkt.

Dierk

Und das finde ich so super cool und so super interessant, deswegen habe ich auch gesagt, ich muss dich in meinen Podcast kriegen, auch so schnell. Den Termin haben wir innerhalb von zwei, drei Tagen, glaube ich, irgendwie festgemacht, weil ich gesagt habe, das musst du schnell wie möglich rüberkommen oder reinkommen, natürlich kann ich mich über Unternehmensformen unterhalten, Unternehmensentwicklung, Organisationsentwicklung, all diese Dinge, aber wenn ich das, was wir heute besprochen haben, nehme, dann fange ich ja quasi unten an der Basis an. Ich fange ja da an, wo ich auch glaube, wo wir in der Zukunft wiederum mehr darauf achten werden.

Ich glaube, dass wir alle feststellen, dass Studieren schön ist. Würde ich mich nicht ausnehmen, aber dass wir vielleicht doch in der Gesellschaft ein bisschen mehr auch wieder Wertschätzung für die Ausbildung haben sollten. Und dann sollte die Ausbildung bitteschön auch Lernmethoden, Didaktik und all das aufnehmen können. Deswegen finde ich das einen super coolen Ansatz und finde ich auch ein super cooles Gesamtkonzept.

Du hast ja gesagt, ihr macht das online und digital. Jetzt ist das Ganze eher, du kommst ja aus Hamburg, also ist er in Richtung Norddeutschland orientiert oder kann auch jemand aus Bayern das wahrnehmen?

Kristin

Sehr, sehr gern. Deswegen machen wir es online und digital, weil wir wollen wirklich niemanden ausschließen. Erstens, wir wollen natürlich auch, dass das Ganze praxisnah stattfinden kann, weil wenn ich erst irgendwie lange anreisen muss, einen ganzen Tag irgendwo verbringen muss, abends wieder nach Hause fahren muss, dann macht das Ganze irgendwie aufwendig und kompliziert und wir wissen, dass alle tatsächlich ja in ihrem eigentlichen Leben auch noch was anderes zu tun haben und arbeiten müssen. Von daher wollten wir es möglichst unkompliziert gestalten. Deshalb kann wirklich jeder und jede sich für diese Weiterbildung anmelden, egal wo sie sitzen. Das Wichtigste ist, man hat gute Bedingungen, um digital zu lernen. Und das möchte ich nochmal darauf hinweisen. Ich habe es ganz häufig in meinen digitalen Weiterbildungen eben weil ich so interaktiv gestalte, dann fällt es eben auf, dann kommen TeilnehmerInnen mit einem Smartphone rein und sitzen irgendwo, ich sag jetzt mal im Backoffice oder im Keller auf umgedrehten Kisten und wollen im Prinzip konsumieren, sich berieseln lassen.

Das hilft nicht für diese Weiterbildung. Es braucht also irgendwie einen ungestörten Ort, es braucht einen ruhigen Raum, es braucht ein Endgerät, mit dem ich arbeiten kann. Bestenfalls irgendein Computer oder Laptop oder ähnliches. Ein Tablet geht auch oft, allerdings auch nicht perfekt, ehrlich gesagt, weil es wirklich interaktiv ist. Man soll mitmachen, man soll sich austauschen, man soll mit anderen sprechen, man soll auch Dinge bedienen können. Und wenn ich ein Smartphone überlege, die sitzen dann mit so einem mini kleinen Display vor mir, können dann nicht lesen. Wenn ich irgendwas zeige oder ich teil auf meinem Bildschirm zeige irgendwas in der Praxis, dann sagen die, ja, das sehe ich aber nicht, es ist viel zu klein. Also das geht eben nicht. Man braucht schon eine kleine Voraussetzung, um an solchen Weiterbildungen teilzunehmen. Aber der Ort, das ist egal. Du kannst auch auf Mallorca im Urlaub sitzen, wenn du möchtest.

Dierk

Ja und nein, ich war gerade vor ein paar Tagen an Hamburger Elbstrand. Ich habe eine junge Dame beobachtet, die sich dann ihr Kleidchen ausgezogen hat, im Bikini zum Sonnen hingelegt hat und dann ihren Laptop rausgeholt hat und dann so mit spitzen Fingernägeln, sorry, ich greife jetzt richtig in die Kiste, aber es ist, ich habe es real gesehen, die hat dann so ein bisschen auf ihrem Laptop rumgetippt. Ich glaube nicht, dass die bei diesem grellen Sonnenschein wirklich produktiver. Ja, also vielleicht sozusagen, man kann das auf Mallorca machen, aber dann sollte man sich auf Mallorca in einen Raum setzen, der vielleicht Sonnen abgeschottet ist, damit man auf dem Bild schon was sehen kann und nicht abgelenkt wird. Das nur so als kleine Ergänzung.

