Lebenslanges Lernen ganz nebenbei?

Lebenslanges Lernen ganz nebenbei?

Titelbild Podcast Business Akupunktur

Simon Qualmann über das Working-Learning-Gap

Der Working-Learning-Gap ist wie eine Schlucht – auf der einen Seite steht das Arbeiten, auf der anderen das Lernen, und viele schaffen es nicht, eine Brücke zu bauen.

Simon Qualmann über die Motivation des selbst gesteuerten Lernens

Wenn selbst gesteuertes Lernen nur aus der Kostensicht eingeführt wird, fehlt oft das Fundament – Führung und passende Rahmenbedingungen bleiben entscheidend.

Simon Qualmann über "gewonnene" Zeit

Mein Wunsch ist, dass durch Automatisierung und KI gewonnene Zeit nicht mit neuen Aufgaben gefüllt, sondern aktiv für Lernen genutzt wird.

Simon Qualmann über die Aufgabe von Führung

Führung setzt den Rahmen: Wenn der Rahmen weit und offen ist, wird der Working-Learning-Gap kleiner – ist er eng, kämpfen Mitarbeitende um jede Lernminute.

Simon Qualmann über Zeit für KI und Lernen

Wenn wir so viel Zeit verwenden, uns mit KI zu beschäftigen, dann dürfen wir uns auch genauso viel Zeit nehmen, uns mit dem Thema Lernen zu beschäftigen.

Zusammenfassung

In dieser Episode des Business Akupunktur Podcasts spreche ich mit Simon Qualmann über den „Working-Learning-Gap“ – die Kluft zwischen dem Wunsch zu lernen und den Anforderungen des Arbeitsalltags. Simon, Corporate Learning Coach und erfahrener Experte für digitales und selbstgesteuertes Lernen, zeigt anhand vieler Beispiele, warum es so schwer ist, Lernzeit in den beruflichen Alltag zu integrieren, und welche Rolle Führung dabei spielt.

Wir sprechen darüber, wie Automatisierung und KI zwar Zeitpotenziale schaffen, diese aber oft von neuen Aufgaben gefüllt werden, statt für Lernen genutzt zu werden. Simon teilt inspirierende Tipps wie Rituale, Timeboxing oder bewusste Reflexion, um Lernen fest zu verankern. Besonders spannend: Warum psychologische Sicherheit, Wertschätzung und passende Rahmenbedingungen die Basis sind, damit Lernen im Unternehmen selbstverständlich wird.

Diese Episode lädt Dich ein, Deine eigene Lernpraxis zu hinterfragen und neue Wege zu entdecken, wie Du – und Dein Team – trotz Arbeitsdruck kontinuierlich wachsen kannst. Wenn Du erfahren möchtest, wie Selbstorganisation, Führung und Lernkultur zusammenwirken, um den Working-Learning-Gap zu schließen, dann ist diese Folge genau das Richtige für Dich. Ich wünsche Dir viel Freude und inspirierende Impulse.

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Transkript der Episode

Dierk

Herzlich willkommen zur 46. Episode des Business Akupunktur Podcast mit dem Titel „Lebenslanges Lernen – ganz nebenbei“. Ich freue mich auf dieses Thema und mein Gast Simon Qualmann. Wir sprechen über die Herausforderung der Working Learning Gap, wenn also gute Absicht und gelebter Alltag auseinanderklaffen. Dieser Begriff ist vielleicht für den einen oder die anderen neu. Wir werden also auch den Begriff klären, denn man kennt ihn auch in einem anderen Umfeld eventuell. Und natürlich werden wir über die Inhalte sprechen. Simon kenne ich schon sehr lange. Uns verbindet unter anderem die Liebe zum Wohnmobil und zu regelmäßigen Workations. Simon Qualmann ist Corporate Learning Coach, Dozent an der Hochschule Diploma in Wirtschaftspsychologie und Gründungsgesellschafter der Lernglust, die Unternehmen bei der Adaption von Microsoft 365 und den Veränderungen im Neuen Normal begleitet. Zudem leitet er auch die Wissensfensterchen GmbH, die über ihre App strukturierte Lernansätze anbietet. Als digitaler Nomade kennt er auch Chancen und Herausforderungen eines ortsunabhängigen und global vernetzten Lifestyles. Und kleiner Hinweis am Rande, nach dieser Aufnahme wird Simon auch für einige Wochen wieder sozusagen offline sein. Nicht wirklich offline, das kann er gleich noch erklären, aber wir haben das gerade noch vor einem nächsten großen Nomadentrip von Simon und Simone aufgenommen. Also, hallo Simon, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei einer Vorstellung irgendwas vergessen?

Simon

Hallo, hallo Dierk, hallo an die Zuhörer. Nein, erstmal nichts vergessen, soweit alles wiedergegeben und eine Information vielleicht noch zur Ergänzung, ich bin auch Speaker, das heißt, ich trete auch ganz gerne mal auf Bühnen auf, das macht mir immer sehr, sehr viel Spaß zu unterschiedlichsten Themen, das könnte man vielleicht noch ergänzen, aber ansonsten alles fein, danke dir.

Dierk

Sehr gut. Simon, meinen Gästen stelle ich zum Einstieg immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akupunktur, dieses Podcast gehört hast?

Simon

Ich bin so ein bisschen über das Wort Akupunktur gestolpert, weil das für mich so eine, ich glaube, eine chinesische Heilmethode ist. Da werden ja bestimmte Punkte angedeutet oder auch angepiekst, um den Energiefluss auszubalancieren. Und das fand ich ganz spannend, gerade in so einem Business-Kontext, wo ich gedacht habe, vielleicht gibt es ein paar Themen im Business-Kontext, das sich lohnt, zu heilen über einen gewissen Energiefluss. Und vielleicht reden wir heute auch über den einen oder anderen Energiefluss, den es beim Lernen während der Arbeitszeit braucht. Das fand ich sehr, sehr spannend. Also ich bin über diesen Begriff Akupunktur irgendwie gekommen und habe das in den Business-Kontext reingesetzt. Das waren so meine Gedanken, die sich da bei mir ausgeprägt haben.

Dierk

Ja, das gehört zu der traditionellen chinesischen Medizin, TCM. TCM kennen manche vielleicht von ihren Klamotten, also steht ja manchmal auch mit drin, aber das ist dann hier was anderes. Und ja, also für mich ist einfach interessant, dass bei den Gästen, die ich habe, eigentlich immer so dieser Hinweis kommt, kleine Piekser, kleine Nadelstiche, das ist ja, wenn man es richtig macht, sind sie ja auch sehr, sehr hilfreich. Und das ist für mich auch wichtig, richtig machen, weil Nadeln stechen können viele aber heilen, sollte man dann vielleicht doch den Experten überlassen. Sehr schön. Ja, wir sprechen heute über das Thema Working Learning Gap und wir haben es im Vorgespräch gehabt, man kann diesen Begriff definieren. den werden wir gleich nochmal ein bisschen genauer beschreiben. Man kann diesen Begriff auch ganz anders deuten. Also jetzt werde ich erstmal nur ganz kurz erklären, was er nicht ist und dann darfst du erklären, was er ist. Also wir sprechen nicht über die Problematik, dass wir etwas in Schule, Ausbildung oder Studium lernen, was wir im Berufsleben nicht brauchen. Also dass wir etwas lernen, wo eine Lücke zu dem ist, was wir anwenden müssen. Sondern wir sprechen über Working Learning Gap, in einem anderen Kontext und ich bin darauf gekommen, weil Simon und Simone in ihrem Newsletter, einen sehr umfangreichen Newsletter, also kann ich auch jedem empfehlen, über diesen Begriff mal geschrieben haben. Und insofern würde ich sagen, Simon, was ist Working Learning Gap?

Simon

Der Working-Learning-Gap ist wie so eine Art Schlucht und auf der einen Seite haben wir das Working und auf der anderen Seite steht das Learning. Der Begriff beschreibt so diese gute Absicht, etwas lernen zu wollen und auch sich etwas anzueignen oder vielleicht auch gewisse Dinge zu vertiefen. Der Gap kommt aber dadurch zustande, dass wir das versuchen, in unseren Arbeitsalltag zu integrieren. Und da merken wir häufig, dass gewisse Themen und vielleicht auch gewisse Lernaspekte gar nicht mehr Platz in unserem Arbeitsalltag finden. Und da kommt so eine Art Spannungsfeld, wie gesagt, so eine Art Gap auf, den wir als Gap einfach bezeichnen, zu sagen, wie kriege ich das hin, dass ich heutzutage in meinem Arbeitskontext Lernzeit einplane und diese auch nachhaltig und routiniert auch immer wieder einfüge. Das ist dieser Gap.

Dierk

Ja, du sprichst von Arbeitszeit. Viele lernen ja, oder man könnte ja auch in der Freizeit lernen. Ist es wirklich begrenzt auf die Arbeitszeit, weil es in einem beruflichen Kontext steht, oder würdest du in diesem Working Learning Gap auch die Zeit einplanen oder diese Schlucht auch da sehen, wo es wirklich um Freizeit auch geht? Man kann es ja abends auf der Couch nochmal machen.

Simon

Sicherlich, das kann man auch tun. Ich denke, dass wir aus unserem Kontext immer auch die unternehmerischen Themen betrachten. Das heißt, in dem Fall auch bewusst das Thema Arbeitszeit zu verwenden, weil Arbeitszeit häufig auch mit Lernzeit gleichgesetzt werden darf oder sollte. Wir aber häufig bei der Lernglust auch in unseren Beratungsprojekten schon feststellen, dass das manchmal nicht so gelebt wird und… Diejenigen, die so einen starken Work-Life-Cut auch verfolgen, das heißt diejenigen, die auch Arbeit und Freizeit stark voneinander trennen, diejenigen, die werden natürlich versuchen, auch diese Lernzeit in die Arbeitszeit zu integrieren und Wir belassen diesen Working Learning Gap auch gerne mal bei dem Thema Arbeitszeit, weil in Freizeit und vielleicht auch familiären Kontext auch ganz andere Dinge im Vordergrund stehen, die mit dem beruflichen Thema auch gar nicht so viel zu tun haben. Also der Freizeitbereich, der ist ein bisschen ausgeklammert, da geht es für uns auch um andere Themen, da ist man vielleicht auch anders motiviert. Uns hat gerade dieses Berufliche, diese Arbeitszeit interessiert und vor allem auch, wenn es Arbeitszeiten gibt, manche haben ja auch Vertrauensarbeitszeiten und so weiter, wie kriegen die das hin in ihrem Tagesalltag? Auch das darf aber ein Thema sein, aber es sollte einen beruflichen Kontext haben, es sollte einen beruflichen Bezug haben.

Dierk

Okay, habe ich mir noch nie so Gedanken darüber gemacht. Wahrscheinlich, weil ich eben natürlich genau wie ihr Arbeitszeit und private Zeit oder persönliche Zeit, Freizeit nicht strikt trenne. Aber okay, schon mal mein erstes Learning für mich. Ich habe ja von eurem Newsletter geschrieben oder gesprochen, wo ihr das Thema angesprochen habt, wo ich auch sofort gesagt habe, hey, das passt auch in den Podcast rein. Warum habt ihr euch denn damit ein bisschen näher oder ein bisschen tiefer beschäftigt? Gibt es einen Auslöser da?

Simon

Ja, es gibt einen konkreten Auslöser. Der passierte so an unserem Küchentisch bei Simone und mir. Also Simone ist die Mitgesellschafterin der Lernglust. Und wir diskutieren sehr, sehr häufig über gerade neue Themen, neue technologische Entwicklungen und auch das, was einfach bei uns im Arbeitsalltag so aufkommt. Das machen wir immer gerne am Küchentisch. Das ist eine lockere Atmosphäre. Da kann man sich mal ganz gut austauschen, einen Kaffee dazu. Und da ist uns selber aufgefallen, dass wir viele, viele Themen vor uns hervoranschieben und wir feststellen, hey, das sind tolle Sachen, die können wir mal machen. Da müssen wir uns ein bisschen einarbeiten. Und aus diesem Gespräch heraus haben wir festgestellt, dass wir eigentlich gar nicht so viel Zeit uns selber einplanen, um diese Dinge erstmal zu durchforsten und uns da überhaupt ein bisschen aufzuschlauen. Und da ist der Gedanke gekommen, wie machen das eigentlich andere? Sind wir damit gerade irgendwie alleine unterwegs? Ist das ein Thema, was nur uns jetzt gerade betrifft? Wie machen es in dem Fall auch andere Personen, die sich weiterbilden müssen, weil es vielleicht auch zu ihrem Jobbild passt oder weil die Entwicklungen, sei es jetzt technologisch oder vielleicht auch gesellschaftlich oder einfach beruflich auf Basis ihres Jobs, einfach mit sich bringt, sich immer wieder auf diesen Begriff State of the Art zu bringen. Und da haben wir selber bei uns festgestellt, dass wir mit dem Thema Lernen, obwohl wir ja das auch in unserem Unternehmen ja sogar drin haben, Lernglust, mittlerweile in so eine Art Spirale reingekommen sind und gesagt haben, wir schieben ganz gerne mal Arbeitsthemen, Kundenaufträge, Beratungsgespräche, Angebotserstellungen, was man so als Selbstständiger eigentlich auch häufig macht, gerne als Priorisierung vor dem Thema Lernen mit rein. Und das war für uns der Auslöser, wo wir gesagt haben, wir denken mal darüber nach, was gerade eigentlich so ein bisschen passiert darüber.

Dierk

Ja, okay. Fände ich super interessant. Du hast gesagt, um neue Themen aufzunehmen. Ich habe das Problem bei mir auch gehabt und habe das… Zum Beispiel mindestens bis heute relativ gut gelöst, wie ich finde, weil ich in jedem meiner Gebiete die Überschrift Produktentwicklung habe. Also ich sage, für mich ist es wichtig, Produkte zu entwickeln und das ist quasi das, wo ich das alles reinpacke. Und ich habe viele Themen in der Produktentwicklung, aber Also das wäre so mein Ansatz, die Zeit dafür zu reservieren, aber natürlich hast du vollkommen recht, es gibt natürlich auch Dinge, die man lernt, vielleicht ohne ein konkretes Ziel, wo man auch vielleicht weiß oder noch nicht weiß, was da rauskommt. Also dass man sagt, hey, das muss ich mir jetzt mal anschauen und das mache ich erstmal unabhängig, das mache ich kreativ und dann macht es natürlich Sinn, das auch so anzugehen, wie ihr das für euch besprochen habt. Okay, gut. So, jetzt haben wir über den Begriff schon gesprochen. Dann würde ich mal sagen, es sollte jedem klar sein, was da so hinter steckt. Du hast es von euch angesprochen. Du hast gesagt, ihr habt das für euch besprochen oder habt das für euch auf das Thema gekommen. Gibt es aus deiner Sicht, aus eurer Sicht auch die Erlebnisse bei Mitarbeitenden, also bei euren Kunden und Kundinnen, die so etwas auch erleben?

Simon

Ja, das treffen wir sehr häufig an und ich hatte dazu auch ein recht überraschendes Erlebnis. Deswegen hatte ich in der Unternehmensvorstellung vorhin nochmal das Thema Speaker mit erwähnt. Anfang Juni war ich auf einer Konferenz für Microsoft-Themen, Microsoft 365 in Salzburg. Und ich habe dort eine Session angeboten, die zum Thema Evergreening stattgefunden hat. Also neueste Entwicklungen, Features, die sich so in der Microsoft-Welt ereignen, wie kann ich da auf dem Laufenden bleiben? Die Microsoft selber, ich will es jetzt nicht so technisch machen, aber diese ganzen Features, die angeboten werden, die packen die auf so eine Roadmap drauf, die ist öffentlich einsehbar, da kann man immer gucken, was ist gerade im Ausrollen, was kommt da alles und das schafft für viele Administratoren, die im Hintergrund in den Unternehmen auch das alles so ein bisschen in diesem Backend einstellen müssen, das schafft so einen gewissen Druck drauf. Und dieses Erlebnis, das ich hatte, war sehr, sehr überraschend für mich, weil ich hatte eine Session eingegeben, so ein bisschen auch technisch. Hatte es aber gar nicht so auf dem Schirm, dass ich in dieser Session dann sehr, sehr viele Leute da drin hatte, viele Admins auch aus Unternehmen, die gesagt haben, Mensch, ich komme mit diesen technologischen Entwicklungen gar nicht mehr klar. Ich komme da gar nicht mehr hinterher. Warum? Weil sie es nicht irgendwo in ihren Arbeitsalltag integriert kriegen und sich diese Session, die ich eigentlich angeboten hatte, weil ich wollte eigentlich so auf das Thema Automatisierung raus, wollte die Roadmap ein bisschen zeigen, wollte sagen, wie man mit der Roadmap da umgehen kann. Das war eigentlich so mein eigentlicher Plan, aber die Fragen in der Session haben dich dann dahingehend in diese Richtung bewegt und ich habe dann die Session auch in dem Fall auch thematisch einfach umgewandelt, dass wir mal über das Thema Arbeitszeit und Lernzeitgespräch sprechen wollten und auch gesprochen haben in dem Fall. Und das war ein sehr, sehr spannendes Erlebnis und sehr, sehr einschneidend für mich auch, auch für mich mal zu reflektieren, wie viel Zeit und wie viel Lernzeit insbesondere nehme ich mir denn eigentlich im Alltag, während einer Woche, während einem Monat und was ist überhaupt verarbeitbar? Das ist eigentlich ein spannenderes Thema, was können wir denn überhaupt verarbeiten, weil viel… Informationen da sind. Wir können natürlich viele Informationen aufnehmen, die auch sequenzieren, clustern, vielleicht auch automatisieren, ablegen, aber mal ganz ehrlich, auch Stichwort Aufzeichnungen, wie oft guckt man sich dann eine Aufzeichnung im Nachgang von dem Meeting wieder an, wer hat die Zeit dazu. Das war ein Thema, wo ich dann mit Simone gesprochen habe und das für mich auch mitgenommen habe und sagen kann, das ist eigentlich ein Thema, darüber müsste man mal vielleicht ein bisschen mehr beantworten. nach draußen tragen und einfach mal in die Community tragen oder auch bei uns jetzt in unsere Newsletter packen, dass wir sagen, wie geht ihr nicht damit um, wie machen es wir, um so einen kleinen Anstoß zu geben für eine Diskussion.

Dierk

Ich finde interessant dabei ist einmal natürlich das Thema selbst gesteuert. Du hast ja auch angesprochen, wie nehme ich mir Zeit? Ich denke aber auch, dass der ein oder andere da gar nicht frei ist in der Entscheidung. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen ihre Zeiten erfassen müssen, auf Tickets buchen müssen und wenn dann sich jemand pro Tag eine Stunde Zeit nehmen würde, dann würde die Frage kommen, was hast du denn da gemacht? Hast du Kaffee geholt oder sonst irgendetwas? Also das ist ein Thema, vor für jeden Einzelnen, der muss seinen Weg dazu finden. Wir kommen ja auch das Thema selbst gesteuertes Lernen noch zu sprechen, aber sicherlich auch im Unternehmenskontext. Und wenn ich mir anschaue, wie durchgetaktet so viele Menschen mittlerweile sind in ihrem Berufsalltag, dann müsste man wahrscheinlich das Ganze gar nicht selbstgesteuert machen, sondern man müsste sagen, so, ihr habt jetzt hier eine Stunde Zeit und dann kämen wir in die Fragestellung, wie organisieren wir das denn? Also jeder kann ja für sich lernen, das ist ja okay, aber wie kriegen wir es organisiert, dass jetzt sozusagen nicht 15 Leute das Gleiche lernen, sondern dass 15 Leute auch sich vielleicht in irgendeiner Form zusammentun, um trotzdem diesem Problem zu begegnen, wo haben wir Zeit in der heutigen Zeit, um etwas zu lernen und dann vielleicht auch wirklich sozusagen auf Vorrat zu lernen, weil du weißt ja nicht, ob diese Features für dich wichtig sind. Also das weißt du erst, wenn du es gelernt hast. Also ein sehr, sehr wichtiges Thema und nicht nur für Admins, deswegen haben wir ja gesagt, lass uns darüber sprechen. Ich habe es eben schon gesagt, wir sprechen ja auch, und du hast es ja auch in der Antwort gehabt, über selbstgesteuertes Lernen. Die Menschen wollen lernen und müssen dann auch selbstgesteuert lernen, wenn sie nicht sich irgendwo reinsetzen in Trainings und so. Was sind so Missverständnisse, die ihr erlebt in eurem Kontext über selbstgesteuertes Lernen?

Simon

Da gibt es ein schönes Missverständnis, gerade so ein bisschen aus dieser budgetorientierten Sicht. Also wenn jetzt ein Unternehmen beispielsweise sagt, wir haben viele Trainings oder wir haben einen relativ ausgeprägten Weiterbildungskatalog mit E-Learnings, Blended Learnings, Präsenzveranstaltungen. und vielleicht ein bisschen auf die Kostenbremse drückt, weil vielleicht auch die Wettbewerbssituation einfach so ist, dass man an der einen oder anderen Stelle einfach ein bisschen einsparen muss, dann wird häufig das Thema in den Raum gebracht, dass man die Mitarbeiter dazu befähigen möchte, selbst gesteuert zu lernen, weil man sagt, ah, dazu können wir uns auf der einen Seite dann Da können wir uns ein paar Trainer sparen, da können wir vielleicht auch ein paar Ausgaben reduzieren, wir können einfach die Kostenseite senken. Weil wenn die Mitarbeiter selbst Inhalte sich suchen oder die zur Verfügung stehenden Inhalte, die vielleicht aufbereitet sind sogar, wenn die sich selber aneignen, dann brauchen wir ja eigentlich keinen, der jetzt moderiert, dann brauchen wir auch keinen, der vielleicht Wissen vermittelt. Und das ist für mich schon etwas, wo ich feststelle, wenn das aus nur der Kostenperspektive gedacht wird, dann kann es schon sehr, sehr stark in eine Richtung gehen, die jetzt nicht erfolgsversprechend ist, weil es doch ein bisschen mehr dazu gehört, als das Thema nur aus der Kostenseite zu betrachten. Also es wird so hingestellt wie so ein Angebot und dieses Angebot an Mitarbeiter zu sagen, ihr dürft jetzt selbstgesteuert euch diesen Content, dieses Wissen erarbeiten, dieses Wissen erschließen, Und wenn das aber aus dieser Kostenperspektive kommt, dann merkt man sehr häufig, da gibt es dann keinen Working-Learning-Gap, sondern da gibt es dann erstmal ein Missverständnis-Gap oder auch ein Ziel-Gap, das, was das Unternehmen möchte und das, was dann auch der Mitarbeiter haben möchte. Das ist das eine. Und das andere, was wir auch häufig feststellen, ist, das Thema Selbstorganisation ist sehr, sehr häufig geprägt von zwei Perspektiven und Parametern. Einmal vom persönlichen Informationsmanagement, also wie gehe ich häufig damit um, wie gehe ich mit den Informationen um, wie lerne ich überhaupt, wie bin ich organisiert, also die eigene Organisationsstruktur. Und dann auf der anderen Seite aber die Organisationsstruktur, Stichwort Projektmanagement. Das erleben wir sehr, sehr häufig, dass sehr, sehr viele Projekte angegangen sind. Es besteht aber vielleicht nicht wirklich ein Überblick über den Headcount. Also wie viele Mitarbeiter sind gerade in wie vielen Projekten involviert? Wie viele Projekte sind überhaupt bei einem Mitarbeiter zugeordnet? Und welcher Mitarbeiter steckt zu welchen Prozenten in welchen Projekten drin? Das heißt, es gibt einmal die persönliche Informationsebene und dann gibt es die organisationale Ebene, wodurch Arbeiten entstehen oder wodurch auch ein hoher Organisationsaufwand aufgedeckt wird. Und jetzt kommt das Wundermittel, so diese Akupunktur, auf Selbstorganisation. Das heißt, Selbstorganisation soll jetzt auf der einen Seite das persönliche Informationsmanagement lösen oder vielleicht sogar verbessern, wenn sie es schon angehen in irgendeiner Art und Weise…. Und auf der anderen Seite auch diese Ich spreche da ganz gerne immer von Arbeitsverdichtung. Vielleicht das unstrukturierte Projektmanagement, wenn man es im Projektmanagement sieht. Nicht alle sind ja in Projekten unterwegs, aber wenn das im Projektmanagement läuft, diesen überladenen Headcount zu organisieren. Und da wird sehr, sehr häufig und sehr, sehr gerne das Thema Selbstorganisation und selbstorganisiertes Lernen ins Spiel gebracht. um eben diesen Gap oder diese Überladung, diese Überfrachtung in den Griff zu kriegen. Und da stelle ich schon häufig fest, dass diese Grundlage, wenn man das so als Grundlage sieht, so als Fundament, dass die schon sehr, sehr wackelig ist.

Dierk

Ja, ich würde auch nochmal ergänzen zu dem, was du gesagt hast. Du hast ja auf diesen Effizienzgedanken hingewiesen. Also wir wollen effizient sein und dann würde ich mal sagen, die Frage ist, wie effektiv sind wir denn? Das hatte ich ja vorher auch schon gesagt. Wir könnten ja eventuell wirklich alle 10, 15 Menschen in meinem Team, könnte ich vielleicht dazu hinbringen, dass sie effizient selbstorganisiert lernen. Ja, aber dann hat jeder das für sich gelernt. Also Effektivität reinzubringen, zu gucken, wer hat bestimmte Themen und dann auch für Nachhaltigkeit zu sorgen, wer erklärt anderen Themen etwas. Weil das weißt du genau wie ich, dass vom Lernen allein, oder man kann besser lernen, wenn man es anderen nochmal erklärt, wenn man es nochmal in andere Worte bringen muss, wenn man es zusammenfassen muss. Also ich weiß immer noch früher, wenn wir über… Incentives und Bonus gesprochen haben, dann war immer so toll, du darfst auf eine Schulung gehen, so ungefähr. Das war dann sozusagen das Incentive, wo ich sagen würde, hey, was hat das Unternehmen davon, dass ein Mitarbeiter auf diese Schulung geht? Da gehört dazu, dass er nachher berichtet, was hat die Schulung gebracht? Und zwar nicht im Sinne von Kontrolle, ob er wirklich da war, sondern um auch dem Unternehmen was zurückzugeben. Also das würde ich jetzt als Ergänzung zum selbstgesteuerten Lernen dazu packen, also dass die Menschen dann eben in der Gruppe sich überlegen, wie machen wir das gemeinsam, wie können wir besser lernen. Und auch das weißt du genau wie ich, wenn wir über Agilität nachdenken oder sprechen. Selbstorganisation braucht Führung, das heißt selbstgesteuertes Lernen braucht auch Führung. Ich muss die Menschen ja auch wirklich befähigen, dass sie umzusetzen, also selbstgesteuert zu lernen. Also da müsste ich erstmal Zeit investieren, sinnlose Zeit, also das war jetzt ironisch gemeint, sinnlose Zeit, damit die Menschen lernen, sich selbst zu organisieren und selbstgesteuert zu lernen. Ja, gut.

