Digital Detox - Zwei Generationen im Gespräch

Zusammenfassung
In dieser Episode spreche ich mit meiner Tochter Henrike über „Digital Detox“. Wir beleuchten das Thema aus zwei Generationenperspektiven, diskutieren den bewussten Verzicht auf digitale Medien u.a. zur Stressreduktion und für ein bewussteres Leben. Henrike teilt ihre Erfahrungen mit einer Social-Media-Challenge im Januar und ich erläutere meinen Ansatz, inspiriert durch die Rauhnächte und das Buch „Atomic Habits“. Wir erörtern, was Digital Detox bedeutet, und betonen, dass es keine einheitliche Definition gibt, sondern vielmehr darum geht, ein Gleichgewicht zur ständigen digitalen Erreichbarkeit zu finden. Uns hat der Austausch zwischen den zwei Generationen sehr viel Spaß und Einblicke gebracht. Lass Dich von unserem Gespräch inspirieren und entdecke, wie Du ein gesünderes Gleichgewicht zwischen digitaler Welt und analogem Leben finden kannst, denn das ist unser beider persönliches Ziel bei „Digital Detox“.
Transkript der Episode
Dierk
Hallo und herzlich willkommen zur 40. Episode mit dem Titel Digital Detox – Zwei Generationen im Gespräch. Ich freue mich auf dieses Gespräch und meinen Gast Henrike Leefken. Das wird heute eine etwas andere Podcast Episode als sonst. Und ich freue mich heute ganz besonders auf das öffentliche Gespräch und bin auch etwas aufgeregt, denn zu Gast ist meine jüngste Tochter Henrike und daraus leiten wir natürlich die zwei Generationen im Titel ab.
Diese Episode wird noch etwas anders, aus einem anderen Grund anders, weil wir beide eher in einem Gespräch und intensiven Austausch stehen. Das heißt, mein Redeanteil wird heute etwas höher sein als sonst. Und wen das Thema Digital Detox interessiert, wir werden noch eine zweite Folge, eine Art Fortsetzung zu diesem Thema aufnehmen, und zwar im Podcast Selfie Time, gehostet von Henrike selbst. Die Verlinkung kommt dann natürlich auch wieder in die Show Notes. Gut, also, ich bin aufgeregt, ich stelle mal meine Tochter vor.
Henrike Leefken ist eine engagierte Physiotherapeutin und PhysioCoach. Sie begann ihre berufliche Laufbahn mit einem dualen Studium an der Universitätsmedizin Göttingen. Dort schloss sie erfolgreich ihr Staatsexamen zur Physiotherapeutin sowie einen Bachelor im Bereich Therapiewissenschaften ab.
Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie zunächst im Bereich der Innere Medizin an der UMG, insbesondere in der Intensivmedizin. Diese Zeit prägte sie nachhaltig, da sie viele bewegende Geschichten ihrer Schicksale und Schicksale ihrer Patientinnen miterlebte.
Heute ist Henrike beim ASC Göttingen tätig, wo sie sowohl in der Physiotherapie als auch im Gesundheitssport aktiv ist. Durch verschiedene Weiterbildungen, unter anderem als Physio-Coach, hat sie ihre Leidenschaft für Persönlichkeitsentwicklung mit ihrem Beruf verbunden und eine freiberufliche Tätigkeit aufgebaut. Ihre Mission ist es, Patientinnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, damit sie langfristig ein beschwerdefreies und glückliches Leben führen können. Neben ihrer praktischen Arbeit bietet Henrike Fortbildungen an der Universitätsmedizin Göttingen an.
Ziel dieser Kurse ist es, Gesundheitsfachpersonen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Patientinnen im Klinikalltag zu mehr Eigenverantwortung zu verhelfen. Darüber hinaus führt sie Stress- und Resilienztrainings für Unternehmen durch. Dabei hebt sie sich durch ihren physiotherapeutischen Hintergrund hervor, indem sie Körper und Geist als Einheit betrachtet und diese Perspektive in ihre Arbeit integriert. Sie sagt selbst über ihre Arbeit: „Der Mensch mit seinen ganz individuellen Zielen, Wünschen und Bedürfnissen steht für mich im Vordergrund der Therapie und des Codechecks, nicht die Diagnose.“ Hallo Henrike, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei deiner Vorstellung irgendetwas vergessen?
Henrike
Vielen Dank für die Einladung. Schön, dass ich bei deinem Podcast dabei sein darf. Das ist wie schon gesagt ganz besonders. Heute hier Vater, Tochter. Ich bin auch schon ganz gespannt und du hast nichts vergessen. Vielen Dank.
Dierk
Sehr gut. Du kennst es, Henrike, meinen Gästen stelle ich zu Beginn zum Einchecken immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akupunktur dieses Podcast gehört hast?
Henrike
Was ich beim allerersten Mal gedacht habe, kann ich so konkret gar nicht sagen. Aber ja, wie du sagst, ich habe schon das eine oder andere Mal in den Podcast reingehört. Und was mir bei den Antworten vor allem aufgefallen ist, ist, dass häufig Vermutungen angestellt wurden, was Akupunktur denn überhaupt ist und wie es wohl wirkt. Und diese Vermutungen wurden dann ja auf den Bereich Business angewandt. Da heute ja mal jemand aus dem Gesundheitswesen hier ist, und zwar ich, dachte ich, bringe ich mal ein bisschen Licht ins Dunkle, was Akupunktur oder die Wirkweise überhaupt ist.
Akupunktur kommt ja aus der traditionellen chinesischen Medizin und es soll um das Qi gehen, also die Lebensenergie sozusagen, die wieder in den Fluss gebracht werden soll. Das heißt, diese Lebensenergie, fließt in Meridianen, in Bahnen, in unserem Körper und, wenn die nicht gut fließen, dann haben wir auch Störungen in der Funktion der Organe. Und bei der Akupunktur werden eben Punkte auf diesen Bahnen mit feinen Nadeln gestochen, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu stärken und eben diese Bahn wieder in Fluss zu bringen. Und ich finde, genau dieser letzte Satz beinhaltet eigentlich schon ganz viel, was du, denke ich, mit deinem Podcast erreichen willst. Und zwar durch Themen, durch Anregungen und auch manchmal vielleicht kontroverse Gespräche, eben so kleine Nadelstiche zu setzen, um dann Dinge wieder in Fluss zu bringen. Und vor allem, und das finde ich mit am wichtigsten, eben das Selbstdenken. Also bei der Akupunktur ist es ja die Selbstheilung des Körpers. In dem Fall jetzt hier das Selbstdenken und auch das selbst Hinterfragen deiner Zuhörenden anzuregen. Und ja, ich hoffe, das werden wir hier heute auch tun mit unserem Thema.
Dierk
Ja, das glaube ich auch. Ich könnte auch sagen, ich bin davon überzeugt. Wir haben natürlich ein Thema, was nichts mit der Business-Akupunktur zu tun hat, was aber glaube ich schon dem Business helfen kann oder Menschen, die im Business tätig sind. Ich habe Rezensionen oder Hinweise zu meinem Podcast gelesen, das waren alles Menschen, die den Podcast hören und ihn als sehr allgemein empfinden und zwar im positiven Sinne allgemein zum Thema Arbeitsorganisation. Und ich glaube also auch, dass man das, was wir heute ja versuchen, rüber zu bringen, als Vater-Tochter-Gespräch zum Thema Digital Detox, dass wir das auch den Menschen näherbringen können, die sozusagen nur in Anführungsstrichen beruflich zuhören oder aus der beruflichen Perspektive.
Vielleicht bevor wir starten, noch ein kleiner Disclaimer zu Beginn. Wir wollen hier weder missionieren noch in Schubladen stecken. Wir wollen nicht bekehren und auf gar keinen Fall technikfeindlich sein. Also wir wollen hier das Thema einfach aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Das Thema heißt ja Digital Detox. Das klären wir gleich noch. Und vielleicht auch noch ein zweiter Teil. Falls wir auf Technik und Apps zu sprechen kommen, wir sind beide Apple Nutzer. Das heißt, wir kennen uns auch nur dort wirklich gut aus. Also all das, was wir sagen oder eventuell sagen zum Thema Technik, ist immer auf Apple gezogen.
Dann würde ich sagen, lasst uns einfach mal starten. Lass uns erst mal erklären oder klären, wie es zu dieser Episode gekommen ist und wie wir beide zum Thema Digital Detox gekommen sind. Wie wir das Ganze so ein bisschen gestartet haben von uns aus.
Henrike
Ja, total gerne. Also ich glaube, das war eher ein Zufall, dass das so für uns beide Thema geworden ist, vor allem ja Anfang dieses Jahres. Bei mir kam das Ende letzten Jahres so, ich glaube, tatsächlich exakt am 31.12., wo ich mit meinem Mann ein Jahresabschluss- bzw. vor allem ein Jahresvisionsgespräch gemacht habe. Also wir haben so ein bisschen das Jahr 2024 Revue passieren lassen, aber vor allem geguckt, okay, was wollen wir in 2025 erreichen? Was haben wir für Visionen? Und ein Thema war halt eben das Thema Handynutzung. Und bei uns war es tatsächlich vor allem Handynutzung, also Tablet, Computer war da erstmal ausgeschlossen. Sondern es ging ums Handy vornehmlich und vor allem das Handy als eben unnötiger Zeitfresser und als Ablenkungsfaktor.