Kristin

Ja, absolut. Und du brauchst auch einfach Ruhe. Wenn du reden sollst als Teilnehmender, weil du irgendwie gefragt wirst, in einer kleinen Gruppenübung irgendwas zu machen, dann macht es auch Sinn, wenn du dann nicht am Strand sitzt und alle mithören können oder so, sondern du sollst schon arbeiten. Aber genau, du kannst dich natürlich in dein Zimmer setzen oder irgendwo anders in einen ruhigen Raum. Ich glaube, überall auf der Welt gibt es inzwischen Co-Working Spaces, wo man sich auch für ein paar Stunden einmieten kann. Auch das wäre möglich, klar.

Das ist noch mal wichtig, aber vielleicht auch, um in der Praxis zu bleiben. Ich arbeite eben viel auch in Produktionsstätten. Da sitzen die Mitarbeitenden in Büros, wo mehrere Leute sind, wo es auch rein und raus geht, wo wirklich viel auch Hektik ist. Die sitzen da mit ihren Kopfhörern und sobald die irgendwas sagen wollen, wird es schon schwierig, weil der Hintergrund so laut ist und sie alle auch mithören und so. Das ist dann nicht mehr schön. Aber jetzt lange genug darauf rumgemeckert, man kann tatsächlich im Prinzip halt von überall teilnehmen. Und das war mir wichtig. Genau, wir wollen da möglichst Freiheiten bieten.

Dierk

Und das ist auch das, finde ich, was aus meiner Wahrnehmung die Menschen auch noch lernen können da draußen, dass digital, wie du auch gesagt hast, wie das das geht, dass man aber eben da so auch ein bisschen auf seine eigene, ich sag mal, Lernhygiene achten muss, dass man eben präsent ist und, und, und. Das Ganze, was ja entfällt, wenn ich in irgendeinen Raum gehe, dann ist der Raum dafür verantwortlich. Da bin ich dafür verantwortlich. Und wenn ich da mit der Erwartungshaltung reingehe, mich berieseln zu lassen, dann werden Menschen in deinen und häufig auch in meinen Seminaren eine Überraschung erleben, um es mal netter auszudrücken.

Kristin

Ja, ja, ich hatte mal jemanden, die wollte gerne nebenbei kochen und stand in der Küche, hatte das Laptop in die Küche gestellt und hat gedacht, ja, wenn ich wundern, wenn ich nicht immer zu sehen bin, ich schnippel nebenbei Kartoffeln. Die hatte ganz schön zu rudern, weil die musste so viel aktiv machen, dass sie schon irgendwann anfing, mit den Augen zu rollen, wo ich dachte, ja, okay, also entweder magst du hier mitmachen oder nicht, weil, wie gesagt, ich fordere Teilnehmende. Und das meine ich auch ganz deutlich als Drohung. Es ist anstrengend, bei mir teilzunehmen.

Dierk

Ja, ja. Ja, ja. Also vielleicht auch noch eine Anekdote aus meinem Bereich. Ich bin für die Bundeswehr an manchen Stellen tätig als Trainer. Das nennt sich Berufsförderungsdienst. Und an vielen Stellen kommen die Teilnehmenden zum ersten Mal mit mir oder bei meinen Trainings mit solchen Online Trainings in Berührung.

Und ich habe eigentlich regelmäßig mindestens einen dabei, der schon von Anfang an zeigt, dass er nur da sitzt, um dieses Zertifikat nachher zu bekommen. Das kann ich für die nachvollziehen, weil sie sich mit dem Zertifikat draußen bewerben wollen. Deswegen ist das für mich okay. Aber trotzdem weise ich sie darauf hin, dass das Zertifikat aus meiner Sicht eine Art Abfallprodukt ist. Sie müssen aufpassen. Sie dürfen aufpassen.

Und der saß dann diese drei Tage mit blanken Oberkörper auf seiner Terrasse oben, ja, so ganz bequem nach hinten gelehnt. Ich weiß nicht, wie er die Übungen, die bei mir ja auch dabei sind, wie er sie mitgemacht hat und wie seine Mitgruppen-Teilnehmer das gefunden haben, die das Feedback von ihm nachher war, dass das Ganze viel zu aktiv und viel zu fordernd war. Er hätte sich was anderes erwartet. Und dann habe ich ihm aber auch an der Stelle mein Feedback gegeben. Und das war nicht so wie er sich erwartet hatte vielleicht.