Simon

Aber das ist ein wichtiger Punkt, weil wenn man dieses Wort mal so ein bisschen auseinanderklamüsert und so sagt, da steckt einmal selbst drin und auch einmal diese Steuerung, dann ist es natürlich schon eine Art Selbstführung auch mit dabei. Also wie steuere ich selbst auch meinen Alltag, meine Lernzeit und das wird häufig auch, so wie ich das miterlebe, gerne auch über Führungskräfte, wie du das jetzt auch sagst, mitorganisiert oder gerne auch über Lerngruppen, aber dann ist es im Großen und Ganzen fast schon keine Selbstorganisation mehr, weil, wie es im Wort schon drinsteckt, wir haben auf der einen Seite selbst, also ich selbst bin dafür verantwortlich und ich steuere und organisiere mich auch selbst.

Dierk

Gut, jetzt könnten wir noch ein riesen Fass aufmachen, das machen wir nicht, aber wir könnten noch einen riesen Fass aufmachen und das Thema klären, ob denn jeder Mensch gleich befähigt ist, sich selbst zu organisieren, ob er den Wunsch hat, die Motivation, aber wie gesagt, das ist vielleicht ein Thema für irgendwann mal später. Du hast aber eben schon was angesprochen, weil wir auch wieder zurückkommen wollen auf das ursprüngliche Thema, mit dem Working Learning Gap in der Arbeitszeit. Gibt es Tipps, gibt es Dinge, die ihr gelernt habt, die ihr auch in euren Beratungsprojekten mit einbringt, wenn man als Einzelperson das Gefühl hat, ständig zwischen diesem operativen Druck, also diesem Projektgeschäft und Zeiten aufschreiben und einem Lernanspruch zu stehen, weil Lernen ist ja dann was ganz anderes.

Simon

Ähm, ja, äh, Da hat mir eine Sache sehr gut geholfen, die ich bei dem Neurowissenschaftler Dr. Volker Busch mal selbst erfahren habe, das gut beschreibt, was eigentlich gerade so ein bisschen passiert. Ein bisschen auf die Metaebene zu gucken und mal zu sehen, was passiert denn gerade. Also der Dr. Volker Busch, der beschreibt das wie so eine Art Bühne, wie so eine Art Schauspiel auf der Bühne. Und wenn man sich so eine Bühne vorstellt, dann passieren dort nicht nur eine Szene, sondern sehr, sehr viele Szenen. Und man tut sich ein bisschen schwer damit, alle Szenen gleich zu beobachten. Was jetzt der Vorschlag ist, und das kann ich nur weitergeben, deswegen nehme ich ihn da gerne mit auf, ist, sich für ein Thema zu entscheiden und dieses auch zu fokussieren. Da sind wir ganz klar bei einer Fokuszeit mit dabei. Das heißt, ich greife mir aus diesem Bühnenbild eine Szene raus und die betrachte ich mal, die nehme ich mit auf und da mache ich mir auch Notizen, beschreibe das und versuche dort auch immer wieder mal reinzugucken, was da gerade so passiert, weil es relativ schwierig ist, auf dieser Bühne sämtliche Szenen zu ja, mit zu verfolgen und auch so vom Lernprozess her wiederzugeben oder wiedergeben zu können, zu sagen, du, was war denn jetzt innerhalb der dritten, vierten Szene in der und der Minute, beschreib mir das mal. Stichwort Multitasking auch. Und das hat mich so ein bisschen geprägt, dass ich gesagt habe, was ist denn eigentlich realistisch für meine Zeit und welche Themen kann ich denn wirklich aktiv begleiten? Also, Ich kann das selber aus der Microsoft-Welt sagen, dass die Microsoft, es wird keine Microsoft-Veranstaltung hier, aber das ist nur im Großen und Ganzen Hauptarbeitsfeld für uns, wo wir halt auch aktiv Unternehmen begleiten. Da kriege ich es eben am ehesten mit, auch bei mir selber. Wenn man jetzt sehr viele Planungstools hat oder auch sehr viele Kollaborationstools wie Teams, Irgendwann muss man sich entscheiden, auf welche Tools man setzt und auch technologisch dabei bleibt. Ich habe zum Beispiel sehr, sehr viele Tools, die laufen bei mir einfach nebenbei mit und da bleibe ich auch in den ganzen technischen Features nur oberflächlich mit dabei. Also natürlich ist jetzt Microsoft Copilot, die KI mit dabei, das heißt, da werde ich jetzt, und da bin ich auch schon sehr, sehr fokussiert drauf und merke, dass das ein sehr, sehr starker Zeitfresser auch ist. Das heißt, das ist jetzt ein Player auf dieser Bühne, das ist eine Szene, die gerade auf dieser Bühne stattfindet, was aber für mich auch heißt, dass ich gewisse anderen, früher hatte man gesagt, Mut zur Lücke, das wäre so im Schuljargon gewesen, dass ich für mich auch entschieden habe, es gibt gewisse Dinge, da bin ich nicht up-to-date. Also diese ganze Mail-Geschichte, auch Outlook, Exchange, was dahinter hängt, also ich kriege viele Anfragen, auch du, ich habe hier mit meinem Posteingang, das sind das Thema, ich muss hier Mail-Konten mit einbinden und so weiter, da muss ich mittlerweile sagen, auch mit einem neuen Outlook-Kalender und das neue Outlook, das ja ausgerollt bin, da habe ich eine Lücke drin, das sage ich aber auch. Und das ist ein Lernprozess für mich auch gewesen, gewisse Dinge auch sogar im unternehmerischen Kontext mitzutragen und zu sagen, Entweder leite ich da weiter oder ich gebe auch die Rückmeldung, dass ich mich dort erst einarbeiten muss oder dass ich mich dort auch auf State of the Art bringen muss, weil, das war so spannend auch auf dieser Diskussion, in dieser Session, die ich angesprochen hatte vorhin, dass das auch vielen Admins so geht, dass ich da gar nicht so alleine bin. Das war für mich auch für Individuelle so als Tipp ein Thema. Erstens mal, man ist nicht alleine mit diesen ganzen Themen. Also viele andere haben da auch Schwierigkeiten, auf dem Laufenden zu bleiben. Ich glaube, das ist mittlerweile ein gesellschaftliches Thema. Aber wichtig ist, sich auf ein Thema zu konzentrieren, Stichwort Fokuszeit, und auch den Mut zu haben und das auch auszudrücken. Und das hat mir wahnsinnig schwer gefallen zu Beginn, auch Menschen oder Kollegen oder sogar Kunden zu sagen, Das ist jetzt nicht unbedingt mein Steckenpferd gerade. Da bin ich jetzt nicht gerade so up to date, dass ich euch sagen könnte, ich gebe euch ad hoc die und die Empfehlung aus, weil ich muss da erstmal nachgucken und schauen, was da jetzt gerade passiert ist. Und dieser Schritt, diesen Schritt gehen zu können, das war eigentlich ein riesen Lerneffekt oder eine Lernerfahrung, die aber für mich jetzt ein bisschen auch… Struktur reingebracht hat und auch Stichwort Selbstorganisation, weil in der Orga ich mir jetzt einfach ein paar Szenen rausgesucht habe und gesagt habe, diese Szene bespiele ich jetzt und bei diesen Szenen werde ich mir jetzt die Lernzeit reinkriegen.

Dierk

Ja, also du hast ja gesagt, Fokus, Fokussierung, Priorisierung, das ist für mich so, wäre noch der Schritt davor, also würde ich zu sagen, wie du es auch meinst, das sind Themen, das sind meine Themen, das sind nicht meine Themen, dann die Fokussierung. Und ich finde dieses Bild von dem Professor Busch so interessant mit diesen Szenen. Denn wenn man jetzt mal überlegt, wenn ich auf einer Theaterbühne andauernd einen Szenenwechsel hätte, Da habe ich ja nur eine Bühne, habe ich andauernd diesen Aufwand, wo die Bühnenbildner was umherräumen müssen. Das wollen wir ja nicht. Also das ist für mich dann immer so eine geistige Rüstzeit, die wir auch nicht haben wollen. Oder eben andersherum, wenn man an den Film denkt, wenn diese Szenen zusammengeschnitten sind und sie in kurzer Abfolge immer wieder wechseln. Dann passiert das, was du gerade gesagt hast. Also ich als Zuschauer kriege einen Gesamteindruck, aber ich weiß nicht, was in den einzelnen Szenen war, weil ich gar nicht Zeit habe, mich auf dieses, was in der Szene war, sozusagen zu konzentrieren. Also insofern Fokussierung. Und was du meinst auch, finde ich auch sehr wichtig, das erstmal für sich klar zu kriegen und das aber auch zu kommunizieren und nicht zu sagen, ich bin dumm, ich bin alt, was weiß ich, was war da so, wo man sich selber ja quasi in die Schuld nehmen würde, sondern es ist so, ich habe nicht mehr die Zeit und das finde ich, muss man auch Führungskräften dann mitteilen, dass die auch nicht die Erwartung haben, dass man dort alles weiß.

Simon

Offen damit umzugehen, auch diesen Mut zur Lücke auch zu respektieren. Das ist etwas, was ich bei einem Vortrag von Mark Cashman, Mark Cashman arbeitet bei der Microsoft, ist dort so Product Owner für den SharePoint und der hat mal was gesagt, was ich sehr, sehr spannend fand, weil der leitet sehr, sehr viele agile Teams, über 200 Leute, die da an solchen Entwicklungen arbeiten und er ist dort der Weisungsbefugte und was ich spannend fand, ist, dass er gesagt hat, er kriegt gar nicht diese Entwicklungen von seinem eigenen Team mit, Das hat bei mir was ausgelöst, dass ich dachte, naja, er als Product Owner, der sollte ja schon mal wissen, was da passiert ist, aber so im Dialog mit ihm hat er mir dann gesagt, naja, das ist nicht leistbar für mich. Und das fand ich sehr, sehr spannend, auch das auch mal mitzuteilen, dass auch damit eine gewisse Eigenverantwortung einhergeht. Und für die Führungskräfte kann man da ein bisschen was rausziehen, dass es da auch eher mit einem offenen Umgang geht, leichter fällt, auch den Mitarbeitern zu signalisieren, ihr seid die Fachverantwortlichen, ihr seid Eigenverantwortlichen, ich bin nicht der fachliche Superman, weil das von den Informationen auch gar nicht mehr leistbar ist. Das schafft auf der einen Seite Vertrauen, das schafft auf der anderen Seite aber auch ein bisschen Eigenverantwortung, weil man nicht mit jedem Thema dann zur fachlichen Führungskraft gehen kann und sagen kann, du, wie lösen wir das, wie machen wir das? Weil da muss man erstmal Einarbeitungszeit mit einer planen oder dann auch eben die Person dann wieder abzudaten, aber die Offenheit, und das sehe ich schon sehr, sehr häufig, auch in meiner alten Firma, ich komme ja aus dem Einzelhandel, sehr, sehr strukturiert, filialisiertes System im Lebensmitteleinzelhandel, da war das Thema Lernzeit und das Thema Lernen oder auch der Umgang mit solchen Themen sehr, sehr kritisch. Warum? Weil man das nie als Produktivität gesehen hat. Also da passiert nichts, da schafft man nichts, da wird kein Wert geschöpft in dem Fall. Und das ist etwas, was ich dann schon auch, wenn es an die Führungskräfte geht, gerne auch in die Richtung mitgeben möchte, dass wenn Lernzeit oder wenn jemand sich versucht, in einem Thema weiterzubilden, dass das auch als eine Art Wertschöpfung gesehen werden sollte, weil in dem Fall ja auch Wissen entsteht und Ich meine, wir sind in Deutschland, wir sind ein Land der Dichter und Denker, wir sind eine Wissensgesellschaft und ich merke das aber schon, wenn wir in Führungssituationen häufig auch feststellen, dass Menschen nicht unbedingt lernen können, weil eine Führungssituation das eben nicht hergibt, weil vielleicht dort auch oder vielleicht Gedanken wichtiger sind zu Projekten und Stichwort Priorisierung, andere Themen eher mehr priorisiert werden, dass dann einfach das Lernen hinten runterfällt oder auch gar nicht wirklich geachtet oder auch geschätzt sind. Das sind dann schon Führungsthemen. Also Führung bildet einfach den Rahmen. Wenn der Rahmen da ist, dann werden sich auch die Mitarbeiter einfacher tun. Und wenn die Mitarbeiter da sich auch einfacher tun, dann geht auch was ins Gang. Wenn der Rahmen sehr, sehr eng ist, dann wird es natürlich auch sehr, sehr schwierig für die Mitarbeiter, sich dort überhaupt Zeit zu erkämpfen oder auch dieses Zeitthema für sich auch einzusetzen, weil sie sagen, wie geht denn meine Führungskraft damit um? Findet die das gut, dass ich jetzt nicht unbedingt die Aufgabenliste abarbeite, sondern dass ich mich jetzt hier mit einem Podcast oder… Oder mit dem Business-Akupunktur-Podcast auseinandersetze und mal höre, was machen wir denn mit dem Working-Learning-Gap? Das sind Rahmensetzungen. Also Führung ist auf einer Seite Offenheit, da sprechen wir von Werteverständnis und auf der anderen Seite Rahmenbedingungen setzen. Und diese Rahmenbedingungen führen natürlich auch dazu, dass so ein Working-Learning-Gap auch immer kleiner wird.

Dierk

Ja, und ich fand es interessant, du hast eben davon gesprochen, dass die Mitarbeiter sich Zeit erkämpfen müssen. Da geht ja die Initiative von den Mitarbeitenden aus. Ich würde sogar nochmal umdrehen und sagen, es ist Aufgabe der Führungskraft, den Mitarbeitern klar zu machen, dass das quasi der Wunsch ist. Es sollte vielleicht kein Auftrag sein, dann hast du wieder den Druck von oben quasi. Ich muss etwas lernen. Also, dass das der Wunsch ist, dass das gemacht wird, dass die Notwendigkeit gesehen wird. Das würde ich nochmal ergänzen und ich würde ergänzen, Den Punkt, meine Sicht auf Führungskräfte sind ja die Menschen, die anderen ermöglichen, ihren Job zu machen. Wenn wir also jetzt sagen, Lernen gehört dazu, dann müssten Sie eigentlich auch mal fragen, was kann ich tun, damit du lernen kannst und nicht nur den Rahmen schaffen. Du hast jetzt zwei Stunden Zeit, sondern befähigen, also unterstützen, in die Gruppen reingehen, wenn die Mitarbeitenden das wollen, in die Gruppen reingehen, dort helfen oder eben auch dort, Coaches bereitstellen oder Trainer bereitstellen, die den Menschen befähigen, selbst zu lernen.

Simon

Also dieses Befähigen ist ein deutlicher Hebel, also da kann man viel erreichen damit, was auf der anderen Seite aber auch heißt, dass auch Führungskräfte sich selber dahingehend befähigen dürfen. mal wieder ein Beispiel aus dem technischen Bereich, wir sehen ja sehr häufig, dass wir bei so Microsoft Adoptions oder auch bei Implementierungen von Software sehr stark immer an so Mitarbeiter-Ebenen rangehen. Manchmal ist so eine Abteilungsleitung noch da, aber das Top-Management selber ist in dem Bereich meistens außen vor. Und wir haben das jetzt mal probiert und haben dort einen interessanten Aufschlag gemacht. Wir haben so Microsoft-Trainings nur für Top-Managements angeboten. Und haben festgestellt, dass dort ein sehr, sehr großer Bedarf war, weil das Top-Management sich vom Lernkontext her gar nicht so mit den Mitarbeitern in diese Sessions mit reinsetzen wollten. So nach dem Motto, dürfen wir überhaupt zeigen, dass wir überhaupt davon nicht wirklich Ahnung haben? Also sehr, sehr Spannung, ein sehr, sehr großes Spannungsfeld, das sich da aufgetreten hat und dieses Top-Management selber wollte ja einen Kreis haben, einen eigenen Kreis, um dort eben die Inhalte auch aus einer anderen Perspektive zu diskutieren. Also Stichwort, wenn man da so Microsoft Teams oder so Kollaborationsmedien nutzt, dann ist es natürlich auch immer so ein Thema, wie gehen wir da um, wie schnell soll da Reaktionszeiten erfolgen, also Man ist da sehr schnell auf einer Organisationsebene unterwegs und das haben die auch für sich auch mitgenommen, zeigt uns aber auch nicht nur ein Working Learning Gap, sondern auch innerhalb des Learnings nochmal ein Gap zwischen einem Top-Management, einer Führungsebene und auch einer Mitarbeiter-Ebene.

Dierk

Ja, das würde ich aus meiner Erfahrung unterstreichen, wobei ich aber sehen muss, bei meinen Themen, ich habe häufig Workshops mit Teams, mit gesamten Unternehmen, wenn sie klein genug sind, Trainings. dass ich immer mehr feststelle, dass Geschäftsführung, dass Bereichsleitung, dass das Top-Management, von dem du gesprochen hast, dass die mit dabei sind, dass sie sich bewusst mit reinsetzen und nicht nur reinsetzen, vor allem, ich höre mal da rein, sondern dass sie wirklich auch sich als ganz normalen Teilnehmer oder Teilnehmerinnen sehen, Und ja, ich habe ja auch Simulationen und dort habe ich auch schon viele auch größere Kunden gehabt, wo man gemerkt hat, da ändert sich bei dem Kunden etwas in der Kultur, weil viele Führungskräfte ganz normal mit drin waren in diesen Terminen und auch bewusst reingegangen sind. Und interessant war, dass die Mitarbeitenden gemerkt haben, wer nicht dabei war. Also da kam dann schon teilweise die Frage, ist denn der Herr sowieso, macht der das auch mit? Und es war eigentlich sofort klar, dieser Herr sowieso, der macht es nicht mit. Also ich wusste ja nicht, ob der noch irgendwann mal kommt. Aber ich konnte für mich sagen, ich habe ja nicht geantwortet, konnte für mich sagen, der sowieso war bis jetzt noch nicht drin. Wir haben schon ziemlich viele Termine gemacht. Ja…. Du hast eben so ein Thema angerissen, da würde ich mal ein bisschen drauf eingehen, psychologische Sicherheit. Wir haben darüber gesprochen, du hast gesagt, die Mitarbeiter müssen sich etwas erkämpfen. Und jetzt gibt es zu dem Thema psychologische Sicherheit mittlerweile auch die ersten kritischen Stimmen, die ich lese. Aber jetzt nehmen wir mal an, wir sind von dem Konzept einer psychologischen Sicherheit überzeugt. Wir sagen, psychologische Sicherheit ist wichtig. Wie kann man diese psychologische Sicherheit schaffen, damit die Menschen eben sagen, hey, das ist nicht Freizeit, sondern das ist Arbeitszeit, weil ich etwas lerne in meiner Arbeitszeit.

Simon

Also über die Führungsebene geht das natürlich sehr, sehr stark, auch über die organisationelle Ebene. Wir arbeiten da, wenn wir sowas feststellen bei unseren Beratungen, dann bringen wir häufig auch so ein bisschen dieses Thema Selbstbestimmungstheorie, DC und Ryan auch noch mit rein, dass wir sagen, wie sieht es denn eigentlich gerade auch aus mit dem Thema soziale Eingebundenheit? Also gibt es Gruppen, sind das Einzelthemen? lass den Leuten doch auch mal die Möglichkeit zu, nicht so ein Meeting einfach autark oder besser gesagt sehr, sehr voll mit Agenda-Punkten zu gestalten, sondern einfach so ein Meeting, so eine Art Un-Meeting aufzusetzen und zu sagen, wir lernen damit was. Also um eben diese Sicherheit auch zu gewährleisten, dass sie erstens mal nicht alleine sind mit so einem Thema. Also Isolation schafft ja grundsätzlich schon so ein Thema, dass man sich vielleicht auch vorstellt, hab ich nur das Thema, hab ich nur das Problem oder wie geht es den anderen? Autonomie ist für uns auch immer ganz entscheidend, was wir feststellen, dass das auch ein bisschen auf diese Sicherheitsschiene geht, weil wenn wir erwarten, und das ist häufig eine Diskussion, die wir auch mit Unternehmen erstmal führen und zu sagen, ja, wie ist denn der Impact überhaupt von dem, was wir da machen? Also wenn die jetzt drei, vier Trainings machen, Stichwort Lernziele, woran kann ich das messen? Und in unserer LMS-gesteuerten, Verwaltung von Lerneinheiten haben wir mittlerweile auch häufig in Unternehmen, was ich antreffe, das weiß ich auch noch von meiner alten Arbeitgebersituation, wo wir dort ein großes LMS eingeführt haben, dass wir Wissen und Lernen irgendwo verwalten wollten. Also wir stellen ein Training zur Verfügung, wir stellen einen Inhalt zur Verfügung, die Mitarbeiter sollen sich das angucken und danach gibt es einen Impact. Und irgendwie so eine Art Return on Education sollte dann gemessen werden. Das führt natürlich alles zu einer Art Unsicherheit, weil man natürlich auch schon sich die Frage stellt, naja, wenn da jetzt so ein Quiz daherkommt, ich als Lernender und ich schaffe das Quiz nicht, muss ich dann das ganze E-Learning nochmal machen oder muss ich dann noch mehr Zeit aufwenden, wer sieht das und so weiter, da sind dann natürlich auch Betriebsräte mit dabei. Also die Autonomie vielleicht auch etwas mal zu machen und zu entdecken, ohne einen Impact vorher zu wissen. stelle ich mittlerweile ganz, ganz selten fest, dass es so eine Art Ausprobieren, Exploratieren oder so ein explorierendes Lernen nicht mehr ganz häufig da ist, weil es doch sehr stark getriggert ist auf Basis von Projekten, die da durchgeführt werden und zu sagen kann, wir müssen innerhalb dieser Zeit das und das erledigen und wir müssen jetzt die Mannschaft aufschlauen.

Dierk

Ja, finde ich interessant. Den Begriff Unmeeting finde ich auch sehr, sehr cool. Höre ich zum ersten Mal, wenn ich so die letzten Wochen zurückblicke auf meine Trainings, wo ich viele Unternehmen hatte, weil es offene Trainings waren, die berichteten alle von ihren Meetings. Die würde ich aber mit deinem Begriff Unmeeting bezeichnen. Also für mich ist ein Meeting vorbereitet. Jeder, der teilnimmt, weiß, warum er teilnimmt. Es gibt eine Agenda, es gibt eine Zielsetzung. Also das ist halt schon für wichtig. für Meetings eine Struktur zu haben, dass auch jeder für sich entscheiden kann. Ich bin bei den ersten drei Punkten dabei, dann braucht man mich nicht mehr, dann kann man ja auch rausgehen, damit man sich nicht langweilt. Das ist ja wirklich auch Wertschätzung der Arbeitszeit gegenüber. Also viele Firmen machen Unmeetings, aber nennen das Meetings. Und ich finde es interessant, diesen Begriff Unmeeting zu haben, um wirklich zu sagen, hey, wir haben zwar ein Ziel, aber wir messen das nicht. Und wir lassen ganz bewusst Kreativität freien Raum, Und ja, ich bin, ja, also das Wort wird mich noch ein bisschen begleiten, Simon. Da werde ich noch ein bisschen nachdenken müssen. Und ich fürchte fast, dass ich das auch in meinen Trainings zukünftig benutzen werde. Ich werde immer auf unsere Podcast-Folge hinweisen und immer sagen, das Urheberrecht wird im Begriff, das liegt zumindest in meiner Form bei dir, Simon. Gut. Okay, also Unmeeting, beziehungsweise, vielleicht um es positiv auszudrücken, wirklich ganz bewusst zu sagen, wir haben kein Ziel, kein konkretes, messbares Ziel, wir nehmen uns Zeit, weil wir gar nicht wissen, wie der Lernprozess zum Beispiel abläuft, wie das, was wir erarbeiten wollen, wir wissen es ja nicht, wir lernen es ja noch, wir können es ja nicht schon vorher wissen, sonst müssen wir es ja gar nicht mehr lernen. Sehr schön, gut. Wir haben jetzt über die Teams gesprochen, wir haben über die Menschen gesprochen, wir haben über Führungskräfte gesprochen, wir haben so ein bisschen über Organisation und die Kultur gesprochen. Das haben wir sozusagen, wie ich finde, am Rande nochmal angesprochen. Lass uns nochmal gucken, gibt es noch so ein paar strukturelle oder kulturelle Barrieren in den Organisationen, wenn ihr über dieses Working Learning Gap sprecht?