Und ja, daraus ist dann irgendwie so eine Challenge entstanden, ja, für uns beide. Deswegen sagten wir, okay, der Januar, tatsächlich vom 1.1. bis zum 31.1. wird Digital Detox sein. Und in meinem Fall war das YouTube und Instagram. Das fiel für mich darunter, weil das für mich so meine Hauptzeitfresser sind, vor allem tatsächlich Instagram. YouTube nutze ich eigentlich gar nicht so viel, aber das gehörte für mich dann einfach mit dazu, dass ich dann beide direkt gelöscht habe.
Und so sind wir dann quasi ins neue Jahr, in den Januar gestartet. Und ja, dann habe ich euch, also dir und Mama das erzählt. Und dann sagtest du witzigerweise, ohne dass wir das vorher abgesprochen oder generell mal darüber gesprochen haben, sagtest du, ja, du würdest auch Digital Detox machen. Und ja, ich weiß aber tatsächlich gar nicht, wie es bei dir kam. Vielleicht magst du das auch mal erzählen.
Dierk
Ja, vielleicht für die, die jetzt schon sich wundern. Digitale Detox, darüber sprechen wir auch noch. Was ist das überhaupt? Das kommt gleich. Wir wollen erst mal so ein bisschen aufklären. Wie ist es denn dazu gekommen, dass Vater und Tochter hier sich quasi über dieses Thema unterhalten? Und richtig. Also ich habe das damals, glaube ich, gar nicht so genannt, wenn ich mich recht zurückentsinne. Bei mir ist das so ein bisschen aus einem ähnlichen Punkt entstanden. Ich habe mich nämlich zwischen den Jahren einerseits wieder mal gemeinsam mit meiner Frau sehr intensiv mit den Rauhnächten beschäftigt. Das ist so der eine Punkt. Und für die, die die Rauhnächte nicht kennen, das sind die zwölf mystischen Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Und die traditionelle Zeit zwischen den Jahren, so werden sie immer bezeichnet. Und in unserer modernen westlichen Welt werden sie vor allem als Periode der Selbstreflektion und der spirituellen Ergänzung oder Erneuerung genutzt.
Man kann zum Beispiel auch, wenn man so etwas macht, Wohnräume räuchern zur energetischen Reinigung. Das machen wir eher selten. Man kann meditieren zur inneren Einkehr. Man kann Traumtagebücher führen und meine Frau und ich nutzen diese Zeit besonders für unsere persönliche Entwicklung, für den Austausch und für das Setzen von Zielen fürs neue Jahr. Und vielleicht gar nicht mal so Ziele, das wollen wir erreichen, sondern Ziel im Sinne von, dass man das in einer Art Nordstern für sich beschreibt, auch gemeinsam natürlich darüber spricht. Und wir kombinieren diese traditionellen Elemente auch mit modernen spirituellen Ansätzen, zum Beispiel dass wir Orakelkarten dazu nutzen.
Das war die eine Seite. Und die andere Seite, und das werden wir heute noch öfters hören, da werde ich auch ein bisschen darauf Bezug nehmen, habe ich zu Weihnachten das Buch von James Clear geschenkt bekommen. Atomic Habits. Tiny Changes Remarkable Results. Und das heißt im Deutschen die 1% Methode. Und das finde ich sehr schlecht übersetzt. Also Atomic Habits finde ich viel besser.
Aber vielleicht brauchen wir Deutschen auch immer etwas wie Methode und Vorgehen und wie auch immer. Die 1% Methode zeigt, wie kleine tägliche Veränderungen zu großen Erfolgen führen können. Es wird von vier Phasen gesprochen, den Auslösereiz, Verlangen, Reaktionen, Belohnung, da kommen wir auch noch zu. Dadurch können neue Gewohnheiten etabliert werden. Und das war für mich so der Punkt, Mensch, denk doch mal drüber nach.
Und rein rechnerisch, laut dem Buch, führt eine tägliche Verbesserung von 1% rechnerisch über ein Jahr zu einer 37-fachen Steigerung. Also Wahnsinn. Das ist natürlich erst mal nur rechnerisch.
Und interessant finde ich bei dieser Methode, dass sie auf Erkenntnissen basiert aus Biologie, Psychologie und Neurowissenschaften. Und ich finde das Buch sehr gut geschrieben, also klare Leseempfehlung. Und da kommt wirklich auch ein Link in die Show Notes. So, und diese beiden Dinge haben mich irgendwie unterstützt, mein Handykonsum zu reflektieren. Und was dabei herausgekommen ist, das werden wir heute besprechen. Und insofern, wir haben ja auch gesagt, Digital Detox. Was ist das überhaupt? Magst du das vielleicht mal ein bisschen erklären, was du darunter verstehst oder was man darunter verstehen könnte?
Henrike
Ja, ich glaube, was so der Volksmund drunter versteht und was es vielleicht wirklich, wie es definiert ist oder wie es jeder Einzelne für sich definiert, das ist eine ganz, ganz große Spanne. Ich werde die mal so ein bisschen aufmachen und vorweg einmal direkt nehmen, es gibt gar keine einheitliche Definition. Das hat meine Recherche ergeben, fand ich auch total spannend, dass es die nicht gibt, weil ja, es ist eben, es ist ja auch eine Art Modeerscheinung, es ist „in“, dass man Digital Detox macht, was ich total gut finde, dass es „in“ ist. Da komme ich auch gleich noch zu.
Aber es gibt eben keine einheitliche Definition, was es, nur mal so am Rande, übrigens auch schwierig macht, da gute wissenschaftliche Studien zu dem Thema zu machen, was ich eben auch spannend fand. Weil ja, meistens braucht es ja eine einheitliche Definition, um da eben auch eine gute Vergleichbarkeit zu schaffen. Und die gibt es eben nicht. Ja, Digital Detox bezeichnet im Allgemeinen aber den bewussten Verzicht eben auf digitale Geräte wie Smartphone, Computer, aber auch, und so habe ich es für mich definiert, der Verzicht auf soziale Medien und für einen bestimmten Zeitraum. Ziel ist es vor allem, dass man Stress reduziert, die mentale Gesundheit fördert und sich vor allem eben wieder, und das finde ich auch einen total wichtigen Aspekt, sich wieder auf analoge Aktivitäten oder auch soziale Interaktionen, sich darauf wieder besser zu konzentrieren.
Und das, was ich eben mit Modeerscheinung schon meinte, das ist eben die Gegenbewegung zu dieser ständigen Erreichbarkeit und dieser Reizüberflutung, die wir ja doch heutzutage durch die sowohl sozialen Medien als auch durch die digitalen Geräte einfach haben.
Und genau, was ich zur Dauer ganz spannend fand, also da wurden dann auch, als ich nach der Definition recherchiert habe, wurden dann eben auch Tipps gegeben für die ideale Dauer eines Digital Detox, wo wir uns ja wahrscheinlich, also ich denke du auch nicht vorher drüber Gedanken gemacht haben, was da so eine ideale Dauer ist, wir haben das ja für uns definiert, was wir glauben, was uns gut tut, kann tatsächlich von einer Stunde bis zu einem Monat reichen. Und für EinsteigerInnen ist es tatsächlich besser, mit kurzen Phasen zu starten, also mal einen Nachmittag, Digital Detox zu machen oder eben ein Wochenende. Und ja, also dementsprechend haben, also ich für mich, hab ja direkt einen Monat mir vorgenommen, hab da scheinbar direkt sehr herausfordernd gestartet. Wir kommen ja gleich noch dazu, wie die Erfahrung so war.
Genau, aber das ist eben so die Definition. Ich für mich, wie gesagt, habe ja nicht komplett auf die digitalen Geräte verzichtet. Du hattest ja als Disclaimer auch schon gesagt, es geht auch nicht hier irgendwie um Technikverruf oder ähnliches. Und ich glaube, deswegen hätte ich auch gar nicht komplett auf digitale Geräte verzichten können. Sowohl beruflich als auch privat. Die Dinge sind ja auch einfach für die Kommunikation wichtig. Dementsprechend, genau, war das bei mir dann eher der bewusste Verzicht auf die sozialen Medien.
Genau. Ja, jetzt habe ich ja eben schon ein bisschen über Ziele gesprochen, also Stress reduzieren, vielleicht auch die mentale Gesundheit fördern, was ich natürlich auch aus meinen Bereichen heraus einen super wichtigen Aspekt finde. Vielleicht magst du ja mal erzählen, was denn dein konkretes Ziel überhaupt dahinter war, also warum hast du Digital Detox überhaupt angefangen/gemacht?
