Ungewissheit produktiv nutzen oder was können wir von Raumschiff Enterprise lernen

Zusammenfassung
In dieser Episode begrüße ich Astrid Kuhlmey zu einem spannenden Gespräch. Wir diskutieren, wie man Ungewissheit produktiv nutzen kann, inspiriert von der Serie „Raumschiff Enterprise“. Astrid, mit über 30 Jahren Erfahrung im Management und als Beraterin, teilt ihre Ansichten über den Umgang mit Unsicherheiten und Krisen. Sie betont die Bedeutung von Körperintelligenz und intuitiven Fähigkeiten, um in unvorhersehbaren Situationen handlungsfähig zu bleiben. Astrid beschreibt Ungewissheit als einen natürlichen Zustand, der trotz bester Planung auftreten kann. Sie erklärt, dass Ungewissheit oft ein Gefühl von Unbehagen auslöst, da sie unerwartete Ereignisse mit sich bringt, die Menschen verunsichern. Astrid hebt hervor, dass der Umgang mit Ungewissheit von der Fähigkeit abhängt, schnell auf diese Gefühle zu reagieren und ins Handeln zu kommen. Sie erläutert, dass die moderne Gesellschaft durch die Industrialisierung und Technologisierung versucht hat, Ungewissheit zu eliminieren, was jedoch nicht vollständig möglich ist. Im Gespräch wird auch die Relevanz von Ungewissheit in der heutigen Zeit beleuchtet, insbesondere im Kontext von Krisen wie der Pandemie und geopolitischen Konflikten. Astrid betont, dass der Körper oft vernachlässigt wird, obwohl er eine wichtige Rolle im Umgang mit Ungewissheit spielt. Sie erklärt, dass intuitive Fähigkeiten und subjektivierendes Handeln entscheidend sind, um in ungewissen Zeiten effektiv zu agieren. Abschließend diskutieren wir, welche Kompetenzen erforderlich sind, um Ungewissheit zu bewältigen, und ziehen Parallelen zu „Raumschiff Enterprise“ als Modell für den Umgang mit dem Unbekannten.
Diese Episode des Podcasts „Business Akupunktur“ ist besonders wertvoll für verschiedene Zielgruppen:
- Führungskräfte und Manager in Unternehmen lernen, wie sie Ungewissheit in ihrem Arbeitsumfeld produktiv nutzen können. Astrid Kuhlmey bietet praxisnahe Ansätze, um mit Krisen und unerwarteten Herausforderungen umzugehen, was für Entscheidungsträger entscheidend ist.
- Coaches und Berater profitieren von den Erkenntnissen über Körperintelligenz und intuitives Handeln. Diese Episode vermittelt wertvolle Werkzeuge, um Klienten in Zeiten der Unsicherheit besser zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren. Die Diskussion über subjektivierendes Handeln und die Rolle des Körpers in Entscheidungsprozessen erweitert das Repertoire an Methoden für Fachleute in der Beratung.
- Menschen in Veränderungssituationen, sei es in beruflicher oder persönlicher Hinsicht, finden in dieser Episode wertvolle Impulse. Astrid Kuhlmey spricht darüber, wie man Ungewissheit als Chance zur persönlichen Entwicklung nutzen kann. Diese Perspektive kann Zuhörern helfen, ihre Ängste zu überwinden und mutig neue Wege zu gehen.
- Studierende und Akademiker, die sich mit Themen wie Projektmanagement, Organisationsentwicklung oder Psychologie beschäftigen, sollten diese Episode hören. Die wissenschaftlichen Grundlagen, die Astrid präsentiert, bieten eine tiefere Einsicht in die Dynamik von Ungewissheit und deren Auswirkungen auf das menschliche Verhalten.
- Schließlich ist die Episode auch für alle interessant, die sich für persönliche Weiterentwicklung und Selbstreflexion interessieren. Die Diskussion über Intuition, Körperwahrnehmung und die Fähigkeit, in unsicheren Zeiten handlungsfähig zu bleiben, bietet wertvolle Anregungen für jeden, der seine eigene Resilienz stärken möchte.
Transkript der Episode
Dierk
Hallo und herzlich Willkommen zur 35. Episode des Podcasts Business Akupunktur heute mit dem Titel „Ungewissheit produktiv nutzen oder was können wir von Raumschiff Enterprise lernen“. Ich freue mich auf dieses Thema und meine Gästin Astrid Kuhlmey.
Gefunden habe ich das Thema und Astrid wieder einmal über einen Blogbeitrag von ihr bei T2 Informatik, ergänzt um die sehr hilfreiche Rubrik Drei Fragen bei T2 Informatik. So, ich hoffe, dass der Titel mit seinem scheinbaren Widerspruch bei euch Zuhörenden Interesse erzeugt oder vielleicht sogar nochmal gesteigert hat. Astrid Kuhlmey hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im mittleren Management und als Projektmanagerin für globale IT- und Organisationsprojekte.
Seit 2013 ist sie selbstständig als persönliche Coachin und systemisch orientierte Beraterin für Projekt- und Changemanagement.
Sie begleitet Unternehmen in der persönlichen Entwicklung von Mitarbeitenden und Führungskräften sowie bei professionellen Fragestellungen im Rahmen von Projekten und Veränderungen. Mittlerweile behandelt sie das Thema Ungewissheit und über das sprechen wir heute ja auch hier wissenschaftlich. Hallo Astrid, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei deiner Vorstellung irgendetwas vergessen?
Astrid
Also ich denke, nichts Wesentliches. Das Einzige, was momentan noch eine Rolle spielt im Thema Ungewissheit oder Katastrophen ist, dass ich auch eine Trauma-Ausbildung habe. Also vielleicht zum Hintergrund. Ungewissheit ist ja auch ab und zu etwas, was mit Katastrophen einhergeht und in diesem Kontext ist das dann ganz hilfreich.
Dierk
Okay. Super, das klingt nach viel Fachwissen für unser Thema heute hier. Und das wollen wir ja auch transportieren. Astrid, meinen Gästen stelle ich zum Einstieg immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akkupunktur dieses Podcasts gehört hast?
Astrid
Was habe ich gedacht, als ich zum ersten Mal den Titel gelesen habe, also Akkupunktur ist ja etwas, was ich sage mal so, also bei mir zumindest die Idee immer triggert, es werden Schmerzen beseitigt und ich habe mir die Frage gestellt, welche Schmerzen du beseitigen willst mit diesem Podcast?
Dierk
Und hast du eine Antwort gefunden?
Astrid
Ich bin gespannt auf dieses Gespräch und denke mal, mal gucken, wann wir an dem Thema Schmerzen vorbeikommen.
Dierk
Ja okay gut ja also dann vielleicht mal als kleiner Vorausblick ich bin gespannt ob wir deine Frage heute beantworten hier aber ich finde es interessant wenn du sagst den Schmerz beseitigen – also man fügt ja erst mal Schmerzen zu um Schmerzen zu beseitigen und was ich eben mit diesem Podcast erreichen möchte ist Wissen transportieren andere Denkweisen oder auch normale gängige Sichtweisen wie gesagt zu transportieren, zu erläutern und die einfach mal locker zu besprechen.
So, und wenn wir jetzt den Punkt angucken, Ungewissheit, das ist ja sozusagen die große Überschrift. Keine Angst, wir kommen auch noch zu Raumschiff Enterprise. Also für die, die was zu Raumschiff Enterprise hören wollen, da kommen wir auch noch hin. Aber lass uns mal starten mit dem Thema Ungewissheit. Was ist Ungewissheit und was macht das mit den Menschen?