Simon

Ja, wir haben festgestellt, dass dieses Working Learning Gap eigentlich aus drei Bestandteilen besteht. Erstmal kann man sich so eine Art Zwiebelstruktur feststellen oder vorstellen. Im innersten Kern ist so das Thema Ich. Also wie gehe ich selber mit diesem Thema um? Wie schaffe ich mir Lernzeit im Arbeitsalltag? Dann ist eine äußere Hülle das Thema Team. wie bin ich eingebunden gerade in ein Projektteam oder wie laufen unsere Meetings oder unsere Unmeetings eben ab. Und dann kommt das Thema äußere Hülle in die Organisation mit rein…. Und die ist immer dieser Rahmen, den wir sagen, wo auch sehr viel vorgegeben ist oder wo sich Mitarbeiter einfach zugehörig fühlen, ob man das so macht oder nicht. Nach dem Motto kennen wir ja alle diese Sätze, ja, sowas gibt es bei uns nicht, sowas haben wir noch nie gemacht oder auf der anderen Seite hat es schon immer so gegeben. Also organisationale Effekte oder einfach die Organisation, so wie sie ist und wie sie tickt. Eine Startup-Kultur ist sicherlich was anderes als eine Kultur in der Behörde. Auch das spielt wahnsinnig stark rein und triggert dieses Thema Working Learning schon an sehr, sehr vielen Themen. Ich habe in der Anwaltskanzlei mal ein sehr, sehr interessantes Gespräch dazu gehabt zum Thema Struktur und Organisation und auch Lernverhalten, weil mich das interessiert hatte, wie aus dem privaten Bereich, wie Anwälte sich aufschlauen. Und dann sagte mir meine Anwältin, du Simon, ich plane bei mir in meinem Alltag so gut wie gar nichts. Ich lerne auch mit jedem Tag so viel Neues dazu und ich nehme mir und muss mir auch die Zeit nehmen, einfach diese Dinge auch zu verarbeiten. Warum? Weil jeder Anruf, der bei ihr in diese Kanzlei reinkam, ist sowieso ein neues Thema. Das heißt Automatisierungsgrad gleich null. Jedes Thema zwar in einem gewissen Kontext immer irgendwie gleich, aber dann doch so unterschiedlich, weil die Voraussetzungen unterschiedlich sind, die Mandanten unterschiedlich und somit musst du immer wieder neu ansetzen und erstmal dieses komplexe Gebilde, das sich da entsteht, irgendwie auf Papier zu bringen. Die hatte für jedes Thema, für jeden einzelnen Case-Fall, hat die Kollegin sich da, nicht die Kollegin, aber die Dame, mit der ich mich da unterhalten habe, hat die sich eine Mindmap gebastelt. Das fand ich sehr, sehr spannend, weil das eine schöne Art und Weise ist, sich erstmal Wissen zu erschließen und das zu verästeln, obwohl es eine ganz, ganz klassische Mindwelt war, aber durch diese Verästelung für sich auch festgestellt hat, wo es Verknüpfungen gibt. Und das spannende Thema ist, dass sie das für sich einfach mal den Kolleginnen freistellen wollte und auch mitteilen wollte, Und die Unternehmung und diese Kanzlei sich das angeguckt hat und dann festgestellt hat, Mensch, das kann uns helfen in der Zusammenführung von Informationen und auch in der Begleitung und auch in den Auslegungen von den Rechtsfällen. Und somit haben die dieses Mindmap als Organisationskulturelement genommen und gesagt haben, für jeden Case… brauchen wir, das kann man dann auch digital unterstützen, brauchen wir dann eine Mindmap, die dahinter liegt, um in dieses Thema reinzugehen. Und das hat die Organisation aus so einem Art, man könnte jetzt sagen so ein Bottom-up-Thema entwickelt. Es macht aber sehr, sehr viel aus, ob die Organisation das überhaupt zulässt oder ob es dann schon sehr, sehr starke Verfahren gibt, wie zum Beispiel im behördlichen Kontext, wo eben dann auch das Thema Abarbeiten von Sachverhalten einfach Tagesordnungen hat. Dass man sich da mit solchen Themen sehr, sehr schwer tut und so sagen kann, wie sagt man immer schön in der Organisationsentwicklung, die Instrumente sind kulturstiftend. Also wenn ich ein Instrument nutze, jetzt zum Beispiel ein Mindmap, dann bringt dieses Tool an sich schon mal eine Art Organisationskultur mit sich. Mache ich jetzt ein agiles Mindset, weil wir sagen, hey, wir arbeiten jetzt nach Kanban, dann ist diese Kanban-Methode automatisch Kulturbringer. Und das stellen wir fest, dass diese Tools, wenn sie eingesetzt werden, sei es jetzt über eine Mindmap-Logik oder ich bin agil unterwegs, wie auch immer, dass das für manche Organisationskulturen überhaupt nicht passt. Und da kommt dieser Working-Learning-Gap automatisch über die Organisationsebene wieder rein, unbeabsichtigt und total unbewusst, weil man sich gar nicht darüber erstmal die Gedanken gemacht hat, was macht das eigentlich im Nachgang mit unserer Organisation, weil man vielleicht erstmal drauf guckt, welchen Schmerz will ich als erstes damit lösen.

Dierk

Ja, finde ich auch wieder ein sehr schönes Beispiel. Also auch dieses Zitat, Instrumente sind Kulturstift, finde ich auch sehr, sehr interessant. Auch das ist neu für mich. Also der Inhalt ist nicht neu für mich, aber dieses Zitat, also ich habe wieder was gelernt, schon das dritte heute, was ich gelernt habe. Ganz bewusst gelernt habe. Spaß beiseite. Was ich interessant finde, ist, dass diese Anwältin, mit der du gesprochen hast, ja sich durch ihr Arbeitsgebiet darauf einstellen musste, dass sie immer neue Themen hat. Sie hat durch diese Mindmaps, wie ich finde, so eine Art Checkliste für sich gehabt. Also, dass sie zumindest weiß, wenn jetzt ein Arbeitsrechtsfall reinkommt, dass sie nicht ins Grundgesetz gucken muss oder vielleicht nur mal am Rande bei ganz, ganz krassen Themen. dass sie nicht, weiß ich nicht, wenn ein BGB-Fall kommt, dass sie dann irgendwie ins HGB guckt. Also, dass sie eine Art Checkliste hat, das kann man sicherlich auch ein bisschen strukturieren, aber ansonsten war für sie ganz klar, ich muss immer neu lernen. Das war wahrscheinlich für sie auch ein Grund, diesen Beruf zu ergreifen. Und wenn ich jetzt an die Admins denke, die vielleicht sogar über die letzten 10, 20 Jahre weiß ich nicht, 30 Jahre administriert haben. Das waren ja immer relativ einfache Tätigkeiten, wo man zwar das Wissen brauchte, also ich wollte sie nicht als zu einfach abklassifizieren, aber sie waren eben doch relativ strukturiert und das ändert sich ja, weil es ja viel komplizierter wird in den Abhängigkeiten und in der gesamten Technik. Also das ist vielleicht auch da ein Punkt, dass man das mitnehmen kann, dass man Menschen, die vielleicht bisher strukturiert gearbeitet haben, dass man ihnen auch zeigt, wie sie diese Strukturierung auch auf neue Inhalte übertragen können.

Simon

Ja, und vor allem auch darüber sprechen. Das ist etwas, was ich sehr, sehr wenig sehe bei Unternehmen. Die, die es machen, die sind dann auch schon sehr, sehr sensibel in dem Bereich, gehen da auch gut um. Aber es lohnt sich natürlich auch mal über das Thema Lernen an sich wieder zu sprechen. Es ist vielleicht oft ein verstaubter Begriff. Heute geht es um Unlearning, Relearning, Upskilling, wie sie alle sagen. bezeichnet werden diese Begriffe, aber im Großen und Ganzen geht es eigentlich um das Thema Lernen und diese Lernzeit irgendwie in den Alltag reinzubringen…. Und was ich sehr, sehr selten sehe, das wäre so ein Wunsch auch an die Organisationen, vielleicht sich mal Gedanken zu machen, welche Methoden werden denn überhaupt genutzt? Also welche Methoden finden in welchen Abteilungen statt oder welche Methoden führen denn in welchen Situationen zum Erfolg und welche nicht? Auf einzelner Ebene oder eben auf organisationaler Ebene? Also ist die Kanban-Struktur jetzt für die Softwareentwickler gut? Ja, aber hilft uns das aber auch im Vertrieb?

Dierk

Zum Beispiel, ja. Also bei mir rennst du da mittlerweile offene Türen ein. Du hast ja in deiner Vorstellung, haben wir ja gehört, dass du Corporate Learning Coach bist. Ich habe das mittlerweile auch abgeschlossen, die Ausbildung dazu. Ich bin Lerncoach und das ist für mich wirklich ein wichtiges Thema, so eine Art, ich würde sagen, Herzensthema. wo es wirklich darum geht, den Menschen das Lernen wieder näher zu bringen. Und zwar nicht auf der Schüler- oder Studentenebene oder Jugendlichebene, sondern auf der Ebene von Erwachsenen, die im Berufsleben stehen. Deswegen war ja für mich auch sofort klar bei dem Newsletter von euch, da müssen wir drüber sprechen. Weil ich glaube schon, wir reden alle von lebenslangem Lernen. Das ist überdrüber, lebenslanges Lernen. Aber Working Learning Gap steht dagegen. Ganz klar. So, ich habe vom Newsletter gesprochen, den nennt ihr Lernoletter. Ihr sprecht in dem Newsletter von kleinen, ritualisierten Lernmomenten. Kannst du da nochmal so ein paar Beispiele geben, wie man das vielleicht für sich auch etwas im Alltag besser integrieren kann?

Simon

Ich habe zum Beispiel für mich heute Nachmittag, Freitagnachmittag mache ich das immer, habe ich immer so ein Ritual, dass ich die Woche für mich nochmal ganz bewusst abschließe. Das war für mich am Anfang ein Kampf, das durchzuhalten, aber ich habe es zweimal gemacht. Beim dritten Mal habe ich es dann ausgelassen, habe aber beim dritten Mal festgestellt, als ich es ausgelassen habe, mir fehlt was. Und dieses ritualisierende Element ist nichts anderes, als dass ich mir eine Timeboxing-Variante aufbaue. Das heißt, ich nehme mir einfach Zeit und reflektiere über die Woche hinweg, was ist gut gelaufen, was ist schlecht gelaufen und was könnte ich vielleicht in der einen oder anderen Situation nochmal ein bisschen weiterführen. Also so eine Art Start-Stop-Continue, ein bisschen übersetzt. Und dieses Ritual hat mir geholfen, die Woche nochmal zu reflektieren und auch auf die nächste Woche zu gucken, um gewisse Dinge vielleicht auch anders zu machen. Und ich habe das einfach mal begonnen, weil ich aus dieser Getting-Things-Done-Methode von David Allen mir abgeguckt habe und gesagt habe, naja, da war meine Neugier da dran, da will ich mal gucken, ob die Methode wirklich so toll ist oder ob die das auch ob sie auch mir hilft. Und im Großen und Ganzen mache ich viele Dinge, die da auch schon beschrieben sind, aber eins habe ich bisher nicht so aufgesetzt, und zwar dieses immer wiederkehrende, dieses immer wieder zu den gleichen Zeiten auch dieses Thema zu reflektieren und auch sich überhaupt die Zeit zu nehmen, auf gewisse Dinge zurückzugucken. Und das habe ich zweimal gemacht und das fand ich beim ersten Mal sehr, sehr spannend, weil ich es einfach ausprobieren wollte. Beim zweiten Mal war es schon irgendwie ein bisschen Routine und so sagen kann, jetzt muss ich mir wieder die Zeit nehmen. Deswegen habe ich es beim dritten Mal nicht gemacht, also den dritten Freitag. Und dann hat es mich aber so geärgert und irgendwie hat mir dadurch, und das fand ich ganz spannend vom Effekt her, ich hatte das Gefühl, etwas zu verpassen und ich hatte auch das Gefühl, dass ich mir gerade etwas Schlechtes tue. Und deswegen habe ich mich am Samstag darauf nachgeholt und habe mir dann diese Zeit, die ich mir am Freitag eigentlich geblockt habe, dann am Samstag nachgeholt. Und dadurch habe ich einen Effekt erkannt, dass wenn man das zwei-, dreimal macht, schon auch und vor allem, wenn das einem selbst was bringt, und das ist eigentlich das große Thema, was diesen Working Learning Gap eigentlich dann auch sehr, sehr gut schließen lässt oder was ein gutes Hilfsmittel sein kann, um diesen Schluss zu kriegen, es darf schon was sein, was diesem Thema What’s in it for me bringt. Also wenn das mir nichts bringt, Stichwort Sinn oder auch Mehrwert, dann ist natürlich die Motivation jetzt nicht wirklich sehr hoch. Und das habe ich bei mir erkannt durch eine Art Nicht-Erleben und eine Art Mensch, das fehlt mir jetzt, habe ich erkannt, dass das für mich ein großer Mehrwert ist. Und deswegen habe ich diesen Freitagnachmittag, das sind dann zwei Stunden, Danach schließe ich auch ab, da fahre ich dann auch einen Rechner runter und dann ist das für mich wirklich so ein Abschluss. Und das, muss ich sagen, bringt für mich erstens mal auch Ruhe fürs Wochenende und auch nochmal so einen Abschluss von der Woche, egal wie sie war. Und es schafft für mich so eine Art kleines Kapitel, was ich dann schließe und ich weiß dann nächste Woche am Montag geht dann das neue Kapitel ab.

Dierk

Ja, finde ich interessant, gerade weil du ja vorhin gesagt hattest, dass Working Learning Gap die Arbeitszeit betrifft. Dann müsste man das eben in der Arbeitszeit sich wirklich entsprechend einplanen. Und ja, man sollte es den Kollegen nicht sagen, dass man das macht, weil die sitzen dann ja, du sitzt ja da, du kannst ja noch was arbeiten. Nein, wenn ich jetzt eine Stunde mache von drei bis vier oder von zwei bis drei, dann bin ich davor schon quasi im Wochenende, weil ich danach reflektiere. Und dann sind wir bei den anderen Themen wieder. Das ist ja keine produktive Zeit. Die kann man ja nicht fakturieren. Und was machst du denn da? Hm.

Simon

Das stimmt. Ich erlebe aber auch Führungskräfte, die diese Zeit sich nutzen und sich auch bewusst wegstehlen von ihrer Mannschaft. Ich hatte eine Diskussion auch dazu mit einem Abteilungsleiter in der Produktion in so einer Fertigung, der immer sichtbar war auf der Fertigung. Der hatte da so eine kleine Box neben der Fertigungstraße…. Und der hat gesagt, wenn er für sich eine Zeit in Anspruch nehmen wollte, um sich da irgendwie einer Art Retrospektive zu unterziehen, dann ist der immer greifbar, egal ob Tür zu oder wie auch immer. Deswegen hat er gesagt, er geht bewusst raus aus diesem Büro und macht sich unsichtbar für die Leute. Nicht dadurch, weil er damit nicht sichtbar ist oder weil es auf einem Produktivitätsaspekt landet, sondern einfach, weil er eine Zeit für sich mal braucht. Und das fand ich sehr spannend. Jetzt bin ich in meinem Einzelbüro, da kann ich jetzt relativ, da stört mich vielleicht nur der Amazon-Bote oder wer da gerade vorbeikommt, das ist doch relativ machbar. Aber auch das habe ich gelernt, wenn es auch um digitale Themen geht. Das heißt, da ist dann Teams aus, da gibt es dann keine Chatnachrichten. Das Handy liegt übrigens auch weit weg. Das ist auch etwas, was ich da lernen musste, weil es einfach ein guter Ablenkungsträger ist.

Dierk

So, jetzt gucken wir mal ein bisschen nach vorne. Wir nähern uns dem Ende dieser Episode und jetzt gucken wir mal ein bisschen in die Zukunft. weil ihr darüber auch in eurem Newsletter immer sehr viel schön spricht. Was müsste denn passieren, damit Lernen im Arbeitskontext wieder mit Vorfreude verbunden wird? Also, dass die Leute das wirklich mit Freude genießen. Also genauso wie man sich zum Geburtstag freut auf ein Geschenk, auf die Überraschung oder eben Adventskalender. Also was würdest du dir da wünschen?

Simon

Wenn ich mir da was wünschen dürfte, dann wäre das gerade so in der aktuellen Situation ein bewussterer Umgang mit dem Thema künstliche Intelligenz, weil ich da sehr stark feststelle, dass die KI gerade auch genutzt wird, um Prozesse zu automatisieren. Das ist ja schön und gut. Das heißt, man schafft sich auf der einen Seite ein bisschen Zeit. Und das wäre jetzt mein Wunsch, diese Zeit, die frei wird, auch dafür zu nutzen, um die Prozesse und auch die Dinge, die man verrichtet hat, einfach mal zu rekapitulieren und auch auf die neuen Dinge aufzusetzen. Also diese gewonnene Zeit fürs Lernen zu nutzen. Weil was ich feststelle, ist häufig, dass wenn diese gewonnene Zeit durch Automatisierung frei wird, kommt dann ein neuer Arbeitsvorgang, der dann diese Zeit sozusagen füllt. Das heißt, wir sprechen irgendwann mal von dem Thema Arbeitsverdichtung und irgendwann haben wir so eine Arbeitsverdichtung drin, die durch lauter automatisierte Prozesse verrichtet wird, dass das Lernen und die Lernzeit komplett vielleicht gar nicht mehr sichtbar ist, weil wir sagen, wir müssen uns irgendwie in diesem Prozessgedanken dann wirklich wieder eine Zeit freischaufeln. Das heißt, mein Wunsch wäre, wenn es Automatisierungen gäbe, und viele Firmen sind ja da gerade dabei, viel in diese Richtung zu tun, diese gewonnene Zeit dann auch für etwas zu nutzen, was man dann auch wieder die Lernzeit oder auch eine Challenge sein kann, wo man wieder was ausprobiert. Das ist das eine. Und das andere wäre für mich, dass es grundsätzlich auch Rahmenwerke gibt, die das Thema Lernen, das Thema organisationales Lernen auch im unternehmerischen Kontext höher priorisiert, weil ich merke auch, dass wenn es größere Unternehmen gibt, die Projekte haben und diese Projekte priorisieren und man häufig dann auch von Projektleitungen mitbekommt, dass diese Projekte schon dem Ende nahen, dass dort auch keine keine Priorisierung, keine Wertschätzung mehr stattfindet. Also alles, was zusätzlich nötig ist, um für dieses Projekt, also Lernen im Projekt in dem Fall, auch gar nicht mehr diese Priorisierung von der Organisation her zu bekommen. Das heißt, die abgeschlossenen Projekte oder die Projekte, die schon irgendwie auslaufen und sagen, ja, das muss man ja nur noch implementieren, das muss man ja nur noch machen. Wir haben es ja strategisch definiert, wir haben das Blueprint aufgestellt, wir haben die Ideen festgestellt, jetzt läuft das schon an, eigentlich muss man es jetzt nur noch fertig machen. Solche Sprüche höre ich sehr häufig, jetzt müsst ihr es ja nur noch fertig machen und dann sind wir schon beim nächsten Thema. Wenn da ein bisschen eigentlich mehr Zeit, wir haben halt nur 24 Stunden am Tag, die hat jeder von uns, also ich habe noch keinen Menschen getroffen, der mehr Stunden zur Verfügung hatte, ich nicht. Also wenn du mal irgendjemanden triffst, der mehr als 24 Stunden hat, dann melde diese Person gerne an mich. Wir haben nur diese Zeit und davon haben wir halt nur acht Stunden Arbeitszeit im Schnitt und von der Zeit brauchen wir, gerade auch in der ganzen gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung, die uns häufig von Asien und Nordamerika vorgelegt wird, dass wir dort eigentlich wieder zu unseren Basics zurückkommen, dass wir Ideen generieren und die Ideen kommen häufig eigentlich nur, wenn wir uns Zeit nehmen dafür, irgendwas zu rekapitulieren, reflektieren und uns lernen und zu sagen können, wie setzen die einen oder die anderen Sachen miteinander auf. Und das schaffen wir nicht durch eine Implementierung von irgendwelchen Bots oder von irgendwelchen Agenten, das schaffen wir einfach, indem wir uns hinsetzen mit Kolleginnen und Kollegen und dafür einfach drauf losdenken, ausprobieren, wie gesagt, eine Unkonferenz auch oder ein Unmeeting aufzusetzen und sagen, was machen wir denn eigentlich, was machen wir und was können wir eigentlich in dem Fall tun.

Dierk

Ja, also normalerweise lasse ich solche Wünsche ja stehen. Aber jetzt muss ich doch noch was ergänzen. Und ich muss gar nicht, sondern ich möchte was ergänzen. Und zwar dein erster Wunsch mit dem Thema KI. Wenn ich das ein bisschen kritischer sehe, ich würde dir auf jeden Fall zustimmen, dass die Gefahr da ist, dass man vielleicht nicht neue Themen aufnimmt, sondern noch schlimmer, dass man Menschen aus diesem Arbeitsprozess eben rauslässt, wie auch immer man das macht. Also dass dann diese Verdichtung noch mehr zunimmt und dann die Gefahr noch größer ist, wenn irgendwas passiert, dass dann quasi alles so wie eine Art Kartenhaus zusammenfällt. Und ich finde, bei KI wird es noch mal wichtiger, dass wir Menschen haben, die das verstehen, was die KI da macht, die das überprüfen können. Und diese Menschen, die fallen ja auch nicht vom Himmel. Also ich würde ergänzend zu deinem Wunsch sagen, dass man da eben nicht auf die Effizienz schaut und auf Kostensenkung oder sonst irgendetwas…. Ja, muss passieren, keine Frage, aber auch sich der Tatsache bewusst zu sein, dass das, was wir mit KI anders machen, was wir automatisieren, was wir effizienter machen, was wir besser machen, dass wir da immer uns auch die Zeit nehmen, wie du es gerade auch sagst, das Wissen in die Köpfe der Menschen zu bringen, dass die Menschen wissen, was macht die KI da? Ad 1 und Ad 2, dass die Menschen auch über den gesamten Ablauf, über den gesamten Prozess Bescheid wissen und das Ganze auch verstehen. Und das hat vielleicht noch nicht mal was nur mit KI zu tun, denn seit Jahren kriege ich immer schon Pickel, wenn mir jemand sagt, das kann unser System nicht. Also ich möchte als Kunde etwas und das geht nicht, weil das System das nicht kann. Also das EDV-System kann das nicht oder so, wo ich sage, hä? seid ihr Sklave eures EDV-Systems? Wenn der Kunde etwas möchte und das sinnvoll ist, also klar, es muss sinnvoll sein, dann kann ich doch nicht sagen nein, sondern ich sage, wir machen das und das kriegen wir schon irgendwie im System hin. Also das ist vielleicht gar nicht mal so eine Art KI-Problem, sondern dass wir uns wirklich die Zeit nehmen, nee, dass wir die Zeit bekommen im Unternehmen, uns um so etwas zu kümmern, dass der Wert der menschlichen Arbeit erkannt wird und honoriert wird.

Simon

Ja, das kann ich nur unterschreiben, wenn das Gefühl da ist, nicht mehr gebraucht zu werden, weil andere KI-Agenten das vielleicht übernehmen, dann habe ich auch keine Motivation mehr, sich da irgendwie einzuarbeiten oder was aufzuschlauen. Das bedingt sich einander, ja.

Dierk

Gut, gibt es noch ein letztes Statement, was du loswerden möchtest? Das ist immer so der Abschluss in meinem Podcast, dass man noch eine Art Zusammenfassung bringt oder noch einen Punkt, der dir vielleicht im Rahmen des Gesprächs aufgefallen ist. Gibt es noch so ein letztes Wort von dir?

Simon

Ein letztes Wort von mir ist, wenn wir so viel Zeit verwenden, uns mit dem Thema KI zu beschäftigen, dann dürfen wir uns auch genauso viel Zeit nehmen, uns mit dem Thema Lernen zu beschäftigen.

Dierk

Das ist ein tolles Wort, das lasse ich gerne so stehen. Danke, Simon.

Simon

Danke dir.

LernCoaching

LernCoaching

LernCoaching ist ein individueller Begleitprozess, der Lernende dabei unterstützt, ihre eigenen Potenziale zu entfalten und nachhaltige Lernerfolge zu erzielen. Im Mittelpunkt steht die Förderung von Selbstreflexion, Motivation und Selbstwirksamkeit: LernCoaching hilft, persönliche Lernziele zu definieren, passende Strategien zu entwickeln und innere sowie äußere Hindernisse zu überwinden. Dabei werden sowohl emotionale als auch kognitive Aspekte des Lernens berücksichtigt, sodass Lernende lernen, ihre Ressourcen gezielt einzusetzen und eigenverantwortlich zu handeln.

Im LernCoaching steht der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen, Stärken und Herausforderungen im Fokus. Als Coach begleite und motiviere ich, gebe Impulse und fördere die Entwicklung von Lösungswegen, ohne vorgefertigte Antworten zu liefern. Ich schaffe einen vertrauensvoller Raum, in dem Lernende neue Perspektiven entdecken, ihre Lernkompetenzen wiedererlangen oder stärken und langfristig (wieder) Freude am Lernen entwickeln können. LernCoaching eignet sich für Schüler:innen, Studierende und Erwachsene, die ihre Lernziele effektiv und nachhaltig erreichen möchten. Ich konzentriere mich dabei auf meine berufliche Zielgruppe, nämlich Erwachsene im Berufsleben.

In Zeiten, in denen „lebenslanges Lernen“ immer wieder gefordert wird und gerade in Zeiten von künstlicher Intelligenz (KI) immer wichtiger wird, biete ich qualifizierte und professionelle Unterstützung. Ich helfe meinen LernCoachees „Lernen lernen“. Dabei biete ich weder Nachhilfe noch Methodentraining. Ich helfe dem Coachee, eine bestehende Mauer zum Thema Lernen zu überwinden. Meine Unterstützung ist lernstoffunabhängig und zeitlich begrenzt. LernCoaching kann helfen, wenn bspw. die Konzentration nicht funktioniert, wenn Erfolge ausbleiben, der innere Schweinehund zu stark ist oder auch Prüfungen regelmäßig daneben gehen.

Auch als LernCoach ist es meine Mission, „Menschen und Teams stärken – empathisch und kompetent“. Ich begleite Erwachsene im Berufsalltag dabei, ihre individuellen Herausforderungen rund ums Lernen zu meistern und neue Wege für persönliche Entwicklung zu entdecken. Mir ist wichtig, einen geschützten Rahmen zu schaffen, in dem meine Coachees ihre eigenen und persönlichen Lösungen finden können. Ich unterstütze dabei, Denkblockaden beim Lernen zu überwinden, die Motivation und Lust aufs Lernen neu zu entfachen und bestehende Stärken gezielt einzusetzen – ganz ohne vorgefertigte Antworten. Mein Angebot richtet sich an alle, die sich fachlich und persönlich weiterentwickeln möchten und dabei professionelle Begleitung suchen. Gemeinsam schaffen wir die Voraussetzungen, damit Lernen wieder Freude macht und meine Coachees ihre Ziele nachhaltig erreichen.

Working-Learning-Gap

Die Idee zum Schulungsangebot ist aus einer Podcast-Episode mit Simon Qualmann entstanden.

Der Working Learning Gap ist real, lästig und frustrierend – aber er ist nicht unüberwindbar. Das Problem liegt nicht daran, dass Menschen faul sind oder keine Lust auf Lernen haben. Es liegt an Systemen, die Lernen als Luxus behandeln, obwohl es längst eine Notwendigkeit geworden ist. Die gute Nachricht: Systeme kann man ändern. Es braucht nur den Mut, ehrlich hinzuschauen und festzustellen: „Okay, unser aktueller Ansatz funktioniert nicht. Lass uns was Neues versuchen.“ Wenn Lernen Teil der DNA Ihres Unternehmens (oder Ihrer Abteilung bzw. Teams) wird, sind Weiterentwicklung und Anpassungsfähigkeit keine Zusatzfeatures mehr, sondern  Betriebssystem. Der Working Learning Gap ist eine Schlucht, aber Schluchten kann man überbrücken. Es braucht nur die richtigen Materialien, ein bisschen Planung – und die Erkenntnis, dass man Brücken am besten gemeinsam baut. Das nachfolgende Konzept ist eine erste Idee zur Umsetzung und soll als Einstieg in weiterführende Gespräche dienen.