Dierk
Bevor ich darauf eingehe, würde ich ganz kurz nochmal sagen, mir ist bei dem, was du eben so gesagt hast, eingefallen, dass genau das Punkte sind, die jeden unserer Zuhörenden aus dem Business betreffen. Man ist ja auch bei der Arbeit in dem Sinne erreichbar.
Und das muss noch nicht mal per Handy sein. Also wir beide haben es auf das Handy bezogen, auf das Smartphone bezogen. Aber Menschen, die einen ganzen Tag über Teams oder über andere Wege erreichbar sind oder erreichbar sein sollten oder müssten, für die betrifft das auch. Also insofern glaube ich schon, dass wir ein paar Ideen wiedergeben können. Vor allen Dingen das, wie wir es gemacht haben, warum wir es gemacht haben. Und das natürlich aus der Sicht von zwei unterschiedlichen Generationen.
Wobei, die Frage ist ja, war es unterschiedlich, aber das sehen wir dann noch. Du hast mich gefragt, mögliche Ziele. Mein konkretes Ziel, warum ich das gemacht habe, war, dass ich das Gefühl hatte, dass ich zu viel mein Smartphone nutze. Und das fällt auch noch eine kleine Einschränkung für mich betrachtet oder ich habe das rein auf das Thema Smartphone betrachtet. Ich habe nicht gesagt, dass ich keinen Computer mehr nutzen will oder andere Dinge. Ich habe das rein auf mein Smartphone bezogen und habe dann eben den Eindruck gehabt, ich nutze es zu viel und vor allen Dingen, ich nutze es sinnlos. Und das ist auch der Unterschied vielleicht zu Menschen in der Firma, die würden vielleicht auch sagen, naja, manche Meetings sind sinnlos, aber diese Frage stellt sich manchmal vielleicht gar nicht wenn der Chef dabei ist also für mich sind nur so Nutzung, rum daddeln, wie man das auch so sagt, wie das viele von den Hörenden kennen also einerseits Zeitverschwendung, die wollte ich abbauen und was für mich fast noch viel wichtiger war, was mich gestört hat, war, dass ich mit meiner Handynutzung aus der realen Welt quasi abgetaucht bin in eine eigene Blase. Also ich war nicht mehr da. Ich bin aus Gesprächen quasi weggegangen. Also nicht, dass ich Gespräche aktiv verlassen habe. Aber wenn man so in einer großen Gruppe sitzt oder in einer Gruppe sitzt und dann ist einer am Smartphone oder ich war Smartphone. Ich bin weggegangen aus Gesprächen. Ich war abwesend und ich habe den realen Menschen keine Aufmerksamkeit mehr entgegengebracht. Und das hat mich gestört. Und wenn ich jetzt das Ziel positiv formuliere, sollte man ja machen, dann würde ich sagen, ich wollte mehr in der Realität sein, ich wollte einen klaren Verstand nutzen und wollte aufmerksam sein und vor allen Dingen, ich wollte mich auf das Hier und Jetzt fokussieren.
Henrike
Ja, total wichtig. Und es ist ja auch das, was schon in der Definition auch durchkam, dass man sich wieder mehr auf die, wie du sagst, reale Welt, auf analoge Tätigkeiten, auf so reale Aktivitäten wieder fokussiert. Und beim Thema, ich klinke mich aus dem Gespräch aus, ich finde, das beginnt schon beim, das Handy liegt auf dem Tisch. Das ist ja dieser Klassiker. Man kommt, sei es auch im Restaurant oder man kommt bei Gästen an.
Man legt direkt, zack, das Smartphone einmal auf den Tisch, manche drehen es noch um, so unter dem Motto, na ja, es ist umgedreht, ich gucke nicht drauf, aber man macht es doch, man dreht es um, man guckt natürlich, es leuchtet vielleicht nicht auf. Aber ich finde, sich einreden zu wollen, weil es jetzt umgedreht auf dem Tisch liegt, würde man nicht weniger, wie du sagst, aus dem Gespräch austreten durch das Handy, braucht man sich eigentlich nichts vormachen. Also das finde ich total wichtig, ein Aspekt da eben, ja, auch mehr in der Realität zu sein, indem einfach die Handynutzung dort reduziert ist.
Jetzt wolltest du mich aber, glaube ich, gerade was fragen.
Dierk
Ja, was war denn dein Ziel? Wir wollen in den Dialog gehen, in den Generationendialog.
Henrike
Ja, mein Ziel, also mein Hauptziel war, tatsächlich wie bei dir, die Zeitverschwendung zu reduzieren und vor allem, wie du auch sagst, eben durch dieses Sinnlose am Handy sein. Ich hatte das vorhin schon angedeutet. Gerade als Kommunikationsmittel finde ich das Smartphone total wichtig. Und mir ist Kommunikation auch total wichtig, erst recht mit auch Menschen, die man vielleicht nicht so oft sieht, die vielleicht weiter weg wohnen. Da finde ich es einfach goldwert, dass wir diese Möglichkeit haben. Aber wie du sagst, so dieses sinnlose Herumgescrolle, so habe ich es genannt, statt daddeln, weil es bei mir sich ja tatsächlich so auf soziale Medien bezog. Und ich nehme diesen Begriff jetzt tatsächlich im Mund auch zur Suchtbekämpfung, weil dieses ständige auf eine App, bei mir zum Beispiel Instagram klicken, ohne dass man das eigentlich gerade nutzen wollte, das ist für mich schon eine Art Suchtfaktor. Und das habe ich tatsächlich bei mir bemerkt, genau, habe ich bei mir bemerkt, ich habe es so gemacht, dass ich anstelle der Instagram-App, die ich ja tatsächlich wirklich gelöscht habe, habe ich mal meine To-Do-Listen-App platziert auf dem Handy. Und es war super spannend zu sehen in den ersten Tagen, wie oft ich auf diese To-Do-Liste geklickt habe, ohne dass ich sie wirklich öffnen wollte, was mir einfach gezeigt hat, okay, es ist so automatisiert, man schließt beispielsweise WhatsApp als Kommunikationsmittel, man schließt diese App und der Daumen geht automatisch auf Instagram drauf, in dem Fall dann auf meine To-do-Liste. Und das fand ich ganz spannend und das hat dann aber echt nach ein paar Tagen aufgehört, weil mein Hirn einfach verstanden hat, okay, hier gibt es nichts zu holen außer eine To-do-Liste. Aber das ist ja wirklich diese Sucht nach diesen ständigen Reizen, genau, das war ja vorhin das Thema mit der Reizüberflutung, einfach immer wieder noch mehr, noch mehr, noch schneller, man scrollt weiter und nächstes Video und man guckt die Dinge gar nicht mehr zu Ende, weil die Aufmerksamkeitsspanne so vermindert ist, dass man einfach, ja, wie gesagt, die Dinge nicht zu Ende guckt. Und das, fand ich, war für mich auch so ein Hauptziel. Einfach wieder, wie du sagst, im Hier und Jetzt zu sein. Das Gehirn, neurobiologisch, braucht auch mal Langeweile. Das ist so wichtig, dass wir auch mal so den Blick in die Weite haben, auch einfach mal Langeweile verspüren. Und ich glaube, gerade im Business-Kontext, weil du da ja immer wieder so drauf zurück lenkst, was ich auch total wichtig finde, gerade im Business-Kontext auch, mal nicht auf den Bildschirm zu gucken. Und wir haben dann drei Taps offen, am besten noch einen Splitscreen, noch einen zweiten Bildschirm daneben und rechts blinkt dann noch das Handy auf. Das ist so viel für das Gehirn, da einfach mal sich rauszunehmen, ist, glaube ich, so wichtig. Und um da auf mein Hauptziel zurückzukommen, da einfach sozusagen nicht mehr so viel Zeit in diesen sinnlosen Medien zu verbringen.
Gab es denn bei deiner Umsetzung Unterschiede jetzt zu meiner? Ich habe ja gerade schon gesagt, wie ich das quasi umgesetzt habe, dass ich halt die Apps zum Beispiel ausgetauscht habe. Du hast vorhin schon gesagt, dass du vor allem einfach weniger Zeit generell an deinem Smartphone verbringen wolltest. Hattest du irgendwelche Strategien, die wir vielleicht auch den Zuhörenden mitgeben können, wie du das umgesetzt hast?
Dierk
Ja, also ich denke, also wir wollen ja auch ein bisschen berichten, was wir gemacht haben und unterschiedliche Ansätze, weil für mich war ganz wichtig, dass ich das Ganze ja nicht einfach nur so machen wollte, weil ich bei mir bemerkt habe, dass ich da ein bisschen mehr was in die Vorarbeit leisten möchte und deswegen das Buch von James Clear.
Der hat nämlich die vier Phasen der Gewohnheitsbildung in seinem Buch beschrieben. Und diese vier Phasen der Gewohnheitsbildung, es ist ja eine Gewöhnung. Wir gewöhnen uns das hier an und wir wollen uns ja abgewöhnen. Und diese vier Phasen, wenn man die ganz kurz erklärt, zum Beispiel, ich möchte jeden Morgen joggen gehen. Also ich komme nachher noch dazu, ob das ein gutes Ziel ist, aber das ist einfach nur, um das zu erklären und zu beschreiben. Also ich will jeden Morgen joggen gehen.
