Erfolg durch Eigeninitiative – Selbstwirksamkeit als Wegweiser

Titelbild Podcast Business Akupunktur

Sven Haase über Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit ist der feste Glaube, dass wir schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen können.

Sven Haase über die Ansicht zu Selbstwirksamkeit

Es geht immer bei einem selbst los, bei allen Themen, die wir irgendwie machen. […] Die Selbstverantwortung liegt ja trotzdem bei jedem selbst.

Sven Haase über die energetisierende Kraft von Selbstwirksamkeit

Wie viel schöner ist es denn, wenn mir die Arbeit sogar noch Energie schenkt und ich dann von Arbeit nach Hause gehen kann und total energetisiert bin?

Sven Haase über eine persönliche Sicht auf Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit beschreibt, dass ich mich nicht als Opfer der Umstände sehe.

Sven Haase über die Vorteile von Selbstwirksamkeit im Beruf

Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass meine berufliche Entwicklung nur davon abhängt, ob mich ein Chef befördert, dann kann ich das selbst gar nicht steuern.

Zusammenfassung

In der 34. Episode des Podcasts „Business Akupunktur“ hatte ich die Freude, Dr. Sven Haase als Gast zu begrüßen. Wir diskutierten das faszinierende Thema „Erfolg durch Eigeninitiative – Selbstwirksamkeit als Wegweiser“. Sven, ein holistischer Organisationsentwickler und systemischer Coach, erläuterte die Bedeutung von Selbstwirksamkeit im beruflichen Kontext. Er betonte, dass Selbstwirksamkeit der Ausgangspunkt für viele positive Entwicklungen ist und dass es im Beruf immer um Wirksamkeit geht. Sven hob hervor, wie wichtig Selbstwirksamkeit für die persönliche Energie und Motivation ist. Er erklärte, dass Menschen, die sich selbstwirksam fühlen, nicht nur im Job, sondern auch in ihren persönlichen Projekten mehr Energie und Motivation haben. Wir diskutierten auch, wie Unternehmen von selbstwirksamen Mitarbeitern profitieren können und wie wichtig es ist, dass Organisationen die Selbstwirksamkeit ihrer Mitarbeiter fördern. Ein besonders interessanter Aspekt unseres Gesprächs war Svens holistischer Ansatz zur Organisationsentwicklung. Er betonte, dass sowohl die Kommunikation und Prozesse im Unternehmen als auch die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen wichtig sind. Sven teilte auch seine persönlichen Erfahrungen aus seiner Zeit in einem Konzern und wie diese seine Ansichten zur Selbstwirksamkeit geprägt haben. Insgesamt war es eine sehr aufschlussreiche Diskussion über die Rolle der Selbstwirksamkeit in der beruflichen Entwicklung und im Unternehmenskontext.

Diese Episode ist besonders hörenswert für

  • Führungskräfte und Manager: Diese Episode bietet wertvolle Einblicke in die Bedeutung von Selbstwirksamkeit für die Teamdynamik und die individuelle Motivation. Führungskräfte können lernen, wie sie die Selbstwirksamkeit ihrer Mitarbeiter fördern, um ein produktiveres Arbeitsumfeld zu schaffen.
  • Coaches und Berater: Für Coaches ist es entscheidend, die Konzepte der Selbstwirksamkeit zu verstehen, um Klienten effektiver unterstützen zu können. Die Episode bietet praktische Ansätze, wie diese Konzepte in Coaching-Sitzungen integriert werden können.
  • Mitarbeiter in schnelllebigen Branchen: Angesichts der Herausforderungen in dynamischen Arbeitsumfeldern ist es wichtig, dass Mitarbeiter lernen, wie sie ihre Selbstwirksamkeit steigern können, um Überforderung zu vermeiden und ihre Energie zu erhalten.
  • Personen in der beruflichen Neuorientierung: Die Episode ist besonders hilfreich für Menschen, die sich beruflich neu orientieren oder weiterentwickeln möchten. Sie erhalten wertvolle Strategien, um ihre Selbstwirksamkeit zu erkennen und zu nutzen.
  • Interessierte an persönlicher Entwicklung: Jeder, der an persönlichem Wachstum interessiert ist, sollte diese Episode hören. Die Diskussion über Selbstwirksamkeit bietet praktische Tipps und motivierende Perspektiven, um das eigene Potenzial zu entfalten.

Transkript der Episode

Dierk

Herzlich willkommen zur 34. Episode des Podcasts Business Akupunktur mit dem Titel Erfolg durch Eigeninitiative – Selbstwirksamkeit als Wegweiser. Ich freue mich auf dieses Thema und meinen Gast Dr. Sven Haase. Inspiriert zu diesem Thema und der Einladung an Sven wurde ich durch einen lesenswerten Blogbeitrag bei T2 Informatik. Den Beitrag verlinke ich natürlich in den Show notes.

Ich zitiere einfach mal die ersten Zeilen aus diesem Blogbeitrag und dann hoffe ich, dass auch ihr als Zuhörende Interesse habt weiter zuzuhören. Manchmal funktionieren wir im Job einfach, getrieben von den Ereignissen um uns herum. Und manchmal fühlen wir uns in solchen Momenten machtlos.

Haben wir die Kontrolle über unsere Gefühle und Emotionen bei Erfolg und Misserfolg? Psychologen nennen dieses Gefühl Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit ist der feste Glaube, dass wir schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen können. Wir sind davon überzeugt, dass wir die Dinge selbst in der Hand haben. Und diese Grundüberzeugung entscheidet oft, ob wir Freude oder Enttäuschung erleben, ob sich Dinge schwer oder leicht anfühlen, ob wir Dinge akzeptieren oder dagegen ankämpfen.

So und diese Aussagen halte ich für so interessant und für so wichtig, dass ich mit dem Autor Sven Haase darüber sprechen möchte.

Sven begleitet Einzelpersonen und Unternehmen als holistischer Organisationsentwickler und systemischer Coach. Er arbeitet auch mit Hypnose. Denn oft blockieren uns unbewusste Glaubenssätze. Dann ist der Verstand machtlos. Wenn wir auf einer tieferen inneren Ebene arbeiten, entsteht Magie in allen Beziehungen. Zu uns, zu uns, so wollte ich gerade sagen, zu anderen und in Unternehmen. Hallo Sven, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei deiner Vorstellung irgendetwas vergessen?

Sven

Ja, lieber Dierk, vielen Dank für die Einladung und das war eine sehr, sehr schöne Einladung. Und zu allen anderen Themen kommen wir dann sicherlich im Gespräch nochmal vorbei. Er hat mich neugierig gemacht.

Dierk

Cool, danke schön. Sven, meinen Gästen stelle ich zum Einstieg immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akupunktur dieses Podcast gehört hast?

Sven

Dass er zwei Themen miteinander verknüpft, die man im täglichen Sprachgebrauch so vielleicht nicht erwartet miteinander zu verknüpfen – Business und Akupunktur. Und gleichzeitig geht es ja auch da bei der Akupunktur um die Wirksamkeit. Und das spielt für mich auch wunderbar zusammen mit meinen Ansätzen. Es darf leicht sein. Es muss gar nicht immer ganz viel gemacht werden, um eine große Wirksamkeit zu erzielen. Und genau das ist ja auch die Idee von Akupunktur, dass ich mit kleinen fokussierten Nadelstichen eine Riesenwirkung erzielen kann. Von daher spannender Podcasttitel.

Dierk

Gut, danke schön. Da fangen wir einfach mal an. Selbstwirksamkeit. Ich weiß nicht, wie es den Zuhörenden geht. Da ich selber sehr viel reflektiere und auch als Coach tätig bin, war mir dieses Wort nicht unbekannt. Aber vielleicht starten wir erst mal. Wie würdest du den Begriff Selbstwirksamkeit definieren?

Sven

Im Prinzip ist es das, was du schon in der Einleitung von dem Blog vorhin auch vorgelesen hast. Das geht vor allen Dingen um das Gefühl, dass ich die Dinge, die ich tue, dass ich da auch selbst einen Einfluss darauf habe und dass ich mich nicht als Opfer von den Umständen sehe, sondern genau weiß, dass wenn ich jetzt was tue, dann bin ich auch dafür verantwortlich für die Ergebnisse, die ich dann am Ende erziehe. Ich weiß, dass wenn ich ein Projekt angehe, dass ich dann für das Ergebnis verantwortlich bin, für das Projekt beispielsweise. Und am Ende geht es um diese Selbstverantwortung dabei und dann mit den Dingen, die ich tue, auch wirksam zu werden und halt auch dieses Gefühl zu haben, hey, wenn ich das mache, dann gelingt mir das auch.

Dierk

Okay, das ist ja so eine persönliche Einstellung. Jetzt heißt der Podcast Business Akupunktur. Warum ist denn diese Selbstwirksamkeit aus deiner Sicht im beruflichen Kontext so wichtig?