Einblicke in meine Ausbildung als LernCoach und CorporateLearningCoach (CLC)

Meine Mission ist es, Menschen und Teams empathisch und kompetent zu stärken – sei es als Business Coach oder Trainer. Ich unterstütze Fachkräfte bei ihrer Entwicklung und erkläre Trainingsteilnehmenden fachliche Themen. Oft zeigen mir meine Gespräche in den Unternehmen, dass viele Erwachsene im Berufsleben aus nachvollziehbaren Gründen wenig Zugang zum Lernen haben. Das ist häufig bedingt durch negative Erfahrungen, die teilweise schon aus der Schulzeit kommen. Daher lege ich großen Wert auf intrinsische Motivation und habe mich für die LernCoach-Ausbildung entschieden, um ganzheitliche Methoden kennenzulernen, Lernblockaden abzubauen und Begeisterung fürs Lernen zu fördern. Moderne Ansätze aus der Neurobiologie und innovative Coaching-Techniken motivieren mich, Teil einer lernbegeisterten Community zu sein. Das Wissen und die Anwendung steigert meine Wirksamkeit als Coach grundsätzlich.

Podcast-Episoden zum Thema LernCoaching

Ausbildung endlich neu denken

Kristin Stein über die Notwendigkeit moderner Wissensvermittlung:

„Für mich ist das wichtig, weil ich einen ganz großen Schwerpunkt auf das Thema gehirngerechtes Lernen lege, weil nur dadurch kann ich Veränderungen wirklich anstoßen.“

Warum soll ich in Zeiten von KI noch lernen?

Iris Komarek über Motivation zum Lernen:

„Neugier ist der Motor, der uns auch in einer Welt voller KI immer weiter antreibt.“

Lebenslanges Lernen ganz nebenbei?

Simon Qualmann über die Motivation des selbst gesteuerten Lernens

„Wenn selbst gesteuertes Lernen nur aus der Kostensicht eingeführt wird, fehlt oft das Fundament – Führung und passende Rahmenbedingungen bleiben entscheidend.“

Warum soll ich in Zeiten von KI noch lernen?

Warum soll ich in Zeiten von KI noch lernen?

Titelbild Podcast Business Akupunktur

Iris Komarek über menschliches Lernen

Das menschliche Lernen kann KI gar nicht ersetzen. Es wäre sonst ja nicht mehr menschliches Lernen, sondern künstliches Lernen.

Iris Komarek über den Antrieb zum Lernen

Menschen lernen nicht, weil sie müssen, sondern weil sie neugierig sind.

Iris Komarek über Motivation zum Lernen

Neugier ist der Motor, der uns auch in einer Welt voller KI immer weiter antreibt.

Iris Komarek über lebenslanges Lernen

Lebenslanges Lernen ist für mich der Schlüssel zu persönlichem Wohlbefinden und Erfolg.

Iris Komarek über die Unterstützung des Lernens

KI kann unterstützen, aber das menschliche Lernen niemals komplett ersetzen.

Zusammenfassung

In dieser besonderen Episode von „Business Akupunktur“ begrüße ich Iris Komarek, die mich schon zu Beginn der Corona-Pandemie inspiriert hat, mein Trainings- und Coaching-Angebot erfolgreich ins Digitale zu übertragen. Iris lebt die Mission, Menschen für das Lernen zu begeistern und ihnen Wege zu zeigen, wie Bildung zu persönlichem Wohlbefinden, Team-Performance und einer besseren Gesellschaft beiträgt – eine Haltung, die ich voll und ganz teile.

Gemeinsam sprechen wir darüber, wie sich Lernen im Zeitalter von KI verändert und warum menschliche Fähigkeiten, Neugier und lebenslanges Lernen weiterhin unverzichtbar bleiben. Iris gibt praxisnahe Tipps, wie wir KI sinnvoll nutzen können, ohne dabei unsere Eigeninitiative und Lernfreude zu verlieren. Besonders spannend sind ihre Beispiele, wie menschliches Können der KI überlegen bleibt und wie wir uns motivieren, immer weiter Neues zu entdecken.

Ich lade dich herzlich ein, in diese Episode reinzuhören und dich von Iris’ Begeisterung und unseren Impulsen anstecken zu lassen. Lass uns gemeinsam kleine Nadelstiche für ein lebendiges und erfolgreiches Business setzen – und entdecke, wie Lernen auch in digitalen Zeiten Freude und nachhaltigen Erfolg bringt.

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Transkript der Episode

Dierk

Herzlich willkommen zur 44. Episode des Business Akupunktur Podcast mit dem Titel „Warum soll ich in Zeiten von KI noch lernen?“ Ich freue mich auf dieses Thema und meine Gästin Iris Komarek. Iris kenne ich seit Beginn der Corona-Pandemie. Ich erinnere mich noch genau daran, wie sie mich in einem sehr kurzen und sehr einfachen Webinar im Rahmen einer DVCT-Reihe motiviert hat, meine Trainings und Coachings auch online anzubieten. Kleine Erklärung am Rande, der DVCT ist mein Berufsverband für Coaches und Trainer. Mir ging es mittlerweile vor fünf Jahren, das ist ja schon doch ein bisschen länger her, wie so vielen anderen Trainerinnen auch. Präsenztrainings waren von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich. Und wenn ich das Webinar und die Aussagen bzw. Botschaften von Iris heute nochmal kurz zusammenfassen sollte, würde ich sagen, Training und auch Coaching ist online problemlos möglich. Ich mache das seit Jahren. Sie hat in diesem Webinar die positive Botschaft vermittelt, stellt euch nicht so an und noch eine Reihe von einfachen und wertvollen Tipps gegeben und mir damit den Weg zu einem wesentlichen Teil meines heutigen Geschäftsmodells geebnet, nämlich gute Trainings und hilfreiches Coaching online durchzufügen. Derzeit lasse ich mich von Iris zum zertifizierten Lerncoach ausbilden, natürlich online. Den Link zur Ausbildung packe ich einfach für die Interessierten in die Show Notes. So, dann lass uns starten, Iris.

Ich beginne mal mit einer kurzen Vorstellung von dir. Deine Mission ist es, dass Menschen gerne und erfolgreich lernen, für ihr persönliches Wohlbefinden und weiterkommen, für eine bessere Team-Performance, für eine bessere Gemeinschaft und Gesellschaft. Gute Bildung bedeutet Nährboden für Gutes. Mir gefällt diese Mission übrigens sehr gut, das ist vielleicht nicht so wichtig, aber mir gefällt sie.

Iris, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei deiner Vorstellung etwas vergessen?

Iris

Dierk, vielen herzlichen Dank, dass ich mit dir dieses Gespräch führen darf. Ich finde, du hast alles gesagt, was man über mich wissen muss und wir werden ja im Laufe der Zeit noch ein bisschen mehr über mich und meine Themen erfahren.

Dierk

Jawohl, super. Meinen Gästen stelle ich zu Beginn immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akupunktur dieses Podcast gehört hast?

Iris

Tatsächlich habe ich als allererstes an eine Kreativitätstechnik gedacht, die heißt Bissoziation. Man nimmt zwei Begriffe, die völlig unabhängig voneinander sind und schaut, wie kann man sie zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen. Und da dachte ich mir, oh, das ist aber gelungen. Nächst mal ja völlig unterschiedlich und durch diese Minimax-Haltung, minimale Aufwand, maximale Wirkung und das aber von einem Experten, von einem Profi, passt es wunderbar.

Dierk

Super, perfekt. Ja, das hast du auch sehr gut erkannt oder zusammengefasst. Es geht um den Profi, nicht irgendwelche Nadeln irgendwo reinpiksen, weil wenn man da keine Ahnung hat, da kann man auch schon ein bisschen was kaputt machen. Also mindestens keine Wirkung hervorrufen.

Gut, Iris, ich habe es ja eben schon ein bisschen angedeutet, du bist als Lehrende tätig, du bildest Menschen aus zum Lerncoach, unter anderem, du machst ja noch ein bisschen mehr. Dann lass uns mal mit einer ganz einfachen, mit einer einfachen, auch persönlichen Frage anfangen. Wie hat sich dein eigenes Lernen durch den Einsatz von KI verändert?

Iris

Ich kann sagen, es hat sich gar nicht so wahnsinnig viel verändert, außer dass ich an bestimmten Stellen in meinem persönlichen Lernprozess KI sehr gerne nutze, weil es das Ganze einfacher und praktischer macht. Zum Beispiel, ich lerne gerne so, wenn ich etwas Neues irgendwo aufschnappe und ich möchte tiefer einsteigen, dann ist es mir total wichtig, erstmal so einen ganz groben Überblick zu haben. Und diesen groben Überblick, anstatt ihn mir selber mühsam zusammenzustellen, kann ich das jetzt innerhalb von zwei Minuten durch KI machen lassen. Das ist die erste ganz wichtige Stelle. Die zweite wichtige Stelle, wo ich KI einsetze und was sich dadurch wirklich verändert hat, ist, dass ich noch viel mehr in die wissenschaftliche Tiefe gehen kann. Also ich arbeite gerne wissenschaftsbasiert und die Recherche dazu fand ich immer sehr, sehr aufwendig. Und das ist jetzt sehr viel leichter geworden. Das gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich da einfach eine Bandbreite habe an Studien, auf die ich dann nochmal verweisen kann, tief eintauchen kann. Das sind so die zwei ganz wesentlichen Unterschiede.

Dierk

Du hast gesagt, einfacher, also damit auch schneller. Und wenn ich da so mal mein Lernen dagegen reflektiere, dann würde ich nochmal ergänzen, dass das Lernen für mich dann auch besser wird, also die Ergebnisse werden besser. Du hast es gesagt, man kann die Quellen heranziehen, wenn man natürlich mit den richtigen Tools arbeitet. Wahrscheinlich arbeitest du genau wie ich sehr viel mit Perplexity. Das nutze ich nämlich, weil ich die Quellen dann sehe und die Quellen nochmal überprüfen kann.

Also ich glaube auch, bei mir stelle ich das fest, die Ergebnisse werden besser, weil man einfach schneller das Gesamtpaket bekommt an Informationen, aber auch vielleicht mehr Informationen und das kann man dann sich so ein bisschen sozusagen zusammensuchen, auseinanderfummeln und so weiter. Also das ist meine Ergänzung dazu, das wird besser, das Lernen wird besser, die Ergebnisse werden besser.

Jetzt habe ich eben gesagt, du bildest zum Lerncoach aus und ich habe ja gesagt, ich bin in der Ausbildung mittendrin. Was heißt mittendrin? Wir sind fast fertig, also je nachdem. Also es ist nicht mehr weithin.

So, wie nutzt du denn KI für das Lerncoaching, also für die Ausbildungsarbeit im Lerncoaching? Natürlich hast du klar gesagt eben, die Themen, die du reinbringst, die recherchierst du mit KI, aber gibt es noch andere Punkte, wo du KI nutzt für Lerncoaching, für deine Ausbildung?

Iris

Also für die Ausbildung jetzt aus der Sicht der Ausbilderinnen sind also auf der einen Seite so ein bisschen KI nochmal nahe bringen für die Coaches, dass sie auch KI in das Lerncoaching integrieren können. Das ist so das eine. Und das andere ist, man kann sich so die ein oder andere Idee geben lassen für eine andere Variante von Vorstellungsrunde oder so für den Transfer, wie kann ich den Transfer gestalten, dass ich auch wirklich gut als Lerncode starten kann. Da habe ich schon immer wieder an der einen oder anderen Stelle KI genutzt. Und trotzdem würde ich sagen, da ist 90 Prozent IK, Iris Komarek, mit 10 Prozent KI.

Dierk

Ja, das ist natürlich praktisch. Stellst du Veränderungen bei den Teilnehmenden fest? Also das wäre sozusagen eine kleine Anschlussfrage daran. Die habe ich mir zwar schon länger vorbereitet, aber ich bin letzte Woche quasi, habe ich etwas erlebt. Das würde ich dann gleich berichten. Aber erstmal habe ich die Frage an dich. Stellst du Veränderungen bei den Teilnehmenden fest?

Iris

Also was ich gedacht habe, das was passieren wird, dass wenn Teilnehmende Videos anschauen, wenn sie die Activities dazu machen, dass sie dann vielleicht KI nutzen, indem sie sagen, okay, jetzt gebe ich mal das Transkript des Videos hinein und die Fragestellung dazu und dann lasse ich mir was ausspucken.

Dierk

Ja, interessant.

Iris

Und das ist bisher vielleicht zweimal passiert und sonst nicht. Und das fand ich sehr interessant, hat mich auch sehr gefreut, weil natürlich, sonst lernt man ja nichts, wenn man KI für einen arbeiten lässt und dann da einfach so ein Ergebnis erzielt. Und ich meine es noch wirklich erkennen zu können.

Dierk

Weil, das ist ja schon eine der ersten Antworten auf die Frage, warum soll ich überhaupt noch lernen durch KI? Weil man mit KI, ja, ich sag mal, man kann sich unterstützen lassen, aber KI wird einem die eigene Gehirnleistung nicht abnehmen, das sind die eigenen Gehirnwindungen reinzubringen. Ja, denn das, was ich erlebt habe letzte Woche, ich habe ein Training gehabt, wo ich nach jeder kleiner Lektion eine Übung hatte für die Teilnehmenden. Und bei der ersten Übung, da ging es auch, dass sie so ein bisschen sich Gedanken machen sollten, dass sie etwas Trans, also dass sie Transferwissen quasi aufbauen sollten. Ja, und was war? Die Antwort, die kam bei der einen Gruppe war, sehr kreativ. Sie war sozusagen gefühlt nicht ganz richtig, aber sie war sehr kreativ und man hat gemerkt, sie haben sich damit beschäftigt. Und dann sage ich auch, es gibt ja keine richtigen Antworten, es gibt passende Antworten, sie haben gelernt, sich damit auseinanderzusetzen. Und da kann ich ja als Trainer immer noch sagen, hier, guckt mal, könnt ihr das mal so oder so sehen? Und die andere Gruppe, die hatten wohl zu Anfang technische Schwierigkeiten, irgendwie reinzukommen.

Und dann haben sie nur noch vier Minuten Zeit gehabt und haben wohl gedacht, wir müssen eine Lösung liefern und haben eben Perplexity gefragt. Das hat man gesehen, weil sie den Text einfach so reinkopiert haben in mein Conceptboard und haben vergessen, am Ende dieses Fazit rauszunehmen. Daran kann man ja Perplexity aktuell sehr gut erkennen. Also ich habe auch gesagt, die Antwort ist gefühlt richtig, aber ich habe den Eindruck, dass ihr, ich habe es anders formuliert, die Aufgabe nicht verstanden habt. Die Aufgabe war nämlich nicht, eine richtige Lösung zu finden, sondern euch damit zu beschäftigen. Also das heißt für mich, da muss ich dann auch zukünftig, werde ich darauf hinweisen. Ich werde sagen, ihr könnt KI nutzen, bringt euch aber nicht viel.

Iris

Super Beispiel.

Dierk

Die Frage ist ja immer, warum soll ich in Zeiten von KI noch lernen? Und letzten Endes hätten wir diese Frage vor, weiß ich nicht, 10, 15 oder 20 Jahren, ich weiß gar nicht, wann das mit diesen Google-Suchmaschinen losging, auch stellen können. Da war das Suchen nach Informationen eigentlich genauso eine Veränderung. Die Menschen konnten das eben über Google suchen oder andere Suchmaschinen und mussten nicht mehr unbedingt Bücher kaufen oder sich selber durch Webseiten klicken, also selber suchen.

Jetzt ist es einfacher, komfortabler geworden. Da ist die Frage, glaubst du, dass KI irgendwann das menschliche Lernen komplett ersetzen kann oder weitestgehend ersetzen kann?

Iris

Nein, niemals. Und zwar deswegen, weil das schon in der Frage drinnen steckt, das menschliche Lernen kann KI gar nicht ersetzen. Weil sonst wäre es ja nicht mehr menschliches Lernen, sondern künstliches Lernen.

Das Ergebnis eines Lernprozesses, ja, da glaube ich, das wird es zu 100 Prozent ersetzen können. Aber dann ist es eben genauso wie bei dem Beispiel, das du vorhin beschrieben hast. Dann haben wir Ergebnisse, wir haben Lösungen, die durchaus völlig korrekt sein können, die sogar noch besser sein können als vorher. Aber es hat eben nichts mehr damit zu tun, dass wir in einen Lernprozess gehen.

Und von daher, das menschliche Lernen wird es niemals ersetzen. Gleiche oder noch bessere Lernergebnisse erzielen, das traue ich KI voll und ganz zu. Die Frage ist nur, wollen wir das?

Dierk

Was wäre denn deine Antwort darauf?

Iris

Nein, wollen wir nicht. Tatsächlich aus zwei Gründen. Das eine ist eher so ein bisschen eine kognitive Sache. Wir brauchen Menschen, die immer noch überprüfen können, ob das Ergebnis auch wirklich richtig ist. Wir können es nicht alleine laufen lassen, sondern wir brauchen Menschen, die es selbstständig im Kopf haben, um zu testen und zu prüfen und eben um zu sagen, ja, das geht in die richtige Richtung und das ist korrekt. Wir brauchen einen Überprüfungsmechanismus. Und das kann nicht nur, wenn ich auch selber es erlernt habe und nicht nur wieder mit einer anderen rein technischen Überprüfungsmaßnahme durchführe. Wir brauchen Vertrauensmenschen, die Informationen und Wissen und Ergebnisse auf menschliche Weise übermitteln können.

Dierk

Und diese menschlichen, hast du es menschlichen Vertrauensleute genannt, die würde ich Experten nennen. Also Experten in welcher Form auch immer. Das könnten Experten sein, die quasi gelernt haben, diese Ergebnisse zu überprüfen, also rein technisch gesehen, aber die trotzdem auch ein bisschen Expertenwissen in diesem jeweiligen Gebiet haben müssen.

Iris

Ja, und ich würde sogar sagen, nicht nur ein bisschen Expertenwissen haben sollten, sondern ein fundiertes Expertenwissen haben werden, weil wir nicht dazu hinkommen sollen, dass wir alle mit so KI-Halbwissen durch die Gegend laufen, sondern es braucht auch noch Menschen, die das möglichst volle Expertenwissen haben.

Dierk

Ja, und da kommt natürlich jetzt dann so ein bisschen die Problematik, die Herausforderung. Wie können wir diesen Experten glauben? Weil es Menschen gibt, die sich sicherlich Halbwissen aneignen können oder Viertelwissen, vielleicht ist es ein bisschen weniger, und die das gut verkaufen können. Und insofern glaube ich auch, das wäre sozusagen meine Ergänzung zu deiner Antwort, Menschen wie du, die eben auch über Jahre hinweg gezeigt haben, dass sie Experten sind und nicht mal in einer kleinen Videoserie oder wo auch immer, dass wir so eben kurz aus dem Ärmel sind, sondern die wirklich bewiesen haben durch ihren Lebenslauf, durch ihre Tätigkeiten, durch ihre Aussagen, was weiß ich. Also es gibt ja viele Möglichkeiten, die das unter Beweis gestellt haben und die dann gerne auch KI nutzen können für ihre Unterlagen. Also ich habe lange überlegt, wenn ich meine Unterlagen erstelle, das mache ich auch mit KI, schreibe ich das dazu oder nicht dazu? Und in der Anfangsphase war ich ein bisschen zurückhaltend, weil ich gedacht habe, naja, dann glauben die Menschen, dass ich es selber nicht kann. Mittlerweile ist es für mich eigentlich eher ein Qualitätsmerkmal, dass ich sage, wenn ein Trainer heute noch Unterlagen erstellt ohne KI, also wirklich ohne KI, dann hat er sozusagen die neueste Methode nicht gelernt, also dann ist er veraltet an der Stelle und wenn er es tut und nicht aufschreibt oder nicht preisgibt, sozusagen keinen Hinweis gibt, dann ist es einfach auch nicht fair den Teilnehmenden gegenüber. Also insofern steht bei mir auf all meinen Deckblättern, erstellt, ich sage mal ganz platt von mir und mit Unterstützung von KI.

Iris

Super. Und ich glaube, die wahre Expertise, die zeigt sich dann in allen möglichen Live-Kontexten. Nicht in Videos, sondern tatsächlich so wie hier jetzt in einem Live-Kontext, wo wir in einem Austausch sind, auf einer Bühne, in einem Seminarkontext. Dann kann man erkennen, ist es eine wahre Expertise oder ein wahrer Experte oder nur ein Schauspieler.

Dierk

Oder ein Schnacker, hatten wir ja im Vorgespräch. Ein Schnacker, für die nicht Norddeutschen, Dampfplauderer, richtig.

Also, wir hatten eben schon gesagt, Expertenwissen ist dann eine Fähigkeit oder ein Aspekt, den wir beachten sollten. Gibt es weitere Fähigkeiten, weitere Aspekte, die du nennen würdest, die Menschen trotz KI noch selbst beherrschen sollten oder vielleicht auch nur können?

Iris

Ja, das ist genauso dieser zweite Aspekt noch, der über dieses, ich sage mal, kognitive Bescheidwissen eben hinausgeht, nämlich das Emotionale. Ich arbeite sehr gerne mit den vier menschlichen, psychologischen Grundbedürfnissen nach Klaus Grawe und da ist eines zum Beispiel Kompetenz erleben, das dass wir als Menschen danach streben, uns kompetent fühlen zu können. Oder wenn wir das erleben, dass wir dann ein zufriedenes Leben führen. Wenn ich jetzt das Ganze auf die Spitze treiben würde und das Lernen auslagern wollte oder das Wissen aneignen, Kompetenzen aneignen, auslagern würde, dann würde mir was zutiefst Menschliches fehlen. Das würde rausgeschnitten werden. Und das fände ich eine ganz, ganz schreckliche Vorstellung. Ich glaube, wir Menschen sind lernende Wesen. Und das darf man uns nicht nehmen oder ich möchte es mir niemals nehmen lassen, selbst wenn durch KI vielleicht ein gleichwertiges oder besseres Ergebnis geliefert wird. Ich möchte beteiligt sein, ich möchte aktiv sein und ich möchte mich selbst als kompetent erleben dürfen. Dieses Glücksgefühl wäre ja total irrsinnig, wenn wir uns das nehmen lassen würden.

Dierk

Und dieses Glücksgefühl kommt aus meiner Sicht aus einer menschlichen Eigenschaft, aus der Neugierde. Ja, man braucht Neugierde auf Neues, also die Gier nach Neuem. Es ist ja manchmal auch ganz schön, diese Wörter auseinanderzunehmen, also die Gier auf was Neues. Und dann ist auch eine Gier was Schönes. Grundsätzlich würde ich sagen, gierig ist keine positive Eigenschaft, aber auf Wissen finde ich schon eine positive Eigenschaft. Und wenn ich mir diesen Begriff Neugier anschaue, ist es ja genau das, was man braucht. Und ich würde da auch, wenn du auch sagst, mit dem Kompetenzerwerb, würde da auch einen Unterschied sehen. Denn Neugierde, ich werde gesteuert, ich bin gierig. Wenn ich aber sehe, bei Perplexity, kann ich immer nur als Beispiel von mir einführen, da gibt es ja für eine Antwort immer noch weitere Fragen. Da werden mir weitere Fragen vorgeschlagen. Das ist gar nicht schlecht, dann kann man ein bisschen tiefer einsteigen, man wird geführt, aber man hat dann in dem Sinne, wie ich sagen würde, keine Neugierde. Man wird durch das System, da kriegt man ein paar Möhrchen vorgehalten und sagt, hier, willst du das noch wissen? Willst du das noch wissen? Es ist nicht diese Gier nach Kompetenzerwerb da. Würdest du das auch so sehen?

Iris

Sehe ich total so. Ich finde das einen ganz wichtigen und interessanten Gedanken, weil auch die Fragen für sich selber zu entwickeln, das ist ja auch Teil der Neugierde. Wo weiß ich noch nicht so viel? Mit was hängt das jetzt zusammen? Das ist ja auch Teil dieser Gier. Wie kann ich das Neue mit etwas Alten verknüpfen, mit anderen Neuen? Und wenn mir da schon die Frage so präsentiert wird, muss ich einfach nicht mehr selber drüber nachdenken. Das ist total schade.

Dierk

Und in dem Moment fällt mir auch ein, an vielen Stellen gibt es ja eben die KI-Experten, die einem überall sagen, wie man richtig prompten sollte, wie man die KI fragen sollte, wie man prompten sollte. Natürlich kann einem die KI helfen, die Fragen zu stellen, aber dann bin ich eigentlich auch schon, wie ich finde, noch nicht auf dieser Kompetenzstufe, die ich brauche, um mit der KI vernünftig zu kommunizieren.

Iris

Das muss ich selber erarbeiten, selber erforschen, sonst habe ich ja auch wieder nicht gelernt, wie ich prompte. Also es wird immer weniger, was wir, ja, ich meine, das Schöne wird einem eigentlich genommen, das Forschen, das Experimentieren und dieses Gefühl, ich habe es jetzt selber geschafft, das ist ja so wichtig.

Dierk

Ja, richtig. Wer diese Gierde hat, diese Neugierde hat, der wird da sicherlich zustimmen. Da gibt es vielleicht auch Menschen, die zu bequem und zu träge sind. Das sind ja die, die wir eben auch schon angesprochen haben, die sich vielleicht wirklich, die sich hinsetzen und vielleicht ein Stichwort eingeben, was sie gerade mal eben gehört haben und das eben eingeben und sich ein bisschen durch die KI da durchführen lassen. Wie können wir verhindern, dass das passiert? Also, dass die Menschen durch KI bequem und träge werden?

Iris

Also ich glaube, grundsätzlich verhindern können wir es nicht, weil es das bei bestimmten Themen immer geben wird und es wird auch manche Menschen geben, die das einfach so auch gut bisher durchs Leben gekommen sind und die weiter daran festhalten werden. Ich glaube, was wir tun können, auch gerade jetzt so mit unserem Beruf, ist eben gerade dieses Schöne am Lernen in den Vordergrund zu rücken. Und da kommen wir auch wieder so ein bisschen zu dem Coaching oder zum Lerncoaching. Ich erlebe es wirklich immer wieder, egal in welchem Alter, mit welchem Rucksack Menschen in Lernsituationen gehen. Und dieser Rucksack, der kommt leider sehr stark noch aus der schulischen Situation, selbst wenn es 40 Jahre her ist. Es lernen oft so verbunden mit Scham, mit Beurteilung, mit Anstrengung. Mit Fehler, die bestraft werden, sodass es einfach ein negatives Image hat. Und erst dann, wenn man eben für sich selber oder auch Lernkontexte erlebt, die jetzt eben nichts mit einer Beurteilung zu tun haben, merkt man, wie schön das ist. Und das vielmehr noch in den Vordergrund zu rücken und diese psychologische Sicherheit auch zu geben im Lernkontext. Da wäre man ja blöd, wenn man bequem ist, anstatt sich dieser Freude oder diesen Prozess zu genießen.