Das ist ja für manche schon eine Herausforderung, also für mich auch im Übrigen. Also es gibt einen Auslösereiz. Ich starte also damit, dass ich mir jeden Abend die Laufkleidung neben das Bett lege und dann weiß ich ganz genau am nächsten Morgen, ich stehe auf, ach ja, du wolltest ja laufen. Also das triggert mich, das ist ein visueller Trigger für mich, dass ich ja laufen will. Und dann kommt der zweite Schritt und das ist vielleicht schon für viele dann die Schwierigkeit, dass ich dann das Verlangen habe, das Verlangen danach mir vorzustellen, wie energiegeladen ich nach meiner Joggingrunde bin, wie man sich fit nach dem Laufen fühlt und dass ich diese positive Energie mit in den Tag nehme und das mein Wunsch verstärkt aufzustehen, damit ich endlich raus gehe und laufen kann.
Diese dritte Phase, wir haben ja vier Phasen, die dritte Phase heißt Reaktion oder Response im Englischen. Das eigentliche Joggen, also wenn ich dann laufe, dass man die Energiehürde, Einstiegshürde niedrig hält. Also Anfangs vielleicht nur 10 Minuten, vielleicht auch nur 5 Minuten.
Die Handlung muss einfach sein, um sie tatsächlich auszuführen. Und das war für mich immer auch wichtig, so etwas vorher zu lesen, mir darüber Gedanken zu machen, damit man sich nicht zu viel vornimmt und dann quasi als Tiger abspringt und als Bettvorleger endet, also dass es nichts wird. Also insofern da die Unterstützung und die vierte Phase ist die Belohnung.
Das heißt, nach dem Laufen eine heiße Dusche genießen, den erfolgreichen Start in den Tag, mit einer Gewohnheits-App vielleicht auch abhaken. Also wir kommen zum Thema Digital Detox und haben dann doch eine App, aber als Beispiel hier. Und diese unmittelbare Belohnung, die verstärkt eben die positive Verknüpfung.
Und wenn ich das auf die Handynutzung übertrage, dann heißt das für mich, ich habe bei der Phase 1, bei dem Auslösereiz, habe ich mir gesagt, das muss offensichtlich und sichtbar sein. Das heißt, mein Handy kommt in der Regel zwischen 21 Uhr und 8 Uhr in mein Arbeitszimmer. Also es ist nicht mehr im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer, es kommt in der Regel in mein Arbeitszimmer.
Und stattdessen habe ich zum Beispiel im Schlafzimmer ein Buch liegen oder mein Kindle. Auch da kann man wieder fragen, Kindle, wo wir über Digital Detox sprechen, diskutieren wir heute aber nicht. Also mein Kindle liegt am Bett, damit ich lesen kann. Und das Gleiche gilt auch für Gespräche und Treffen mit anderen Menschen. Ich versuche auch dort das Handy in der Tasche zu lassen. Das hast du ja auch gerade gesagt und nicht auf den Tisch legen.
Und ganz wichtig für mich oder hilfreich für mich ist, ich habe über dem Zuge dieser Aktivität mein Handy woanders liegen lassen oder nicht rausgeholt, festgestellt, wie oft mich mein Handy benachrichtigt über irgendetwas. Und ich habe die Benachrichtigung für fast alle Apps abgestellt.
Hört sich erstmal gut an, ist natürlich nicht ganz einfach, du hast es schon gesagt, man hat das Handy, manchmal auch für andere Dinge, aber insofern würde ich für mich sagen, diese erste Phase, den Auslösereiz, da habe ich an vielen Stellen es erfolgreich gemeistert, den auszublenden oder zu minimieren. Und wenn ich jetzt auf die zweite Phase gucke, auf das Verlangen,
Ich habe mir bewusst gemacht, welche positiven Folgen weniger Handynutzung für mich hat. Das hast du ja auch schon gesagt. Ich habe mehr Zeit für Frau und Familie. Ich habe mehr Zeit für Freunde. Ich habe definitiv einen noch besseren Schlaf. Also das kann ich auf jeden Fall jetzt schon mal sagen, dass ich einen noch besseren Schlaf hatte oder habe. Und eine höhere Produktivität, weil ich einfach fokussierter bin. Das kann ich für mich alles im Prinzip nachweisen und auch visualisieren.
Und das halte ich auch für wichtig. Und das habe ich mir auch sehr bewusst gemacht. Also dieses Verlangen, bewusst zu machen, wo kommt jetzt ein Verlangen, das Handy in die Hand zu nehmen.
Und bei der Phase 3, bei der Reaktion, da geht es darum, die gewünschte Handlung zu vereinfachen. Das heißt, ich habe zum Beispiel auch gelesen, dass man den Graustufen-Modus aktivieren kann. Das mache ich nicht. Also wenn ich es nutze, will ich es bunt nutzen, aber wäre ja eine Möglichkeit. Also unattraktiv machen. Aktivieren oder deaktivieren von unwichtigen Benachrichtigungen, das habe ich ja gemacht. Handyfreie Zonen definieren, habe ich auch gemacht.
Und ich nutze sehr intensiv die Bildschirmzeitkontrolle. Das heißt, meine Handyzeit pro Tag habe ich dauerhaft unter zwei Stunden bekommen. Und das führt ja schon in die nächste Phase in die Belohnung. Das heißt, ich habe mich belohnt, indem ich mir immer wieder bewusst gemacht habe, wie viel handyfreie Zeit ich hatte. Und dazu natürlich muss man die Bildschirmzeit tracken. Das geht aber relativ einfach mit dem iPhone.
Und ich feiere Verbesserungen. Und ich habe im Prinzip immer wieder geguckt, auch tagsüber am Handy. Also da kein Digital Detox, aber immer wieder geguckt. Ja, habe ich mich verbessert. Also bin ich unter diesen zwei Stunden geblieben und ich habe Qualitätszeit gewonnen. Das mache ich mir regelmäßig bewusst und ich habe bessere Konzentration bei mir festgestellt. Ich denke, da kommen wir vielleicht auch noch mal zu. Also das war nicht nur so rein zeitmäßig Betrachtung, sondern auch, dass ich mich besser konzentrieren konnte.
Und ich sag mal so, wenn wir hier schon dabei sind, wir haben ja gesagt, dass meine Redezeit ein bisschen größer wird. Jetzt kommt noch ein zweiter Punkt aus dem Buch von dem James Clear, also sorry, noch ein bisschen mehr gesprochener Worte von mir. Das, was ich eben ja erzählt habe, war ja eine reine Technik. Es war eine reine Technik, die man anwenden kann oder auch nicht anwenden kann. Also eine operative Umsetzung.
Und das wird aus meiner Sicht auf Dauer nicht funktionieren, wenn nicht noch etwas ganz anderes betrachtet wird. Und das ist nämlich das, was wir vorhin schon angesprochen haben. Warum mache ich das überhaupt? Und das für mich auch die Beziehung zu meiner Arbeit, weil in meiner Arbeit trainiere ich ja auch Methoden, also operative Techniken. Aber ich kläre auch immer in meinen Trainings dabei, warum sollte man das machen? Warum sollte man das nicht machen?
Das heißt, beim James Clear heißt das, dass wir drei Schichten der Verhaltensänderung uns angucken. Und die kann man sich bildlich auch als Zwiebel vorstellen. Das heißt, wenn man sich so eine Verhaltensänderung vorstellt, anhand von so einer Zwiebel, haben wir in der äußeren Schicht, die Resultate. Das heißt, die konkreten Ziele, die ich erreichen möchte. Reduzierung der täglichen Bildschirmzeit, mehr Zeit für wichtige Aktivitäten, eine bessere Konzentration, Produktivität, haben wir alles schon besprochen.
Dann kommt die mittlere Schicht, nämlich die Prozesse. Also was sind für Abläufe dabei? Das heißt, was habe ich an konkreten Handlungen, die mir bei der Zielerreichung helfen oder die mich zur Zielerreichung führen? Haben wir auch schon besprochen. Handyfreie Zeiten festlegen, das Gerät in einem anderen Raum aufbewahren, Benachrichtung deaktivieren, Screen Time Limits festlegen. Also alles auch schon angesprochen. Und jetzt kommt die innere Schicht, der Kern der Zwiebel.
Das ist die Identität. Es geht um die grundlegende Änderung des Selbstbildes. Also warum mache ich das? Und da habe ich für mich gesagt, ich möchte eine achtsame, präsente Person sein. Ich möchte nicht als handysüchtig wahrgenommen werden und ich möchte jemand sein, der das auch nach außen hin zeigt und für mich das selber auch sieht. Ich kann Technologie bewusst und kontrolliert nutzen.