Astrid
Also erstmal ist es leider ein Wort mit UN und UN ist natürlich in unserer Sprache nicht so besetzt, dass es positive Gefühle auslöst. Das ist eins der Probleme mit der Ungewissheit. Was ist es aber? Ungewissheit ist etwas, was es einfach gibt, was einfach passiert.
Und in der Wissenschaft haben wir es so definiert, dass es das ist, was passiert, selbst wenn man die allerbeste und alleroptimalste und allertollste Planung gemacht hat. Das heißt, es ist das, was jenseits guter oder sogar optimaler Planung passiert. Dinge, mit denen man nicht rechnen konnte. So. Was macht es mit den Menschen?
Ich sage mal, Ungewissheit per se vielleicht gar nicht so sehr. Das löst eher so ein Unwohlsein im Bauch aus, auch wie ich schon gesagt habe, weil das Wort eben auch auf „un“ anfängt. Das eigentliche Problem ist, Ungewissheit ist ja wie so eine Art Nebel und dieser Nebel besteht aus vielen kleinen Komponenten. Das, was wir unerwartbare Ereignisse nennen.
Das können Katastrophen sein, das können ganze Kleinigkeiten sein, mit denen man nicht gerechnet hat. Und diese unerwartbaren Ereignisse, die lösen in Menschen Unsicherheit aus. Das heißt, man fühlt sich unsicher und weiß nicht, wie man jetzt wieder ins Handeln kommt sofort. Und das ist das, was Ungewissheit oder unerwartbare Ereignisse auslösen.
Dierk
Ja, kann man das so verallgemeinern? Also was macht das mit den Menschen? Denn ich könnte mir vorstellen, es gibt Menschen, die können mit Ungewissheit einfacher umgehen – ich bewerte das mal – und andere können damit nicht so einfach umgehen bzw. ganz allgemein: es gibt sicherlich unterschiedliche Arten, wie Menschen auf Ungewissheit reagieren und damit umgehen.
Astrid
Ja, also ich sag mal der ausschlaggebend der Unsicherheit ist natürlich ein ganz entscheidender Faktor. Also das Unsicherheitsgefühl an sich, davon würde ich mal ausgehen, ist immer da, wenn man ein psychisch gesunder Mensch ist.
Es wird auch in vielen Fällen ein möglicherweise kurzes Gefühl der Angst geben, das ja ganz oft mit Unsicherheit einhergeht. Die Frage ist nur, wie schnell man dieses Gefühl verwandeln kann, als Hinweis nehmen kann, um dann wieder ins Handeln zu kommen. Das ist die eigentliche Frage. Aber der Auslöser, dass man da erst mal so denkt, oh, jetzt bin ich mal, ich stoppe mal einen Moment ab, der, würde ich denken, ist bei allen Menschen in der einen oder anderen Form da.
Dierk
Okay, gut. Du hast es eben schon angesprochen. Krisen, Katastrophen, also im Sinne deiner Trauma-Ausbildung. Wenn wir über Ungewissheit sprechen, was macht denn das Thema aus deiner Sicht in dieser Zeit so relevant? Also ist es überhaupt relevanter als vielleicht früher oder liegt das nur daran, dass wir das mehr lesen und mehr behandeln? Und was sind so deine Erfahrungen? Setzen sich die Menschen da eben heute stärker mit auseinander als früher?
Astrid
Also die Frage ist jetzt wieder, was ist früher? Wenn wir mal auf die Zeit zurückblicken, die uns geprägt hat, also Anfang von der Industrialisierung, kann man das ganz klar bejahen. Durch die Industrialisierung und die auch damit verbundene Maschinisierung ist auch ein, ich sag mal, ein gewisses Maschinenbild des Menschen entstanden und auch der Umwelt.
Das geht damit einher, dass die Menschen seit der Industrialisierung versucht haben und dann auch die Wissenschaften vor allen Dingen, das, was wir Ungewissheit nennen, auszumerzen. Also es bestand über viele, viele Jahre die Hoffnung, dass wir, wenn wir Technik zum Einsatz bringen, wenn wir bessere Planungsmethoden erwerfen, wenn wir unser Wissen anreichern, ganz typischer Ansatz gerade der mit dem Wissen, dass wir es dann schaffen können, dass es Ungewissheit nicht mehr gibt. Letzte Hoffnung ist immer noch bei einigen Ansätzen zu sehen. So und davor die Zeit, kurzer Schwenk, wenn wir mal so aufs Mittelalter gucken oder auch auf andere Kulturen, ist Ungewissheit irgendwie etwas, was diese Kulturen durchaus annehmen und sagen, ja, also das Einzige, was gewiss ist, ist der Tod und alles andere, was so um uns herum passiert, da gibt es ganz andere Einflüsse. Insofern nehmen wir es in der, ich würde es mal jetzt westlichen Kulturgesellschaft nennen, wir nehmen es seit einiger Zeit stärker wahr. Ich würde mal sagen, so seit der Jahrtausendwende konnte man, wenn man achtsam geguckt hat, Dinge finden.
Schon ein bisschen früher haben wir ja mit Projektmanagement angefangen und da hieß es ja immer, es ist ein einmaliger Auftrag und da muss ja schon irgendwas Ungewisses drin sein. Also in den Projekten schwang es immer schon so mit, aber wir haben uns nicht sehr viel damit explizit auseinandergesetzt. In der breiten Masse würde ich mal behaupten, ist es spätestens mit Corona angekommen.
Was man dann ja durchaus als Krise bezeichnen kann, dann sind so Dinge passiert wie der Ukrainekrieg, die Ahrtalflut, also katastrophale oder Krisenszenarien und die, also wir leben ja laut Wissenschaft in einer Zeit der Polykrisen, und die führen natürlich dazu, dass wir Ungewissheit sehr viel deutlicher wahrnehmen. In der Zeit davor schien es alles mit Planung noch hinzukriegen zu sein.
Dierk
Ja, okay. Ich finde es interessant, was du angesprochen hast mit dieser Maschinisierung oder dem Maschinenbild eines Menschen. Denn wenn ich mal so zurückblicke, manchmal habe ich in den letzten Jahren die Frage gelesen, wie können Menschen heute noch in dieser Zeit Kinder kriegen? Also das könnten sich manche Menschen nicht vorstellen.
Und ich habe dann immer gedacht, na gut, meine Mutter ist 1943 geboren, im Bombenhagel in Frankfurt im Keller. Also da wird sich meine Oma auch nicht überlegt haben. Das wird schon irgendwie besser. Also sie wird es sich quasi überlegt haben, sie wird aber nicht drüber nachgedacht haben. Also das glaube ich ist auch ein Punkt, dass einfach vielleicht sogar auch viel Gewohnheit sich entwickelt hat, sich eine Gewöhnung etabliert hat, dass es vielleicht doch alles relativ gewiss ist, dass wir ziemlich viel vorausplanen können und dann versuchen wir das auch irgendwie einzuhalten. Und das ist jetzt dann doch an vielen Stellen in den letzten Jahren ja doch wirklich, du sagst es mit den Polykrisen über den Haufen geworfen worden.
Astrid
Ja, und also tatsächlich die letzten 60 Jahre haben das noch mal verstärkt und gleichzeitig hat natürlich, also dieses maschinelle Denken, treibt eigentlich auch so richtig seine Blüte seit der Nachkriegszeit, also wo das Thema ich muss funktionieren, was ja, sage ich mal, die Generation unserer Eltern auch sehr stark vertreten hat,
Und dieses immer schneller werden, das hat was Maschinenartiges und insofern sind wir da momentan an einem ziemlich hohen Punkt angekommen und die, also ich sag mal unter anderem das Vergessen von Corona, also dass wir Corona heute nicht mehr denken und die zehn Prozent Long-Covid oder Post-Covid Fälle, einfach mal nicht mitdenken in unserer Gesellschaft und in unserem gesellschaftlichen Handeln, zeigt was über Funktionsfähigkeit und wie wir uns positionieren.