Dierk

Ja, gutes Stichwort, 40 Jahre. Nächstes Jahr feiere ich 40 Jahre Abitur und wir sitzen jetzt gerade wieder zusammen und planen unser Wiedersehen. Also alle fünf Jahre treffen wir uns. Wir waren damals 206 Abiturientinnen und haben nach 20 Jahren das erste Treffen gemacht. Da haben wir über 100 zusammen bekommen. Das wären jetzt ein bisschen weniger.

Aber interessant ist das, was du gerade sagtest, dass da einige dabei sind, wenn wir die jetzt ansprechen, ob du Lust hast, willst du kommen? Nee, ach nee. Die verbinden mit der Schule negative Erlebnisse. Und sie haben es nicht geschafft diese Erlebnisse zu kompensieren, sondern sie blocken einfach und haben dadurch keine Lust mehr auf Lernen. Für sie ist Lernen immer mit etwas Negativen verbunden und auch mit Anstrengung, mit harter Arbeit. Und ich sehe das auch an anderen Stellen. Ich habe Kurse für Bundeswehroffiziere. Das heißt, die haben 10, 12 Jahre gedient. Die haben unserem Land ihr Leben sozusagen zur Verfügung gestellt. So, die kommen dann eigentlich mitten im Leben nochmal raus in eine ganz andere Situation, Und da merke ich auch, dass die eben auch noch so lernen, als in Kopf ballern, Prüfung bestehen, Zertifikat haben. Und das ist eben auch mein Punkt, wo ich hoffentlich ein bisschen darauf einwirken kann, dass die lernen zu lernen. Das wäre jetzt sozusagen mein Motto. Also wenn ich das Lerncoaching bei mir anbieten werde, werde ich sagen, ich möchte auch Erwachsenen und darf ich gerade Erwachsenen lernen beibringen oder wieder zu lernen.

Wie du gerade sagtest, kreativ zu lernen oder Kreativität ist was Schönes, wird uns in der Schule ja auch abtrainiert. Also wird ja jede kreative Lösung, die falsch ist, die wird bestraft, du hast es gesagt.

Iris

Ich glaube, wenn wir auch so wegkommen von dem Ergebnis, ist es total wichtig, dass es nicht darum geht, ich produziere jetzt schnell ein Ergebnis, das richtig ist, sondern das eigentlich Menschliche liegt im Lernprozess, weil das Ergebnis, das werde ich tatsächlich durch KI mindestens genauso gut kreieren lassen. Aber dann sind wir ja alles eine Ansammlung von Deppen. Wenn man nicht mehr selber es auch könnte. Ja, schreckliche Vorstellung.

Dierk

Ja, und ich starte nächste Woche wieder einen KI-Kurs, ein KI-Training. Das geht über vier Tage, das ist sehr umfangreich, auch für die Bundeswehroffiziere in dem Umfeld. Und was ich dort machen werde, weil es das Thema KI ist, ich werde einbauen, dass die Teilnehmenden nicht nur etwas über KI lernen, sondern auch, dass sie lernen, mit KI zu lernen. Das ist nicht in den Unterlagen mit drin, das werde ich dazu bauen, weil mir das einfach wichtig ist. Und wenn sich das bewährt, werde ich diesen Aspekt auch in den anderen Trainings eben einbringen. Also selbst wenn ich zu irgendwas anderem leere, als Trainer aktiv bin, werde ich daneben immer noch so ein Beispiel haben und sagen, so, jetzt könnt ihr das und das machen, übt mal diese Aktivität mit irgendeinem KI-Tool, um den Menschen KI fürs Lernen näher zu bringen.

Iris

Finde ich eine sehr gute Idee, weil es dann nicht schon praktisch implizit ist. Es geht nicht darum, dass KI jetzt dein Lernen ersetzt, sondern du nützt es für dein Lernen.

Dierk

Du hast es im Prinzip schon ein bisschen gesagt, du lernst noch gerne, ich lerne noch gerne, wir sprechen über lebenslanges Lernen, ist kein neuer Begriff, das gibt es als Begriff schon länger als Konzept.

Welche Bedeutung hat diese Idee, also welche Bedeutung hat lebenslanges Lernen für dich im Zeitalter, für KI, erst mal persönlich und dann auch vielleicht mal für deine Coaches, die du ausbildest?

Iris

Also ich finde, dass jetzt gerade dieses Aufpoppen von KI so für die Normalbevölkerung ja nochmal ganz toll gezeigt hat, da gab es ja kein Curriculum dafür, da gab es auch keine vorgefertigte Lernziele, die da waren, was man können muss, sondern es kam so auf uns reingeprasselt und man hat sich selbst im Grunde selbst gesteuert, sich mit diesem Thema beschäftigt. Und von daher ist es, glaube ich, uns allen auch klar geworden, nochmals klar geworden, dass es immer wieder neue Sachen geben wird. Es wird irgendwann Computer geben, die keine physische Hardware mehr haben, sondern die irgendwie anders gesteuert werden. Und die Technik ist einfach so rasant, dass wir lebenslang etwas zu lernen haben. Und auch das, manche sagen, ja, das ist lebenslänglich. Also wo das nicht als, oder oft ist ja so, jetzt möchte ich mal fertig gelernt haben. Jetzt möchte ich, dass es mal gut ist, damit ich zur Ruhe komme und dass ich alles verarbeiten kann und kommt schon wieder was Neues daher.

Ich glaube, diese Kompetenz, die brauchen wir, dass wir nicht erschrecken, wenn Neues kommt, sondern es als Gelegenheit nehmen und auch eine gute Auswahl treffen können, wo ist es wichtig, up to date zu bleiben und was lasse ich erstmal so vorbeiziehen und springe vielleicht später auf den Zug auf. Also, dass man so für sich ein gutes Maß findet.

Ich glaube, dass das in Zukunft auch bei der Ausbildung von Lerncoaches eine Rolle spielt und auch bei den Coaches. Weil dadurch, dass jetzt alles Wissen noch leichter zugänglich ist, heißt es nicht, dass wir alles Wissen sofort parat haben müssen, sondern das, was wir brauchen sind zwei Sachen. Das eine ist das funktionale Wissen, also das weiß, damit ich gut handeln kann oder eine gute Kompetenz aufbauen kann. Und ich bin aber auch ein Fan von Grundlagenwissen, also Lernen ohne Ziel.

Einfach zum Beispiel Ludologie kam mir neulich über den Weg gelaufen und ich dachte mir, was ist das denn? Nie gehört vorher, Wissenschaft vom Spielen, werde ich jetzt sicherlich nicht in meinem Job gebrauchen können, aber es interessiert mich einfach.

Und ich weiß, irgendwann in zwölf Jahren werde ich plötzlich mal Verbindungen herstellen können und ja…

Dierk

Also insofern, da passt für mich so dieser Spruch, der Weg ist das Ziel. Also diese Lernreise, wo manch einer sagt, Mensch, eine Lernreise, das klingt so wunderschön. Lernen ist nicht schön, doch, Lernen ist schön, wenn man die Neugierde hat daran und die Neugier und wenn man sich eben an dem Kompetenzerwerb erfreuen kann, den man damit hat. Das finde ich ist da nochmal eine ganz gute Erklärung dazu.

Du hast es eben gesagt, sozusagen ein Beispiel für Grundlagenwissen. Mir ist da eingefallen, Mensch, wie kann man das eigentlich ein bisschen plastisch machen? Die Frage ist ja kochen. Ich kann mir Rezepte, ich konnte mir vor 50 Jahren schon Rezeptbücher kaufen. Da hat es mir aber geholfen, wenn ich weiß, wie man ein Ei brät. Da stand drin vielleicht ein Braten in den Ei oder würze das nach Geschmack oder so. Also viele Dinge. Da war auch vielleicht wichtig und hilfreich zu wissen, wie man Gemüse schneidet und, und, und. Also dieses Grundlagenwissen, was ich brauche, um mich in der Küche vernünftig zu bewegen, um als Koch oder Köchin ein vernünftiges Ergebnis hinzubekommen, unabhängig davon welches Rezept ich dort gerade jetzt anwende. Und natürlich braucht man heutzutage eigentlich keine Rezepte mehr. Man könnte ja sagen, hier, guck mal, ich habe noch, ich habe eine Avocado, ich habe einen Blumenkohl und habe noch ein paar Kartoffeln. Was kann ich daraus kochen? Da kriegst du sicherlich tolle Rezepte. Aber trotzdem muss ich eben wissen, also erst mal muss ich wissen, was ist eine Avocado und passt Avocado zu Blumenkohl. Aber so dieses Grundlangwissen auch, was ist kochen, was ist braten?

Das ist vielleicht banal, weil es wären für mich auch Beispiele, wie ich das ganz gut verstehen kann und wie ich für mich dahin kommen kann, Grundlagenwissen ist wichtig, das was du sagtest.

Wenn ich jetzt nochmal so auch an die Menschen denke, die sich noch nicht mit KI beschäftigen, ich weiß gar nicht, ob die Menschen, wenn man sich jetzt mal Deutschland anschaut, ob die Menschen, die sich mit KI beschäftigen, schon in der Mehrzahl sind oder noch nicht? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob du Studien kennst. Mein Gefühl würde mir sagen, die Mehrheit nutzt es noch nicht. Das heißt, wir reden ja quasi zu einer Mehrzahl von Menschen, die es entweder ablehnen, die es ablehnen aus verschiedenen Gründen, aus Nichtwissen, fehlender Neugierde und so weiter. Es gibt Menschen, die es ablehnen, weil sie gar kein Einsatzgebiet für sich sehen. Wie würdest du denen denn begegnen? Also wie würdest du denen das Lernen mit KI oder überhaupt die Nutzung von KI näher bringen?

Iris

Also so in Seminaren oder Trainings mache ich es, indem ich es einfach wie selbstverständlich einbinde, dass man jetzt zum Beispiel, wenn es ein Kommunikationstraining ist und es geht darum, auf unliebsame Fragen gut antworten zu können, dass wir dann halt mal Chat-GPT aufmachen. So eine Frage in den Raum werfen lassen und dann antwortet man, dann antwortet er wieder zurück.

Also das ist gar nicht, wollen wir das jetzt mal bei KI ausprobieren, sondern als selbstverständlichen Teil im Training. Und das ist interessant, weil dann viele sagen, boah, ich habe mich versucht, bisher immer so ein bisschen dran vorbei zu mogeln, aber tatsächlich kann es ja sehr hilfreich sein, also gar nicht so ein riesen Tamtam drum machen, sondern wie so eine natürliche Sache, so jetzt haben wir ein Flipchart-Shift, so und jetzt nehmen wir eine KI-Tool, um eine Methode im Training zu machen. Das ist so das, wo ich eben gerne herangehe und auch möglichst niedrigschwellig, also jetzt kann ich wahnsinnig komplexen, schwierigen Sachen, sondern erstmal so ein bisschen eine Ideensammlung kann sein, nachdem man aber erst selber Ideen gesammelt hat, um einen Abgleich zu machen. Ist da noch was dabei, was wir vielleicht selber noch nicht kreieren konnte? Also dieses Zusammenspiel auch immer ganz klar zu machen.

Dierk

Das ist ja auch eine Erkenntnis hier aus dem Gespräch. Was würdest du jungen Menschen raten, die sich fragen, ob sich Lernen überhaupt noch lohnt? Wir haben nämlich eben über lebenslanges Lernen gesprochen. Wir haben darüber gesprochen, dass Lernen in der Schule sehr häufig nicht gefördert wird, sozusagen Lernen aus unserer Sicht. Also warum sollten junge Menschen überhaupt noch lernen?

Iris

Ich glaube, ich wiederhole mich tatsächlich. Ich glaube, wenn die ein verkümmertes, trauriges Leben führen wollen, dann sollten sie aufhören zu lernen, weil sie brauchen bloß auf den Knopf drücken und KI wird ihnen was ausspucken.

Wenn sie aber Freude am Leben haben wollen und wenn sie diese Freude, was erreicht zu haben, den Erfolg zu spüren. Wenn sie das weiter haben wollen, dann sollen sie lernen. Das ist genauso, wie wenn ich, keine Ahnung, ich häkle manchmal Mützen. Die sind nicht schön. Das braucht viel Zeit und auch noch erstaunlich viel Geld, wenn man so Wolle selber kauft. Mit einem Knopfdruck könnte ich mir bei Amazon eine viel schönere Mütze bestellen. Aber diese, das wollen wir ja, wir wollen selber was tun, weil wir Spaß dran haben. Wir wollen selber am Motorrad rumschrauben, auch wenn wir es uns leisten könnten, das in die Werkstatt zu geben. Wir wollen selber eine Sprache lernen, auch wenn wir eigentlich unser Handy nehmen könnten und es übersetzt simultan. Das ist ja etwas sehr dem Menschen Eigentümliches. Und wenn wir uns das nicht nehmen lassen wollen, dann sollten wir Lust haben auf Lernen.

Dierk

Ja, Lust haben auf Lernen. Da würde ich auch nochmal, auch ich wiederhole mich jetzt, ich würde von der Lernreise sprechen. Da ist die Reise das Schöne. Vielleicht fahren manche Menschen in die Sonne, um braun zurückzukommen. Denen ist das Ergebnis wichtig, dass sie braun sind, weil braune Menschen sind erholt. Ich sehe das nicht so, aber ist ja egal. Das kann jeder für sich entscheiden. Aber die Lernreise finde ich ist wichtig und wirklich diese Neugier, die Neugier auf etwas Neues. Und eben dieser Spruch, diese Mission, der Weg ist das Ziel. Also, dass es Spaß macht, etwas zu lernen.

Und auch da, auch aus meiner persönlichen Sicht, mit den ganzen Microsoft-Tools schlage ich mich ja schon 40 Jahre rum. Weiß nicht, wie lange ich arbeite, schon 40 Jahre? Also, egal, schon ziemlich lange. Ich habe immer wieder neue Funktionen für mich raussuchen müssen oder rausgesucht. Ich habe das früher, habe ich das in den Handbüchern nachgeschlagen. Danach kam irgendwann Google, da habe ich Webseiten gefunden, wo das erklärt war. Und jetzt frage ich Perplexity und das gibt mir eine sehr gute Beschreibung.

Und auch da, es geht schneller, das Ergebnis geht schneller. Ich habe wieder etwas gelernt, aber eigentlich war es schön zu wissen, hey, ich habe jetzt etwas erreicht, also ich habe meine Kompetenz erweitert, brauche ich vielleicht nie wieder diese Funktion, die ich da genutzt habe. Es hat mir doch ein bisschen geholfen und da brauche ich vielleicht beim nächsten Mal, bei einer nächsten Fragestellung in Excel zum Beispiel, brauche ich nicht fragen, weil ich weiß, aha, das hast du damals so und so gemacht, so wie du mit deiner Ludologie, Ludologie, richtig, siehst du? Das habe ich übrigens heute gelernt, was Ludologie ist, das ist so eine Neugierde, die einem da hilft.

Also der Weg ist das Ziel und vor allen Dingen, vielleicht, das ist vielleicht so das, was ich heute mitnehme, es ist noch wichtiger in der heutigen Zeit für junge Menschen, die also quasi vielleicht noch in der Schule sind oder in der Ausbildung, im Studium, wo wir ja immer oder sehr häufig noch dieses vereitete Lernen haben, also bestrafen, benoten und so weiter, dass die sagen, hey, ich finde meinen Weg, Und der Weg macht Spaß und der heißt, ich mache das mit KI.

So, ich habe von jungen Menschen gesprochen. Gibt es denn bei älteren Menschen, die schon Lebenserfahrung mitbringen, die schon Berufserfahrung mitbringen, die eine lange Lernerfahrung mitbringen, gibt es da andere Antworten? Oder würde die Antwort da anders aussehen von dir?

Iris

Inwiefern KI da nützlich ist, meinst du?

Dierk

Richtig, also warum sollen denn Menschen, ich sage mal ganz platt, die kurz vor der Rente stehen, warum sollen die jetzt noch anfangen, mit KI sich was beizubringen?

Iris

Also da mache ich tatsächlich immer wieder die Erfahrung, dass es wie so eine Art Abgleich ist. Was weiß ich schon durch meine Lebenserfahrung, Berufserfahrung, was sagt mir jetzt KI dazu, dass es oftmals ein ganz erhebendes Gefühl ist, dass vieles davon, oh ja, das hätte ich auch selber so gewusst oder gekonnt, also erstmal so, ich bin gut und dann aber dadurch, dass dies so ein positives Feedback ist, eine ganz große Lust, da noch weiter herum zu experimentieren und in neue Welten auf eine sehr einfache Weise einsteigen zu können.

Das erlebe ich tatsächlich, wenn diese Schwelle überschritten wurde. Ich traue mir das jetzt dazu, dass ich da einfach mal was frage, weil ich habe ja auch vorher abgeglichen, das hat schon Hand und Fuß.

Und da eröffnen sich ja tatsächlich für viele ganz neue Welten. Weil es halt auch so intuitiv ist und so einfach ist. Man muss nicht komplizierte 13 Schritte durchführen, bis man dann mal zu einem Ergebnis kommt, sondern man kann ja auf eine ganz einfache Weise sich neue Gebiete erobern.

Dierk

Und wenn man ein gewisses Expertenwissen hat oder einen Experten, der etwas absichert, dann muss ich dafür keine Bücher kaufen. Ich muss dafür nirgendwo hinfallen. Ich muss mich nur hinsetzen. Und das kann ich ja eigentlich auch schon am Smartphone machen. Also ich muss jetzt noch nicht mal einen Schreibtisch oder irgendeinen PC haben. Ich kann das immer und überall machen und kann mich immer und überall beobachten, quasi in dieses Lernen einsteigern.

Aber eben, das stelle ich dann bei mir fest, bei mir muss es immer so einen konkreten Anlass haben. Also du hast das Wort Ludologie gehört. Ich habe andere Themen, wo ich sage, Mensch, das würde ich jetzt gerne wissen. Und zwar, ich würde nicht ein Halbwissen haben im Sinne von, das wird ja schon so und so sein, weil ich möchte es sozusagen erklärt haben und möchte es überprüfen können, ob das, was dort steht, auch wirklich richtig ist.

Iris

Das kann ich nicht zuschaufeln, sondern was mache ich damit? Manchmal verwerfe ich auch wieder, weil ich kein Umsetzungsgebiet habe und anderes zeigt sich halt dann durch Tun.

Dierk

Ich habe vorhin, wir haben jetzt über die Schule gesprochen, wir haben hoffentlich auch nicht zu sehr auf der Schule rumgehauen, denn meine große Tochter ist Gymnasiallehrerin, aber die ist da ganz anders unterwegs. Sie versucht natürlich weil sie natürlich auch als Digital Native gar ganz anders reingewachsen ist. Sie versucht, das sehr gut zu verbinden. Und was ich so sehe und höre, finde ich da schon sehr, sehr interessant, wie sie als junge Lehrerin da dran geht. Wir beide können die Schule nicht verändern, aber wir beide sind ja auch primär, zumindest kann ich es von mir sagen, für Erwachsene unterwegs.

Gibt es ein paar Punkte, die du jetzt vielleicht dann sozusagen auch mir als Lerncoach oder auch anderen Menschen, die als Lehrende unterwegs sind, nochmal so mitgeben würdest, wie sich Lernen und Lehren verändern sollte durch KI, mit KI?

Iris

Also ich glaube, dieses grundsätzliche Befähigen, gut mit KI umzugehen, das ist ein ganz zentrales Thema und wird auch in Zukunft immer bedeutsamer werden in jeder Situation.

Stichworte dazu haben wir schon, glaube ich, einige genannt. Das Zutrauen, sie zu nutzen für persönlichen Bedarf und zugleich aber auch immer wieder die Einladung, selber zu denken, selber zu reflektieren, selber sich unabhängig zu machen auch von KI. Also so eine Art Parallelweg zu gehen. Das halte ich für extrem wichtig.

Für alle Lernenden und alle, die mit Lernen zu tun haben.

Dierk

Ja, also lernen, lernen. Also insofern nicht auswendig lernen, sondern, ja, wobei, stopp, wenn ich jetzt sage, nicht auswendig lernen, ist nicht auswendig lernen eine Art von Wissenserwerb, das, was wir auch brauchen, um dieses Grundlagenwissen zu haben?

Iris

Ja. Also wenn wir jetzt von Sprache ausgehen, dann natürlich müssen wir bestimmte Vokabeln auswendig lernen. Manche können wir herleiten und so weiter, aber wir brauchen einen Grundwortschatz, um überhaupt kommunizieren zu können. Es darf auch in Zukunft einen Bestandteil beim Lernen haben. Kommt drauf an, was das Ziel ist.

Aber es ist natürlich nicht das große Ganze, was wir wollen, durch auswendig lernen, wir wachsen und uns entwickeln, sondern durch auch eigene Ich sage mal kreatives Lernen durch Zusammenhänge erkennen, Muster erkennen, Verknüpfungen herstellen, reduzieren können. Das ist ja so viel mehr als den Input eins zu eins wieder ausgeben zu können.

Dierk

Eine Frage fällt mir da jetzt nochmal ein, die du schon ein bisschen beantwortet hast oder die wir schon beantwortet haben, aber ich würde das gerne nochmal ein bisschen zusammenfassen.

Wie kann denn KI das Lernen unterstützen, ohne es zu ersetzen? Also wo würdest du jetzt wirklich sagen, das ist neues Lernen, Lernen mit KI? Wo müsste man Wert drauflegen, klarzumachen, wofür man KI nutzen kann oder sollte?

Iris

Also was ich zum Beispiel eine wunderbare Anwendungsmöglichkeit finde, wenn ich jetzt auf eine Prüfung hin lerne, dass KI in die Prüfung Prüfer oder Prüferinnenrolle schlüpft.

Also mich mit unerwarteten Fragen, die so ein bisschen anders formuliert sind, als man sie eben so beim Lernen vor sich hatte, weil das einfach eine tolle Trockenübung ist und trotzdem darf ich spontan reagieren und kann mir dann auch noch ein Feedback einholen. War das jetzt korrekt, wie ich es gesagt habe, wo könnte ich ein bisschen genauer sein, wo könnte ich noch mehr dazu sagen?

Das finde ich eine hervorragende Möglichkeit, KI zu nutzen.

Dierk

Ja, okay, sehr gut. Also KI nicht nur um zu lernen, sondern um das Lernen auch zu überprüfen und als KI einfach als eine andere Möglichkeit, Lernen auch anzuwenden.

Iris

Ja, ganz genau. Noch was. Also ich finde zum Beispiel auch als Reflexionspartner, dass ich Fragen erhalte, ich habe mich in ein bestimmtes Thema eingearbeitet, dass ich immer wieder so eine Erinnerung bekomme, wo stehst du gerade, wie zufrieden bist du mit dem Fortschritt, was hat gut funktioniert in der Vergangenheit, also als so ein Sparringspartner, um das eigene Lernen zu reflektieren. Auch das finde ich ist mit KI sehr viel schöner, als wenn man sich jetzt die Fragen selber überlegen würde, weil da ganz andere Fragen kommen oder ich auch eine bestimmte Rolle halt vorher geben kann. Jetzt stellen mir Reflexionsfragen aus der Rolle eines Künstlers und jetzt stellen mir mal Reflexionsfragen aus der Rolle eines Mediziners oder so. Da kommen ja ganz andere Sachen und das bewirkt nochmal, dass ich anders über mich und mein Lernen nachdenke. Das finde ich auch schön.

Dierk

Ja, und was ich interessant finde dabei ist, du hast ja gesagt, die KI als Prüfer zu benutzen. Wenn ich jetzt wiederum auf mein KI-Training reflektiere und ich gesagt habe, die sollen auch mit KI lernen, dann ist das das, was ich dort eben einbauen werde.

Und der Vorteil ist eben, dass wir dort einen Syllabus haben. Also wir haben eine Beschreibung dessen, was in dem Training vermittelt werden soll. Das heißt, man kann natürlich die Trainingsunterlagen sagen und guck mal da rein und stell mir Fragen.

Man kann aber auch dann ergänzend dazu den Syllabus hochladen, bereitstellen und sagen, so, dieser Syllabus, bitte nutze ihn, um mir Fragen zu stellen.

So, man merkt schon, wir sind hier im regen Austausch.

Jetzt haben wir vorhin gesagt, okay, KI kann unterstützen, sollte aber menschliches Lernen oder kann es gar nicht ersetzen. Was sind da so Punkte, hast du irgendwo erlebt, wo menschliches Wissen oder menschliches Können einer KI überlegen war, wo das besser war oder wo das besser ist, wo der Mensch besser ist?

Iris

Ja, an vielen Stellen muss ich sagen. Also es ist ja nach wie vor so, dass KI immer noch und gerade in letzter Zeit wieder etwas vermehrt halluziniert, wo ich einfach merke, das stimmt nicht, was da produziert wurde. Ich merke auch bei manchen Zusammenfassungen von Büchern beispielsweise, dass da nicht die Bücher die Grundlage sind, sondern Rezessionen, die passieren. Finde ich, ist auch eine unsägliche Verknappung von dem, was eigentlich drinnen steckt. Ich habe neulich mal so einen kleinen Turing-Test gemacht, wo ich eine kleine Lärmpraline nur von KI habe erstellen lassen und mir gedacht habe, boah, Wahnsinn, wie banal. Der Wortteil, wo es um ein bisschen Wissen vermitteln ging zu diesem Modell oder dem Konzept, das war also, ich sage mal, unterstes Niveau. Während es dann, wenn es darum ging, das Wissen anzuwenden und den Teilnehmenden wirklich, dass sie rausgehen und eine Anwendung gelernt haben, war sehr gut, aber das vorherige, dieses Verknüpfen, mit welchen Konzepten korrespondiert es, das habe ich nicht sozusagen als Vorlage bekommen, so jetzt da ein Seminar zu machen.

Also immer wieder bei der Seminarkonzeption, wo ich wieder über den Haufen werfe und sage, nee, das geht nicht. Das darf noch verbindender, verknüpfender, tiefgehender sein. Auch wenn es manchmal gar nicht so rüberkommt, aber das braucht es.

Dierk

Ja, also es wird wahrscheinlich auch Aspekte geben, wo mit unserem heutigen Wissen wir sagen, das wird eine Maschine nie schaffen.

Iris

Also es gibt viele Stellen, wo ich sage, da ist der Mensch noch immer überlegen.

Dierk

Die Frage ist, ob es in 100 Jahren vielleicht mal anders ist, weil die Menschen hätten im 19. Jahrhundert auch nicht gesagt, dass wir mal zum Mond fliegen. Das kann man sich nicht vorstellen. Heute ist das überhaupt kein Thema mehr.