Sven

Für mich ist das ein Ausgangspunkt für ziemlich viel, weil am Ende geht es im Beruf immer um Wirksamkeit. Wir wollen ja wirksam sein, wir wollen Dinge nach vorne bringen. Es geht immer bei einem selbst los, bei allen Themen, die wir irgendwie machen. Und gerade heute in der Arbeitswelt geht es ja auch darum, dass wir viel mehr Selbstverantwortung in die Teams brauchen. Die Zeiten werden immer schneller, die Herausforderungen werden immer größer und es geht ja auch darum, dass jeder mehr Eigeninitiative einbringen kann und darf. Und um das zu tun, muss ich natürlich aber irgendwie selbstwirksam sein und das Gefühl haben auch selbstwirksam zu sein. Ansonsten geht es schnell daher, dass ich zwar Aufgaben kriege, mich dafür aber vielleicht überfordert fühle. Und das ist ja das Thema, was wir in Unternehmen gerade sehr viel sehen, dass aufgrund der hohen Geschwindigkeit der Veränderungen auch viele Leute so ein Stück weit überfordert sind und dadurch auch so diese ganzen mentalen Gesundheitsthemen entstehen, weil die Leute überfordert sind, weil sie müde werden dann auch, weil halt so viele Dinge auf sie einströmen. Und da ist für mich die Selbstwirksamkeit, das heißt das Bewusstsein, dass ich die Dinge ja auch selbst ein Stück steuern kann und auch auf meine Gefühle und meine Emotionen, wie ich mit den Einflüssen von außen umgehe, dass ich das selber steuern kann.

Dierk

Mhm. Ich fand gerade den letzten Teil deiner Antwort sehr interessant, weil der erste Teil war ja, wir wollen wirksam sein, wir wollen Erfolg haben, wir wollen einen guten Job machen. Ich glaube, das wollen wir im Prinzip alle. Aber ich sehe in meiner Arbeit auch immer wieder Menschen, die einfach, ich übertreibe mal ein bisschen, sagen, ich gehe dahin zur Arbeit, ich will nicht eine Kathedrale bauen, ich will einfach morgens hingehen, mein Geld verdienen und dieses ganze Gecoache und Transformation, das ist mir alles scheißegal. Entschuldigung, müssen wir mal rein biepen nachher. Also das ist mir egal. Ich will einfach nur mein Geld verdienen. Aber bei diesen Menschen greift ein Ansatz ja auch, weil du ja sagst, man fühlt sich dann vielleicht nicht mehr so machtlos. Man hat mindestens mal ein paar Antworten auf Fragen. Warum fühlt man sich abends vielleicht doch kaputt? Warum fühlt man sich auch nach einer Woche nach einem Monat oder wo auch immer einfach ausgebrannt, auch wenn man nur zur Arbeit geht und nur sein Geld verdienen will.

Sven

Es ist ganz viel mit der Energie, die ich dann auch noch habe. Und am Ende geht es ja auch um diese energetische Perspektive. Wie viel Energie raubt mir meine Arbeit, wenn ich halt nicht selbst wirksam bin, wenn ich mich da gefühlt, wie ich muss da jetzt hingehen. Und viele kennen das ja, die freuen sich am Freitag oder freuen sich am Montag schon wieder auf Freitagnachmittag und am Sonntag geht schon wieder die Panik los. Ach du Jemine, dann muss ich morgen schon wieder auf Arbeit. Das macht ja auch viel mit der persönlichen Energie. Das sind ja dann Aspekte, wo ich sage, es ist ja nicht nur, dass ich dann nur auf Arbeit gehe, irgendwie 9 to 5 und dann meinen Job zu machen, sondern dann ist es ja oft so, dass bei den Menschen dann auch die Energie im Persönlichen fehlt. Und wie viel schöner ist es denn, wenn mir die Arbeit sogar noch Energie schenkt und ich dann von Arbeit nach Hause gehen kann und total energetisiert und mit einer totalen Motivation auch meinem persönlichen Projekt noch nachgehen kann. Selbstwirksamkeit, klar, wirkt in den Job rein, aber wirkt natürlich auch auf die persönlichen Projekte, die ich irgendwo angehe. Das kann irgendwas sein, dass ich mich für irgendeinen Verein engagiere, für ein total cooles Projekt. Und auch da spielt natürlich eine Wirksamkeit eine Rolle.

Dierk

Das werden wir sicherlich noch ein bisschen besprechen. Die Selbstwirksamkeit natürlich für die eigene Person, aber auch für das Unternehmen nutzen. Weil das Unternehmen sollte ja vielleicht auch ein Interesse daran haben, Selbstwirksamkeit in den Menschen zu wecken oder zumindest mal zu inspirieren, darüber nachzudenken. Was hat dich denn bewogen? Was hat dich inspiriert, das Thema Selbstwirksamkeit in den Mittelpunkt einer Arbeit zu stellen?

Sven

Das ist für mich immer wieder die Diskussion, wenn ich in Unternehmen bin oder auch mich mit anderen Coaches und Organisationsentwicklern unterhalte, gibt es aus meiner Sicht ja oft diese zwei Lager. Die einen sagen, ein Unternehmen ist erst mal nur Kommunikation und es geht darum, wenn in einem Unternehmen irgendwas nicht funktioniert, dann muss ich an das System ran, dann muss ich gucken, dass die Prozesse anders laufen, dann muss ich gucken, dass die Kommunikation anders läuft. Und dann gibt es ja wieder die andere Seite, die sagt, es geht ja nur über den Menschen, es geht immer nur bei jedem einzelnen persönlich los. Erst muss ich der Einzelne verändern, dass ich das ganze System verändern kann. Und ich sag dann, ja, beides richtig, warum packen wir das nicht zusammen? Dieser holistische Ansatz, der sagt halt, das eine bedingt immer das andere und dieses Zusammenspiel dabei und dann halt auch zu gucken, wie kann ich als Individuum innerhalb dieser Organisation wirksam werden und wie kann dann diese Organisation als Ganzes wirksam werden. Und wenn man sich dann diesem holistischen Ansatz mal ein Stück nähert, dann kommt man halt auch schnell darauf, dass es halt auch um eine Wirksamkeit am Ende immer geht und diese individuelle Perspektive, das beschreibt halt die Selbstwirksamkeit.

Dierk

Wenn ich an meine Zeit zurückdenke, ich habe 2018 meine Ausbildung zum Business Coach gemacht und das war damals eine natürlich eine bewusste Entscheidung, weil die Ausbildung war teuer und sie war zeitaufwendig. Aber es war insofern nicht getrieben durch eigene Erfahrungen. Im Nachhinein bin ich tausendmal froh, dass ich diese Ausbildung gemacht habe, weil es mich persönlich auch weitergebracht hat. Gibt es bei dir persönliche Erfahrungen, die deine Ansichten zur Selbstwirksamkeit geprägt haben?

Sven

Ja, sehr viele. Also ich habe ja bevor ich mich selbstständig gemacht, war auch jahrelang im Konzern gearbeitet, habe da auch Führungen gehabt und habe da in verschiedensten Bereichen von Geschäftsfeldentwicklung bis hin zu digitaler Transformation auch im Konzern gearbeitet. Und da spielt natürlich auch Wirksamkeit immer eine große Rolle. Und da merkt man dann aber halt oder da habe ich dann für mich auch gemerkt, dass diese Aspekte zwischen Selbstwirksamkeit und der Organisation immer sehr spannend zu beachten sind, dass man dann selbst wenn man sehr selbstwirksam ist in so einem Konstrukt wie im Konzern, nur bedingt im Kollektiv wirksam sein kann, wer dann doch immer sehr starke Strukturen, ein bisschen Politik eine Rolle spielt. Und das ist das eine halt auch, das andere bedingt. Das sind so die Erfahrungen, die ich natürlich jetzt auch in meiner Arbeit immer mit einfließen lassen kann. Das, was ich jahrelang praktisch gemacht habe und jetzt noch durch die Ausbildung zum Coach und zum Business Coach die beiden Seiten halt wunderbar miteinander kombinieren kann.

Dierk

Das Thema Machtlosigkeit, das Gefühl der Machtlosigkeit, könnte ich mir fast vorstellen, ist in Konzernen häufiger der Fall als in kleinen oder mittleren Unternehmen. Mal schauen, die Zuhörenden kommen ja in der Regel aus dem beruflichen Kontext. Was denkst du, welche Rolle spielt die Selbstwirksamkeit bei einer beruflichen Entwicklung? Ich spreche mal bewusst nicht von Karriere, sondern ich spreche von einer beruflichen Entwicklung. Was denkst du, welche Rolle spielt die Selbstwirksamkeit da?