Warum sind diese 3 Zwiebelschalen die nachhaltigste Veränderung? Die beginnt bei der Identität, also im Kern der Zwiebel. Denn wenn ich mich selbst als die Person wahrnehme, die ihr Handy bewusst nutzt, dann werden die entsprechenden Handlungen und Resultate quasi automatisch folgen oder relativ automatisch folgen. Das heißt, mich treibt das Ziel an, präsent zu sein, achtsam zu sein und zugewandt zu sein und eben jemand, der die Technologie selbst kontrolliert.
So, das war jetzt eine Menge Input von mir. Ich hoffe, dass ich niemanden abgehängt habe, aber es gibt ja auch das Transkript nachher. Lass uns bei dir wieder die Perspektive wechseln, Henrike. Hattest du als Digital Native andere Ausgangsbedingungen oder irgendwie Schwierigkeiten, als die ich hatte?
Henrike
Bevor ich zu mir als Digital Native einmal komme, würde ich gerne noch mal bei mir als Coach bleiben. Was ich nämlich total spannend fand, die zweite Phase dieses Verlangen. Da hattest du gesagt, dass man es vor allem sich vorstellt. Du hattest es beim Thema Joggen, dass man sich vorstellt, wie energiegeladen man ist, wie fit man ist. Das hattest du ja auch auf das Handynutzen übertragen.
Und da wollte ich nur nochmal quasi Werbung für mich selbst machen, für meine Arbeit, wie wichtig da nämlich diese körperliche Komponente auch ist. Also es ist ja Visionsarbeit im Prinzip, dass man sich vorstellt, wie wäre das und das mit Körperarbeit zu verbinden. Das ist eben so wichtig und deswegen bin ich auch so froh, dass ich diese beiden Komponenten Körper und Geist eben in meinem Beruf habe.
Weil da kann man eben super mit Körperarbeit auch arbeiten, dass man wirklich sich das nicht nur im Geiste vorstellt, sondern das eben auch körperlich einmal durchfühlt sozusagen. Und ja, da kann man eben super in dieser zweiten Phase mit arbeiten und aber auch beim Kern der Zwiebel, weil du gesagt hast, man visualisiert, man stellt sich vor, wie ist das eigene Selbstbild? Und auch da kann man halt ganz wunderbar mit Körperarbeit arbeiten. Also, das vielleicht noch als kleiner Input aus dem Physio-Coach-Dasein.
Genau. Dann zum Digital Native. Also, du hattest gefragt, ob ich andere Ausgangsbedingungen oder Schwierigkeiten hatte. Ich finde es schwer, es zu vergleichen und ich möchte es auch ungern bewerten, wer es jetzt von uns wohl schwieriger hatte. Ich denke, dass einfach die Herausforderungen anders waren, die wir so jeweils hatten. Was bei mir als Digital Native vielleicht schon der Fall ist, das würde ich definitiv bejahen, ist, dass dadurch, dass ich einfach viel mehr mit dieser Mediennutzung aufgewachsen bin, was ja quasi auch die Definition eines Digital Natives ist, dass die Geräte und die Nutzung einfach noch viel mehr in meinen Alltag integriert sind, als sie das vielleicht bei dir sind. Ich würde schon auch sagen, dass du ja sehr da reingewachsen bist in die digitale Welt. Aber ja, in meiner Generation, auch einfach was die Kommunikation mit meiner Generation angeht, ist es einfach, denke ich, so viel mehr noch in den Alltag integriert. Wir bringen ja immer den Spaß mit der A…, der Alexa. Wenn ich bei euch drüben zu Hause bin, dann sag ich, Alexa, mach das Licht an und es passiert nichts, sondern Papa muss das Licht dann anmachen. Das ist so ein Beispiel. Also diese Geräte sind einfach bei uns hier zu Hause und bei mir im Alltag so integriert, dass man es vielleicht manchmal auch gar nicht mehr merkt, dass man jetzt gerade digitale Geräte nutzt und dass vielleicht der Verzicht eben doch auch schwerer fällt, nur um auf diese Ausgangsbedingungen quasi zu kommen.
Genau, ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass die Geräte, aber auch die Medien ja vor allem auch der Kommunikation mit Freunden dienen. Und natürlich hat man da so die Kommunikations-Apps, die einem sofort in den Sinn gehen, aber, und das ist, würde ich sagen, in meiner Generation wahrscheinlich tatsächlich ein bisschen mehr als in deiner,
Dieses typische, man schickt sich kleine Videos, Reels über Instagram, und das ist ja auch eine Art der Kommunikation. Also es gibt Freunde zum Beispiel, mit denen schreibe ich vielleicht nicht hin und her, hallo, wie geht’s, wie war dein Tag, sondern da schickt man sich so ein kleines Video hin und her und darüber denkt man in Kontakt zu sein. Und das sage ich bewusst so, dass man denkt darüber in Kontakt zu sein, weil das ja doch eine andere Form der Kommunikation ist. Aber es ist eben eine Form und das, würde ich definitiv sagen, ist bei uns, den Digital Natives, etwas anders, wobei es natürlich auch da Unterschiede gibt. Es ist ja jetzt sehr in ein Raster gepackt und sehr pauschalisiert.
Das war dann vielleicht doch für mich herausfordernder, davon quasi loszukommen, von einer Sache, die doch so sehr in den Alltag integriert ist. Würdest du sagen, es geht dir da genauso, einfach weil du ja in die Medienwelt reingewachsen bist, dass du sagst, doch, ist bei mir auch in den Alltag integriert? Oder würdest du sagen, dadurch, dass du kein Digital Native bist, merkst du da einen Unterschied?
Dierk
Ich glaube schon, dass es Unterschiede gibt, aber ich will ja auch nicht bewerten oder vergleichen und ich will auch dich nicht in Schubladen stecken, obwohl ich es eigentlich schon getan habe, also dich als Digital Native bezeichnet habe. Also ich würde mich als Menschen sehen, der immer schon sehr gerne Medien genutzt hat.
Wenn ich bewusst zurückdenke, beginnt das mit dem Walkman. Also für die Menschen unter den Hörenden, die ein bisschen jünger sind, das ist so ein Ding, wo man eine Kassetten reingesteckt hat. Also Spaß beiseite beim Walkman angefangen, ich erinnere mich immer an meinen Deutschlehrer immer noch. Lieber Herr Kurz, schöne Grüße. Denn der hat immer gesagt, der hasst dieses kommunikationshemmende Instrument. Zitat Ende. Das heißt, der hat schon in den 1980er Jahren gesagt, das ist kommunikationshemmend, sowas, sich auf die Ohren zu setzen. Da haben wir noch gar nicht von Handy oder von Smartphone oder Sonstigem gesprochen. Und wenn ich beispielsweise bewusst auf ein Smartphone verzichten würde, dann gäbe es ja immer noch Notebook oder Desktop. Das heißt, so ein Smartphone ist ja sicherlich präsenter als heute. Aber man kann sich auch hinter den anderen Geräten verstecken oder sich mit ihnen aus der Realität rausziehen. Und ich habe auch früher schon meine Erfahrung gemacht. Ich habe in der Oberstufe eine Chemieklausur in der 12. Klasse, also Abiturvorbereitung mit null Punkten. Also eine 6 habe ich geschrieben, habe ich versemmelt, weil ich nicht gelernt habe und nur vor dem Computer gesessen habe. Also glaube ich, fast eine Woche, meine Eltern waren nicht da, das war vielleicht sozusagen der Fehler. Ich habe nur vor dem Computer gesessen und habe nur gespielt, nur gezockt. Und das war natürlich dann die Belohnung sozusagen. Und ich habe das Abitur trotzdem geschafft, aber das war schon wichtig.
Aber natürlich bei einer Sache hast du recht. Die Smartphones sind definitiv präsenter und ich nutze mein Smartphone ja auch an vielen Stellen für Arbeit und für meine persönliche Weiterbildung. Also insofern würde ich mich ansatzweise auch als Digital Native bezeichnen, weil ich da auch reingewachsen bin. Ich bezahle mit dem Handy, ich arbeite mit dem Handy und es gibt auch häufig positive Eindrücke, denn wenn ich ein Handy nutze oder mein Smartphone nutze, wenn ich zum Beispiel durch meine Kontakte bei LinkedIn etwas Neues lerne, das kann ich am Smartphone machen, wenn ich gerade mal Lust habe und weil ich ein bisschen Zeit habe, kann ich auch am Computer machen. Also insofern glaube ich, das kann man vielleicht so darstellen.
Ich habe es ja gerade gesagt, ich habe so auf gewisse positive oder negative Gefühle abgehoben eben. Hast du so etwas für dich bemerkt beim Digital Detox?
Henrike
Ja, definitiv. Also positive Gefühle kamen so nach einer Woche, glaube ich, vor allem überwiegend. Die negativen Gefühle waren vielleicht am Anfang, die ersten Tage. Aber ich muss sagen, wenn ich auf die gesamte Zeit zurückblicke, waren es definitiv positive Gefühle. Also, ja, auch einfach zu sehen, was es mit dem Körper macht, das ist mir ja auch immer wichtig. Nicht nur der Geist, sondern auch der Körper, das war schon spannend, du hattest vorhin schon Konzentrationsfähigkeit, etc. gesagt. Werden wir bestimmt gleich noch mal drauf kommen.