Das, was du gerade gesagt hast, würde ich noch mal ein bisschen aufgreifen. Und auch sagen, wo Menschen aus meiner Sicht oder ergänzen, wo bei den Menschen aus meiner Sicht in dem Bewusstsein, sie haben ein Bewusstsein für das, was da an Buchstaben und an Aussagen oder auch an Bildern rüberkommt. Also sie haben ein Bewusstsein, erst mal das Gefühl, stimmt das, stimmt das nicht? Wie fühle ich mich damit? Hilft mir das?

Also eine KI kann Aufgaben ausspucken, das hast du ja gesagt, um sie in die Umsetzung zu bringen. Das ist wunderschön, aber vielleicht fehlt dann der KI das Bewusstsein, das quasi auf diesen Menschen anzupassen, der da gerade davor sitzt und man holt diesen Menschen nicht ab, das heißt, er hat ein paar Aufgaben, die er machen könnte, aber er hat keinen Bock, weil die KI ihn sozusagen nicht bewusst angesprochen hat, ihm nichts bewusst gemacht hat.

Iris

Ja, und ich glaube, das ist auch genau unsere Aufgabe als Coach, die dann immer wichtiger wird. Wir können, also ganz praktisches Beispiel aus dem Lerncoaching, wir können KI mitnutzen, dass sie uns einen guten Lernplan erstellt. Und dann können wir gemeinsam mit dem Coach hier drauf gucken und sagen, ja, passt das so?

Und dann sagt er vielleicht ja, aber du als Coach, du spürst, da ist irgendwas. Das ist nicht ein Ja, sondern es ist ein Ja, ja. Das ist ein Ja, aber du spürst es, dass da noch irgendwas ist und dann fragst du nach. So, das hört sich für mich jetzt nicht 100%, sondern 70% überzeugt an. Wo können wir denn nochmal nachbessern? Und dann wird es ihm vielleicht auch erst selber bewusst. Und das ist die Leistung eines Coaches. Das Spüren.

Dierk

Die Leistung eines Coaches, eines Menschen, auch da könnte ja eine KI trainiert werden, so eine Frage zu stellen. Aber die steht dann da irgendwo. Und ich als Mensch, ich sehe das bei dem anderen, bei der anderen und kann sagen, hey, ich spüre gerade, das kann die KI nicht, ich spüre gerade, das turnt dich noch nicht an, das spricht dich noch nicht an.

Viele Themen, die wir hatten. Ja, und ich merke auch immer wieder, natürlich bereiten wir Fragen vor, wir bereiten Themen vor, aber da sind jetzt noch eine ganz Menge Fragen und Themen quasi dazugekommen oder ein bisschen angepasst worden. Also insofern fühlt sich das für mich gerade sehr, sehr gut an.

Ich habe gerade eine Frage, die haben wir nicht vorbereitet. Hol mal deine Glaskugel raus. Wie sieht das Lernen mit KI in fünf Jahren aus? Bedenke vielleicht, sagst du auch, du sagst es für zwei oder für zehn Jahre, aber ich frage mal so, wie sieht das Lernen mit KI oder ohne KI, wie auch immer, in fünf Jahren aus?

Iris

Ich glaube, dass sich in Zukunft so etwas wie ein Hobby oder Lernen als Hobby etablieren wird, wo man einfach plötzlich die Zeit hat und den Raum hat, einfach aus Spaß und Freude zu lernen und in Pflichtkontexten KI mehr und mehr das Steuerrad übernehmen wird.

Sprich, wenn ich etwas lernen soll, um etwas zu erreichen, dann kann das KI in vielen Dingen eben gut alleine. Aber wenn es um Spaß und Freude geht beim Lernen, das wird ein ganz neues Segment sich entwickeln. Da bin ich überzeugt davon.

Dierk

Dafür sorgen, dass diese Neugierde da ist, wenn ich jetzt mal so ein bisschen auf unser Gespräch zurückblicke und dass eben keine Bequemlichkeit und keine Trägheit entsteht.

Und dass wir den Menschen zeigen, Lernen kann Spaß machen, nein, Lernen macht Spaß, Lernen macht Spaß und kann durch KI eigentlich noch spaßvoller werden, noch mit mehr Spaß gefüllt werden, mit mehr tollen Erlebnissen. Unter anderem auch, weil natürlich die KI oder KI an sich die Medien verbindet.

Auch das ist etwas, was wir bei dir noch gar nicht in dem Gespräch beleuchtet haben. Ich lerne sehr viel über Lesen, also über Wörter, über Buchstaben, über Sätze. Ich brauche keine Videos und bin immer froh, mittlerweile eben noch besser durch Perplexity, ich bin froh, wenn ich die Antworten als Text kriege. Google hat mir immer häufiger irgendwelche Videos angezeigt und da musste ich immer ein bisschen scrollen, um Texte zu finden.

Also insofern zusammengefasst, ich glaube, dass es da auch ganz gut unterstützen kann, weil es die Medien verbindet und ich fange mit einem Medium vielleicht an, weil das Medium ist das, was mir gerade als erstes sozusagen in die Hände kommt und dann komme ich auf die Idee und dann schlage ich mit der KI eine Brücke zum anderen Medium, also vom Video zum Text, zum Audio, wie auch immer.

Iris

Ja, das ist ja viel leichter jetzt. Du kannst ja nullkommanix ein Skript erstellen lassen von Video oder einem Podcast und dann entspricht es genau deinem Lernstil, wie du halt das gut und gerne machst.

Dierk

Und das ist ein gutes Abschlusswort, weil heute hatten wir kein Skript. Die Iris habe ich in echt gesehen und ich sehe sie ja auch echt, das könnt ihr uns glauben.

Zum Abschluss habe ich immer die Frage, gibt es noch irgendwas, was du sozusagen zusammenfassen wolltest, so eine Art Botschaft, irgendetwas, was du noch nicht gesagt hast oder wo du noch mal drauf hinweisen wolltest?

Iris

Ich glaube, diese Ambivalenz zu KI, also bleibe die Zuhörerinnen und die Zuhörer kritisch optimistisch.

Dierk

Okay, super. Kritisch, optimistisch, das lassen wir jetzt so stehen.

Das war die 44. Episode. Iris, vielen Dank für die Zeit und für deine Aussagen und für deine Unterstützung hier.

Iris

Und ich danke vielmals für die interessanten Fragen. Macht es gut.

Dierk

Ja, und ich greife das auf, denn ich freue mich auf die Fragen unserer Zuhörenden und unserer Zuhörerinnen und auf das Feedback. Ihr könnt mir Kommentare unter die Episode schreiben, ihr könnt mich natürlich auch anmailen, den Link darauf auf dem Blog, den findest du in den Shownotes und vielleicht habt ihr ja auch Fragen, die ich klären kann, ihr habt vielleicht Gesprächspartner, die ihr mir empfehlen könnt, immer wieder gerne, denn ganz wird der Untertitel verspricht: Kleine Nadelstiche für ein lebendiges und erfolgreiches Business.

 

Business Akupunktur

Business Akupunktur

Business Coaching Podcast „Business Akupunktur“

Kleine Nadelstiche für ein lebendiges und erfolgreiches Business

Organisationen sind mehr denn je einem externen und internen Anpassungsdruck ausgesetzt. Daher ist Organisationsentwicklung nach wie vor überlebenswichtig. Das betrifft Strukturen, Abläufe und vor allem die beteiligten Menschen. Der Podcast Business Akupunktur beleuchtet regelmäßig monatlich verschiedene Fragestellungen dazu:

  • Welche praktischen Beispiele, Erfolge und Erfahrungen in der Organisationsentwicklung können wir teilen?
  • Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit den verschiedenen Aspekten der Organisationsentwicklung?
  • Wie können wir den Ansatz von Keep-Management nutzen, um in Veränderungsprojekten Bewährtes zu erhalten und damit den Change absichern?
  • Wie kann Business Coaching für die Menschen im Rahmen von Organisationsentwicklung unterstützen und zum Erfolg beitragen?
  • Wie können Menschen in Organisationen besser lernen, um der Notwendigkeit eines lebenslangen Lernens nachhaltiger und erfolgreicher zu dienen?

Business Akupunktur ist auf den bekannten Podcast Portalen verfügbar

Künstliche Intelligenz bei Sartorius – Erfahrungen aus der Praxis

In dieser Episode spreche ich mit Frank Strickstrock, Manager Application Foundation Service bei Sartorius, über die Praxis der künstlichen Intelligenz im Unternehmen. Wir beleuchten die Entwicklung und den Einsatz interner KI-Tools wie Chatbots zur Unterstützung der Mitarbeitenden, zeigen konkrete Anwendungsfälle, etwa aus IT und HR, und diskutieren sowohl Vorteile als auch Herausforderungen der Einführung. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung von Datenqualität, stufenweise Entwicklung passender Lösungen und der Rolle von Transparenz und Governance im Unternehmenskontext.

Bewahren UND Verändern: Wie Keep-Management Change-Projekte wirklich trägt

In dieser Episode erklärt Change-Experte Frank Semrau, wie Keep-Management Change-Prozesse nachhaltig unterstützt: nicht durch radikale Umbrüche, sondern durch gezieltes Bewahren von Stabilität, Ritualen und Identität. Er zeigt, warum Widerstand wertvolle Hinweise liefert, wie Change-Tempo und Tiefe in Einklang gebracht werden und warum kleine Schritte oft mehr bewegen. Ein inspirierendes Gespräch über nachhaltige Veränderung – für mehr Sicherheit, Akzeptanz und Erfolg in Agilität, digitaler Transformation oder Organisationsentwicklung.

Lebenslanges Lernen ganz nebenbei?

In dieser Episode spreche ich mit Simon Qualmann über den „Working-Learning-Gap“ – die Lücke zwischen Lernabsicht und Arbeitsalltag. Wir beleuchten, warum Lernen im Beruf oft zu kurz kommt, welche Rolle Führungskräfte bei der Schaffung von Rahmenbedingungen spielen und wie Selbstorganisation helfen kann. Simon teilt Erfahrungen aus Projekten, gibt Praxisbeispiele und betont die Bedeutung von Ritualen, psychologischer Sicherheit und bewusster Zeitplanung. Wir diskutieren auch den Einfluss von Automatisierung und KI auf Lernzeit und warum Unternehmen Lernen als Wertschöpfung verstehen sollten, um Wissen nachhaltig im Arbeitskontext zu verankern.

Vom KI-Hype zum Mehrwert – generative KI entlang des Wertstroms einsetzen

In dieser Episode spreche ich mit Alex Lichtenberger über den Einsatz von Wertstromanalysen in Kombination mit generativer KI. Wir beleuchten, wie Unternehmen durch Value Stream Mapping Engpässe und Qualitätsprobleme identifizieren und anschließend mit KI-Lösungen gezielt verbessern können. Alex erklärt anschaulich, wie sich Prozessabläufe durch die Integration von KI effizienter gestalten lassen und welche Herausforderungen, etwa beim Datenschutz oder durch Ängste im Team, auftreten. Die Episode vermittelt praxisnahe Einblicke in die Potenziale und Stolpersteine der Umsetzung KI-gestützter Prozessoptimierung im Unternehmensalltag.

Warum soll ich in Zeiten von KI noch lernen?

In dieser inspirierenden Episode spreche ich mit Iris darüber, warum Lernen auch im Zeitalter von KI essenziell bleibt. Iris teilt praxisnahe Tipps, wie wir neugierig und motiviert bleiben, und zeigt, dass KI zwar unterstützt, aber menschliche Fähigkeiten, Neugier und lebenslanges Lernen unersetzlich sind. Ihre positive Haltung und wertvollen Impulse machen Mut, sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen. Lass dich von unserem Gespräch anstecken – für mehr Freude am Lernen und nachhaltigen Erfolg im Business!

Digitale Souveränität im Jahr 2025

In dieser Episode spreche ich mit Eberhard Wolff über die Bedeutung digitaler Souveränität im Jahr 2025. Wir beleuchten, warum die Unabhängigkeit von US-amerikanischen Tech-Konzernen für Unternehmen und Gesellschaft immer wichtiger wird, welche Risiken durch Abhängigkeiten entstehen und wie europäische sowie Open-Source-Alternativen zur Stärkung der eigenen Kontrolle beitragen können. Ziel unseres Gesprächs ist es, sachlich zu informieren, Bewusstsein für digitale Abhängigkeiten zu schaffen und praxisnahe Ansätze für mehr digitale Selbstbestimmung aufzuzeigen.

Training Within Industry – Kleine Impulse, große Wirkung

In dieser Episode spreche ich mit Götz Müller über „Training Within Industry“ (TWI). Diese Methode wurde in den 1940er Jahren entwickelt, um unerfahrene Arbeitskräfte effizient in der Industrie zu schulen und Führungskräfte zu befähigen, Wissen strukturiert zu vermitteln. TWI hat historische Wurzeln, ist aber heute immer noch aktuell – etwa in Lean Management und der deutschen Meisterausbildung. Götz erklärt, wie die Vierstufen-Methode funktioniert und warum sie auch heute noch hilfreich ist. Gemeinsam zeigen wir, wie kleine Impulse große Wirkung entfalten können. Ein spannendes Thema für alle, die Arbeitsprozesse optimieren möchten und sich insbesondere für nachhaltige Wissensweitergabe interessieren!

Macht und Selbstausbeutung

In dieser Episode begrüße ich Stephanie Borgert, Komplexitätsforscherin und Autorin, die über Machtstrukturen und Selbstausbeutung in modernen Arbeitswelten spricht. Wir beleuchten, wie Selbstorganisation oft unbewusst zu Konformität und Kontrolle führt und diskutieren Macht als dynamisches Prinzip statt personalisierter Herrschaft. Stephanie teilt ihre Perspektiven auf Michel Foucaults Machttheorien und deren Relevanz für New Work und agile Frameworks. Die Episode bietet tiefgehende Einblicke in die Mechanismen von Macht und Verantwortung sowie deren Einfluss auf Organisationen und persönliche Arbeitsweisen.

Digital Detox – Zwei Generationen im Gespräch

In dieser Episode spreche ich mit meiner Tochter Henrike über „Digital Detox“. Wir beleuchten das Thema aus zwei Generationenperspektiven, diskutieren den bewussten Verzicht auf digitale Medien u.a. zur Stressreduktion und für ein bewussteres Leben. Henrike teilt ihre Erfahrungen mit einer Social-Media-Challenge im Januar und ich erläutere meinen Ansatz, inspiriert durch die Rauhnächte und das Buch „Atomic Habits“. Wir erörtern, was Digital Detox bedeutet, und betonen, dass es keine einheitliche Definition gibt, sondern vielmehr darum geht, ein Gleichgewicht zur ständigen digitalen Erreichbarkeit zu finden. Uns hat der Austausch zwischen den zwei Generationen sehr viel Spaß und Einblicke gebracht. Lass Dich von unserem Gespräch inspirieren und entdecke, wie Du ein gesünderes Gleichgewicht zwischen digitaler Welt und analogem Leben finden kannst, denn das ist unser beider persönliches Ziel bei „Digital Detox“.

Gutes bewahren in agilen Transformationen

In dieser Episode spreche ich mit Christoph Schmiedinger über „Keep Management“ in agilen Transformationen und beleuchten das Thema “Bewahren” in Veränderungsprozessen. Christoph teilt als erfahrener Executive Consultant seine Erkenntnisse aus zahlreichen Transformationsprojekten genau mit dem Blick darauf nicht nur Veränderungen voranzutreiben, sondern auch Bestehendes wertzuschätzen. Er betont: „Wir Menschen tendieren dazu, schnell mal eher auf die Defizitseite zu gucken, sehr oft.“ Aus seiner und meiner Sicht ist es gerade in Zeiten des Wandels jedoch entscheidend, das Gute nicht aus den Augen zu verlieren.

Du wirst erfahren, wie Christoph in Transformationsprojekten vorgeht, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen – Verändern und Bewahren. Ein besonders interessanter Aspekt ist sein Ansatz, bestehende Stärken bewusst zu identifizieren und das auch seinen Auftraggebern deutlich zu machen. Er sagt: „Wir haben ganz oft Dinge, die laufen gut, aber das heißt noch nicht, dass die systematisch im ganzen Unternehmen gut laufen.“

Verändern ohne Bewahren?

In dieser Episode begrüße ich Edgar Rodehack, der uns in die Unterschiede zwischen Change Management und Keep Management einführt. Er erläutert, wie Organisationen Veränderungen erfolgreich gestalten können, ohne die bewährten Strukturen und Prozesse zu gefährden. Durch praxisnahe Beispiele zeigt er auf, wie wichtig es ist, sowohl Innovationen voranzutreiben als auch bestehende Stärken zu bewahren. Diese Balance ist entscheidend für nachhaltigen Erfolg in einer dynamischen Geschäftswelt. Edgar gibt wertvolle Einblicke, die Führungskräften helfen, ihre Strategien effektiv anzupassen und gleichzeitig Stabilität zu gewährleisten.

Veränderung absichern mit den systemischen Gesetzen

Veränderung absichern mit den systemischen Gesetzen

In dieser Episode von Business Akupunktur spreche ich mit Jörn Ehrlich über die Bedeutung der systemischen Gesetze für Unternehmen. Jörn erläutert, dass diese Gesetzmäßigkeiten, die auf jahrzehntelangen Erfahrungen basieren, entscheidend sind, um Veränderungen erfolgreich abzusichern. Besonders betont er das Recht auf Zugehörigkeit sowie die Notwendigkeit von Anerkennung und Wertschätzung im Teamkontext. Diese Prinzipien helfen Führungskräften, ein harmonisches und effektives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeiter sich geschätzt fühlen und zur gemeinsamen Zielerreichung beitragen können.

Keep Management – Die andere Seite von Change

In dieser Episode des Podcasts „Business Akupunktur“ hatte ich die Freude, mit Horst Lempart über das Konzept des Keep Managements zu sprechen. Horst, der sich selbst als „Persönlichkeitsstörer“ bezeichnet, erläuterte, wie Keep Management als Gegenpol zum allgegenwärtigen Change Management fungiert. Er betonte, dass in einer Zeit ständiger Veränderungen und Krisen viele Menschen unter Veränderungsmüdigkeit und -überforderung leiden. Keep Management soll hier als stabilisierender Faktor wirken und die Selbstregulationskompetenz der Mitarbeiter stärken. Horst stellte die drei Grundprinzipien des Keep Managements vor: Repariere nicht, was nicht kaputt ist; finde heraus, was gut funktioniert und tue mehr davon; wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht funktioniert, versuche etwas anderes. Er erklärte, wie Keep Manager als „neugierige Traditionalisten“ agieren und sich auf die Werte und Stärken des Unternehmens konzentrieren. Anhand konkreter Beispiele zeigte Horst, wie Keep Management in der Praxis aussehen kann – von der Verbesserung der IT-Kommunikation bis hin zur Neuausrichtung von Teamstrukturen. Besonders interessant fand ich Horsts Ausführungen zum lösungsorientierten Beratungsansatz und seine Sichtweise auf Probleme als Wirklichkeitskonstruktionen. Er betonte, dass Veränderung nicht um ihrer selbst willen stattfinden sollte und dass Keep Management hilft, einen ausgewogenen Ansatz zwischen Bewahren und Verändern zu finden. Insgesamt bot das Gespräch mit Horst wertvolle Einblicke in einen oft vernachlässigten Aspekt des Managements und zeigte Wege auf, wie Unternehmen Stabilität und Veränderung in Einklang bringen können.

Ungewissheit produktiv nutzen oder was können wir von Raumschiff Enterprise lernen

In dieser Episode begrüße ich Astrid Kuhlmey zu einem spannenden Gespräch. Wir diskutieren, wie man Ungewissheit produktiv nutzen kann, inspiriert von der Serie „Raumschiff Enterprise“. Astrid, mit über 30 Jahren Erfahrung im Management und als Beraterin, teilt ihre Ansichten über den Umgang mit Unsicherheiten und Krisen. Sie betont die Bedeutung von Körperintelligenz und intuitiven Fähigkeiten, um in unvorhersehbaren Situationen handlungsfähig zu bleiben. Astrid beschreibt Ungewissheit als einen natürlichen Zustand, der trotz bester Planung auftreten kann. Sie erklärt, dass Ungewissheit oft ein Gefühl von Unbehagen auslöst, da sie unerwartete Ereignisse mit sich bringt, die Menschen verunsichern. Astrid hebt hervor, dass der Umgang mit Ungewissheit von der Fähigkeit abhängt, schnell auf diese Gefühle zu reagieren und ins Handeln zu kommen. Sie erläutert, dass die moderne Gesellschaft durch die Industrialisierung und Technologisierung versucht hat, Ungewissheit zu eliminieren, was jedoch nicht vollständig möglich ist. Im Gespräch wird auch die Relevanz von Ungewissheit in der heutigen Zeit beleuchtet, insbesondere im Kontext von Krisen wie der Pandemie und geopolitischen Konflikten. Astrid betont, dass der Körper oft vernachlässigt wird, obwohl er eine wichtige Rolle im Umgang mit Ungewissheit spielt. Sie erklärt, dass intuitive Fähigkeiten und subjektivierendes Handeln entscheidend sind, um in ungewissen Zeiten effektiv zu agieren. Abschließend diskutieren wir, welche Kompetenzen erforderlich sind, um Ungewissheit zu bewältigen, und ziehen Parallelen zu „Raumschiff Enterprise“ als Modell für den Umgang mit dem Unbekannten.

Erfolg durch Eigeninitiative – Selbstwirksamkeit als Wegweiser

In dieser Episode erwartet Dich das Thema „Erfolg durch Eigeninitiative – Selbstwirksamkeit als Wegweiser“. Mein Gast Dr. Sven Haase, ein holistischer Organisationsentwickler und systemischer Coach, wird uns erklären, warum Selbstwirksamkeit im beruflichen Kontext so wichtig ist. Er sagt: „Es geht immer bei einem selbst los, bei allen Themen, die wir irgendwie machen.“ Sven wird uns zeigen, wie Selbstwirksamkeit nicht nur unsere Arbeit, sondern auch unser persönliches Leben positiv beeinflussen kann.

In dieser Episode erfährst du, wie du deine eigene Selbstwirksamkeit stärken und dadurch mehr Energie und Motivation in deinem Beruf gewinnen kannst. Sven betont: „Wie viel schöner ist es denn, wenn mir die Arbeit sogar noch Energie schenkt und ich dann von der Arbeit nach Hause gehen kann und total energetisiert und mit einer totalen Motivation auch meinem persönlichen Projekt noch nachgehen kann.“ Wir werden auch darüber sprechen, wie Unternehmen von selbstwirksamen Mitarbeitenden profitieren können und wie man einen holistischen Ansatz in der Organisationsentwicklung umsetzen kann. Ich wünsche dir viel Spaß und inspirierende Eindrücke bei dieser Episode. Los geht’s!

Unternehmen brauchen keine Organisationsentwicklung!?

In dieser Episode von „Business Akupunktur“ spreche ich mit Carolin Fiechter über das Thema Organisationsentwicklung und Value Management. Carolin, als erfahrene Organisationsgestalterin, teilt ihre Einsichten über den Wandel von Kostenmanagement zu Value Management und betont, wie wichtig es ist, Organisationen gezielt zu gestalten und die Entwicklung bewusst zu steuern. Sie erklärt, dass Organisationen sich ständig weiterentwickeln und dass es keinen festen Endzustand gibt, sondern dass sie sich kontinuierlich anpassen und verändern müssen.

Ausbildung endlich neu denken

Diese Episode beschäftigt sich mit den Herausforderungen und Chancen der Ausbildung in deutschen Unternehmen. Die Gästin Kristin Stein ist Pädagogin, Lernbegleiterin, Beraterin und Coach. Sie setzt sich für Veränderung und Entwicklung in der Ausbildung ein. Sie erklärt, warum viele AusbilderInnen überfordert sind, wie man Ausbildungsmethoden modernisieren kann und wie man Auszubildende motiviert und fördert. Sie bietet zusammen mit ihrer Kollegin Aenne Holz eine Weiterbildungsreihe für Ausbilderinnen an, die aus acht Modulen besteht, die online und interaktiv gestaltet sind. Die Themen reichen von Ausbildungsordnung und Lernzielen über Feedback und Konfliktmanagement bis hin zu gesetzlichen Grundlagen und Mediation. Die Episode bietet wertvolle Einblicke und praktische Tipps, die zur Verbesserung der Ausbildungsqualität beitragen können.

Agilität ist tot! Lang lebe Agilität!

Ich spreche in dieser Episode mit Jan Fischbach, einem erfahrenen Scrum-Trainer und Berater, über Agilität und Scrum. Wir diskutieren die historischen Wurzeln von Scrum, wie es von Toyota und anderen Unternehmen beeinflusst wurde und wie Scrum dazu beitragen kann, Produkte zu verbessern, mit Komplexität umzugehen und sich kontinuierlich zu verändern. Unser Gespräch basiert auf vielen Blogbeiträgen von Jan, deswegen lege ich Dir diese Episode besonders an Herz!

Worüber sprechen wir? Hier ein paar Fragen, auf die Du Antworten erhältst:

  • Wie sind Scrum und Agilität entstanden?
  • Was ist der Unterschied zwischen Scrum Mastern und Agile Coaches?
  • Warum werden gerade viele Scrum Master entlassen?
  • Was hat Jan Fischbach von Jeff Sutherland, einem der beiden Autoren des Scrum Guide gelernt?
  • Welche Tipps und Ressourcen kannst du nutzen, um mehr zu lernen?

Silodenken nervt total! Oder?

In dieser Episode des Podcasts Business Akupunktur spreche ich mit Christina Grubendorfer, einer Organisationsberaterin und Autorin, über das Thema Silo-Denken. Wir klären, warum Silo-Denken eine natürliche und funktionale Folge der Arbeitsteilung ist und welche Vorteile es für die Fachlichkeit, die Zugehörigkeit und die Zielerreichung hat. Wir diskutieren auch, wie man mit den Nachteilen des Silo-Denkens umgehen kann, indem man übergeordnete Ziele und Zwecke definiert, die Zusammenarbeit über die Bereiche hinweg fördert und andere Perspektiven einbezieht. Wir betonen, dass man sich immer fragen sollte, was das eigentliche Problem ist, das man lösen will, bevor man das Silo-Denken als Erklärung oder Feindbild verwendet.

Kollegiale Organisation – Wie geht das?

Diese Podcastepisode beschäftigt sich mit dem Organisationsmodell der Arineo GmbH, das auf vier Dimensionen der verteilten Führungsarbeit basiert. Meine beiden Gäste Verena Heyn und Ralf Mackowiak erklären, wie sie das Modell partizipativ mit den Mitarbeitenden entwickelt haben und welche Vorteile es für die Zusammenarbeit, die Kundenbindung und die Mitarbeiterzufriedenheit bietet. Sie erläutern auch, wie sie neue Mitarbeitende in die kollegiale Organisation einbinden und wie sie mit Herausforderungen wie Selbstorganisation, Kommunikation und Verantwortung umgehen. Die Episode bietet einen spannenden Einblick in eine alternative Form der Organisationsgestaltung, die auf Stärkenorientierung, Flexibilität und Vertrauen beruht.