Sven

Für mich eine sehr große, weil am Ende kann ich mich nur weiterentwickeln, wenn ich ein Stück weit reflektiert bin und wenn ich dann auch gucke, wie wirksam ist jetzt eigentlich das gewesen, was ich gemacht habe. Und Selbstwirksamkeit beschreibt ja auch, dass ich mich nicht als Opfer der Umstände sehe. Und ich kann mich nur entwickeln, wenn ich auch fest davon überzeugt bin, dass das, was ich tue, ich auch selber beeinflussen kann und dass ich auch meine Entwicklung selber beeinflussen kann. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass meine berufliche Entwicklung nur davon abhängig ist, ob mich ein Chef befördert, wie die Kollegen mit mir zusammenarbeiten, dann kann ich das selber gar nicht steuern. Wenn ich aber davon überzeugt bin, dass ich selbst wirksam bin und dass ich auch selber für meine Ergebnisse verantwortlich bin, dann kann ich natürlich gucken, habe vielleicht gerade ein Problem mit dem Kollegen, aber macht nichts, da hat er keinen Einfluss auf das, wie ich mich entwickeln kann. Oder wenn ich sage, ich habe gerade einen scheiß Chef, wenn ich selbstwirksam bin und sage, Scheiß Chef, aber dann kann ich ja gucken, wo gibt es vielleicht einen anderen Chef. Das heißt ja gar nicht immer, dass ich irgendwie das Unternehmen wechseln muss, sondern wie kann ich da einfach umgehen oder anders damit umgehen, dass ich trotzdem selbst wirksam bin und mich trotzdem auch selber weiterentwickeln kann. Also für mich ist das ein Riesenhebel für die Entwicklung im Unternehmen oder halt auch im Beruf.

 

Dierk

ja ja also sehe ich auch so wenn wir uns entwickeln dann wollen wir ja irgendwo hin und dieses wollen ist ja schon der glaube dass ich da irgendwo hinkommen kann natürlich vielleicht bin ich mal auf dem falschen weg aber auch dann wieder kann ich reflektieren kann bemerken das passt gerade nicht und es gibt sicherlich immer auch punkte wo andere Menschen Schuld haben, sag es mal bewusst in Anführungsstrichen, also wo andere Menschen Einfluss haben, wo die Umstände einen Einfluss darauf haben, aber solange ich es nicht selber verändern kann, blende ich das quasi aus und ich versuche auch eben das umzusetzen oder an den Dingen zu arbeiten, wo ich etwas tun kann, also wo ich selbst wirksam sein kann.

Sven

Ja, genau. Und Menschen, die glauben, dass sie nicht selbstwirksam sind, dann kommt ja auch immer noch dieser Aspekt rein, die Sachen dann immer, ach, es läuft immer alles gegen mich. Dann ist diese Dimension von immer und ich bin ja hilflos. Und es ändert sich ja eh nichts und Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie selbst wirksam sind, selbst wenn was nicht schief läuft, dann sind die der festen Überzeugung, okay, ich konnte jetzt an der Situation nichts ändern, aber das geht vorbei, beim nächsten Mal läuft es wieder anders. Und das ist auch schon so ein Unterschied in dieser Haltung, wie stehe ich zu den Dingen, die da gerade passieren.

Dierk

Ich habe neulich den schönen Begriff dazu gehört, erlernte Hilflosigkeit. Das ist ja im Prinzip auch, geht auch in diese Richtung. Was ich aber interessant finde bei diesem Thema und auch so wie du es darstellst, es geht ja nicht um Chaka Chaka. Es geht ja nicht darum, dass wir sagen oder dass du sagst, du kannst alles erreichen. Es geht nur darum, überleg dir, wie du wirkst, wie du für dich wirken kannst, was du gestalten kannst und nicht, du kannst alles erreichen, was du immer nur willst, du musst den nur vorträumen oder Sven, bitte hypnotisier mich mal und dann geht das schon oder so. Sondern es geht darum, wirklich das aktiv und selbst reflektiv anzugehen.

Sven

Ja genau. Selbsthypnose, wenn ich Menschen hypnotisiere, dann mache ich ja auch nur, ich sage immer, den Tour Guide. Die Selbstverantwortung liegt ja trotzdem bei jedem selbst. Und weil du es auch gerade gesagt hast, das Thema der Selbstwirksamkeit ist ja nicht nur die kognitive Ebene, dass ich dran glauben muss, sondern es sind ja für mich drei Ebenen. Das sind die eine, die kognitive Ebene, also diese Ebene auf dem Verstand. Dann spielt dort für mich noch diese emotionale Ebene rein, also neben dem Mindset auch das Hardset und dann halt auch eine bewusste Haltung dazu. Also mit welcher Haltung gehe ich dann daran, weil die Haltung ja diese beiden Ebenen erst miteinander verbindet.

Dierk

Du hast es eben schon angesprochen, diese drei Ebenen der Potentialentwicklung, die du in deinem Artikel ja beschrieben hast, kognitiv, emotional und bewusst. Kannst du vielleicht mal erklären, wie diese drei Ebenen zusammenwirken und vor allen Dingen, was das mit der Selbstwirksamkeit dann zu tun hat?

Sven

Ja, das kommt ein Stück weit aus der Gehirnforschung. Und die Gehirnforschung, von der wissen wir mittlerweile ja, dass wir die beiden Gehirnhälften haben, die linke und die rechte Gehirnhälfte, und wir im Normalfall, im Berufsleben, sehr viel mit der klassischen kognitiven, mit der linken Gehirnhälfte unterwegs sind. Das heißt, sehr viel verstandgetrieben. Wir wissen jetzt aber auch aus der Gehirnforschung, dass das nur 10 bis 20 Prozent unserer Wirksamkeit am Ende ausmacht. Und dass der größere Part, nämlich 40 bis 60 Prozent, aus der rechten Gehirnhälfte kommt. Das heißt, wenn wir dann von der Herzebene sprechen. Die rechte Gehirnhälfte, das ist so gekoppelt mit unserem emotionalen Zentrum und wie fühlen wir Dinge. Die Kraft des Herzens ist energetisch 5000 Mal größer als die des Gehirns, also der Gedanken. Ist ja auch immer, wenn wir merken, wir sind irgendwie in einem Flow, wir sind richtig gut bei irgendwas dabei, dann sind es immer Dinge, die wir auch fühlen, die wir nicht bloß denken. Wir kommen erst in einen Flow und können wirklich wirksam sein, wenn wir die Dinge, die wir tun, auch fühlen im Herzen. Und das geht halt daran, die linke und die rechte Gehirnhälfte zu verbinden. Und das ist halt diese Bewusstseinsebene, dann zu sagen, wie schaffe ich, dass das Herz und das Hirn kohärent sind? Das heißt, die gleichen Signale auch aussenden. Und das heißt, dass ich auch wirklich das fühle, was ich denke. Und deswegen, weil du gesagt hast, das hat nichts mit Chaka Chaka zu tun und ich muss bloß dran glauben, wir merken das ja auch im Umgang mit anderen, wenn irgendjemand was sagt, ja wir schaffen das. Und der ist aber selber nicht davon überzeugt, das heißt, der spürt das nicht auf der emotionalen Ebene, dann merken wir auch, dass der uns versucht, irgendwas vorzumachen, was er selber nicht glaubt. Das heißt, wir Menschen haben dafür auch eine total feine Antenne. Und das ist das, wenn dann Herz und Hirn nicht auf der gleichen Frequenz schwingen und wir da keine Kohärenz haben, dann funktioniert halt der Verstand auch nicht. Das heißt, wir können die Dinge nicht bewegen, die wir nicht selber glauben. Weil wir dann spätestens auch ein Motivationsproblem haben, wenn wir es nicht wirklich fühlen. Das ist der eine Aspekt dieser Selbstwirksamkeit und dann halt auf der anderen Seite auch. Unser Gegenüber, die Leute nehmen uns das nicht ab. Das heißt, wenn ich als Führungskraft auch nicht wirklich von dem überzeugt bin, dass ich nicht fühle, was ich da gerade erzähle, dann sende ich immer so eine Ambivalenz aus und die Leute werden das wahrnehmen und merken, ja, warte mal, irgendwas stimmt hier aber jetzt gerade nicht. Die können das meist nicht so richtig benennen, was die ihm jetzt nicht glauben, aber die merken, es ist nicht authentisch und irgendwas stimmt an der Aussage nicht. Und dann passiert meistens so, dass ich dann niemanden irgendwie vom Hocker reisen kann, niemanden motivieren kann, niemanden mitnehmen kann. Deswegen braucht es diese beiden Aspekte und diese miteinander zu verbinden.