Vielleicht erstmal bezogen auf das negative Gefühl, weil das zeitlich gesehen ja doch eher als erstes kam. Es gibt ja diese Fear of Missing Out, Fomo, nennt man das ja kurz. Und ich würde sagen, am Anfang habe ich schon gemerkt, dass ich, ich würde nicht sagen, dass ich diese Fear of Missing Out hatte, aber dass Teile davon schon im Kopf eben, ja, sich abgespielt haben, weil man schon darüber nachgedacht hat, was jetzt XY auf Instagram, wohl Neues, geteilt hat. Und ich habe mich eher darüber erschrocken, dass es so war. Undzwar, spannenderweise, hatte ich dieses Fear of Missing Out eher bezogen auf die InfluencerInnen, denen ich so folge, und gar nicht bezogen auf meine FreundInnen. Und das fand ich spannend, weil ich hätte eher gedacht, dass es mich ja bewegt, wenn ich nicht mitkriege, was Freund und Freundin jetzt geteilt hat. Aber es war anders. Es war eher bezogen auf die eigentlich fremden Personen im Internet, denen man aber ja tagtäglich durch deren Alltag folgt. Und dadurch so drin ist, dass man dann, also mir ging es die ersten paar Tage so, dass ich dachte, hm, mal als Beispiel, Person XY hat Schwangerschaft mitgeteilt und man wusste dann nicht, wie wächst der Bauch jetzt und wie war der Ultraschalltermin. So was völlig belangloses eigentlich, weil es auch eine fremde Person ist, aber man ist so drin in diesem Leben, dass man das dann irgendwie vermisst hat, nicht zu wissen, wie es weitergeht. Ein bisschen wie bei einer guten Serie, die plötzlich einfach mit Löschen dieser App abgebrochen hat.
Und wie gesagt, ich habe mich eher über dieses Gefühl erschrocken und dachte, puh, das sind fremde Menschen und es interessiert dich, wie es da weitergeht, das kann eigentlich nicht sein. Und dann war ich total froh, eigentlich das so wahrgenommen und gespürt zu haben und auch über diesen Digital Detox das so bemerkt zu haben.
Und dann ist es in so ein positives Gefühl doch sehr schnell übergegangen im Sinne von gut, dass sich das jetzt ändert. Und vielleicht auch da ein kleiner, ja, Vorweggriff. Es hat sich tatsächlich auch geändert. Also wir sind ja jetzt schon im Februar und die App ist zwar wieder auf meinem Handy, aber es hat sich geändert. Es interessiert mich tatsächlich nicht mehr, wie der Ultraschalltermin von Person XY ausgesehen hat oder was auch immer. Das interessiert mich nicht. Und ich hatte ja vorhin schon gesagt, bezogen auf die FreundInnen, da weiß ich halt einfach, die, die mir wirklich nahe stehen, da kriege ich ja alles im Umfeld mit. Also die würden mir das ja persönlich erzählen.
Alles andere, also die Bekannten, denen man so folgt, das würde ich ja auch nicht mitkriegen, wenn es das Smartphone oder diese Medien gar nicht geben würde. Und das habe ich mir vor Augen geführt und dann gemerkt, okay, es ist wirklich egal. Und daraus ist dann wirklich dieses positive Gefühl entstanden von auch so einer Ungebundenheit und so ein bisschen ein Gefühl von Freiheit auch, dass man eben da nicht mehr so abhängig von ist. Wir hatten ja vorhin auch schon über Sucht gesprochen, dass man da einfach nicht mehr so drin hängt. Und genau ansonsten, wie du sagst, Konzentrationsfähigkeit, vor allem Produktivität, habe ich bei mir gemerkt. Und das war ja auch das Hauptziel eben von diesem sinnlosen, du hattest es rumgedaddel genannt, wegzukommen. Also die Produktivität hat sich definitiv erhöht.
Und auch dieses Sein in der realen Welt, also dieses körperliche und geistige einfach Sein. Die Natur vielleicht auch mal wieder anders warhrzunehmen, auf dem Spaziergang das Handy auch einfach mal zu Hause zu lassen. Klar, ein Sicherheitsaspekt, irgendwie Erreichbarkeit, aber dann vielleicht wirklich beim Anfang des Spaziergangs in Flugmodus zu gehen und zu sagen, so jetzt einfach nur Natur, einfach nur Sein. Das war definitiv alles Teil der positiven Gefühle, die somit dabei entstanden sind.
Ja, dann wollen wir natürlich auch wissen, wie war es bei dir? Du hast ja vor allem gesagt, dass du deine Bildschirmzeit insgesamt auch minimiert hast. Ich könnte mir vorstellen, dass da auch dann so körperliche Veränderungen vielleicht auch positiv waren. Du kannst ja mal erzählen, was bei dir so positive, negative Gefühle waren.
Dierk
Ja, also auf jeden Fall hat sich meine Aufmerksamkeit verbessert. Ich habe jetzt wirklich sehr viel häufiger den Fokus auf das, was um mich herum passiert. Ich höre mehr, ich merke mir dann auch mehr von dem, was ich gerade so höre, wo man vorher vielleicht so „ja“ gesagt hat, aber nicht wirklich zugehört hat. Das ist so meine Einschätzung.
Also ich bin auf jeden Fall aufmerksamer und bewusster geworden. Und es geht mir ja um die Realität und um mich herum. Das, was um mich herum passiert. Insofern hatte ich keine Angst oder kein Problem mit dem Fear of Missing Out. Das heißt, ich habe keine Angst, du hast da draußen in der Welt passiert, dass ich da irgendwas verpasse. Und du hast ja gesagt, dass du bei dir das bisschen eher festgestellt hast.
Also mir geht es ja um die Realität, um mich herum. Also das, was um mich herum passiert im privaten Umfeld. Und ich hatte und habe also auch kein Problem mit FOMO. Ich habe nicht die Angst, irgendetwas da draußen zu verpassen. Und ich habe keinen Stress dabei, etwas zu verpassen. Eigentlich ist es sogar häufig anders. Ich lese einen Beitrag auf LinkedIn, der mich anspricht, wenn ich gerade irgendwo auf dem Sofa sitze oder so, der spricht mich an, den speichere ich dann und lese ihn später, wenn Zeit dafür ist.
Oder auch nicht. Ich habe schon viele gespeicherte Beiträge ungelesen quasi gelöscht, also wieder entspeichert, weil ich sie viel zu spät entdeckt habe, weil ich beim nochmaligen Draufschauen gesagt habe, das interessiert mich nicht. Also insofern für mich kein Thema. Ich würde aber noch Lustigkeit angesprochen, Freundeskreis oder Freunde, das würde mich noch interessieren. Wie haben denn deine Freunde und deine Kollegen darauf reagiert? Haben die es überhaupt wahrgenommen?
Henrike
Ja, tatsächlich habe ich nur, also man kann bei Instagram, nur vielleicht kurz vorweg, wenn man eine Story, das ist so wie bei WhatsApp der Status, wenn man das postet, kann man auswählen, wer das sieht. Und da habe ich nur für meinen Freundeskreis so eine Info-Story gemacht, dass ich jetzt Digital Detox machen werde und dass ich jetzt erstmal weg bin. So unter dem Motto, dass sich keiner wundert, wenn er mir dort kleine Videos schickt, falls ich nicht reagiere, dass man sich nicht wundert. Das war mir irgendwie wichtig, das noch zu machen. Mein Mann fand es eher witzig, so unter dem Motto, na ja, jetzt macht man Digital Detox, man hat gerade Handschlag darauf gegeben, dass man diese App löscht, und dann muss man vorher noch eine Story machen, dass man jetzt weg ist. Ja, zeigt ja irgendwie auch schon alles, aber hab ich gemacht, war irgendwie, hat sich gut angefühlt. So, und kurz danach wurde dann die App gelöscht. Das heißt, ich habe nicht mitbekommen, was die Reaktion darauf war, weil ich ja die Nachrichten nicht gelesen habe. Nach einem Monat habe ich sie dann gelesen und es gab von zwei sehr guten Freunden die Rückmeldung, „ich liebs“. Das war so das Zitat. Also die waren doch, glaube ich, eher begeistert. Vielleicht nochmal dann die Rückmeldung aus dem privaten mündlichen Umfeld ohne Smartphone. Währenddessen gab es tatsächlich kaum Rückmeldung. Es ist eigentlich nicht aufgefallen, was ich jetzt erstmal positiv sehen würde. So super aktiv, würde ich sagen, bin ich jetzt auch nicht, dass einem direkt am nächsten Tag auffällt, oh, Henrike hat noch gar nichts auf Instagram gepostet. Also so ist es überhaupt nicht. Dementsprechend ist es erstmal nicht aufgefallen.