Dierk
Hat das denn Auswirkungen auf unseren Körper? Du hast ja gerade von Maschinen gesprochen. Also wenn wir jetzt darüber reden, ist ja eigentlich erstmal nur unser Gehirn, was wir ansprechen. Oder dass wir darüber denken, vielleicht wie wir ein bisschen fühlen. Aber insofern, was hat denn der Körper damit zu tun?
Astrid
Also der ist sträflich vernachlässigt, also der wird maximal, sage ich, oder also typischerweise, also ist jetzt nie 100%, ist klar, aber wenn man mal so die gesellschaftlichen Phänomene anguckt, ist auch der Körper etwas, das funktionieren muss.
Der wird dann im Sportstudio oder auf dem Fahrrad mal fit gemacht, ja, möglichst noch auf dem Home-Trainer zu Hause. Aber die intellektuellen Fähigkeiten, sage ich mal, die der Körper hat und jetzt kommen wir ja so ein bisschen in die Schleife zu Ungewissheit, die werden überhaupt nicht wahrgenommen.
Der ist eher Träger der Funktionalität und dafür halten wir ihn gesund, ernähren ihn, na ja, manchmal auch nicht gut, aber zumindest das Thema Ernährung kommt ja langsam mal. Aber dass in diesem Teil von uns eine ganz hohe Intelligenz sitzt, das ist überhaupt, also ist nicht in den Medien oder auch gesellschaftlich nicht präsent.
Dierk
Ja, okay. Vielleicht noch eine Frage, bevor wir also eine allgemeine Frage, wo wir so ein bisschen eben auf Raumschiff Enterprise kommen. Wir sind jetzt noch auf diesem persönlichen Weg. Welche Kompetenzen brauchen wir denn für den Umgang mit Ungewissheit? Wir haben jetzt darüber gesprochen, dass das hochkommt, dass wir mehr darüber sprechen, dass es bewusster wird. Welche Kompetenzen brauchen wir denn für den Umgang mit Ungewissheit?
Astrid
Also ich mache es jetzt mal einfach und nicht so wissenschaftlich. Letztendlich brauchen wir genau die verkörperten Fähigkeiten. Also unsere Sinne, sage ich mal, unser assoziatives Denken, also dieses Denken in Bildern und das, was wir umgangssprachlich so gerne Intuition nennen. Und das ist ja eine verkörperte Eigenschaft, die nicht mit unserem Verstand gleichzusetzen ist. Das sind die Fähigkeiten, die wir in Ungewissheit brauchen. Die Wissenschaft, die Sozialwissenschaft nennen das zum Beispiel subjektivierendes Handeln. Also alles das, was wir individuell wahrnehmen,
Man spricht auch von sogenannten Weak Signals, also leisen Signalen, kleinen Anzeichen, die man so spürt. Also so Dinge, wenn man zum Beispiel in einem Projekt ist und kommt in einem Meetingraum und sagt, hier brennt die Luft. Das ist was ganz Sinnhaftes, also von den Sinnen getriebenes oder wenn man auf den Projektplan guckt und sagt, mir stehen die Haare zu Berge. Das sind diese Fähigkeiten, die es in Ungewissheit braucht, weil für das Handeln in Ungewissheit ist tatsächlich auch, also erstens hat der Verstand dafür keine Muster für das, was da kommt und zweitens ist er dafür auch zu langsam.
Dierk
Okay, ja, interessant. Also intuitiv, ich glaube, ich nenne das manchmal gesunder Menschenverstand. Ich weiß nicht, ob das da reinpasst zu dem, was du gesagt hast, weil da ist ja Verstand mit drin, also dann doch schon wiederum Gehirn. Also eigentlich, ja, jetzt wo ich das sage, fällt mir ein, es passt nicht so ganz. Also Intuition ist schon was anderes als gesunder Menschenverstand.
Astrid
Ja, also das entscheidende Kriterium, denke ich, für dieses subjektivierende Handeln oder dieses intuitive Handeln ist, wir sind ja gewohnt, dass es heißt, erst denken, dann handeln. Das ist ja so, also wir bereiten uns kognitiv vor und dann setzen wir das um. Das verändert sich in Ungewissheit. In Ungewissheit redet man von Denken im Tun.
Also das heißt, das ist verzahnt. Während wir handeln, ganz automatisch, spontan, situativ, denken wir bereits weiter. Und das ist dann aber eher ein sehr stark, also ein Denken, was sehr stark vom Körper getrieben wird. Aus dem Bauch heraus, genau, aus den Bildern heraus.
Dierk
Aus dem Bauch heraus.
Weil du ja von dem Körper gesprochen hast. Jawoll. Sehr schön. Gut. So, jetzt gucken wir mal und sprechen mal über deinen Blogbeitrag. Der heißt, was wir von Raumschiff Enterprise lernen können. Und ich will ja hier auch zum Thema „Was können die Schmerzen bewerkstelligen?“. Ich möchte ja auch über Lernen für das Unternehmen sprechen.
Vielleicht zum Einstieg, wie bist du auf die Idee gekommen, Parallelen zwischen dem Raumschiff Enterprise und modernen Unternehmen zu ziehen?
Astrid
Ich weiß gar nicht, also diese Ungewissheitsforschung, die habe ich ja zusammen mit dem Professor Fritz Böhle aus München gemacht.
Und der hat eben dieses Modell entworfen mit seinem Institut von diesem objektivierenden und subjektivierenden Handeln. Und ich habe dann damals festgestellt, dass das sehr starke Parallelen hat, zu dem, was ich aus dem Tai Chi kenne, also so die Yunga und dass man das da sehr gut ableiten kann. Und dann habe ich immer nach irgendwas gesucht, also mit Tai Chi kann man so ein komplexes wissenschaftliches Modell auch den Menschen nicht unbedingt nahe bringen. Und dann haben wir ein paar Vorträge zusammen gemacht und irgendwann war das einfach da. Ich habe das dann einmal benutzt und habe gesehen, dass die Leute da total drauf abfahren und habe das dann immer weiter mir auch angeguckt, immer weiter auch ausgearbeitet. Sodass auch zum Beispiel meine ganzen Überlegungen zu KI und Ungewissheit auch ganz stark dann von Star Trek Next Generation getrieben sind. Also die haben sich damals mit diesen Dingen sehr gut auseinandergesetzt. Ich glaube auch nicht mehr, dass das ein Zufall ist. Und das liegt ja auch daran, dass der Auftrag dieser Enterprise heißt, neue Welten zu erforschen, fremdes Wissen und fremde Zivilisationen und so. Und da steckt ja Ungewissheit schon per se in Form von Abenteuer drin. Also Abenteuergeschichten sind immer sehr schön für Ungewissheit, aber die haben das wirklich ganz großartig gemacht. Ich mag Star Trek sehr gerne und irgendwann habe ich gesehen, dass da bestimmte Charaktere ganz stark Eigenschaften aus der Ungewissheitsforschung repräsentieren.
Dierk
Sehr schön. Wie kann man denn die Rollenverteilung aus dem Star Trek, wie kann man das denn auf heutige Unternehmensstrukturen übertragen? Weil das wäre ja ein schönes Learning, wenn wir das, was wir dort sehen und erleben, übertragen können.