Dierk

Mir liegt ein Punkt auf der Zunge, der kommt aber noch ein bisschen später. Aber ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere jetzt denkt, naja super, also nach dem Podcast, Sven total überzeugt, ich kriege das alles zusammen und wenn ich morgen zu meinem Chef gehe und nicht im Flow bin, dann sage ich ihm, lieber Chef, ich bin nicht im Flow, ich muss in den Flow kommen und lass mal alle seine Termine weg. Also die Problematik natürlich in einem kognitiv getriebenen Umfeld sind ja trotzdem da. Aber da gehen wir nachher noch ein bisschen drauf ein, denn nur wenn man dieser Punkt jetzt gerade so durch den Kopf gegangen ist. Aber insofern vollkommen richtig, das muss auf einer Ebene sein. Also nochmal kognitiv, emotional und bewusst. Und der kognitive Teil, das ist das, was ja prägt, was unsere Wirtschaft prägt, das ist der Teil, der aber eigentlich am wenigsten Einfluss hat.

Sven

Ja, und die Zeit ist halt vorbei, aus meiner Sicht. Wir haben ja sehr viel aus dem, was wir jetzt gerade getan haben. Und das war ja auch wichtig, weil die Wirtschaft hat sich ja bisher auch sehr viel so entwickelt. Die ganze industrielle Revolution ist ja im Prinzip auf diesem Denken gekommen. Wir haben Systeme gebaut und haben Strukturen entwickelt. Aber die Dinge, die jetzt gerade um uns herum passieren, die kann unser Verstand ja gar nicht mehr greifen, weil die Dinge so komplex ineinander spielen, da ist es halt nicht mehr so. Ich weiß heute genau, dass wenn ich an der einen Stelle drehe, dann passiert was anderes an der anderen Seite. Das funktioniert beim Verbrennungsmotor oder so, da funktioniert es noch. Das ist ein System, da weiß ich, wenn ich hier was verändere, passiert an der anderen Stelle was. Aber bei Dingen wie Klimawandel, Pandemie, Weltwirtschaftssystem, die Dinge kann ich ja gar nicht mehr verstehen. Wenn ich heute irgendwo an der Stellstabe drehe, dann weiß ich nicht, was irgendwo anders in der Welt passiert oder wie die Dinge wirklich zusammenhängen. Und da geht es halt wirklich darum, das auch wieder wahrzunehmen. Dazu brauche ich eine Intuition und dazu brauche ich das Herz.

Dierk

Ja, hast du vielleicht mal ein paar Beispiele, gerade jetzt für so einen beruflichen Kontext, wenn wir über so etwas reden wie ein emotionales Zukunftsbild?

Sven

Im Prinzip ist das ja der erste Schritt dahin, wie ich auch so eine Selbstwirksamkeit für mich kreieren kann. Das heißt, erstmal kann ich ja nur messen, ob ich jetzt wirksam bin, ob ich in die Richtung gehe, in die ich mich bewegen will. Das heißt, ich brauche für mich erstmal irgendwie so eine Art Ziele, die ich erreichen will und so ein Zukunftsbild, was ich für mich kreieren will. Und um da eben nicht wieder den Fehler zu machen, dieses Bild nur aus dem Verstand heraus zu definieren, geht es halt auch darum, wie will ich mich denn fühlen auf dem Weg dahin und wie will ich mich dann auch fühlen in der Zusammenarbeit mit anderen auf dem Weg dahin. Und das kann beispielsweise so ein Bild sein von einer Mannschaft, die auf dem Segelboot unterwegs ist und dann dort dieses Gefühl beschreibt, wie da dieses Zusammenspiel ist, wie man da mit dem Wind arbeitet, wie man aber auch als Team zusammenarbeitet, wie man dann aber auch in Phasen, wo das Wasser ruhig ist, dort mal auf dem Sonnendeck liegen kann und schöne Gespräche führen kann und vielleicht nebenbei noch was Schönes essen kann. Also wirklich so ein emotionales Bild, wo jeder, der sich damit auch beschäftigt, im Gespräch auch merkt, hey cool, so will sich das anfühlen. Wo ich dann merken kann, wenn ich irgendwie unterwegs bin, ich fühle mich aber gerade nicht so, was kann ich denn wieder tun, um in dieses Gefühl reinzukommen. Also es geht gar nicht darum, irgendwie zu sagen, ich will in einem halben Jahr so und so viel Umsatz machen, sondern es geht eher darum, wie wollen wir uns denn fühlen auf dem Weg dahin und was ist denn unser Ziel und wie wollen wir das auch erreichen.

Dierk

Deswegen finde ich diesen Begriff ebenso sein, das Zukunftsbild auch so schön, weil ich denke, wir alle kennen die Frage, wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Was wollen Sie beruflich erreichen? Das sind diese kognitiven Fragen und dann gibst du dir irgendwelche Ziele und ich meine, hat man das erreicht, weiß ich nicht. Also überprüft man das auch. Also das ist ja eine ganz andere Herangehensweise, die Kognitive. Also insofern, dieses emotionale Zukunftsbild hilft mir als Person wirklich, dass er mir ein gutes Bild der Zukunft auszumalen. Deswegen ist das ja auch so ein schöner Begriff. Du hast eben schon angesprochen. Also ja, bitte.

Sven

Ja. Und vielleicht noch ein Gedanke dazu. Wenn ich mir ganz klar Ziele setze, ist es ja oft so, ich renne den Zielen hinterher und den Zielen nach, in der Hoffnung, ich bin dann glücklich oder ich bin dann zufrieden, wenn ich das Ziel erreicht habe. Und was passiert, wenn ich das Ziel nicht erreicht? Es ist ja selbst so, dass wenn ich das Ziel erreicht habe, dann fühle ich mich trotzdem irgendwie leer, weil das irgendein Ziel ist, das ich irgendwie mir aus dem Verstand definiert habe. Was ich aber vielleicht gar nicht gefühlt habe, sondern ich habe mir das nur aus dem Verstand definiert, weil man das halt so macht und weil das halt vielleicht sinnvolle Ziele sind. Und das ja nicht erfüllt. Und es geht ja auch darum, dass der Weg dahin Freude machen darf. Und ich kann nur in Flow kommen, wenn ich auch dahin fühle, was ich da gerade tue. Und deswegen geht es halt darum, auch so ein emotionales Bild zu haben.

Dierk

Ja, finde ich insofern auch schön, gerade neulich auch wieder ein tolles, toller Aussage gehört, wie stark uns so ein materialistisches Denken letztendlich auch bremst oder auch ins Negative zieht, weil wenn ich jung bin, habe ich kein Geld mehr, ein teures Auto zu kaufen. Wenn ich das teure Auto dann habe, dann bin ich aber auch nicht glücklich, weil entweder der Nachbar ein teures Auto oder ich habe Angst, dass ich das Auto verliere und so weiter. Also das führt jetzt vielleicht ein bisschen zu weit, aber ich glaube, drüber gekommen ist, dass wir da schon versuchen, auf die Menschen zu kommen und zwar eben nicht auch jetzt nicht so von wegen rosarote Wolke, sondern fühl dich wohl, sondern wirklich mit wirklich nachvollziehbaren Vorteilen für die Menschen, für die Personen, da haben wir eben darüber gesprochen, aber ich denke auch über die Teams in den Unternehmen. Also lass uns einfach jetzt nochmal eine Ebene höher gehen, also stärker in den beruflichen Alltag einsteigen. Welche Herausforderungen siehst du da? Welche Vorteile siehst du da, wenn wir versuchen, Selbstwirksamkeit im Team zu fördern?

Sven

Es macht die Teamarbeit viel wirksamer, am Ende auch wieder wirksamer und gleichzeitig hilft uns das, auch kritische Dinge anzusprechen und auch uns gemeinsam weiterzuentwickeln, weil auch das emotionale Zukunftsbild kann ich ja beispielsweise auf einer Team-Ebene auch definieren. Und das ist auch für mich immer das, wo ich mit Teams dann anfange zu sagen, okay, wie wollt ihr euch denn in der Zusammenarbeit überhaupt fühlen? Und dann auch so ein gemeinsames, emotionales Bild zu kreieren. Weil dann kann ich es nämlich auch wieder besprechbar machen und sagen, hey, ich habe gerade nicht das Gefühl, dass wir in so einer Leichtigkeit sind, wie wir uns das in unserem Zukunftsbild vorgenommen haben, wie wir zusammenarbeiten wollen. Und wie können wir das gemeinsam mit erreichen, dass ich da beispielsweise wieder hinkomme? Weil das Schöne daran ist, und zu diesem Zukunftsbild kommen ja dann auch noch Werte dazu, wo wir gemeinsam dann im Team definieren, mit welchen Werten wollen wir zusammenarbeiten und was bedeuten die auch für uns. Dann kann ich auf dieser Metaebene dieses Zukunftsbilds oder dieser Werte Themen ansprechen. Und das fällt vielen einfacher zu sagen, hey, ich habe gerade das Gefühl, wir leben diesen Wert XY nicht als zu sagen, ich fühle mich gerade schlecht oder, was ja auch oft passiert, du hast irgendwas falsch gemacht. Weil dann entsteht ja auch immer so eine Angriffssituation, wo sich dann der andere vielleicht wieder angegriffen fühlt. Und wenn ich dann einfach sage, ich will diesen Wert wieder mehr legen, diesen Wert wieder mehr leben, hat das zwei Vorteile, nämlich eins, Ich habe erst mal eine Metaebene aus der ich auf die Dinge drauf gucke und gleichzeitig wieder ich habe den Fokus auf das wo wir hin wollen und gar nicht so auf das was schlecht läuft und die Probleme.