Psychologische Sicherheit – Was steckt dahinter?

In dieser Episode diskutiere ich mit Insa Meier über das wichtige Thema der psychologischen Sicherheit am Arbeitsplatz. Psychologische Sicherheit ist der Glaube oder das Vertrauen, dass man nicht bestraft oder gedemütigt wird, wenn man in einem Team oder in einer Gruppe von Menschen Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler äußert oder zugibt. Wir sprechen über die Bedeutung von Fehlerkultur, offener Kommunikation und konstruktivem Feedback in Teams und klären die Rolle von retrospektiven Meetings wie Scrum-Retrospektiven, um die Zusammenarbeit zu reflektieren und zu verbessern. Insa und ich sprechen auch über die Bedeutung von klaren Kommunikationsstrukturen, wie dem Stellen von klärenden Fragen und dem Schaffen von Raum für offenen Austausch.

Führung im Tandem – Wie soll das gehen?

Zitat Jenny Pfeifer

„Es geht um die Idee, dass eben nicht mehr im klassischen Sinne eine Person alleine entweder Personen oder ein Thema führt, sondern dass das auf mehreren Schultern liegen kann und in diesem Fall eben im Tandem also bei zwei Personen geteilte Verantwortung liegt.“

Zitat Jenny Pfeifer

„Ich glaube, dass es ein bisschen jetzt noch mal einen Aufschwung erlebt hat oder mehr Awareness quasi durch die ganze Bewegung New Work und flexibleres Arbeiten.“

Zitat Jenny Pfeifer

„Ich glaube, es bietet für sehr, sehr viele Menschen einen Vorteil, Führung zu zweit anzubieten und macht den Arbeitsmarkt einfach offener für alle möglichen Lebensumstände und das finde ich schön und deswegen hoffe ich, dass das Konzept auch immer weiter wächst.“

Zitat Jenny Pfeifer

„Ich glaube, das ist auch eine Herausforderung oder eine der Voraussetzungen, wollte ich sagen, im Hiring, also wenn man sich darum bemüht, ein Tandem einzustellen oder vielleicht eine Tandempartnerin, ein Tandempartner zu finden zu einer schon vorhandenen Person, geht es, glaube ich, darum, wirklich zu gucken, sind beide in der Lage, sich gut selbst alleine zu strukturieren, aber auch zusammen.“

Zitat Jenny Pfeifer

„Ich glaube, das ist eine gute Möglichkeit für jemanden, der da vielleicht noch unsicher ist, aber wo mindestens genug Leute um diese Person herum erkennen oder sagen würden, wir glauben, du passt supergut in eine Führungsrolle und das auch zu zweit.“

Superpower Facilitation

Zitate Jacob Chromy

„[Facilitation] macht es möglich, dass eine Gruppe von Menschen in einem Prozess gut zusammenkommen kann, gut zusammenarbeiten kann und gemeinsam gut zu Ergebnissen kommen kann.“

Zitate Jacob Chromy

„Schmerz hat mich angetrieben. In meiner früheren Rolle war ich Konzepter in einer Digitalagentur und ich habe Konzepte entwickelt und diese Konzepte hab ich dann vorgestellt und dann bin ich immer auf Widerstand gestoßen.“

Zitate Jacob Chromy

„Also, es braucht einen Einstieg. Dann haben wir den eigentlichen Mittelteil. Was wollen wir denn eigentlich? Wollen wir informieren? Wollen wir diskutieren, wollen wir was entscheiden, wollen wir Ideen entwickeln, wollen wir Perspektiven hören. Vielen ist gar nicht klar, was sie eigentlich wollen. Und je nachdem, was sie wollen, braucht es natürlich unterschiedliche Methoden.“

Zitate Jacob Chromy

„Also, diese Dreiteilung, Einstieg, Mittelteil, Ausstieg, paar Grundmethoden. Check-in, Schreiben statt Reden, Kleingruppenarbeit, Blitzlichter, Stimmungsbilder abfragen, Anonymität gewährleisten, ein paar Biases, also kognitive Biases aushebeln. Und das, glaube ich, diese Grundlage kann jeder lernen.“

Zitate Jacob Chromy

„[…] weil ich glaube, das Coach-Coachee-Verhältnis besteht aus einer Freiwilligkeit. Und ich kann mir meinen Coach, wenn mein Chef jetzt mein Coach ist und ich finde ihn als Coach nicht gut, werde ich ihn nicht los. Auf dem freien Markt kann ich mir einen anderen Coach suchen, aber wenn ich jetzt zwangsgecoacht werde, ich weiß nicht, ob das dieser Grundidee des Coachings und der Haltung, die da drinsteckt. Deswegen glaube ich nicht, dass Führungskräfte Coaches sein sollten. Was Führungskräfte aber aus dem Coachingbereich lernen können, ist vielleicht eine fragende Haltung.“

Ausbildung endlich neu denken

Ausbildung endlich neu denken

Titelbild Podcast Business Akupunktur

Kristin Stein über das deutsche Schulsystem

Das Schulsystem ist eben auch nicht angepasst auf diese neuen Arbeitswelten und die Jugendlichen und jungen Menschen kommen mit einer anderen Bildung ins Unternehmen.

Kristin Stein über ihre Art der Wissensvermittlung

Bei mir wird also bestenfalls jedenfalls nicht konsumiert, sondern jeder wird beteiligt, sodass er aktiv am Lernprozess auch dabei ist. […] Ich mache die Dinge scheinbar wirklich anders als andere und anders als viele es auch gewohnt sind.

Kristin Stein über die Notwendigkeit moderner Wissensvermittlung

Für mich ist das wichtig, weil ich einen ganz großen Schwerpunkt auf das Thema gehirngerechtes Lernen lege, weil nur dadurch kann ich Veränderungen wirklich anstoßen.

Kristin Stein über schlechte Erfahrungen in der Ausbildung

Ganz häufig erlebe ich tatsächlich, dass junge Auszubildende nach der Ausbildung nicht nur die Firma verlassen, sondern die ganze Branche.

Zusammenfassung

Diese Episode beschäftigt sich mit den Herausforderungen und Chancen der Ausbildung in deutschen Unternehmen. Die Gästin Kristin Stein ist Pädagogin, Lernbegleiterin, Beraterin und Coach. Sie setzt sich für Veränderung und Entwicklung in der Ausbildung ein. Sie erklärt, warum viele AusbilderInnen überfordert sind, wie man Ausbildungsmethoden modernisieren kann und wie man Auszubildende motiviert und fördert. Sie bietet zusammen mit ihrer Kollegin Aenne Holz eine Weiterbildungsreihe für Ausbilderinnen an, die aus acht Modulen besteht, die online und interaktiv gestaltet sind. Die Themen reichen von Ausbildungsordnung und Lernzielen über Feedback und Konfliktmanagement bis hin zu gesetzlichen Grundlagen und Mediation.
Die Episode bietet wertvolle Einblicke und praktische Tipps, die zur Verbesserung der Ausbildungsqualität beitragen können:

  • AusbilderInnen können neue Perspektiven und Methoden zur Modernisierung der Ausbildungsmethoden kennenlernen.
  • PersonalentwicklerInnen können von den diskutierten Themen wie Feedback, Konfliktmanagement und Mediation profitieren und für die Entwicklung und Förderung von Auszubildenden nutzen.
  • Führungskräfte, die in der Teamentwicklung, Führungskräfte- und Organisationsentwicklung tätig sind, können von den Erfahrungen und Ansätzen von Kristin Stein aus der Praxis lernen.
  • Auszubildende können Einblicke gewinnen, wie eine moderne und gehirngerechte Ausbildung aussehen kann und wie sie selbst aktiv am Lernprozess teilnehmen können.
  • Entscheidungsträger können verstehen, wie wichtig es ist, Ausbildung neu zu denken und welche Vorteile eine moderne Ausbildung für das Unternehmen und die Branche haben kann.

Transkript der Episode

​Dierk

Hallo und herzlich willkommen zur 32. Episode des Business Akupunktur Podcast mit dem Titel Ausbildung endlich neu denken. Ich freue mich auf dieses Thema und mein Gast Kristin Stein. Wie so häufig bin ich bei LinkedIn durch einen Blogbeitrag von Kristin auf dieses Thema und auf ihre Sichtweise aufmerksam geworden. Ich halte das Thema Ausbildung in deutschen Unternehmen für sehr wichtig und sehr interessant.

Persönlich habe ich immer häufiger auch Auszubildende in meinen Inhouse Trainings sitzen. Deswegen bin ich da sehr gespannt, was Kristin heute dazu berichten mag und was wir dazu eben austauschen. Insbesondere bei kleineren Service Providern zeigt es mir, dass Auszubildende ernst genommen werden und früher Verantwortung übernehmen oder früher in Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse eingebunden werden. Also ich glaube, dass das Thema Ausbildung einfach früher oder anders gesehen wird und das Ausbildende früher eingebunden werden. Das ist meine Sicht. Kristin hat vielleicht andere Erfahrungen. Da gucken wir gleich mal. Kristin Stein ist Pädagogin, Lernbegleiterin, Beraterin und Coach. Ihre Themen sind vielfältig, denn sie selbst ist auch vielfältig interessiert. Sie brennt für Veränderung und Entwicklung, denn als Pädagogin und Personalerin interessiert sie der Mensch und seine Fähigkeiten schon immer.

Ihre Aufgabe ist es, Menschen auf einem Weg zu begleiten, denn Psychologie und Pädagogik, also warum, wie und wodurch, bedingen sich gegenseitig. Mit ihren Erfahrungen aus vielen Workshops, Seminaren und Weiterbildungen arbeitet sie in den verschiedensten Themenbereichen, wie unter anderem Teamentwicklung, Führungskräfteentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung, Train the Trainer und Ausbilderinnen Kurse und Organisationsentwicklung.

Hallo Kristin, herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit. Habe ich bei deiner Vorstellung etwas vergessen?

Kristin

Hallo Dierk, danke für die tolle Vorstellung. Das war, glaube ich, schon ein ganz gutes Intro. Vielleicht nur noch eins, weil ich das Wort einfach immer wieder mag und nutze. Ich habe tatsächlich einen so einen Begriff für mich entdeckt, der alles miteinander vereint und das ist das Wort anders. Denn das wird mir auch immer wieder bescheinigt in allen Formaten, die ich so mache. Ich mache die Dinge scheinbar wirklich anders als andere und anders als viele es auch gewohnt sind.

Ich halte zum Beispiel keine PowerPoint-Vorträge oder langweilige Seminare, sondern bei mir gibt es immer ganz viel Interaktion oder Aktivität. Für mich ist das wichtig, weil ich einen ganz großen Schwerpunkt auf das Thema gehirngerechtes Lernen lege, weil nur dadurch kann ich Veränderungen wirklich anstoßen. Und das braucht eben Diskurs, Reflektionen und einen Erfahrungsaustausch.

Bei mir wird also bestenfalls jedenfalls nicht konsumiert, sondern jeder wird beteiligt, sodass er aktiv am Lernprozess auch dabei ist.

Dierk

Und das war ja auch der Grund, weswegen ich dir bei LinkedIn und sonst wo folge und mich dann gerne auch jetzt heute mit dir zu dem Thema austausche. Sehr schön. Meinen Gästen stelle ich zum Einstieg immer die Frage, was hast du gedacht, als du zum ersten Mal den Titel Business Akupunktur dieses Podcast gehört hast?

Kristin

Fairerweise muss ich gestehen, ich habe gar nicht Akupunktur gelesen, das liegt ein bisschen an mir, weil ich die meisten Texte nur scanne und nicht richtig lese. Ich habe Architektur gelesen beim allerersten Mal und habe gedacht, ach, was für ein schöner Titel, weil ich beschäftige mich ja mit auch Trainingsdesign und Architektur hat ja für mich auch was mit Design zu tun und demnach, dachte ich ursprünglich,

Es geht also um das Designen und Entwickeln, Gestalten von Business, von Unternehmen, von Unternehmenskultur und fand den einfach toll, den Titel, bis ich irgendwann gelesen habe. Ach verdammt, es geht ja um Akupunktur. Und dann war ich ehrlich gesagt sehr neugierig, weil den Bogen mit den kleinen Nadelstichen, den habe ich sozusagen nicht von allein gemacht. Den musste ich mir erst anhören bei dir.

Dierk

Okay, gut, sehr schön. Wir haben ja den Titel Ausbildung endlich neu denken. Zum Ende kommen wir sicherlich auf den Punkt nicht nur neu denken, sondern auch umsetzen. Da haben wir den Titel ja bewusst so gewählt, dass wir so einen kleinen Einstieg haben. Aber wie gesagt, für alle die, die jetzt überlegen, ob sie weiter zuhören, wir kommen nicht nur über das Denken, wir kommen auch ins Umsetzen. Also da kommen auch Umsetzungstipps oder praktische Tipps.

Lass uns anfangen mit dem Thema, was ich in meiner Einleitung schon ein bisschen angesprochen habe. Wie wird Ausbildung gesehen? Wir kennen alle den Spruch, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Auszubildende sind billige Mitarbeiter. Die kosten eigentlich nur. Die Jugend von heute will auch gar nicht mehr arbeiten. Die wollen gleich ein tolles Auto fahren und sind den ganzen Tag am Handy. Also vielleicht kannst du mal deine Sicht auf das Thema Ausbildung in deutschen Unternehmen wiedergeben.

Kristin

Ja, was jetzt die Hörerinnen nicht sehen konnten, war mein Augenrollen, weil das wirklich so Themen sind. Ganz ehrlich, die begegnen mir leider immer noch sehr, sehr häufig. Also in der Welt, in der ich unterwegs bin, in denen Unternehmen, ist das ganz häufig der Fall, das Auszubildende wirklich von oben herab angeschaut werden, behandelt werden, zum Teil alle sitzen müssen, obwohl die Unternehmenskultur ansonsten das Du anbietet und auch wirklich gescheucht und getrieben werden nach dem Motto, hat bei uns damals auch nicht geschadet, machen wir jetzt mit denen auch. Und das ist was, was ich wirklich ganz schrecklich finde. Also nicht nur, weil es jetzt einfach eine andere Arbeitswelt ist und sich die auch entwickelt, sondern weil ich es schon immer schrecklich finde, so Menschen zu behandeln. Und ich glaube auch nicht, dass das dazu beiträgt, dass wir in irgendeiner Form Menschen wirklich so entwickeln, dass sie auch noch Spaß haben dabei, dass sie in Zukunft in dieser Branche oder in dieser Firma bleiben wollen. Ganz häufig erlebe ich tatsächlich, dass junge Auszubildende nach der Ausbildung nicht nur die Firma verlassen, sondern die ganze Branche. Das sehe ich zumindest in vielen Branchen so.

Das mag in einigen nicht der Fall sein, aber in den Branchen, wo ich häufig unterwegs bin, ist das Gang und Gebe. Und was ich auch immer wieder erlebe, hatte ich gerade kürzlich in der Autowerkstatt, als ich mein Auto da hatte, dass der Inhaber gesagt hat, ja, er würde ja Auszubildende einstellen, aber die wollen ja alle nicht. Die wollen ja alle nicht arbeiten. Er hätte jemanden gehabt, den hätte er gern genommen, aber der wollte nur in Teilzeit ausgebildet werden. Das fand er ganz schrecklich und fürchterlich und das fand er ja also, wo soll er denn damit hinkommen?

Und dann dachte ich, okay, na ja, wenn wir halt nicht flexibel sind und uns auf die Bedürfnisse von jungen Menschen einlassen wollen, sondern immer noch mit der Denke rangehen, wieso? Ich hab doch hier was zu bieten und die wollen ja schließlich von mir Geld haben und eine Ausbildung kriegen. Dann, finde ich, kommen wir nicht zusammen. Und das ist was, was ich immer noch sehr stark wahrnehme.

Dierk

Interessant und auch für mich überraschend denn das worüber ich direkt gestolpert bin ist ja dein Link in Beitrag gewesen wo du euer Angebot dargestellt hast da kommen wir ja wie gesagt nachher noch mal zu weil das fand ich sehr sehr vielfältig sehr interessant und habe mir nur gedacht: ist das was besonderes, also aus meiner Sicht, in meiner Welt, nicht Werkstatt und auch nicht sonst woanders, sondern in der IT-Branche, insbesondere bei Kleidung und Service Provider erlebe ich eben das, die Auszubildenden sehr früh eingebunden werden, dass sie sehr früh auch Verantwortung übernehmen. Man kann sich jetzt streiten, ob das richtig ist, jemandem, der sozusagen die ersten drei Tage in der IT tätig ist, ob man den an den Helpdesk setzt, an den Servicedesk, also direkt in Kundenkontakt. Darüber kann man sich streiten oder dass das quasi zum Ausbildungsprogramm zu Anfang dazu gehört unter dem Motto, die sind noch nicht so ausgebildet. Jetzt setzen wir sie erst mal in den Service, also zum Kundenkontakt, würde ich auch nicht machen, das mal dahingestellt. Wie gesagt, in den Trainings habe ich häufig Auszubildende im zweiten, im dritten Lehrjahr. Ich weiß nicht, ob man das heute noch so sagt, also die stellen sich jedenfalls so vor. Und ich sage mir, okay, da so eine Person reinzusetzen, ist ja schon mal so eine Entscheidung, die man erst mal bewusst treffen muss. Weil man könnte ja auch sagen, der Trainer ist zwar sowieso da, also es gibt es keine Extrakosten, aber der arbeitet in der Zeit nicht. Also da ist meine Wahrnehmung, dass zumindest in diesen Betrieben die Sicht anders ist. Also vielleicht kann man da, was würdest du sagen, dass man das so als ein Branchenphänomen sehen kann oder wie willst du diesen Unterschied erklären?

Kristin

Na, das ist eine gute Frage. Das kann ich auch nicht abschließend beantworten. Ich könnte mir vorstellen, dass es in einigen Branchen auch anders gehandhabt wird. Aber ich finde, da bleiben wir mal bei dem Beispiel, die werden in den ersten paar Wochen, kriegen die Verantwortung, wenn wir es positiv formulieren. Wenn wir es negativ formulieren, werden sie ins kalte Wasser geschmissen. Und das finden ja auch immer noch einige gut. Auch diejenigen, die ins kalte Wasser geschmissen werden. Ich habe mich oft mit Menschen unterhalten, die gesagt, ja, ich wurde auch ins kalte Wasser geschmissen. Das war zwar hart, also kalt in dem Fall, aber ich habe mir auch ganz viel gelernt.

Das hängt ehrlich gesagt, finde ich, vom Konzept ab, wenn da ein Konzept hinter steckt. Also wenn ich mir wirklich Gedanken gemacht habe als Ausbilder oder Ausbilderin, warum ich das tue und was genau der Mensch dort lernen soll und was so ein Lernziel ist und wie die Methode in dem Moment heißt, dann würde ich sagen, okay, lass das mal machen. Ich bin ein großer Fan davon, Verantwortung zu übertragen, auch Eigenverantwortung zu übernehmen und mich nicht nur berieseln zu lassen. Auch auszubilden. Ich finde es wichtig, dass sie direkt gleich mitmachen und mitentscheiden von mir aus, mitgestalten dürfen. Wenn sie aber dafür nur da sind, dass sie einen Job machen, den sonst keiner macht und dann werden sie ins kalte Wasser geworfen. Also in Branchen wie zum Beispiel in der Hotellerie oder in der Gastrobe. In der Hotellerie kenne ich das sehr viel.

Da werden Auszubildende im ersten Lehrjahr, meistens schon nach ein paar Wochen, direkt an den Frontdesk gestellt und müssen dort Gäste einchecken und auschecken, bis hin zu, dass sie durchaus in Nachtschichten komplett alleine im Hotel unterwegs sind. Alles schon erlebt. Und das geht mir zu weit, weil das kann nicht mit einem guten Konzept zusammenhängen.

Dierk

Ja, wenn ich mal dein Beispiel bei deinem Bild aufgreife ins kalte Wasser schmeißen, würde ich sozusagen ergänzen auch klar. Also ich habe auch ich persönlich habe sehr früh auch Verantwortung übernommen. Da war ich schon ein bisschen älter. Ich hatte aber auch keine Berufserfahrung. Ich hatte sozusagen nur studiert. Aber ich bin begleitet worden. Das heißt, wenn ich jemanden ins kalte Wasser werfe, sollte ich mindestens wissen, ob er schwimmen kann, jetzt mal als Beispiel. Und sollte, wenn ich ihn dann schon reinwerfe, ihm assistieren, also dastehen, um ihn zu retten, falls er eben nicht schwimmen kann. Sprich, um auf dein Konzept abzugreifen oder abzuzielen sollte ich dann schauen, dass ich ihn unterstütze, abends frage, währenddessen frage, wie geht es dir damit, was hast du erlebt und so weiter, wo sind Fragen, dann ist das sicherlich okay und das ist auch das Konzept, von dem du wahrscheinlich sprichst, nämlich genau zu sagen, es ist nicht einfach, ach, jetzt ist er da, das muss ich ihn beschäftigen, sondern ich beschäftige mich intensiv mit ihm und mache das Ganze mit einer gewissen Zielsetzung.

Kristin

Ja genau, das ist genau das, was ich meine. Eine gute Vorbereitung auf den Einsatz, genauso wie die Nachbereitung, damit der Lerntransfer auch stattfinden kann. Das ist total wichtig und dafür braucht es eben ein Konzept. Ich, wie gesagt, habe nichts dagegen, den Azubis früh schon in die Verantwortung zu nehmen und ihnen gleich praktische Sachen machen zu lassen.

Das finde ich alles richtig, aber eben nicht ihn allein zu lassen und irgendwie darauf zu hoffen, naja, das wird schon irgendwie gehen, er wird das ja schon hinkriegen. Klar, in manchen Berufen ist das auch kein Hexenwerk. Also im Frontdesk zu stehen und einen Gast einzuchecken, ist echt kein Drama. Das kann man relativ schnell lernen, natürlich.

Aber die Frage ist, warum muss ich, also das ist der nächste Punkt, das erlebe ich leider auch immer wieder häufig in Gastro- und Hotelleries, zum Beispiel so, dass mit den Azubis komplett geplant wird. Das heißt, die kriegen einen Herzinfarkt, wenn die kein Azubi einstellen, weil ihnen fehlt eine Stelle. Das heißt, sie haben eine leere Stelle, mit der sie gerechnet haben. Da sind Azubis also nicht on top, sondern die brauchen irgendwie zehn Leute, um das Hotel zu schmeißen. Und von den zehn Leuten brauchen sie eben mindestens fünf Azubis. Und wenn die Stellen nicht besetzt werden, dann kriegen sie Atemnot. Und da hört es für mich auf, weil das hat mit Ausbildung nichts zu tun. Stimmt.

Dierk

Das stimmt. Noch einen anderen Begriff würde ich gerne aufgreifen von dem, was du vorhin gesagt hast. Du hast von der Arbeitswelt gesprochen, die heute ja anders ist. Und es ist ja letzten Endes nicht nur die Arbeitswelt, denn sie ist ja eingebunden in eine Welt. Also das, was drum herum ist, das können wir ja nicht ausklammern. Das heißt also, wenn wir jetzt sagen, das hat mir auch nicht geschadet, ins kalte Wasser geworfen zu werden, ist okay.

Aber meine Wahrnehmung ist, dass an vielen Stellen dieses Wasser sozusagen nicht nur kalt ist, sondern mittlerweile auch sozusagen sehr, wenn ich auf den Betrieb übertrage, sehr gut organisiert. Die Menschen, die da lange drin arbeiten, die haben ihren Standing, die wissen, wie das läuft. Aber die Menschen, die neu reinkommen, die müssen quasi von 0 auf 100 gehen und müssen so viel kennen und wissen, was früher nicht der Fall war, also auch da sehe ich eben unterschiede eben in der arbeitswelt und in dem was von draußen auf diese arbeitswelt einprasselt und wie diese menschen ankommen das muss man auch dazu sagen also es geht nicht nur um eine neue arbeitswelt es geht um eine welt die sich verändert hat und immer stärker auch noch immer schneller verändert

Kristin

Ja genau, die Anforderungen sind komplexer. Also viel, viel komplexer heute, weil wir einfach viel mehr Tools, viel mehr Systeme benutzen. Wir haben einen sehr viel schwierigeren Arbeitsablauf und das gilt, glaube ich, für alle Branchen. Also das sehe ich selbst in den großen Werken und Produktionsstädten, in denen ich unterwegs bin, dass eben dort die Anforderungen sehr viel größer sind. Da sind eben keine manuellen Tätigkeiten oder wenig manuelle Tätigkeiten noch gefordert, wo man irgendwie von rechts nach links irgendeinen Karton stapelt, sondern da muss man Maschinen bedienen, da muss man gucken, was mache ich mit der Maschine, wenn sie plötzlich ausfällt, wenn sie nicht das tut, was sie soll. Also selbst da sind die Anforderungen viel, viel schwieriger. Das ist der eine Punkt, da gebe ich dir absolut recht. Und der andere Punkt ist eben auch, wenn ich mir Schulen angucke und ich will nicht weiter rein ins Thema, weil ich rede mich in Rage bei dem Thema,

Das Schulsystem ist eben auch nicht angepasst auf diese neuen Arbeitswelten und die Jugendlichen und jungen Menschen kommen mit einer anderen Bildung ins Unternehmen, also mit einer ganz anderen Vorerfahrung und Vorprägung. Dazu kommt die Erziehung, die sie alle zu Hause genießen oder auch nicht genießen. Das heißt, wir haben eine ganz andere, also einen ganz anderen Status quo, mit dem die Menschen überhaupt in die Ausbildung reingehen. Und wenn wir davon ausgehen, ich kann ja einfach davon ausgehen, der Mensch kann schon dies und jenes und das hat er früher ja schließlich auch gekonnt. Und jetzt setzen wir irgendwo an einer Stelle an und wollen ihm was beibringen und stellen fest, da ist ein Riesenlücke, da ist ein Gap dazwischen. Dann wird in Anführungsstrichen nur gemeckert darüber, dass dieser Gap da ist. Es wird aber nichts dagegen getan. Also man kann dann meckern auf die Schulungen und sagen, ja die können ja alle nichts. Aber ich muss mich eben auch anpassen, so wie auch das Schulsystem sich anpassen muss, keine Frage.

Dierk

Ja, also ich glaube, die Diskussion über das Schulsystem, die fachen wir jetzt nicht an. Wir würden wahrscheinlich das gleiche Horn stoßen. Aber das, was du sagst, vielleicht noch eine kleine Ergänzung von mir. Ich weiß gar nicht, wer das neulich gesagt hat, der aber im Prinzip mir aus der Seele gesprochen hat. Die Unternehmen sagen, die Universitäten oder Schulen bereiten die Menschen nicht auf unsere Belange vor.