Astrid
Also na klar, also was die haben ist ein sehr guter Rahmen, also dieses ganze, auch wenn es jetzt vielleicht ein bisschen militärisch angehaucht ist, darüber kann man noch mal nachdenken, aber natürlich haben die einen ganz klaren Handlungsrahmen, also diese ganze Wortmimik, die da läuft. Die ganzen klar definierten Rollen der einzelnen Wortmitglieder sind natürlich in Katastrophen oder auch in Krisen sehr gut geeignet. Was die können ist, wenn sie keine Expertise beizutragen haben, und das sieht man an dem Kirk teilweise, dann ziehen die sich auch mal zurück. Also der pusht da jetzt, sage ich mal, nicht seinen Leuten rein, die gerade irgendein Riesenproblem lösen. Und umgekehrt, auch der Doktor würde sich nicht an der Maschine vergreifen. Nichtsdestotrotz arbeiten sie in Krisenzeiten sehr gut zusammen. Immer in dem Bewusstsein, welche Kompetenzen, welche Rollen, welche Expertise habe ich. Also Expertise ist was ganz Wichtiges, was wir sehen können. Eine klare Kommandostruktur. Also es muss jetzt nicht eine Kommandostruktur sein, aber klare Spielregeln kann man sehen, ist auf jeden Fall etwas, was in Krisenzeiten sehr hilfreich ist, weil die gibt einem einen Sicherheitsrahmen.
Dierk
Ja, ich wollte gerade sagen, diese Spielregeln, du hast ja gesagt Kommandostruktur, und dann hast du das ja so ein bisschen noch mal relativiert, weil das würde ja gegen selbst organisierende Teams sprechen, wenn ich mal das übertrage auf das, was wir in den Unternehmen eben finden. Und ich denke, und das hast du dann ja auch gesagt, diese Spielregeln sind wichtig, dass diese Teams sich Spielregeln geben, nach denen sie eben zusammenarbeiten. Und das ist dann wahrscheinlich auch die Übertragung von einer klaren Kommandostruktur von oben nach unten quasi in die Teams rein und die Spielregeln. Eine Spielregel ist dann ja wahrscheinlich auch zu sagen, ich habe davon keine Ahnung, ich halte mal meinen Mund.
Astrid
Genau und also ich bin mir nicht immer sicher, ob in wirklicher Krise oder wirklicher Katastrophe es nicht auch eine gewisse Kommandostruktur braucht. Also, dass zum Beispiel Arztsysteme im OP doch noch relativ hierarchisch sind, hat vielleicht auch einen guten Grund. Ja, irgendeiner muss dann einfach mal die Verantwortung übernehmen. Die Frage ist nur, wie stark das dann ausgeprägt ist. Ich beschäftige mich zurzeit so ein bisschen mit dem Thema Routinen in Katastrophen, also auch inspiriert von einer Wissenschaftlerin, also eine Junior-Professorin, Dana Schröder, die hat sehr schöne Artikel geschrieben über Organisationen und ich sag mal Routinen und die haben sich mal angeguckt, wie so Organisationen wie das THW arbeiten und das finde ich sehr vergleichbar zu dem, was man da bei Star Trek sieht. Zum Beispiel sagt sie, gibt es, wenn die anfangen zu arbeiten, eine Phase, wo die erst mal ihr Camp aufbauen. Da kann sein, was will, das Camp entsteht und das sieht immer genauso aus, wie es in dem anderen Einsatz aussah. Und aus dieser Sicherheit heraus, dieses Camps, können die halt gut mit der Ungewissheit oder der Krise umgehen. Das wäre dann jetzt im Beispiel von Star Trek vergleichbar eben mit dem Raumschiff. Dieses Raumschiff ist der Ort, wo die sich auskennen, egal was da von draußen auf sie zukommt.
Dierk
Du hast eben von Captain Kirk gesprochen, der sich teilweise auch mal zurückzieht. Könnten wir Captain Kirk als Vorbild für moderne Führungskräfte sehen?
Astrid
Naja, ja, also durchaus finde ich, also würde ich schon so sehen, dass ich es eine angenehme Führungskraft finde. Heute wäre die vielleicht ein bisschen weiblicher. Man muss mal gucken, wann die entstanden sind. Also alleine die Tatsache, dass eine schwarze Frau auf der Brücke ist, ist natürlich für die sechziger Jahre hochmodern. Also heute würde man da vielleicht ein bisschen was modernisieren. Damals war es halt noch ein weißer Mann. Aber ansonsten glaube ich, dass er schon viel hat, ja.
Dierk
Das heißt wir können jedem Führungskräftetrainer empfehlen Star Trek in seine Trainings einzubauen, dann hat man noch ein bisschen Videountermalung.
Astrid
Also, ob es jetzt für jedes Führungskräftetraining günstig ist, da will ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Da haben die bestimmt besseres Material. Wenn es um das Thema Umgang mit Ungewissheit und Kompetenzen für den Umgang mit Ungewissheit geht, dann oder auch für welche Kompetenzen brauchen wir noch, die wir uns heute noch nicht erschlossen haben, dann kann ich da sagen, ja, finde ich sowohl die Episode 1, also die Staffel 1 hier mit Kirk, als auch die spätere dann sehr, sehr aussagekräftig, ja.
Dierk
Ja, sehr gut. Du hast eben davon gesprochen, dass es eine schwarze Frau auf der Brücke gab, 60er Jahre, letztes Jahrtausend. Welche Bedeutung hat denn deiner Meinung nach die Vielfalt der Crew für den Unternehmenserfolg heute? Also was kann man da eben auch für Unternehmen lernen?
Astrid
Also für den Umgang mit Ungewissheit und damit dann natürlich auch für Unternehmen ist Vielfalt natürlich ganz wichtig, weil gerade Wahrnehmung in Ungewissheit eine ganz große Rolle spielt und Wahrnehmung ist nun mal einfach divers aufgrund der verschiedenen Filter, die man aufsetzt. Also eine eingespielte diverse Crew, ist eine ganz wichtige Voraussetzung, um verschiedene Perspektiven zu haben und dann mit den Situationen sehr viel vielfältiger und vor allem auch jenseits der eingespielten Rahmen umzugehen. Also insofern halte ich Diversität für ganz, ganz entscheidend, ja.
Dierk
Ja, also kann ich mir auch sehr gut vorstellen, weil natürlich wirst du, wie vorhin gesagt mehr auf die Sinne achten und die Sinne basieren ja auf Erfahrungen, die wir gemacht haben. Die haben wir zwar logisch verarbeitet oder vielleicht auch nur scheinbar logisch verarbeitet. Das weiß ich nicht. Aber wir haben eine Menge Erfahrung gemacht und diese Erfahrungen stecken in uns, im Körper. Und deswegen kann ich das sehr gut nachvollziehen, dass eben erstmal eine unterschiedliche Wahrnehmung der Situation da ist, also verschiedene Perspektiven und dass dann eben auch eine unterschiedliche, ich sag mal, Bewertung stattfindet auf Basis der unterschiedlichen Erfahrungen.
Astrid
Ja, und Erfahrungswissen ist das Wissen, was in Ungewissheit das Entscheidende ist. Also, die klassische Figur ist ja an sich auch gar nicht Kirk, also Kirk hat eine Rolle, aber die klassische Figur ist eigentlich die des Scotty, also des Board-Ingenieurs, der das sehr deutlich signalisiert und Erfahrungswissen ist eben auch dieses Gespür von ihm, dass er ganz oft zwei Sekunden vorher merkt, dass demnächst was passieren wird, bevor das eigentliche Ereignis überhaupt eintritt. Und das hat was mit Erfahrungswissen zu tun, nämlich seinem Gefühl, wie diese Maschine tickt.