Dierk

Das heißt, die Förderung von Selbstwirksamkeit im Team bezieht sich natürlich schon auf die einzelnen Menschen im Team, aber bezieht sich natürlich auch auf das Zusammenwirken dieser Selbstwirksamkeit. Und auch da finde ich so ein Bild sehr, sehr schön, weil es wird unterschiedliche Reifegrade geben. Also die Menschen werden unterschiedliche Bilder malen und werden das unterschiedlich für sich bewerten. Und das denke ich ist dann auch die Herausforderung in deiner Arbeit wahrscheinlich auch hier hinein zu bringen, dass sie verstehen, dass sie gemeinsam einen Vorteil davon haben, auch wenn jeder einzelne es unterschiedlich für sich bewertet.

Sven

Genau, und gerade wenn man mit Werten arbeitet, von einem gewissen Wert, nehmen wir beispielsweise mal die Leichtigkeit, hat ja jeder ein anderes Verständnis. Das heißt, du wirst wahrscheinlich von Leichtigkeit ein anderes Verständnis erstmal haben von dem Begriff, was bedeutet das für dich in der Zusammenarbeit, als für mich. Das heißt, es geht natürlich einmal darum, in dieser Wertearbeit erst mal Bewusstsein dafür zu schaffen, erstmal aus welcher Haltung heraus ich diesen Wert definiere und das auch gemeinsam dieses Bewusstsein dafür zu haben und zu sagen, ich definiere das erstmal aus so einem Fülle Aspekt heraus und nicht aus so einer Mangelhaltung im Sinne von, bei uns ist eh immer alles so schwer, deswegen müssen wir uns jetzt Leichtigkeit definieren. Na dann wird so ein Wert nicht funktionieren, das ist ja das, was ich in Unternehmen ganz oft erlebe. Es sind irgendwelche Werte definiert worden, weil wir wollen das, wir brauchen das unbedingt. Das ist dann wieder so eine Mangelhaltung. Und das wird nicht funktionieren, aber wenn ich so ein emotionales Zukunftsbild habe und sage, hey, wir haben alle Lust, gemeinsam miteinander zusammenarbeiten und wir wollen so eine Leichtigkeit spüren, weil wir wissen, dadurch können wir besser zusammenarbeiten, dann ist es erst mal eine ganz andere Haltung heraus, aus der ich den Wert definiere. Und dann kann ich natürlich gleichzeitig noch dahingehen und diese Diskussion regelmäßig führen, was bedeutet das denn jetzt für jeden Einzelnen? Leichtigkeit oder Zusammenarbeit? Man kann regelmäßig reflektieren, wo läuft das schon gut und wo haben wir aber auch noch Potenzial, diesen Wert, Leichtigkeit mehr zu leben. Und wenn ich dann regelmäßig im Team darüber in den Austausch komme, dann wird die Zusammenarbeit automatisch viel besser, als wenn ich nicht über solche Themen rede.

Dierk

Was ich so interessant finde, was ich so schön finde, ist, aus meiner Sicht ist es auch eine ganz andere Motivation mit dabei. Natürlich gibt es Team-Entwicklungs-Workshops noch und näher. Aber wenn ich eben versuche oder wenn du quasi versuchst, diese Selbstwirksamkeit bei den einzelnen Menschen zu fördern, Sie darüber reflektieren zu lassen. Dann geht es ja auch um die eigene, also um das eigene Wohlbefinden dabei. Es ist nicht so von wegen, wir sind als Team jetzt erfolgreich und jeder muss seine Arbeit in den Dienst des Teams stellen. Nein, jeder soll Selbstwirksamkeit für sich definieren und soll in einen Flow kommen, in ein gutes, emotives Zukunftsbild. Also soll sich wohlfühlen. Und das insgesamt macht aber auch Sinn, das gemeinsam im Team zu besprechen und im Team zu erarbeiten.

Sven

Genau, und dann kann im Prinzip erst so ein Teamflow entstehen, wo dann auch unter gemeinsamen Zusammenarbeit wirklich in so ein Flowgefühl reinkommen.

Dierk

Jetzt haben wir darüber gesprochen, dass es ein bisschen in die Richtung geht mit Workshops. Ich habe auf deine Arbeit vielleicht ein bisschen reflektiert. Wenn man mal sagt, wir brauchen diese Externe nicht, welche Tipps hast du für Führungskräfte, um die Selbstwirksamkeit ihrer Mitarbeiter zu unterstützen? Das wäre das erste, was ich sehen würde, dass Führungskräfte das unterstützen. Oder ist das ein Thema, was nur die Mitarbeiter selber angehen sollten?

Sven

Naja, ich glaube, den Impuls zu setzen kann durchaus erstmal die Führungskraft. Natürlich ist es wieder so der Punkt, mit welcher Haltung gehe ich als Führungskraft daran und was erwarte ich dann vielleicht auch von dem anderen. Weil am Ende kann ich als Führungskraft den Menschen nicht verändern. Sondern ich muss erstmal mit der Haltung rangehen, ey, das ist ein erwachsener Mensch und der hat auch die Verantwortung für sich selbst. Und klar, sich weiterentwickeln kann auch nur jeder selbst. Das bringt nichts, wenn ich die Leute auf einen Workshop schicke oder sage, du musst jetzt weiterentwickeln. Wenn ich das nicht selber will, dann bringt das nichts. Dann sitze ich da irgendwo in einem Seminar, höre man das an, lerne vielleicht was, vielleicht aber auch nichts und es wird sich aber nichts im Alltag verändern. Das heißt, das ist natürlich erstmal so, dass die Führungskraft niemanden von seinen Mitarbeitenden verändern kann, sondern das muss erstmal aus jedem selbst heraus entstehen. Gleichzeitig kann ich natürlich aber als Führungskraft erst mal ein Interesse zeigen und ein echt ernst gemeintes Interesse für den Menschen zeigen und dann halt auch offene Fragen stellen im Sinne von hey, was brauchst denn du eigentlich? Und dann nicht bloß einmal im Jahr irgendwie ein strukturiertes Mitarbeitergespräch zu führen, wo ich irgendwie einen Fragebogen von 20 ziemlich unpersönlichen Fragen durchgehe, sondern wirklich im täglichen Alltag einfach mal offen Fragen stellen, hey, wie geht es dir gerade, aus einem wirklichen Interesse und dann auch wirklich so mit einer Präsenz und mit einem offenen Herzen zuzuhören. Und dann werden die Menschen schon, dann werden die Führungskräfte auch merken, hey, da passiert bei dem anderen was, weil der sich jetzt gesehen und wertgeschätzt fühlt.

Dierk

Ja, du hast von offenen Fragen gesprochen. Du hast von Interesse zeigen oder ich sage mal, ehrliches Interesse zeigen ist. Weil wie geht es heute ist auch eine schöne Frage. Gut, ja. Und dann geht es weiter. Man wartet die Antwort gar nicht ab. Gibt es noch ein paar andere spezifische Übungen oder irgendwelche Techniken, die du Führungskräften anbieten könntest, die die Steigerung der Selbstwirksamkeit, was sie dafür nutzen könnten?

Sven

Ja, genau. Naja, am Ende geht es auch darum, dass die Leute ja ein Stück weit eine Verantwortung übernehmen. Und dann geht es auch darum, zu gucken, dass ich nicht alles im Detail vorschreibe, wie der Weg dahin auch passiert. Und das heißt, kann zum Beispiel sein, ich gebe ihm eine Aufgabe und sag dann einfach mal, okay, wie du dahin kommst, ich unterstütze dich, aber mach mal einen Vorschlag. Weil oft ist es ja so, die Dinge werden wirklich bis ins Letzte vorgeschrieben und wenn das Ziel nicht genau so erreicht wird, wie es vorgeschrieben ist, dann ist es auch wieder falsch. Darauf haben aber die Leute keinen Lust, weil im Ende sind es ja die zwei Grundbedürfnisse, die nach Gerhard Hüther, wenn man das wirklich mal runterbricht auf die zwei aus der Gehirnforschung, sind das eine Zugehörigkeit und Sicherheit und das zweite Grundbedürfnis, was wir haben, ist Autonomie und Wirksamkeit. Das heißt, ich will zum einen mich irgendwo zugehörig fühlen und zum zweiten will ich aber auch Dinge selbst gestalten können und mich entwickeln können. Und wenn ich in einem System bin, wo wirklich alles bis aufs Letzte vorgeschrieben ist und ich beispielsweise einen vertriebenen Verkaufsskript habe, wo ich hier das Wort bloß vorlese, dann kann ich ja selbst gar nicht wirksam werden. Das heißt da halt auch mal als Chef eine gewisse Freiheit zu geben, zu sagen, ich will, dass du das und das erledigst, aber wie du dahin kommst, ist mir erstmal egal. Wenn du Fragen hast, komm zu mir. Und dann wird es nämlich auch wieder spannend, dann, wenn der Mitarbeiter das erste Mal kommt, nicht in diesen Reflex zu fallen, zu sagen, hey, ich mache es dann halt wieder selber oder vorzugeben, wie es funktioniert, sondern dann wieder Fragen zu stellen, die den Leuten helfen, selber wieder Gedanken zu entwickeln und selber oder in diesem Prozessschritt weiterzukommen.