Ich hatte den einen oder anderen Moment, wo dann mir ein Freund, Freundin gesagt hat, hier hast du das schon auf Instagram gesehen. Und dann habe ich so ganz flach gesagt, nee, ich habe ja gerade kein Instagram. Und dann kam eher so ein, stimmt ja, und wie ist es?
Das heißt, dieses Interesse von dem Eigentlichen, was da auf Instagram jetzt gerade geteilt werden sollte mit mir, das Interesse davon war komplett abgelenkt und war vielmehr darauf, wie es mir denn eigentlich jetzt gerade geht mit meinem Digital Detox, was ich auch spannend fand, weil ich glaube, es ist bei ganz vielen Menschen und auch Freunden, bestimmt auch Zuhörenden, ist es so ein innerer Wunsch, davon loszukommen und man schafft es aber einfach nicht. Das ist ja wie mit so vielen Dingen so, mehr Sport machen, sich gesünder ernähren. Man hat so dieses innere Verlangen danach, weniger Handynutzung oder weniger Handyzeit zu haben. Und man weiß aber nicht, wo man anfangen sollte, denn man schafft es irgendwie nicht. Und das war eher mein Gefühl, auch aus meinem Umkreis, dass so ein ganz großes Interesse daran war, wie habe ich das jetzt gemacht, wie habe ich das geschafft, wie fühlt sich das überhaupt an und ist es gut oder ist es schlecht oder fällt es schwer. Also all diese Fragen, die damit einhergehen, kamen dann auf und da wurde dann darüber gesprochen,
Das fand ich total positiv. Und vielleicht noch mal zu diesem Schritt, wir haben ja gerade gesagt, man hat so diesen inneren Wunsch und man kommt nicht dazu. Natürlich, für mich war das auch erstmal komisch, direkt die App einfach so für einen Monat zu löschen. Und es bedarf ein bisschen Überwindung, vielleicht auch wegen der Fear of Missing Out.
Aber es lohnt sich, so viel vielleicht schon mal vorweg, wir kommen ja gleich noch zu so Veränderungen, Reaktionen. Und das habe ich eben auch im Freundeskreis gemerkt, dass da die Reaktion doch sehr positiv war, also so, das muss ich auch mal machen. Wer es davon natürlich dann wirklich macht, ist dahingestellt, aber vielleicht durch unsere Podcast-Folge nochmal der Appell, es lohnt sich. Und startet vielleicht mit einem kurzen Zeitraum, wir hatten vorhin drüber gesprochen, für EinsteigerInnen vielleicht auch erstmal nur das Wochenende finde ich auch ein gutes Tool für mich jetzt, um vielleicht auch dran zu bleiben, weil da kommen wir ja denke ich gleich auch noch zu, wenn man die App dann wieder hat, man nutzt sie ja auch wieder, man muss doch den Umgang damit sehr bewusst machen, aber da vielleicht wirklich einfach auch zu sagen, okay jetzt mal ein Wochenende nicht, das kann ja wirklich auch ein Tool sein, um da einfach dran zu bleiben am Detox.
Dierk
Ja, und ich kann ergänzen, dass ich Instagram auch gelöscht habe, und ich vermisse es nicht. Also ich habe es noch nicht wieder drauf gepackt. Ich brauche es nicht, mit einer kleinen positiven Einschränkung. Für mich war das eine sehr schöne Erfahrung, weil ich das Gefühl habe, ich verpasse nichts. Und ich verpasse auch deswegen nichts, weil ich jetzt eigentlich mit meiner Frau gemeinsam Insta gucke. Das heißt, sie folgt so vielen interessanten Menschen und das Hobby, nämlich diesen Menschen zu folgen, das können wir jetzt gemeinsam teilen. Also insofern habe ich da den Fokus auf das Hobby meiner Frau, wenn man das so will.
Henrike
Und damit seid ihr jetzt eindeutig Digital Natives. Allein der Satz, ich kann jetzt mit meiner Frau zusammen Insta gucken, ein gemeinsames Hobby. Ja wunderbar.
Dierk
Sehr schön. Hast du noch andere Apps gelöscht? Du hast glaube ich was von YouTube noch erzählt.
Henrike
Ja, YouTube habe ich auch gelöscht. Und, witzigerweise, mir ist jetzt am 15.02., also Mitte Februar, erst aufgefallen, dass ich YouTube noch gar nicht wieder installiert habe. Also, ich habe es nicht vermisst. Ich vermisse es bis heute nicht. Und es ist mir, wie gesagt, nicht mal aufgefallen. Nur durch einen Zufall ist mir aufgefallen, dass ich YouTube noch gar nicht wieder installiert habe. Also, ich denke, das wird so bleiben. Ich werde YouTube nicht installieren. Ich brauche es nicht. Ich war noch nie der Typ, der irgendwie viel lange Videos geguckt hat.
Wenn man mal ein Tutorial braucht, wie man XY anschraubt oder wie man gut, keine Ahnung, Kalk aus dem Wasserkocher kriegt für solche Tutorials, kann man ja dann auch gut über den Browser YouTube gucken. Und für mehr nutze ich YouTube tatsächlich nicht, dementsprechend das habe ich nicht vermisst und mir auch noch nicht wieder runtergeladen und werde ich, glaube ich, auch nicht tun.
Ja, und zu Instagram hatte ich ja vorhin auch schon gesagt, dass ich da auch den Konsum jetzt sehr bewusst, ja, nutze oder eingehe. Wir hatten ja vor allem gesagt, wir wollen über so Generationen sprechen. Da würde ich gerne noch mal drauf zurückkommen. Wo siehst du generationstypische Fallstricke im Umgang mit digitalen Geräten?
Dierk
Das weiß ich gar nicht, das kann ich gar nicht genau sagen. Natürlich auch, weil ich dieses Schubladendenken gar nicht mag. Aber ich würde vielleicht mal, um auf deine Frage einzugehen, doch vielleicht ein paar andere Schubladen aufmachen und ein paar andere Gedanken dazu haben. Denn wenn ich das sozusagen beantworten wollen würde, dann würde ich gucken, wie nutzen Menschen Smartphones, also wie lernen sie zum Beispiel? Das glaube ich ist vielleicht noch ein Punkt, wo es dem einen oder anderen einfacher oder schwerer fällt. Also ich zum Beispiel, ich lese gern und das mache ich gerne in Ruhe. Das bedeutet, dass ich dafür eher nicht das Smartphone nehme, als auch dabei dann nicht so in Gefahr bin, mir mal neben dem Video anzuschauen. Also das wäre so meine Antwort dazu und vielleicht genau der andere Punkt, bevor du vielleicht noch ein bisschen was erzählst zu deinen weiteren Fallstricken, die du so hattest. Es gibt noch eine andere Frage, die mich umtreibt, gerade weil eben nicht der Eindruck entstehen soll, dass alles Sonnenschein ist. Also wir erzählen ja gerade von unseren Erfahrungen und alle denken jetzt alles super. Das heißt, wir sollten auch nochmal darüber sprechen, welche konkrete Gewohnheit wir dauerhaft beibehalten wollen und was wir auch heute wieder rückgängig gemacht haben, wo wir also rückgängig geworden sind.
Henrike
Ja, unbedingt. Das finde ich auch ganz wichtig. Weil bei der Realität sollte man auch bleiben. Bin ich ganz bei dir. Also vielleicht sage ich erstmal, bleiben wir doch nochmal einmal beim Positiven, wo ich nämlich bei bleiben werde. Also eine Gewohnheit, die ich total positiv empfunden habe. Ich habe im Detox gemerkt, dass ich morgens direkt aufstehe. Das klingt total banal, aber sonst habe ich gerne dann doch mal einige Minuten und jeder kennt das, es wird dann auch schnell mal eine Viertel oder eine halbe Stunde am Handy, bei mir jetzt vielleicht Instagram, herumgescrollt und habe dann gemerkt im Detox, ja, gut, also wenn man keine Nachricht auf dem Handy hat und die App gibt es halt nicht, dann steht man halt direkt auf. Und das fand ich eine ganz, ganz schöne Sache. Wie gesagt, es klingt banal und das behalte ich mir aktuell bei und es klappt auch aktuell, dass ich dann wirklich direkt aufstehe, ohne ans Handy zu gehen. Also wirklich so eine Gewohnheit und da vielleicht auch, du hattest vorhin diese vier Stufen, erklärt, so diese zweite Phase, dieses Gefühl von direkt aufzustehen, direkt was zu schaffen und nicht irgendwie direkt schon sinnlos in den Tag gestartet zu haben, das ist so ein gutes Gefühl, dass sich das lohnt, diese Gewohnheit beizubehalten. Ja, dann vielleicht so zu den Rückfällen oder zu den Gewohnheiten oder zu den Dingen, die man rückgängig gemacht hat.
Mit Installation der App nutzt man sie natürlich auch wieder. Und diese Apps sind natürlich wunderbar gemacht, dass sie halt diesen Suchtfaktor doch sehr schnell auch triggern. Und das habe ich definitiv bemerkt. Also Rückfall geht, würde ich sagen, schneller als man denkt. Bei mir ist es aber deutlich bewusster geschehen.