Und wenn da irgendwas abweicht, anders vibriert, anders sonst was, merkt er das schon. Und das ist das, was in Ungewissheit wichtig ist. Das ist auch etwas, was in Ungewissheit ganz stark bereichert. Also immer dann, wenn wir irgendwas Neues erleben, reichern wir unser Erfahrungswissen an.
Dierk
Bei Star Trek ist ja ein Element, ein wesentliches Element, die Balance zwischen Logik und Emotionen. Und das wird ja durch Spock und McCoy verkörpert wird. Kann man das auf Unternehmensführung übertragen?
Astrid
Also im Sinne von, dass es beides braucht, ja, ob man es auf verschiedene Charaktere aufteilen muss, da kann man sich drüber streiten. Ich finde es noch krasser in der, also in der Next Generation, da teilt es sich auf auf die KI-Data und die Counselor Diana Treu, da ist es noch pointierter ausgearbeitet meines Erachtens.
Ich denke, also was die machen, ist ja ein Schauspiel aufhören. Und da bringt man natürlich bestimmte Dinge pointierter auf den Punkt. Es gibt ja keinen Menschen, der nicht logisch denken kann und keinen, der nicht auch emotional ist. Also insofern braucht es immer beides. Aber diese emotionale Komponente ist natürlich ganz entscheidend für Ungewissheit. Wobei, da muss man gucken, inwieweit es die emotionale ist oder inwieweit es die spürende eher ist, die natürlich ganz eng mit der Emotion verbunden ist. Aber es gibt ja auch dieses schöne Buch zurzeit von der Maren Urner, radikal emotional, die sagt, dass die Lösung unserer Probleme durchaus auch darin liegen würde, dass wir uns endlich mal unseren Emotionen stellen. Mit Sicherheit richtig, ja.
Dierk
Okay. Ohne Emotionen. Ja, also wahrscheinlich sollten wir jetzt auch nicht anfangen, darüber zu diskutieren, dass es viele Menschen gibt, die sagen, sie brauchen das nicht. Sie entscheiden eben auf Basis der Faktenlage. Das ist wahrscheinlich irgendwann ein Thema für später nochmal.
Astrid
Es gibt keine Entscheidung ohne Emotionen.
Das hat die Wissenschaft widerlegt. Wir reden uns das hinterher schön. Entscheidend ist tatsächlich, und das steckt auch in der Ungewissheit, das ist tatsächlich ein nicht verstandesgetriebener Prozess. Der wird versorgt durch das Wissen. Je besser er versorgt ist, desto besser ist er auch. Aber der eigentliche Moment des Entscheidens ist eine Bewertung und das hat nicht so viel mit Verstand zu tun.
Dierk
Sehr gut. Du hast eben so quasi in einem Nebensatz was angesprochen, wo ich nochmal darauf eingehen wollte, nämlich dass Scotty so Vibrationen spürt. Also da reden wir ja von Technologie. Wie stark oder welche Rolle spielt denn Technologie aus deiner Sicht bei der Entwicklung von Unternehmen?
Astrid
Naja, wir leben in der Technik. Also ich bin ja Diplom-Informatikerin. Also wenn ich jetzt sagen würde, es spielt keine Rolle, wäre das irgendwie nicht authentisch. Meines Erachtens spielt sie manchmal eine zu Große. Ja, also wir verlieren ab und zu so ein bisschen den Kontext, dass Technologie uns unterstützen sollte und dass Technologie etwas ist, was von Experten bedient werden sollte. Auch das kann man gerade am Beispiel Scotty oder auch dann Jordi Laforge in der zweiten Folge, kann man das wirklich sehr gut sehen, das sind hochgradige Experten. Und die Forschung von diesem Professor Fritz Böhle, von dem ich ja geredet habe, die haben tatsächlich in den 70er Jahren gestartet in der Industrie an den Automaten, an den Werkbänken, an den Bändern.
Und da hat er eben zum ersten Mal gesehen, wenn da was passiert, was ja auch am Band vielleicht nicht erwartet war, also Ungewissheit eintritt, dann ist es ganz oft das Gespür der Menschen, die da sitzen, die schon vorher hören, was weiß ich, das Band gibt komische Geräusche von sich oder die Vibrationen, wenn ich da anfasse, sind anders als sonst. Und da ist der gestartet.
Und insofern glaube ich, dass Technik eine gute Hilfe sein kann für uns, dass es uns viel abnehmen kann, aber wir müssen aufpassen, dass wir uns ihr nicht zu sehr ausliefern, dass wir weiterhin Experten der Technik bleiben und dass wir immer noch in der Lage sind, zu überleben, auch ohne Technik.
Dierk
Ja, und dass wir auch die Technik so einsetzen, dass sie uns hilft. Das hat es ja eben auch schon gesagt. Und richtig.
Astrid
Genau. Ja, also nicht Technik um der Technik Willen. Ja, also und wir haben, also in meiner Zeit, sage ich mal, habe ich das ja selber miterlebt. So anfangs war ja Informatik irgendwie, so waren die Arbeitsabläufe deutlich unter 50 Prozent von Technik durchsetzt. Also man konnte auch noch arbeiten, wenn die Technik ausfiel.
Ich glaube, wir erinnern uns alle an die letzte Woche, als ein Hersteller von Cybersecurity irgendwie mal angeblich das falsche Update verteilte. Da brach bereits die halbe Welt zusammen.
Wir sind heute so hoch davon abhängig, dass wir schon gucken müssen, dass, ich sage mal, kritische Infrastruktur auch ohne Technik betreibbar ist. Und das gilt auch für Unternehmen. Ersatzabläufe, wenn ich es so beobachte, was in den letzten 10, 15 Jahren passiert ist, werden meines Erachtens etwas unterschätzt. Das ist ganz klassisches Risikomanagement. Da brauchen wir gar nicht an Ungewissheit zu denken.
In dieser industrialisierten Gesellschaft ist natürlich auch eine der Hoffnungen gewesen, dass die Maschine ja viel zuverlässiger als der Mensch ist. Wenn wir jetzt in diese Studie, die ich zusammen mit dem Institut auch vom Professor Fritz Böhle gemacht habe, bzw. er hat mich da einbezogen, um es mal so auch zu sagen, gucken, da gibt es dann damals schon von den Wissenschaftlern Auswertungen, die gesagt haben, dass die inzwischen doch sehr komplexe Technologie, und das war 2016, bereits zur Ungewissheit genauso viel beiträgt wie der Faktor Mensch. Also will damit sagen, indem wir die Technik erhöhen, erhöhen wir nicht die Situation, dass es Ungewissheit gibt, weil die schleicht sich von hinten wieder ein. Und das, was wir da letzte Woche gesehen haben, kann man vielleicht noch, also so ist es uns ja verkauft worden, als da hat einer die Risiken falsch eingeschätzt, aber es könnte auch sein, dass da vielleicht auch so ein kleines bisschen Ungewissheit durch die Gegend gewabert ist.
Dierk
Ja, aber sehr interessant. Also wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Hoffnung, dass Technologie Ungewissheit senkt oder beherrschbar macht und dass wir jetzt vielleicht an manchen Stellen an dem Punkt sind, dass Technologie in der jetzigen Ausbringung eigentlich genau das Gegenteil macht, dass es nämlich zu Ungewissheit beiträgt und auch zu der Unbeherrschbarkeit dieser Ungewissheit. Interessanter Aspekt.