Dierk

Und ich denke jetzt gerade an den einen oder anderen, bei den Führungskräften, der zuhört, der sagt jetzt, Sven, hast du wunderschön gesagt, aber dafür habe ich keine Zeit. Wir haben ja eingangs gesagt, das Zitat aus dem Blogbeitrag war ja, manchmal funktionieren wir im Job einfach, getrieben von den Ereignissen um uns herum und manchmal fühlen wir uns in solchen Momenten machtlos. Deswegen würde ich jetzt gerne so ein bisschen nochmal eine Ebene höher gehen und nämlich das Thema Unternehmen oder Unternehmenskultur ansprechen, weil das, was du sagst, ich denke, da stimmen alle zu. Aber in der Umsetzung brauche ich dafür Zeit. Ich brauche wahrscheinlich auch ein bisschen Ausbildung. Ich brauche vielleicht auch Unterstützung, dass ich selber unterstützt werde, dass ich vielleicht ein bisschen Coaching auch an die Hand bekomme, dass ich mich mit Kollegen austausche. Das kostet ja alles irgendwie Zeit und das kann ich mir nicht aus den Rippen schneiden. Also, inwiefern beeinflusst die Unternehmenskultur, ich nehme mal dieses Wort, du darfst auch gerne andere Wörter nehmen, die Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden oder gibt es da gar keine Zusammenhänge?

Sven

Spielt immer zusammen. Das ist ganz klar. Und die Kultur ist ja. Also ich vergleiche auch gerne die Kulturen des Unternehmens mit dem Unterbewusstsein des Unternehmens. Das ist ganz viele Dinge, die so ein Stück weit unbewusst zusammenspielen und die Summe der Dinge, die wir wahrnehmen, das beschreiben wir dann oft als Kultur. Man kann auch sagen, das ist ein Stück weit die Energie, die wir im Unternehmen spüren. Auch das kann ich sagen, das ist so ein Stück weit eine Kultur. Aber eine Kultur ist erstmal nichts, wo ich sagen kann, das ist total greifbar für mich, sondern das ist ja irgendwie schon so was, ein Stück weit was Schwammiges was ich nicht direkt beeinflussen kann und deswegen spielt es natürlich sehr eng zusammen. Und eine Kultur, die Werte basiert ist, die auf einer Wertschätzung basiert und die auf dem Miteinander basiert, da wäre ich natürlich eine ganz andere Selbstwirksamkeit entfalten können, als wenn das eine Kultur ist, die ein Stück weit von einer Angst geträgt ist, von ganz klaren Ansagen und von so einer gefühlten Kälte im Unternehmen. Die Sachen spielen immer zusammen.

Dierk

Das heißt, gerade wo du das auch so sagst, ich habe doch über lange Jahre hinweg einen großen deutschen Telekommunikationsdienstleister mit Trainings versorgt in einem fachlichen Thema und da war auch das Thema Kultur mit dabei und meine Aussage war eigentlich immer, das ist mir auch bestätigt worden, es gibt nicht die Unternehmenskultur, also zumindest in diesem Unternehmen gab es nicht die

die Unternehmenskultur, weil sie verschiedene Standorte hatten. Da war ganz klar, es gibt Kulturunterschiede pro Standort beispielsweise. Es gibt Kulturunterschiede oder gab, gibt es wahrscheinlich immer noch, je nachdem in welcher Branche oder aus welcher Branche die Kunden kamen. Also insofern Du hast ja gesagt, das hängt zusammen, das Spiel zusammen. Wenn wir jetzt auf der Ebene anfangen, ein Mitarbeiter möchte selbstwirksam werden, das kann er für sich machen. Eine Führungskraft in einem Team kann Selbstwirksamkeit anstoßen, indem er selber versucht, etwas vorzuleben. Das heißt, da kommen wir ja quasi von unten nach oben. Und dann müssten wir über diesen Weg eben schauen, dass wir entweder die Kultur des Unternehmens entsprechend beeinflussen, also das Unterbewusstsein, wie du es ja genannt hast, beeinflussen. Oder dass wir auch mal, ich sag mal, diesen Fragebogen beiseite legen, von dem du gesprochen hast und sagst, nee, komm, das führen wir nachher nach aus den letzten fünf Minuten, jetzt machen wir mal ein bisschen was anderes. Also das wäre ja dann ein Weg, der von unten nach oben kommt. Und der dann ja auch das unterstreicht, was du gesagt hast, nämlich ich kann etwas verändern. Ich brauche nur ein bisschen Mut dazu. Auch das ist ja etwas, was wir jetzt alle naselang hören, dass man eben mutig sein soll. Aber letzten Endes wirkt das da entsprechend zusammen.

Sven

Es wirkt immer zusammen und ich ersetz auch Mut gern durch das Wort, man darf sich was trauen, weil da für mich auch schon wieder dieses Vertrauen in das eigene reinspielt und gleichzeitig klar, ich kann sowas wie eine Unternehmenskultur aus meiner Sicht nicht nur von unten nach oben verändern, weil am Ende gibt es immer ein Management, wenn sich das Management nicht verändert, dann kann ich die Kultur im gesamten Unternehmen nicht verändern. Wenn ich in mittelständischen Unternehmen unterwegs bin, geht so ein Prozess eigentlich immer von oben nach unten los. Weil gerade im Top-Management muss ein Bewusstsein dafür da sein, wie ich mit Werten agiere, was ist die Haltung und was hat auch meine Haltung als Management für einen Einfluss und für eine Vorbildwirkung auf das ganze Unternehmen und wie präge ich auch als Management und als Geschäftsführung das Energiefeld und dieses Wesen des Unternehmens ganz konkret. Und dann, im zweiten Schritt, klar, dann muss ich Leute im Unternehmen befähigen, mit werden zu arbeiten, auch so eine Kultur mitzugestalten, andere zu unterstützen, so ein Sparrings-Partner auch für andere da zu sein, als Wertebotschafter unterwegs zu sein. Aber wenn ich eine nachhaltige Veränderung will, dann wird das nicht nur von unten nach oben funktionieren mit einer reinen Selbstwirksamkeit, weil spätestens an der obersten Entscheidungsebene, wenn es die gibt, ist ja dann meistens Schluss. Und wenn ich da fünfmal gegen diese Mauer gerannt bin, dann vergeht meistens auch die Lust, irgendwas in diesem Unternehmen verändern zu wollen. Und dann sind die Leute, die wirklich selbstwirksam sind, die gehen dann. Weil die sagen, ich kann in dem Unternehmen nicht wirksam werden, deswegen suche ich mal ein anderes.

Dierk

Leitet über zu einer Frage, die mir jetzt auch gerade so in den Kopf geschossen ist, hast du ein paar Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen im Unternehmen. Denn das, was du gerade gesagt hast, die gehen dann, die selbstwirksamen Menschen gehen dann. Und das ist auch aus meiner Sicht ein Naturgesetz. Die Besten gehen zuerst, weil die sind eben noch aktiv, die wollen etwas verändern. Also gibt es ein paar Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen in Unternehmen, um Selbstwirksamkeit zu fördern.