Ich hatte ja vorhin gesagt, diese typische Daumenbewegung, man schließt die eine App und man klickt auf die nächste. Das hat mir diese To-Do-Listen-App einfach so vor Augen geführt, dass ich das inzwischen bewusster mache. Und ich hoffe, es bleibt so. Ich merke aktuell, wenn ich auf diese App klicke, ohne dass ich es wirklich wollte und versuche dann, sie auch direkt wieder zu schließen. Natürlich, wenn einem dann ein superspannendes Video angezeigt wird, oder man sieht, dass Freund Freundin XY eine Story gepostet hat, dann klickt man da vielleicht noch mal drauf, und dann ist man schnell in diesem Bann, dass man dann weiterguckt. Aber wie gesagt, aktuell, kann ich ja nur berichten, kriege ich es doch hin, wenn ich merke, okay, du bist hier irgendwie gerade versackt, sie dann zu schließen.
Und wir wollen ja bei der Realität bleiben, trotzdem ist es so, die App ist wieder da und sie ist nicht an dem Ort, wo sie vorher war, sondern sie ist irgendwo im Getümmel der anderen Apps, ganz bewusst, damit ich eben nicht dahin klicke. Aber der Kopf ist so schlau, man wischt automatisch zu der Seite, wo die App ist und man klickt drauf. Also was das angeht, kann ich sagen, ja, man klickt doch recht schnell wieder drauf, aber der
Der Umgang ist bei mir bewusster geworden und das möchte ich mir auch ganz unbedingt beibehalten. Und da vielleicht auch wirklich direkt das Tool, was ich eben schon gesagt hatte, vielleicht kürzere Zeiträume immer wieder detox machen, dass man wirklich diesen bewussten Umgang beibehält. Was ich tatsächlich auch beibehalten habe, ist, dass ich Reels, so nennt man ja diese kleinen Videos auf Instagram, nicht mehr schaue.
Und auch da: Einen Rückfall hatte ich. Ich bin einmal wieder auf Reels gegangen und es wurde mir direkt ein Video angezeigt, da ging es um, ich bin Mutter einer kleinen Tochter, vielleicht kurz als Info noch vorweg, da ging es um Babyernährung. Und direkt habe ich gemerkt, wie ich mich habe beeinflussen lassen durch dieses Video. Und ich habe gedacht, oh Gott, das machst du nicht richtig, wie du das machst, weil dieses Video eben was anderes empfohlen hat. Und da finde ich, ist es eben so wichtig, dass man sich davon abgrenzt. Und das ist meiner Meinung nach sehr, sehr schwierig, wenn man in diesen Reels gefangen ist, wenn man viel davon konsumiert. Man lässt sich beeinflussen. Und die Intuition, diese sowohl in der Elternschaft, als auch was den Körper angeht, was eure Gesundheit angeht, Ernährung, Sport, alles, die Intuition ist so wichtig. Unser Körper weiß so viel. Und die wird aber durch die sozialen Medien, finde ich, so stark beeinflusst,
Jeder hat einen Tipp zu jedem Thema, jeder weiß es besser und man lässt sich beeinflussen dadurch. Natürlich typabhängig, charakterabhängig, die einen mehr, die anderen weniger, aber man lässt sich beeinflussen und das ist mir aufgefallen, wo ich keine Reels geschaut habe, die Intuition wird gestärkt. Und das ist aber was, was glaube ich vor allem langfristig geschehen muss.
Weil das passiert nicht in einem Monat, dass man plötzlich wieder besser auf seine Intuition, auf seinen Körper hören kann. Aber das passiert eben langfristig durch immer wieder sich nicht davon beeinflussen lassen. Und bei mir tatsächlich gelingt es nur, dass ich die Videos auch gar nicht erst schaue. Und das habe ich eben durch diesen einen Rückfall nochmal wieder mehr bemerkt, dass ich dachte, das gibt es doch nicht. Einmal da draufgeklickt und direkt schon wieder ein schlechtes Gewissen über wie man irgendwas macht, obwohl man es wahrscheinlich richtig macht. Vielleicht gibt es auch gar kein richtig, aber ich mache es intuitiv, wie es für unsere Verhältnisse passt.
Und das habe ich mir also auch beibehalten. Ja, ich blicke auch auf die Zeit, wie du wahrscheinlich auch. Vielleicht noch von dir so ein Tipp oder ein Ratschlag zum Abschluss. Umgang mit Smartphone, Bildschirmzeit reduzieren. Hast du da noch einen praktischen Tipp, irgendwas für den Alltag, das man anwenden kann?
Dierk
Ich habe einen ganz einfachen Tipp. Nein, das war jetzt ein bisschen ironisch. Also ich würde empfehlen, das Buch von James Clear zu lesen. Ich habe darauf ja schon heute mit zwei Punkten Bezug genommen, also auf die Zwiebel und auf die Verhaltensveränderungen. Und gerade der Beginn, die ersten Seiten zeigen das schon mal sehr schön auf. Natürlich gibt es noch viel mehr Tipps. Es ist ja ein übergreifendes Buch, aber wirklich ganz einfach das Buch lesen.
Weil man daraus eben zum Beispiel lernt, das habe ich versucht rüberzubringen, wichtige Einblicke habe ich heute hoffentlich geteilt, also eine übergründete Zielsetzung zu haben und dann konsequent die Umsetzung jeden Tag. Und zwar jeden Tag nur ein Prozent, was auch immer ein Prozent ist. Das kann ja jeder für sich selbst entscheiden.
Also lieber 1% jeden Tag als sich gleich so was riesiges vornehmen. Wir alle kennen die Neujahrsvorsätze. Im Januar sind die Fitnessstudios überfüllt, im Februar sind sie wieder leer. Also jeden Tag 1% besser, das ist machbar.
Und das ist auf lange Sicht sehr erfolgreich. Natürlich nicht 37-fach, aber ich glaube, da reicht wirklich das auf lange Sicht zu sehen. Und noch mal die kleine Wiederholung, eine übergeordnete Zielsetzung. Also was treibt mich an? Was motiviert mich, dass ich mein Verhalten verändern möchte? Und das wäre so mein Tipp. Und ich würde sagen, Enrique, ich gucke auf die Uhr. Meine Podcast Episoden schließlich immer mit einer Art Abschlussfrage, das wirst du wahrscheinlich auch gehört haben, wenn du dir schon bis was angehört hast. Hast du irgendeine Art Abschlusswort, etwas, was du den Zuhörenden bis jetzt noch nicht gesagt hast oder wo du irgendwas zusammenfassen möchtest?
Henrike
Ja, ich würde sagen, am Ende des Tages geht es beim Digital Detox nicht darum, jetzt die Technologie komplett aus unserem Leben zu verbannen. Das ist auch gar nicht möglich und auch gar nicht nötig. Der digitale Fortschritt ist ja so wichtig und richtig, das hattest du ja in deinem Disclaimer auch gesagt. Aber der Konsum und der Gebrauch, der sollte meiner Meinung nach einfach bewusst erfolgen.
Es geht, finde ich, viel mehr darum, dass man die Kontrolle zurückgewinnt. Wir sollten bewusst entscheiden, wie wir unsere Zeit online und auch offline nutzen. Und wir sollten auch wieder lernen, auf unsere Intuition zu hören. Das hatte ich ja eben auch nochmal ganz doll hervorgehoben. Weil die Stimme aus dem Internet auszublenden, das ist eben ganz, ganz wichtig. Und die digitale Welt, vielleicht auch ein Stück mehr als das sehen, was sie sein sollte, und zwar ein Werkzeug, das uns vielleicht helfen kann, aber nicht beherrschen sollte. Vielleicht ist das so noch mal ein ganz guter Abschluss.
Dierk
Sehr schön. Vielen Dank. Da kann ich auch nichts hinzufügen. Möchte ich auch nicht. Das mache ich ja manchmal, wenn so Abschlussworte kommen von meinen Gästen und Gästinnen. Aber heute kommt da kein Kommentar von mir zu. Das finde ich sehr, sehr schön gesagt. Und vielleicht jetzt zum Abschluss dieser Episode heute. Das war nämlich die 40. Episode und ich freue mich auf deine Fragen, auf dein Feedback. Und vielleicht gibt es ja für die heutige Episode noch ein bisschen mehr Feedback. Wollen wir mal gucken. Du kannst mir Kommentare unter die Episode schreiben. Den Link findest du auf dem Blog mit den Podcast Episoden. Du kannst natürlich aber auch eine E-Mail schreiben. Dann, wenn du mir direkt irgendetwas spiegeln möchtest. Und vielleicht hast du ja auch Fragen, Fragen, die ich klären kann, damit ich, ganz wie der Untertitel ja verspricht, kleine Nadelstiche setzen kann für ein lebendiges und erfolgreiches Business. Also, vielen Dank an alle Zuhörenden und vielen Dank, Henrike.
Henrike
Dankeschön! Tschüss!