Kristin

Genau, das erlebe ich genauso, aber nochmal den Bogen auch zur Ausbildung geschlagen. Und das ist etwas, was ich eben doch, da muss ich immer selber schmunzeln. Ich habe genau solche Teilnehmenden bei mir auch in den Kursen, wenn ich in Weiterbildungen bin oder in-house Seminaren, die genauso sich verhalten und benehmen, also mit einer Konsumentenhaltung kommen, eine Erwartungshaltung haben, sie werden jetzt hier berieselt.

Und dann aber in der Ausbildung erwarten, dass die Ausgebildeten motiviert sind und mitmachen und Spaß bei der Sache haben. Schön, dachte ich. Ja, so kann man es fordern. Übrigens gilt das auch für Lehrer und Lehrerinnen, weil mit denen arbeite ich ja auch manchmal. Die sind schlimmer als ihre Schülerinnen. Ja, ja, genau. Natürlich.

Dierk

Stimmt, richtig. Finde den Fehler. Ja. Manchmal, manchmal meine tochter ausgenommen so spaß beiseite sehr schön gut wir haben jetzt schon ziemlich lange gesprochen die zeit ist wie im flug gefahren wie man das immer so schön sagt hast du zum abschluss noch irgendetwas was du den hörenden höherinnen mitgeben möchtest so eine art zusammenfassung oder was weiß ich auch immer so eine art schlusswort von dir

Kristin

Ja, du hast es eben schon gesagt und vorhin auch ganz zu Beginn, du hast nur ein Studium und das sage ich auch genauso immer selbst. Ich habe nämlich auch nur studiert und ich finde, das hat alles seine Berechtigung, sowohl als auch, aber ich möchte gerne nochmal wirklich ein Plädoyer dafür geben, zu sagen, hey, Ausbildung kann echt cool sein und toll sein und ist so viel wert und die duale Ausbildung in Deutschland ist eigentlich so eine coole Sache, weil man wirklich praxisnah lernt. In meinem Studium war es wahnsinnig theoretisch und weit weg von der Praxis. Und das ist etwas, was wir gerade in Ausbildung ja wirklich als Vorteil haben. Und wir dürfen, glaube ich, alle noch viel mehr Zeit, Geld und Leidenschaft investieren, darin Menschen zu entwickeln und auszubilden. Und das meine ich nicht nur mit jungen Menschen, auch die natürlich, aber auch eben Menschen, die vielleicht aus anderen Ländern zu uns gekommen sind oder einen anderen Bildungsweg bis hierhin hatten, auch da noch mal ein bisschen um die Ecke zu denken, sagen, hey, wenn jemand Lust hat, sich bei uns zu entwickeln, wir bilden ihn aus, wir investieren in diesen Menschen und entwickeln ihn unter sie und helfen dem Menschen, sich weiterzuentwickeln und für uns in der Branche eine Fachkraft zu werden. Und das ist das Entscheidende. Wir reden immer alle vom Fachkräftemangel, wenn wir aber nicht selber ausbilden und nichts dagegen tun.

zum Beispiel, dann wird es eben auch nicht sich verbessern. Und deshalb müssen wir und sollen wir und dürfen wir bitte, bitte, bitte, und da mag ich echt nochmal deutlich mit Nachdruck sagen, mehr in Ausbildung investieren.

Dierk

mehr und besser. Vielen Dank, Kristin. Denn das war jetzt die 32. Episode. Ich freue mich auf deine Fragen, freue mich auf eure Fragen und euer Feedback. Ihr könnt Kommentare unter die Episode schreiben. Die wird bei mir auch transkribiert auf der Webseite veröffentlicht. Den Link findest du in den Show Notes. Da findest du auch eine Menge anderer Links, auch auf das LinkedIn-Profil von Kristin, unter anderem auch auf das von Anne.

Und vielleicht hast du ja als Hörerinnen Fragen, die ich klären kann, Themen, die ich klären kann. Insofern raus damit. Meldet euch bei mir. Ganz wie der Untertitel verspricht. Kleine Nadelstiche für ein lebendiges und erfolgreiches Business. Danke, Kristin.

Kristin

Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

Logo Dierk Söllner