Astrid
Also ist ja auch von der Systemtheorie auch eine Eigenschaft komplexer Systeme, dass die in sich nicht zwingend deterministisch sind. Während ich, als ich angefangen habe, haben wir noch vom Determinismus in der Informatik geredet, aber da stand auch nur so ein Mammutrechner. Diese vielen kleinen vernetzten Komponenten heute, da passiert schon mal was, was man nicht mehr vorhersagen kann.
Dierk
So, jetzt hast du schon von einem Zustand oder von einem Beispiel gesprochen aus der aktuellen Lage. Welche Lehren können Unternehmen denn aus dem Umgang der Enterprise Crew mit unbekannten Situationen ziehen? Also was kann ein Unternehmen daraus lernen, wie die Enterprise Crew mit Ungewissheit umgeht?
Astrid
Naja, also ich meine, die sind darauf vorbereitet. Und das ist, glaube ich, das Entscheidende. Also jeder, der sich auf dieses Schiff bewegt, wusste ja, was auf ihn zukommt und hat sich mit der Situation auseinandergesetzt. Das heißt, das Training dieser Kompetenzen halte ich für einen ganz entscheidenden Aspekt, also die da wichtig sind. Das Zweite, was man lernen kann, ist, dass die, also dass die Ungewissheit als Chance zu sehen, also die reisen ja, um da was Neues zu entdecken und diesen Chancenblick braucht es ganz dringend.
Und bei den Kompetenzen möchte ich eine hervorheben, die unserer Gesellschaft auch so ein bisschen abhandengekommen ist. Die sind sich sehr gut ihrer Endlichkeit bewusst. Also wenn die in die große Krise kommen, gibt es zwei Varianten. Sie schaffen das und sie wissen, dass sie dafür gut ausgebildet sind und dass sie das Beste geben werden, um es zu schaffen. Sie wissen aber auch, es kann sein, dass es das jetzt war. Und dieses Bewusstsein von, ich kann nicht alles kontrollieren, ich kann nicht alles beherrschen, ja, das zeichnet die Crew aus und das ist eine ganz, eine ganz wesentliche Voraussetzung, die die Crew mit sich bringt. So, ansonsten, wie gesagt, alles andere Thema Sicherheit, wie handelt man in Ungewissheit und so, da kann man natürlich was trainieren. Man kann auch das machen, was die, also gerade in Unternehmen, glaube ich, kann man das machen, wo es vielleicht nur die kleinen Katastrophen gibt und kann man natürlich auch bestimmte Routinen sich vorher überlegen, die man dann in der Situation nur noch situativ nutzt, also bestimmte Handlungsmuster, die sich in der Vergangenheit als hilfreich erwiesen haben, auch durchaus antrainiert und sie dann freigibt. Aber die eigentlichen Ungewissheitskomponenten gilt es dringend, dringend, dringend zu trainieren.
Dierk
Das finde ich interessant. Das ist schon ein paar Jährchen her. Da war ich aber in einem Projekt einer Bank zum Thema Continuity Management. Also was macht diese Bank, wenn eine Gasleitung platzt, wenn ein Rechenzentrum ausfällt? Sie hatten damals eigentlich nur eins. Also das Auswahlrechenzentrum war nicht wirklich ein Auswahlrechenzentrum. Und wenn ich da so zurückblicke, dann würde ich jetzt mal ein bisschen Dispektivität auch sagen.
Die Beteiligten haben keine Lust gehabt, sich mit dieser Ungewissheit auseinanderzusetzen, auch mit dem Training, weil es ja Gefahr mit sich brachte, dass man mehr Arbeit hatte, dass Arbeit rausgekommen ist, dass man nicht vorbereitet war. Was würdest du dazu sagen? Also vielleicht einmal noch kurz zusammengefasst. Ich glaube, dass das Thema, was du sagst, das Training, der Routine und auf Ungewissheit hinzuarbeiten, finde ich wichtig. Aber ich sehe viele Probleme bei den Unternehmen.
Astrid
Ja, sehe ich auch. Wobei das, was du angesprochen hast, würde ich sogar noch als klassisches Risikomanagement bezeichnen und damit ist es für mich sogar noch ein Aspekt professioneller Planung. Also ich teile deine Meinung, dass wir in den Unternehmen teilweise nicht mal das Thema Planung so professionell machen, dass wir Ungewissheit auf das beschränken oder unerwartete Ereignisse, sage ich dann mal so, auf unerwartbare Ereignisse beschränken.
Das teile ich und da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Eine ist natürlich, ach, die Welt ist ja so ungewiss, da müssen wir doch gar nicht mehr planen. Das ist so diese laissez-faire-Haltung. Aber man kann Ungewissheiten nur dann oder in Ungewissheit gut handeln, wenn man gut darauf vorbereitet ist. Also ich sag mal, wenn der Scotty nicht irgendwie sein, das Bedienungsbuch seines Triebwerks da sozusagen nachts um drei herbeten könnte, würde der durch die Krisen nicht kommen. Also ich halte das ganz hart formuliert schon beim Thema Risikomanagement für fahrlässig.
Und was das Thema Krisenbewältigung angeht, sehen wir ja auch jetzt, sind wir nicht gerade bombastisch aufgestellt, weder in Unternehmen noch in der Gesellschaft. Also die Learnings aus Corona sind marginal.
Dierk
Ich kommentiere das jetzt mal nicht, weil dann haben wir eine weitere Diskussion. Wir wollen ja so ein bisschen versuchen, das, was du in diesem Artikel so schön geschrieben hast, nämlich Enterprise auf die globale oder auf Unternehmen zu übertragen. Gibt es Parallelen zwischen den Herausforderungen der Enterprise und denen moderner Unternehmen in einer globalisierten Welt? Also ein paar Punkte hast du ja schon angesprochen, aber vielleicht können wir da noch mal ein bisschen drauf eingehen.
Astrid
Naja, du begegnest natürlich in der globalen Welt immer wieder Spezies, die du vorher nicht kanntest oder zumindest als Unternehmen vielleicht nicht ausreichend kanntest.
Das ist mit Sicherheit, aber ich denke, grundsätzlich ist es der Auftrag der Enterprise. Neu aufzustellen und neue Technologien, neue Spezies, neue Ideen zu holen. Und das ist natürlich in einer Zeit, in der ich sage mal, unser fossilgetriebenes Industriesystem nicht mehr tragfähig ist und wo vielleicht deutlich mehr nicht mehr tragfähig ist, braucht es natürlich Unternehmen, die sich nicht beliebig aus ihrer Historie ernähren, sondern die einfach mal aufbrechen in neue Welten und gucken, wie könnten wir es denn ganz anders machen. Also ich glaube, das sind die, die überleben werden und ich glaube noch nicht, dass wir das Ende mit Tesla oder Solarenergie erreicht haben, weil auch da sieht man schon die Nebenwirkungen. Also ich glaube, dass es Unternehmen braucht, die noch eins weiter denken. Werden wir sehen.
Dierk
Nah ob die in Deutschland sitzen. Wir sehen.. vielleicht machen sich ein paar auf wenn sie heute diese Podcast Episode gehört haben und gesagt haben stimmt Mensch das was die Astrid sagt das ist es.
Astrid
Genau. Also das, was in Ungewissheit halt ist, ist wirklich diese Ungewissheit als Chance. In der Krise mögen wir sie ja immer nicht so gerne sehen. Aber nehmen wir jetzt mal das Ahrtal ansehen, also wenn man mal ganz platt denkt, wenn irgendwo eine ganze Region wirklich kaputt gegangen ist, wird die zehn Jahre später natürlich hochmodern da wieder stehen. Und diese Chancen, die da ja sind, die sieht man. Und in den kleinen Dingen, in Ungewissheit steckt immer irgendwas drin, was wir bisher noch nicht so im Fokus haben. Also irgendeine Innovation. Und die zu heben, das ist so ein bisschen wie Schatzsuche und das kann durchaus Spaß machen.