Sven

Also was ich immer wieder beobachte, was echt super funktioniert, wenn ich mit der Geschäftsführung, mit dem Management-Team wirklich gemeinsam so ein Zukunftsbild definiere, dann auch die Werte definiere und wir dann die Leute einladen zu sagen, okay, wie wollen wir jetzt die Werte miteinander leben? Und dann die Mitarbeiter auch einlade, wirklich in dieses Gespräch zu kommen und auch über dieses Gespräch, über die Werte dann wieder in diese Diskussion zu kommen. Wie wollen wir denn eigentlich miteinander arbeiten? Also das macht erstmal schon ganz viel mit den Leuten, wenn die Mitarbeitenden sich eingeladen fühlen, auch mit zu diskutieren, weil sie dann das Gefühl haben, hey, wir können mitgestalten. Das ist schon erstmal so ein erster Aspekt. Und dann, was auch immer aus meiner Sicht sehr, sehr wirksam ist, so kleine Projekte wirklich mal zu starten. Und halt nicht immer darüber zu reden, wir müssten irgendwann mal und wir fangen erst an, wenn das Ganze groß und perfekt definiert ist, sondern zu sagen, wir fangen jetzt erstmal mit einer ganz kleinen Veränderung an und probieren das einfach mal vier Wochen aus, sechs Wochen aus und gucken dann mal, was das gebracht hat. Dann können wir ganz vorne im Prozess anfangen, machen da eine kleine Änderung, beobachten erstmal, was passiert. Und wenn es funktioniert, lassen wir das stehen. Wenn nicht, überlegen wir uns was anderes. Und das ist dann manchmal oder das ist dann ganz oft so der Aspekt, dass die Leute merken, hey, es verändert sich was. Und das sind diese kleinen Erfolgserlebnisse, die dann wieder motivieren und wieder auch die Lust geben, weiter zu gestalten, weiterzuentwickeln. Weil halt nicht dieser große Berg von Veränderung gerade vor mir steht, wo dann alle so ein Stück weit hilflos sind und überfordert sind. Wie soll man denn das jetzt auch noch schaffen? Wir sind doch schon im täglichen Geschäft ganz viel beschäftigt, wieso man diese Riesentransformation noch schaffen, sondern wirklich dann zu sagen, okay, wie kann man das runterbrechen und wie kann man jetzt eine ganz kleine Geschichte verändern und merken, hey, das bringt im Miteinander, löst das schon ganz viel aus und wir werden dadurch wirksamer, es wird viel weniger Konfliktpotenzial oder es läuft jetzt ein Prozess an einer Stelle viel besser durch, wo wir vorneweg fünf Meetings gebraucht haben, das funktioniert jetzt einfach so durch. Und dieses schrittweise Vorgehen in kleinen Schritten, das ist glaube ich auch was, was oft unterschätzt wird, was aber in der Wirkung wie so eine kleine Akupunkturnadel dann schon eine Veränderung bringt. Jaja, genau.

Dierk

ja ja wichtig aber dass es eben von oben unterstützt wird also das weil sonst rennst du auch dann da wieder gegen die wand und dann haben wir ja das Problem die besten oder die selbstwirksamsten gehen als erstes zu dem Thema noch mal gibt es irgendeinen Rat, den du jemandem geben könntest, wenn der sich gerade oder diejenige sich gerade in einer beruflichen Situation befindet, wo er oder sie sich machtlos fühlt und wenig selbstwirksam? Also außer kündigen. Das haben wir ja schon gesagt. Das ist eine Möglichkeit, aber das ist vielleicht sozusagen die persönlich vielleicht die schlechtesten auch fürs Unternehmen. Also wo kann man bei sich selber ansetzen, wenn man sich in einer solchen gefühlt machtlosen Situation befindet?

Sven

Das erste Mal ist zu fragen, okay, was kann ich vielleicht tun? Was hat das auch mit mir zu tun? Und auch da wirklich mal genau hinzugucken, wie fühle ich mich denn vielleicht auch gerade in der Situation? Und dann auch wirklich mal in sich zu gehen und dann halt sagen, okay, wie kann ich es schaffen, dass ich mich in so einer Situation wieder anders fühle? Und wie will ich mich fühlen und wie kann ich es machen, dass ich mich genauso fühle? Und dann am Ende dieser kleine Switch, nenne ich es jetzt mal, in dieser Haltung dahinter, dann zu sagen, diese Verantwortung zu übernehmen, ich fühle mich nicht machtlos, sondern ich will mich wirksam fühlen. Und deswegen nehme ich mir jetzt ganz konkret für das nächste Meeting, wo ich sonst immer das Gefühl habe, ich sitze da drin und bin total machtlos in diesem Meeting. Wenn ich dann schon wieder reingehe in so ein Meeting dieses Muster und unterbewusst schon wieder denke, ach, jetzt habe ich wieder dieses Meeting, da kann ich eh nichts ausrichten, dann ist es ja wieder diese selbst erfüllende Prophezeiung. Und dann vielleicht einfach vor so einem Meeting mal für sich zu definieren, hey, wie will ich mich denn nach dem Meeting fühlen? Und dann immer wieder mit diesem, erstmal gehe ich da mit einem ganz anderen Gefühl rein, weil ich ja dann schon erstmal in diesem positiven Gefühl bin, das heißt, ich bin in einer ganz anderen Frequenz, die ich da noch aussende. Und ich habe diesen Fokus auf dieses positive Gefühl. Und das heißt, ich werde dann auch in diesem Meeting mit einer ganz anderen Energie agieren und interagieren. Und plötzlich werde ich merken, ich werde dann schon wieder viel wirksamer in diesem Meeting, weil ich sage dann vielleicht auch mal was, was ich vorneweg nicht gemacht hätte. Einfach mit diesem, wie will ich mich nach dem Meeting fühlen, versetze ich mich in eine ganz andere Energie und gehe mit einer ganz anderen Haltung in Einstellung rein.

Dierk

Ja, und das Schöne ist ja, das ist so eine positive Sicht und die kann ich ja auch teilen. Wenn es in einer Gruppe oder bei einem Meeting selten der Fall ist, dass Menschen freiwillig Aufgaben übernehmen. Nehmen wir das Beispiel jetzt mal. Kann ich ja für mich entscheiden. Okay, ich möchte engagiert da rausgehen. Ich möchte mit einem guten Gefühl da rausgehen. Und das kriege ich nur, wenn wir die Aufgaben, die wir uns gegeben haben. Also erst mal, wenn wir Aufgaben definieren, also nicht nur reden, sondern auch Aufgaben. Und wenn wir dann Menschen haben, die sich da freiwillig für melden. Und dann kann man das ja auch nutzen. So von wegen, ja, jetzt haben wir hier auch, wir haben noch keine Aufgaben. Ich möchte hier immer so richtig cool rausgehen. Ich möchte mich gut fühlen. Lass uns doch noch ein paar Aufgaben definieren oder sogar selber Aufgaben einbringen und sagen, auch ich übernehme diese Aufgaben. Aber eben immer mit diesem positiven Bild. Ich möchte hier engagiert rausgehen. Ich möchte beseelt rausgehen. Weiß ich nicht, weil ich sehe immer wieder in den Unternehmen haben leider häufig die Menschen das sagen, die laut sind und die auf Effizienz getrimmt sind. Und die werden natürlich jetzt mit unseren ganzen Gespräche über Flow und emotionales Zukunftsbild werden, die wenig anfangen können. Und deswegen müssen wir versuchen, auch diese Menschen anzutriggern, die vielleicht leise sind, aber die etwas verändern wollen im Sinne von Selbstwirksamkeit.

Sven

Und das ist aus meiner Sicht dann wieder die Aufgabe für eine gute Meeting-Kultur. Das heißt, wie kann ich auch Meetings so gestalten, dass wirklich alle Stimmen am Tisch hören? Und dass die Meinung eben nicht sofort am Anfang des Meetings geprägt ist durch den, der am lautesten und am überzeugtesten da reingeht. Und da kann ich ja auch mit wie setze ich ein Meeting auf, wie steuere ich das Meeting, wie lasse ich Leute zu Wort kommen, kann ich auch ganz viele Perspektiven reinbringen. Und ich glaube, es sind gar nicht immer die Lautesten, die das bewusst machen, sondern es sind halt so Typen und die sagen, ich bin doch der Einzige, der was sagt. Natürlich machen wir das dann so. Und ich glaube, ganz oft ist es so, dass wenn die dann auch mal eine Meinung von anderen hören und dann sich da auf einer Ebene austauschen können, sind die auch oft ganz offen dafür, dann zu sagen, hey, okay, dann lass uns doch mal das probieren. Aber wenn die ruhigen Männchen gar nicht zu Wort kommen, dann haben die Lauten vielleicht gar nicht so dieses sensible Gespür dafür, wie der will ja eigentlich  noch was sagen, sondern die nehmen einfach nur wahr, der sagt ja nichts, deswegen machen wir das halt jetzt einfach so. Ja.