Dierk
Wenn ich das mal übertrage auf mein persönliches Erlebnis aus den letzten Monaten. Ich wohne hier in der Mitte von Deutschland in der Nähe vom Harz und meine Frau und ich sind sehr gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Wir waren vor zwei Jahren im Harz und jeder wird wissen, wie grässlich der Harz aussieht, wie stark er leidet unter den gesamten Umweltproblemen, die wir haben.
Und wir waren dann da. Und das war vielleicht auch irgendwie ein Herbsttag, der auch nicht so schön war. Aber wir haben gesagt, da fahren wir nicht wieder hin. Das sieht ja wirklich hässlich aus. Es war nicht einladend. Es war eigentlich abstoßend, weil es auch so kaputt aussah. Also vielleicht fast so ganz, ganz krass formuliert wie nach dem Atomkrieg so ungefähr. Also wirklich ganz schlimm. Und wir waren jetzt vor einem halben Jahr mal wieder da, haben das Ganze auf einmal mit anderen Augen gesehen, weil wir gesagt haben, wir möchten diese Harzer Wandernadel erreichen, also ganz viel wandern. Und wir haben Ecken im Harz gesehen, die sahen eben, wenn man um eine Ecke ging, sahen sie genauso aus, aber sie waren an vielen anderen Stellen schon sehr viel schöner. Ich glaube aber auch, dass wir uns diesem Thema mehr oder anders gestellt haben. Und jetzt kommt der Punkt. Eine Freundin von uns war dann da ein paar Wochen danach auf einer Führung. So ein Harzer Ranger hat gesagt, in zehn Jahren sieht das Ganze hier nicht mehr so aus. Also, die haben daraus gelernt, jetzt kommt ja sozusagen der Verstand, aber die Ungewissheit ist ja, dass sie einfach sagen, wir lassen es zu, die Natur wird das schon richten. Und da freuen wir uns auch drauf, das heißt, dass wir in fünf oder in zehn Jahren durch einen wunderschönen Harz radeln und uns dann nur noch so ganz fern daran entsinnen, dass der vielleicht mal nicht so schön ausgesehen hat.
Astrid
Ja, zumal nach meinem Kenntnisstand das Problem des Harzes ja unter anderem das ist, dass man da Bäume gepflanzt hat, die da ursprünglich nicht waren. Also diese ganze Kiefernummer. Und das ist ja wieder was klassisch Menschliches, unsere Monokulturen irgendwo hinzubringen.
Und ja, natürlich, dann sieht es erst mal irgendwann abgewrackt aus. Und jetzt hat der Harz natürlich dadurch, dass diese Bäume da, kann der sich vielleicht auch als erste Region von der Natur her auf den Klimawandel gut einstellen. Also das sind so die Dinge, da steckt immer was drin, ja.
Genau. Und ja, man muss es wahrnehmen. Du hast es sehr schön beschrieben. Also eine dieser Kompetenzen, die man wirklich trainieren muss, ist Wahrnehmung. Also, und unsere Wahrnehmung ist ja durch unseren Büroalltag und unsere IT-getriebene Infrastruktur ist natürlich total schlecht geworden, weil Wahrnehmung ist nicht nur irgendwo auf dem Bildschirm lesen, oder das Handy anfangen, sondern Wahrnehmung hat was mit Sinn zu tun, mit entschleunigen, mit den Fokus aufmachen und diese Wahrnehmung ist natürlich durch unsere Technik drastisch verarmt und das müssen wir dringend wieder trainieren, damit wir das wieder mitkriegen.
Dierk
Ja, ich will ja, wie gesagt, versuchen, das, was du in dem Beitrag geschrieben hast, auch auf Unternehmen oder Star Trek auf Unternehmen zu übertragen. Hast du vielleicht noch mal ein paar Schritte, paar konkrete Schritte? Du hast ja schon ziemlich viel gesagt. Hast du schon mal ein paar konkrete Schritte, die du Unternehmen empfehlen würdest, um diese Prinzipien, von denen du an vielen Stellen ja heute schon gesprochen hast, in ihre Kultur zu bringen, in der Kultur zu verankern?
Astrid
Ja, also ich kann es nur immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen. Was wir brauchen, ist erstmal eine gesunde Fehlerkultur. Das hat noch nicht super viel mit Ungewissheit zu tun, aber in Ungewissheit ist es ganz entscheidend, dass man eben, ich habe ja gesagt, man denkt im Tun. Das heißt, man muss was ausprobieren, man muss Erfahrung sammeln. Ja, Erfahrungswissen spielt eine große Rolle und Erfahrungswissen erreicht man nur dann, wenn man keine Angst vor Fehlern hat.
Also, Fehlerkultur ist eine ganz wichtige Voraussetzung. Gegenseitiges Vertrauen ist eine ganz wichtige Voraussetzung. Jetzt machen wir mal eine Schleife zu was, was ich noch nicht gesagt habe.
Voraussetzung insgesamt für Handeln ist Sicherheit. Also ich handle nur dann, wenn ich eine gefühlte Sicherheit habe. Ja, das ist nicht alles. Ansonsten passiert diese Ohnmachtsdinger, Traumatisierungen und so. Aber ich brauche in Ungewissheit, haben wir ja vorhin schon gesagt, Planung war so ein Sicherheitsrahmen, der bricht zusammen, also bricht mir Sicherheit zusammen. Jetzt brauche ich alternative Sicherheiten und die kann ich aus zwei Dingen holen, entweder aus meiner Umgebung, da wird es schwierig natürlich, aber zumindest Vertrauen. Da kommen ja diese ganzen Sachen wie positive Psychologie und so, die gehen ja genau in die Ecke, die Sicherheit daher zu holen. Die greifen aber noch nicht weit genug. Was es vor allem braucht, ist Sicherheit von innen. Also ich als Individuum habe eine gefühlte Sicherheit.
Und die kriege ich nur über ein, ich sage mal, gesundes Selbstbewusstsein, über so eine Art Stabilität zu mir selbst, Zentrierung zu mir selbst. Und das kann man mit den Menschen trainieren. Also ich könnte Unternehmen wirklich nur raten, ihr schickt eure Leute auf alle möglichen Kurse. Es wäre auch mal gut, da Kurse zu machen, ja, mit den Leuten zum Umgang mit Ungewissheit, damit sie sich da etwas sicherer fühlen. Wenn die sich nicht sicher fühlen und Angst haben, tritt das ein, was wir in Deutschland zurzeit ja sehen. Die Leute verstecken sich hinter Bürokratie. Übrigens, also aus Sicht von Fritz Böhle, ist Bürokratie soziale Gewissheit. Also Bürokratie ist dafür da, um die Spielregeln zwischen den Menschen gewiss zu machen. So und die Dinger blockieren uns jetzt bis zum Abwinken, um uns neu aufzustellen und deshalb brauchen wir diese Form der Sicherheit, die wir aus Gewissheit nicht kriegen können, die brauchen wir aus den Menschen heraus. Und da kann ich an die Unternehmen nur appellieren, bitte stellt euch dem. Und schätzt Expertise, passt auf, wenn ihr KI einführt, dass ihr euch nicht heimlich die Experten absägt, weil die plötzlich keine Erfahrung mehr sammeln oder weil ihr vielleicht meint, wir brauchen sie ja nicht, die KI tut es schon. Da beraubt sich das Unternehmen all der Dinge, die es braucht, um auf diese herausfordernden Zeiten einzugehen.
Dierk
Das leitet sehr schön zu meiner nächsten Frage über, die ich mir vorhin schon gestellt habe. Du hast vorhin auch mal kurz von KI gesprochen, also mit der nächsten Generation, Star Trek. Wie hängt denn KI mit Ungewissheit zusammen? Also kann man diese Frage so einfach stellen?
Astrid
Ja, ich habe auch in dem von dir erwähnten T2 Informatik einen Blogbeitrag geschrieben, KI für alle? Und ich habe auch einen im Projektmagazin, einen Artikel, der ist da etwas ausführlicher drin, da habe ich mal den Einfluss von KI auf das Ungewissheitsthema beleuchtet. Also ich glaube, es ist ziemlich klar, dass KI sehr stark in diesem verstandesmäßigen, rationalen Denken ist. Also dieses, was ich vorhin objektivierendes Handeln genannt habe, da geht es um Messbarkeit, da geht es um Logik, um Planung und da ist KI natürlich definitiv sehr stark. Auf der anderen Seite, der verkörperten Seite, kann man so ein bisschen, ich sag mal, also diese Kameras heute, die Hautärzte benutzen, um irgendwelche Tumore sich da genauer anzugucken oder potenziellen Tumore, da erweitert man natürlich die Wahrnehmung, also die Datenbasis, kann aber auch dazu führen, dass man die Menschheit verrückt macht. Also auf dieser eigentlichen Ungewissheitshandlungseite ist die KI nicht sehr stark. Und man muss jetzt halt aufpassen, dass uns die KI nicht das ganze kognitive, rationale abnimmt und uns dann der Input für das intuitiv Spührende fehlt. Also ich bin da so ein bisschen zwiegespalteb, also KI in der Hand von großartigen Experten und das sieht man eben in der Enterprise sehr gut, ist hervorragend, ist sie wirklich auch hilfreich und die kommunizieren ja teilweise auch mit ihrer KI. Das geht ja so weit, dass der Jordi da irgendwann mal so ein Hologramm, in einer kritischen Situation macht, um mit dem Menschen ähnlich zu agieren. Also diese Beziehungsebene zwischen Mensch und KI ist gerade in Ungewissheit, ist ganz entscheidend. Das ist auch aus der Ungewissheitslehre bekannt, dass es Beziehung auch zu Objekten braucht.
Aber sie darf den Menschen nicht ersetzen. Und man sieht es an dem Data sehr schön, das zieht sich ja eigentlich durch diese zweite Staffel Next Generation da sehr schön durch, wie dieser Data von einer künstlichen Intelligenz, die ja bereits einen Körper hat, was es bedeutet, bis er überhaupt menschenähnlich wird zum Thema Moral, zu dem Thema Emotionen. Was ist eigentlich Gespür? Der kann wundervoll irgendwie beschreiben, was passiert, wenn die Haare zu Berge stehen, aber er kann damit nichts anfangen, ja. Und das muss er alles sehr mühsam lernen. Und dass er das überhaupt schafft, ist ja schon ein kleines Wunder. Also deshalb KI in der Hand von Experten, da halte ich ganz, ganz viel davon, das kann uns unheimlich bereichern, aber wir müssen aufpassen, dass nicht eines Tages die KI die Kontrolle über uns kriegt.
Dierk
Ich habe zum Schluss von meiner Episode jeweils noch mal die Frage, gibt es irgendwo etwas, wo du noch eine Botschaft loswerden möchtest? Irgendetwas, was du noch nicht gesagt hast am Ende einer solchen Episode? Ich glaube, dass wir nämlich hier ziemlich viel drin stecken haben, ziemlich viele Aussagen drin haben. Ich hoffe, dass es auch für die Hörenden, ich sag mal, kurzweilig war, uns beiden hier zuzuhören, weil das ja in der Welt auch etwas Thema ist. Aber wie gesagt, das ist die Hoffnung. Hast du irgendwie eine Zusammenfassung, eine Botschaft, irgendetwas, was du zum Abschluss nochmal mitgeben möchtest uns?
Astrid
Ja, also nochmal verstärken, weil es immer mal nur so durch ist, ist nochmal, ich möchte nochmal ganz stark auf das Thema gefühlte Sicherheit hinweisen. Ja, das, also es ist wirklich aus der Sozialwissenschaft bekannt, dass gehandelt wird dann, wenn man sich, also gefühlt natürlich, man kann nie sicher sein, aber so eine Grundsicherheit da ist und sei es, dass die darin besteht, dass ich weiß, wenn es schief geht, bin ich hin. Ist auch eine Form von Sicherheit, ja, so. Und dieses sich anzuschauen und zu gucken, wo Menschen Sicherheit herholen, jenseits von Planungsrahmen, jenseits von Gewissheit. Das halte ich für die Kernkompetenz der Zukunft, weil uns momentan all die Sicherheiten, die wir uns in den letzten Jahren aufgebaut haben, zusammenbrechen. Und dann sehen wir, dass da gesellschaftlich politische Strukturen entstehen, die den Menschen plötzlich wieder Sicherheit versprechen. Und das ist hochgefährlich. Und das ist auch für Unternehmen hochgefährlich, weil wenn die in diesen alten Sicherheiten stecken bleiben, dann wird da nichts Neues entstehen. Das heißt, sich mal damit zu beschäftigen, wie schaffe ich es, dass meine Mitarbeiter sich sicher fühlen, aus sich selber heraus oder aus der Organisation heraus, die ich ihnen biete, und zwar jenseits von Quartalszahlen und sonstigen Dingen, das halte ich für ganz wichtig, also für kriegsentscheidend, sage ich mal. Und man muss auch sagen, das Thema, und da schließt sich dann so ein bisschen der Kreis jetzt eben in die Katastrophenszenarien, Es ist ja bekannt, dass wenn man mit traumatisierten Menschen arbeitet, dass das erste, was man tun muss, damit die überhaupt sich die traumatisierten oder die schwierigen Situationen angucken können, müssen die sich wieder sicher fühlen. Nur dann können sie auf schwierige Dinge überhaupt gucken.
Ja, also wirklich teilweise ja auch existenziell bedrohliche Dinge, aber eben auch auf andere schwierige Situationen. Und das Thema gefühlte Sicherheit ist ein Kern von Menschen und da sichere Räume zu schaffen oder den Menschen zu helfen, Sicherheit selber zu spüren, halte ich für den erfolgskritischen Faktor für unsere Zukunft schlechthin.
Dierk
Sehr schön. Vielen Dank Astrid. Das war jetzt die 35. Episode. Ich freue mich auf die Fragen der Zuhörenden und natürlich auf das Feedback. Ich bin gespannt. Natürlich dürft ihr auch gerne Kontakt zu Astrid aufnehmen. Ihr könnt mir gerne Kommentare unter diese Episode schreiben und sich auch gerne bei mir melden, denn vielleicht habt ihr ja Fragen, die ich klären kann in diesem Podcast.
Der Titel ist ja kleine oder der Untertitel ist ja kleine Nadelstiche für ein lebendiges und erfolgreiches Business. Also Astrid, vielen Dank und ich hoffe auch, dass wir die Frage von dir mit den Schmerzen beantwortet haben. Okay, also vielen Dank und bis demnächst zur nächsten Folge. Danke, Astrid.
Astrid
Ungewissheit ist sicherlich ein großer Schmerz für Unternehmen, das kann ich mir gut vorstellen. Danke dir.