Dierk

Richtig. Richtig. Und wenn ich das auf das Thema Selbstwirksamkeit übertrage, ich kann mich beklagen, dass der immer nur erzählt. Das ist das negative Bild. Das sind die anderen. Das ist diese erlernte Hilflosigkeit. Wenn ich für mich aber sage, ich möchte hier rausgehen und möchte aus diesem Mitten mit einem Gefühl rausgehen, mal etwas gesagt zu haben. Und zwar nicht nur das war alles blöd, sondern was Positives gesagt haben oder mit dem Gefühl rauszugehen, dass ich wirklich das Gefühl habe, ich konnte etwas bewegen, weil ich etwas gesagt habe. Dann überlege ich mir ja zwangsläufig, was kann ich dafür tun und komme in so eine Haltung rein. Ich komme in das Handeln rein. Ich weiß, dass ich mich vorbereiten muss. Denn wenn ich mich vorbereitet bin, dann habe ich Argumente. Also der, der da vorne laut irgendwas vom Stapel lässt, ohne Fakten zu haben. Wenn ich dem zwei, drei Mal mit Fakten komme, weil ich mich vorbereitet habe beispielsweise, dann habe ich ein ganz anderes Gefühl. Und dann habe ich vielleicht auch ein positives Gefühl von, hey, ich habe gewonnen. Jetzt kann man sich streiten, ob das wiederum gut ist. Aber es ist erst mal ein positives Gefühl, das ich habe, weil ich selber gesagt habe, ich bin dem Ganzen nicht machtlos ausgeliefert. Ich möchte etwas verändern. Ich möchte wirksam werden. Ja, dazu darf ich. Muss ich auch was tun.

Sven

Und wenn ich dann noch mit der Haltung reingehe, es geht mir nicht um, dass ich will gewinnen, sondern ich will, dass wir als Team gemeinsam das beste Ergebnis abliefern oder als Unternehmensgemeinsame Ergebnisse abliefern und ich dann nicht schon wieder dieses Gegeneinander habe, sondern ich will gewinnen, sondern hey, wir wollen gemeinsam besser werden, deswegen lasst es doch mal noch einen Blick auf diese Perspektive werfen. Ich glaube, mit der Haltung können wir dann wirklich in Summe besser nach vorne kommen als Unternehmen.

Dierk

Ja, sehr schön. Eine Frage habe ich noch. Was ist der größte Mythos oder das größte Missverständnis über Selbstwirksamkeit? Danke. Okay, ja.

Sven

Gute Frage. Da fällt mir gerade tatsächlich gar kein Mythos ein, der mir bisher begegnet ist. Vielleicht hast du einen Mythos.

Dierk

Naja, ich hätte jetzt gesagt, ich habe mir auch keine Antwort vorbereitet, aber ich hätte jetzt gedacht, dass man Selbstwirksamkeit nicht mit diesem Chaka Chaka verwechseln darf. Ja, also das eben der größte Mythos ist, ich kann alles erreichen. Das wird ja auch durch viele Coaches, die da so auf irgendwelchen diversen Kanälen unterwegs sind, immer wieder suggeriert. Du musst dich nur anstrengen. Und wenn du es nicht erreicht hast, und auch du hast bei mir für 5000 Euro Coaching gebucht, also wenn du es nicht schaffst, ja sorry, dann hast du es nicht geschafft. Und eigentlich deswegen mein Antwort wäre, der größte Mythos ist, dass Selbstwirksamkeit quasi sofort einen Erfolg bringt und dass man das sozusagen mit Wille, mit kognitiven Einsatz erreichen kann.

Sven

Ja, ja, das ist richtig. Und das funktioniert halt nicht, weil dieses Bewusste und dieses Kognitive, das macht nur 5% unseres täglichen Handels und Tuns aus. Also wir wissen ja auch, dass wir am Tag schätzungsweise 60.000 Gedanken denken. Und nur 5% davon sind wirklich bewusst. Die letzten 95% laufen Unterbewusstsein ab. Und davon ist noch ein Großteil von immer wieder ablaufend die gleiche Muster. Das heißt, wir erzählen uns am Ende unbewusst immer wieder die gleichen Geschichten. Das sind Prägungen, die wir aus der Kindheit haben, die wir aus dem Umfeld haben, wie wir aufgewachsen sind. Und da kann ich nicht mit dem reinen Verstand dagegen arbeiten. Ich bin der Reiter auf dem Elefant, unser Verstand ist der Reiter und unser Unterbewusstsein ist der Elefant. Wenn ich da irgendwie als kleiner Reiter versuche, dem Elefant eine Richtung vorzugeben, der Elefant läuft immer in die Richtung, in die er will, und das ist unser Unterbewusstsein. Deswegen, ich kann nicht wirksam werden, wenn ich wirklich bloß auf der Verstandsebene unterwegs bin, dann kann ich mir noch so viel gut zureden. Ich glaube mir das Unterbewusst selber nicht und mein Unterbewusstsein wird dann immer in die andere Richtung arbeiten.

Dierk

Sehr schön. Zum Abschluss habe ich dann bei meinen Gästen immer die Frage, gibt es noch irgendetwas, was du sagen möchtest im Sinne einer Zusammenfassung oder als als Tipp, dass du noch eine Botschaft drüber bringen kannst oder möchtest du eine Botschaft drüber bringen über Dinge zum Abschluss dieser Podcast Episode?

Sven

Ich glaube, was das jetzt nochmal ganz schön zusammenfasst, ist zu sagen, hey Wirksamkeit im Unternehmen hat diese beiden Dimensionen. Das hat zum einen die Dimension, ein schönes Umfeld zu schaffen, in der die Menschen gut miteinander zusammenarbeiten können und dafür auch ein Fundament zu kreieren, das eine gute Zusammenarbeit zulässt. Und zum zweiten braucht es aber auch von jedem einzelnen ein Stück den Willen, was mitzugestalten und dann über das ganze Thema Selbstwirksamkeit aktiv zu werden. Und dass man die beiden Dinge im Unternehmen nicht schwarz-weiß denkt, ist nur das eine oder das andere, sondern zu sagen, es braucht am Ende beides und wie kann ich ein Unternehmen kreieren, was mehr Herzlichkeit, mehr Menschlichkeit wird erlaubt, sodass die Leute wirklich auch für sich jeder selber in ihr volles Potenzial kommen können und zu gucken, hey, wie geht es dem Wesen des Unternehmens eigentlich wirklich gut und was braucht jetzt das Wesen des Unternehmens, um sich gut zu entwickeln und das wir als Menschen, aber auch als Teams und Unternehmen, das nicht nur auf einer reinen Verstandsebene bewegen können, sondern wir brauchen dazu auch dieses Herz, wir brauchen diese emotionale Ebene, wir brauchen diese Intuitionsebene wieder. Und das ist nicht ein Entweder-oder, sondern wir brauchen beide Seiten. Wir brauchen die Intuition, wir brauchen den Verstand und wir können auch als Unternehmen mit den Herausforderungen, die wir haben, nur bestehen und gut umgehen, wenn die beiden Perspektiven miteinander zusammenspielen und in so einer holistischen Betrachtungsweise ineinandergreifen. Ja, unbedingt.

Dierk

Sehr schön. Eine kleine Ergänzung von mir dazu. Und das hat auch einen wirtschaftlichen Erfolg zur Konsequenz. Davon sind wir beide überzeugt. Wir haben jetzt keine Quellen dafür, aber all das, was du gesagt hast, würde ich einfach ergänzen. Das ist nicht nur rosarote Wolke und mit Wattebäuschen werfen. Es hat wirtschaftliche Konsequenzen im positiven Sinne. Und dadurch werden Unternehmen dann eben, ich sag mal, veränderungsbewusster, sie werden resilienter. Jetzt kommen wieder so ganz viele von diesen Buzzwords. Sie werden anpassungsfähiger, um nicht zu sagen agiler. Aber trotzdem dieser Fokus auf die Personen, auf die Selbstwirksamkeit in den Menschen hat auch wirtschaftliche Vorteile, bringt wirtschaftliche Vorteile mit sich.

Sven

Und dafür gibt es jede Menge Studien, ohne dass ich jetzt die direkt einzeln zitieren könnte, aber da habe ich schon viele Studien dazu gesehen, die genau das beschreiben. Weil durch dieses selbst wirksame, entsteht auch ein gesunderes Miteinander. Und es ist ein riesen wirtschaftlicher Schaden, erstmal wenn die Menschen nicht gesund sind. Und der größte Teil der Dinge, die Gesundheitsprobleme in Unternehmen sind, sind mentale Themen. Bei mentalen Krankheiten fallen die Leute länger aus. Und auch, was ja dann noch als zweiter Aspekt dazu kommt, dieses Quit-Quitting, dieses Ich hab innerlich gekündigt, dann sind die Leute nur 50 Prozent so produktiv wie Leute, die wirklich richtig mit Freude bei der Sache dabei sind und sich wertgeschätzt fühlen. Und ich glaube, alleine so eine Relation, 50 Prozent mehr Leistung, die ein einzelner Mensch erbringen kann, es ist auch klar, dass sich das dann im Ergebnis auch wirtschaftlich fürs Unternehmen lohnt.

Dierk

Sehr schön. Das sehr schön. Gut, Sven, vielen Dank für deine Inspiration, für deinen Blogbeitrag und für deine Zeit hier. Und ich würde sagen, vielen Dank.

Sven

Vielen Dank für das tolle Gespräch und für die Fragen, Dierk.

Logo Dierk Söllner