Die Universitäten sagen das Gleiche, die sagen, von der Schule kommen Menschen, die nicht vorbereitet sind auf die Universität oder auf jede Art von Studium. Und dann sag ich auch, ich kann darüber schimpfen, ich kann darüber meckern, aber das hilft mir an der Stelle nicht. Also nur kurzfristig, dass ich Dampf ablassen kann, aber langfristig nicht. Also insofern, deswegen auch heute auch diese Folge Ausbildung neu denken und wie gesagt nachher auch ein bisschen was umsetzen dann dazu.

Vielleicht da noch mal so ein bisschen was von der für die menschen die sich nicht mit ausbildung beschäftigt haben wie ich zum beispiel also muss ich gestehen ich bin direkt vom abit zum studium gegangen das war zu meiner zeit noch so ein richtig schöner einfacher weg würde ich heute auch anders machen egal wie ist lange zeit ausgebildet worden und wie wird heute auch noch ich sag mal so altertümlich ausgebildet

Kristin

Ja, ich kann da ganz gut aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich ja auch Vorbereitungskurse für die Ausbildereignungsprüfung mache. Und dort sitzen Menschen, die eben diesen Ausbilderschein brauchen, aus verschiedenen Gründen. Und die kommen aus unterschiedlichen Unternehmen, von großen Konzernen bis ganz kleinen, ich sag jetzt mal Buden, wo nur drei Leute drin sitzen. Und die berichten mir alle, wie Ausbildung bis hierhin stattgefunden hat, nämlich entweder durch ihre eigene Ausbildung geprägt oder weil es eben schon jemand anders im Unternehmen macht und dann

Gleichen wir nämlich ab mit dem, was es eigentlich braucht, um Ausbildung tatsächlich zu machen, weil die Anforderungen für den Ausbilderschein sind gar nicht so gering, mal abgesehen von der theoretischen Prüfung, wo man echt viel Wissen kennen muss sozusagen, weil es abgefragt wird, aber die praktische Prüfung ist eigentlich entscheidend. Und da stoßen wir eigentlich immer auf zwei große Punkte, nämlich, die haben sich noch nie darüber Gedanken gemacht, welche Methode es eigentlich braucht, um irgendwie auszubilden, Thema Pädagogik und Didaktik.

Das ist bei den allermeisten überhaupt ein Fremdwort, wenn es um Ausbildung geht, was mich erstaunt. Denn die große Schublade, sicher gibt es Ausnahmen, aber die meisten, mit denen ich spreche, bilden nach wie vor so aus, wie das schon immer gemacht wurde. Ich stelle mir den Azubi nebenan. Ich zeige dem, wie ich das mache. Der soll schön aufpassen und zugucken. Und dann übergebe ich ihm die Aufgabe und er soll es nachmachen und am besten noch ein paar mal üben. In der Theorie heißt das Vier-Stufen-Methode.

Ich habe vier Stufen, ich bereite irgendwas selber vor, ich mache es einmal vor, der Azubi macht es nach und dann soll er es üben. Und das ist eine ganz stumpfe und aus meiner Sicht veraltete Methode, weil die nämlich nicht dazu führt, dass der Azubi selbstständig denkt, selbstständig handelt und vielleicht seine eigenen Probleme lösen kann. Und das sollte eigentlich das Ziel einer Ausbildung sein. Die vollständige Handlungsfähigkeit bedeutet eben auch, Lösungen zu finden oder Entscheidungen zu treffen oder mit Problemen umzugehen. Sondern er macht ja nur nach, was ich ihm vormache.

Und das führt nicht dazu, dass er das langfristig beherrschen kann, also das er dann kennt, die Prozesse kennt, die Abläufe kennt oder weiß. Und was eigentlich noch viel schlimmer ist, ist es super langweilig. Der Azubi denkt, boah, jetzt muss ich das wieder nachmachen, was der vorgemacht hat. Das heißt, ich förde auch gar nicht die Motivation. Jetzt kommt also das, was viele beklagen. Ja, die Azubis sind ja alle, die haben ja keinen Bock mehr, die wollen ja nicht, die sind nicht motiviert.

Ja, das liegt eben auch unter anderem, ich will nicht sagen nur, aber auch an den langweiligen Methoden, die verwendet werden. Und die sind eben altmodisch. Also das ist was, was ich ganz extrem wahrnehme, dass da nicht drüber nachgedacht wird, ob es mal vielleicht neue Methoden gibt, ob es vielleicht auch neue Tools gibt, dass jemand mit IT-gestützten Systemen irgendwie gemmifizierte Aufgaben macht oder irgendwelche, ich sag mal, witzigen Übungen dazwischen einbaut, irgendwelche Quizzes nutzt oder generell das Thema Eigenverantwortung nach vorne setzt und eine ganze Projektlernphase zum Beispiel macht. Das gibt es relativ selten in der Ausbildung. Und das führt aber eher dann zu anderen, ja, Lernwegen und auch zu viel mehr Motivation beim Azubi.

Dierk

Das einfachste wäre ja zu fragen, wie würdest du das machen? Also bevor ich ihm jetzt stundenlang was vorerzähle, ihn erstmal zu aktivieren, sondern wie würdest du es denn machen? Also was siehst du hier überhaupt?

Kristin

Ja, genau. Und dann auch nicht nach der ersten Frage aufgeben, weil die meisten Jugendlichen, die ich kenne, mein Sohn selber wird jetzt 15, der zuckt natürlich in erster Linie erst mal mit den Schultern und sagt, weiß ich nicht. Klar, weil er keine Lust hat, sich anzustrengen. Aber wenn ich natürlich ein bisschen mehr nachfrage, ein bisschen tiefer nachfrage und vielleicht auch im Vorfeld schon mal überhaupt mit ihm erarbeite, wozu ist das jetzt gut, was wir daran machen, also seine intrinsische Motivation auch ein bisschen anpieke und sage, hey, könnte dich interessieren.

Dann fängt er an zu denken und dann kommt er ins Denken und dann wird das vielleicht auch sogar ein kritisches Denken, was ich ja auch eigentlich brauche, die vier Kernkompetenzen nur mal nebenbei erwähnt. Also all das findet so in der Ausbildung noch nicht statt. Jedenfalls eine große Schublade.

Dierk

Okay, also wir berichten jeweils aus unserer Welt, aus unserer Blase, die wir so wahrnehmen. Und insofern jeder der Zuhörenden, der Zuhörerinnen kann sicher überlegen, ob er sich da wiederfindet oder nicht. Gut, also du hast gesagt, es fehlen moderne Methoden. Es fehlen da wahrscheinlich auch entsprechende Ausbildungspläne, die das Ganze strukturieren würden, wenn sich der Betrieb, wenn Sie das Unternehmen sozusagen auf das besinnen würde, was du gerade gesagt hast.

Kristin

Ja, genau, das nehme ich zum nächsten Punkt. Beim Anmelden des Ausbildungsvertrages, jeden einzelnen Vertrag muss ich ja bei der zuständigen Stelle anmelden, muss ich eigentlich einen betrieblichen Ausbildungsplan einreichen. Und der betriebliche Ausbildungsplan wird normalerweise, nach dem Gesetz auch, geprüft von der zuständigen Stelle, ob der nun jetzt vorhanden ist und ob der auch vollständig ist. Im Idealfall prüfen die den, schicken das Ganze zurück und sagen, ja, unter Vorbehalt melden wir das hier an, aber bitte reichen Sie nochmal nach.

Und das allein machen schon relativ viele Unternehmen nicht. Die sitzen nämlich eben in meinen Ausbilderkursen und sagen dann, was haben wir noch nie gemacht? Hat auch noch nie einer sehen wollen. Steht aber im Gesetz, ist eigentlich Vorgabe. Und mit dem betrieblichen Ausbildungsplan ist eben nicht gemeint, den Ausbildungsrahmenplan abzutippen, den es eh per Ausbildungsordnung, also Gesetzgebung, schon gibt. Da steht nämlich nur ganz grob drin, der soll jetzt Marketing lernen, aber viel mehr steht nicht drin. Und bezogen auf meinen Arbeitsbereich steht erst recht nichts drin, weil

Das mache ich immer, das Beispiel auch in dem Kurs. Wenn ich in Mecklenburg-Vorpommern Einzelhandelskauffrau in einem Schuladen lerne oder in Hamburg Einzelhandelskauffrau in einem, weiß ich jetzt gar nicht, Klamottengeschäft, dann sind das zwei völlig unterschiedliche Dinge. Die Ausbildungsordnung ist aber die gleiche, weil Einzelhandelskauffrau ist eben Einzelhandelskauffrau. Was das in meinem Betrieb auf meinen Arbeitsplatz bezogen aber heißt,

Die Gedanken macht sich niemand. Das heißt, ich brauche einen betrieblichen Ausbildungsplan, in dem ich eben schaue, was konkret muss der denn oder die in meinem Betrieb lernen, in meinem Bereich mit den Produkten und den Dienstleistungsangeboten, die wir hier haben. Und dann kommt der nächste Punkt, in welcher Form wird das vermittelt? Wer genau vermittelt das? An welchem Ort wird es vermittelt? Mit welcher Methode wird es vermittelt? Welches Lernziel steckt da eigentlich dahinter? Und wie motiviere ich den dann während der ganzen Ausbildungseinheit?

Das ist ein Riesenaufwand, so einen Plan zu schreiben. Absolut. Das ist eine riesen, ich sag jetzt mal, Excel-Tapete. Mach ich aber ja im Zweifel auch nur einmal, kann ich ja dann als Blaupause nutzen für die nächsten Jahre, aber ist in der Regel nicht vorhanden. Gibt’s einfach nicht.

Da guckt jemand und sagt, ja, ich glaube, dem bringe ich jetzt mal das und jenes bei und das mache ich jetzt mal drei Jahre und im schlimmsten Fall falle ich zwischendurch aus, weil ich krank bin oder so was. Dann weiß jemand anderes, der das plötzlich übernehmen soll, ja auch gar nicht, was haben wir eigentlich schon gemacht und was müsste eigentlich noch gemacht werden. Was ich häufig auch erlebt, ist, dass die in größeren Unternehmen gehen, die ja dann in die unterschiedlichen Abteilungen.

Da gibt es dann mal einen Ausbildungsverantwortlichen oder jemand in der Personalabteilung, der hat vielleicht noch einen Überblick. In den einzelnen Abteilungen gibt es auch meistens, wenn es gut läuft, jemanden, der diesen Ausbildungsauftrag übernimmt. Der kriegt aber weder gesagt, was er genau eigentlich ausbilden soll in dieser einzelnen Abteilung, noch kriegt er irgendeine Qualifizierung in Bezug auf Didaktik oder Pädagogik. Da nimmt man einfach den, der, sagen wir mal, angenehm ist, mit anderen Menschen scheinbar gut umgehen kann.

Dierk

oder der der gar nichts anderes zu tun hat, was auch kein was auch nicht immer ein Pluspunkt ist. Also das nur mal am Rande. Ja, vielleicht klar doch ein kleiner Seitenhieb dann nicht gegen dich, sondern gegen die andere Branche, von der wir gesprochen haben, nämlich Lehrer und Lehrerinnen. Ich glaube, an vielen Stellen liegt das Problem nicht in den Schulen, sondern in den Kultusministerien. Und das ist auch das, was ich bei dir rausgehört habe. Die Menschen, die eine Verantwortung haben, die könnten diese Verantwortung ja nutzen, indem sie sagen, also dieser Plan

Zeig ihn, sonst genehmige ich nicht. Aber nein, auch da wird dann der einfache Weg gegangen. Und dann ist es ja auch immer einfach, auf die Unternehmen zu schimpfen und auf die Auszubildenden zu schimpfen. Aber wie gesagt, wir wollen das Ganze ja nicht vertiefen. Aber so ein kleiner Seitenhieb sollte schon mal erlaubt sein hier an der Stelle.

Kristin

Ja, genau, wir haben alle eine Verantwortung. Die müssen wir alle irgendwie wahrnehmen und das tun aber zu wenige. Das merke ich auch, genau. Und die lernen das jetzt in meinem Vorbereitungskurs für diesen Ausbilderschein, theoretisch, wie das alles funktioniert. Ich schreibe mit denen auch gemeinsam Konzepte für ihre Ausbildungseinheit, die sie in der praktischen Prüfung dann durchführen werden. Aber ich weiß von 80, 90 Prozent der Teilnehmenden, die machen das einmal, nämlich ausgerechnet nur für die Prüfung und die wissen, dass danach das niemand mehr anguckt und niemand mehr kontrolliert und das werden die nie wieder tun. Also so schlimm es ist, aber das ist die Realität.

Dierk

Ja, und meine große Tochter, jetzt bleiben wir doch im Lehrerinnenbereich hängen. Meine große Tochter ist ja Gymnasiallehrerin und die ist jetzt auf dem Weg in die Verbeamtung und die weiß auch ganz genau, das wird für sie kein Thema sein. Es gibt noch einmal einen Überprüfungsbesuch und dann weiß ich auch, dann ist sie für den Rest ihres Lebens, hat sie ihre Ruhe sozusagen.

Da mache ich mir bei ihr keine Sorgen, weil sie intrinsisch motiviert ist, da was zu machen. Aber wir alle kennen Lehrer, Lehrerinnen, die eben das genau auch sozusagen anstreben, dann ihr die Ruhe zu haben. Und auch da finde ich, sollte eine gewisse Überprüfung da sein. Und zwar nicht, um jemanden dann rauszuschmeißen, weil er den Job nicht gut kann, sondern um Sicherheit zu bieten und Qualität sicherzustellen. Und du hast es gesagt, da müssen Menschen ihre Verantwortung wahrnehmen, die ihn eigentlich obliegt.

Und wozu sie keine Lust oder auch vielleicht keine Zeit haben, keine Ahnung.

Kristin

und häufig überfordert sind. Ich würde mal da noch den Haken setzen, weil ich glaube, es sind, also was ich hier auf der Lebe sind, sind Menschen, die in Abteilungen sitzen, sagen wir jetzt mal Buchhaltung oder keine Ahnung, Controlling oder Verpackung oder was auch immer, die sollen Auszubildende ausbilden und die sozusagen entwickeln. Die haben aber selbst in dem Bereich keine Ausbildung bekommen. Den wird einfach ein Azubi hingesetzt, wird gesagt, hier, du machst das in Zukunft und fertig.

Die sind zum Teil einfach überfordert. Die wissen gar nicht, dass es noch andere Methoden gäbe und die wissen auch gar nicht, wie man in Azubi richtig motiviert oder wie man mit der jungen Generation von mir aus umgeht. Die meisten machen das aus dem Bauch heraus und die geben sich die größte Mühe bis zu dem Punkt, wo sie merken, sie kommen nicht weiter.

Und jetzt ist der entscheidende Moment, geben Sie auf und resignieren, passiert ziemlich häufig, weil Sie haben ziemlich viel Druck, müssen ja auch noch Ihren normalen Job schaffen. Und deswegen läuft es dann so, wie es läuft. Aber eigentlich sind Sie vor allem überfordert. Also viel mehr Unterstützung, viel mehr Begleitung, die würde ich mir wirklich wünschen an der Stelle.

Dierk

Sehr schön. Jetzt haben wir geschimpft und lamentiert und haben über Ausbildung neu denken gesprochen. Also das denke ich sollte rüber gekommen sein, dass viele Menschen mal drüber nachdenken sollten, die Ausbildung neu eben zu überdenken, drüber nachzudenken, das anders zu machen. Und ich habe ja gesagt, ich bin über einen Beitrag von dir bei LinkedIn quasi gestolpert und gesagt, hey, tolles Thema, tolle Idee, tolles Konzept. Und du bist ja auch in deiner Verantwortung, bist ja nicht nur am meckern, du hast ja auch was umgesetzt.

Es gibt eine Weiterbildungsreihe, die du entwickelt hast, mit ein paar Modulen. Und ich würde sagen, lass uns über diese Ausbildungsreihe sprechen, damit die Menschen, die das bis hier gehört haben, auch sagen können, hey, ich stimme Kristin zu, ich will was ändern, und wo und wie kann ich mich da informieren. Also insofern, erzähl mal ein bisschen was von deiner Weiterbildungsreise, nicht Reisereihe.

Kristin

Ja, genau. Wobei beides zutrifft. Ich finde auch, ich beschreibe das oft mit einer Reise. Das ist es am Ende, eine Entwicklungsreise auch. Ja, genau der Punkt. Ich wollte auch nicht immer meckern und wollte sagen, boah, ist das alles doof, sondern wollte eigentlich auch Unterstützung anbieten. Und jetzt kann man hingehen und kann sagen, ja, die Unternehmen müssten eigentlich ihre Ausbilderinnen sozusagen unterstützen.

Ich kann aber die anderen ja nicht ändern. Ich kann ja nur bei mir anfangen. Also haben wir gesagt, machen wir doch ein eigenes Angebot und bieten es mal an. Wir haben, ich habe das mit einer Kollegin gemeinsam gemacht, auch im Auftrag einer Akademie, für die wir arbeiten, für die wir auch die Ausbilderkurse machen, haben gesagt, wir lassen es doch mal zusammen stricken, was braucht es für uns, wenn die den Ausbilderschein haben und auch schon vielleicht ein bisschen Erfahrung gesammelt haben in dem Bereich oder direkt nach dem Ausbilderschein schon gemerkt haben, boah, ich brauche echt noch Hilfe und Unterstützung.

Ich möchte noch ein bisschen mehr lernen und ich will was verändern oder entwickeln. Dafür gibt es acht Module, die wir im Moment anbieten. Alle sind erstmal im Live-Online-Konzept. Also vier Stunden alle zwei bis drei Wochen gibt es ein Modul. Das hat natürlich unterschiedliche Gründe. Zum einen, weil wir möglich machen wollen, dass man es an jedem Ort machen kann, nicht lange anreisen muss und Ähnliches. Außerdem, und das ist mir immer wichtig, zwischen den Modulen braucht es einfach Zeit, um das auch auszuprobieren, anzuwenden und mit den Erfahrungen wieder ins nächste Modul zu kommen, gegebenenfalls Fragen zu stellen. Weil was ich an Weiterbildung generell nicht mag, ist, wenn ich den Lernenden sozusagen „vollschütte“ mit Information und Wissen und dann geht er zurück in seinen Alltag und niemand hilft ihm mehr, das irgendwie anzuwenden. Deswegen mag ich eigentlich generell mit Modulen arbeiten, weil ich möchte auch meine Lernenden unterstützen und begleiten.

Diese acht Module sind ein bisschen aufeinander aufgebaut. Das erste ist, da geht es generell um das Thema Ausbildung. Was ist eigentlich heute anders in der Ausbildung? Warum müssen wir Ausbildung anders machen? Was ist mit den anderen Generationen, mit den nachfolgenden Generationen? Was brauchen die eigentlich genau und worauf muss ich mich konzentrieren als Ausbilder?

Zweite Modul, da geht es um die Ausbildungsordnung, die ohnehin ja auch regelmäßig neu gestaltet wird. Also alle paar Jahre, ich bezweifle, dass das die Menschen wissen, auch wenn sie immer eine aktuelle Version im Unternehmen haben müssten, muss man sie ja dann auch noch lesen. Aber vor allem, was mache ich eigentlich mit dieser Ausbildungsordnung und wie gestalte ich zum Beispiel den betrieblichen Ausbildungsplan? Das ist ein ganz wichtiges Modul, weil das eben oft übersprungen wird. Also wie leite ich eigentlich die betrieblichen Anforderungen da ab und wie mache ich jetzt einen sinnvollen Ablauf? Also wir designen eigentlich die Ausbildung.

oder wir helfen dabei in dem Modul. Das nächste ist dann das Thema Lernziel, Lernzielbereiche. Wie formuliere ich überhaupt Lernziele? Wie plane ich denn so eine Leereinheit entsprechend dieser Lernziele? Das ist auch so ein Thema, das kennst du bestimmt auch aus deiner täglichen Arbeit. Mir fehlt häufig ein Ziel. Also ich werde für irgendwas angefragt. Machen Sie doch mal den Workshop oder dieses Training oder die Weiterbildung. Und dann frage ich oft, okay, und wozu? Warum? Wohin wollen wir denn damit gehen? Was soll denn erreicht werden?

Na, gucken mich alle mit großen Augen an. Du wirst es in der Ausbildung auch. Da wird nicht über Lernziele nachgedacht. Außer das große Lernziel am Ende, der soll jetzt ja eine Prüfung bestehen.

Dierk

Prüfungen auch ein tolles Thema.

Kristin

Ja, gruselig, genau, aber darauf läuft es hinaus und da geht es nicht um das Lernziel übrigens betriebliche Handlungsfähigkeit erreichen oder das wäre eigentlich das Hauptziel einer Ausbildung. Aber die Frage ist auch, dieses einzelne Lernziel, wenn ich jetzt, sagen wir mal, ich will Ihnen beibringen, wie man eine Pullover richtig zusammenlegt und es ins Regal packt. Theoretisch. Da steckt ja ein Lernziel hinter. Was genau ist denn das Lernziel? Was soll er denn erreicht haben? Was soll er gelernt haben am Ende dieser kleinen Lehr-Einheit? Und da braucht es richtige Formulierungen für so ein Lernziel. Smart, sage ich nur an der Stelle, aber da gibt es ja auch noch andere Methoden.

Dierk

Was ich interessant finde, dass diese Problematik, die du gerade beschrieben hast und die ich ja dann auch mit dem Thema Prüfung bei mir genauso eben wahrnehme, ist eben, warum mache ich das? Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Unternehmen Prüfungen haben wollen, mancher meine Wahrnehmung ist oder also Zertifizierungsprüfungen. Obwohl ich daran verdiene, empfehle ich es nicht zu machen, weil das allein schon eine ganz andere Stimmung in dem Training macht. Das Training ist das Gleiche quasi von den Inhalten. Aber die Frage ist das prüfungsrelevant, die entfällt, weil wir keine Prüfung machen. Also auch da finde ich interessant, dass diese Problematik, die ich sehe, auch an anderer Stelle vorliegt.

Was würdest du den Unternehmen empfehlen, wenn du jetzt, also ich sag immer man braucht die Prüfung nicht und die sagen aber wie können wir denn kontrollieren, ob die dabei sind und aufpassen? Was wäre deine Antwort?

Kristin

Ach, ich finde ja schon das Thema Kontrolle ganz schwierig. Da tue ich mich ja schon schwer. Warum muss ich das überhaupt kontrollieren? Also im besten Fall ist doch der Azubi oder der Teilnehmer in den Kursen von innen heraus so motiviert, dass er einfach Bock darauf hat, dass er Lust hat und das lernen will. Das heißt also, er braucht erst mal ein klares Ziel wieder vor Augen, wo er eigentlich selber damit hin will.

und was er damit erreichen will, dann bin ich ja schon mal selbst motiviert und dann habe ich auch Lust dazu und dann brauche ich auch nichts mehr kontrollieren, in dem Fall. Anders auch das Thema Motivation generell, wenn ich, also ich erlebe eben häufig auch im Weiterbildungskontext, dass Teilnehmende geschickt werden. Die sollen jetzt mal eine Schulung machen, dann werden die halt geschickt, die wissen gar nicht warum, sie wissen auch nicht, was sie lernen sollen und sie wissen auch nicht, wie groß der Gap ist zwischen dem, was sie können und was sie lernen sollen. Also all das wird vorher meistens nicht besprochen. Also in meinem Fall meine Blase 99 Prozent. So kommen die Teilnehmenden. Dass die dann kontrolliert werden müssen, weil sie auch schließlich geschickt wurden, dass sie das eigentlich lernen sollen, das kann ich verstehen. Aber wenn ein Teilnehmer zum Beispiel nach einem Feedback-Gespräch mit seiner Führungskraft weiß, oh, ich bin echt schon ganz gut in den und den und den Dingen, aber hier und da bin ich noch nicht gut genug oder da merke ich, dass ich immer wieder an meine Grenzen stoße. Ich hätte gerne dazu eine Weiterbildung oder ein Seminar, dann gehe ich doch ganz anders motiviert ran und da braucht mich meine Führungskraft auch nicht mehr kontrollieren, ob ich teilnehme. So. Und das ist das Gleiche in der Ausbildung.

Dierk

Richtig. Ja, und meine Antwort auf diese Fragen wäre im Prinzip zwei. Die erste direkt auf das, was du gerade gesagt hast.

Die Führungskraft, die jemanden hinschickt, sollte sich mindestens nachher Zeit nehmen und fragen, was da passiert ist. Nicht als Stopp, nicht was passiert ist, sondern was der oder diejenige gelernt hat, was sie mitgenommen hat, ob das hilfreich war und zwar auch nicht eben als Kontrolle. Ich will mal gucken, ob du da warst und ob du aufgepasst hast, sondern einfach was hast du daraus gelernt und das in den Dialog packen. Das ist das Mindeste, was ich empfehlen würde. Was ich an anderer Stelle häufiger empfehle, ist, dass das

noch einen schritt zurück häufig ist es ja auch ein jahresziel also in meiner branche wird viel mit jahreszielen gearbeitet und dann dann ist das jahresziel eine schulung zu besuchen wunderschön ja das ist ja eigentlich kein ziel das ist ja eine maßnahme weil eben nicht geklärt wird warum überhaupt und das wenn man da so einen kleinen ansatz bringt dann würde ich ihm empfehlen dass derjenige seinen kollegen seinen kolleginnen von dieser schulung berichtet also quasi repetiert, wiederholt und sagt, was ihm gefallen hat, was ihm nicht gefallen hat. Also im Prinzip fachliches und inhaltliches Wiedergeben und retrospektive Betrachtung. Das ist ja schon mal ein wichtiger Punkt, weil dann setzt man sich damit automatisch auseinander und man arbeitet es nochmal auf. Also das vielleicht so meine Erfahrung in dem Umfeld, dass man wirklich das Ergebnis der Schulung ist, nicht das Zertifikat oder dass das jemand da war, sondern dass der das wiedergeben kann, weitergeben kann und darüber reflektiert.

Kristin

Ja, und ausprobieren und anwenden darf und gleichzeitig Fehler machen darf. Also eine Führungskraft sollte sich nicht nur dafür interessieren, was gelernt wurde, sondern auch, wie sie unterstützen kann, dass das auch eingesetzt werden kann. Ich habe häufig die, ich sage jetzt mal, ja, wie sage ich es, stumpfe Erkenntnis am Ende von Trainings, dass die Teilnehmenden da sitzen und sagen, ja, das war echt alles ganz super und das würden wir auch alles gerne so umsetzen und das wäre auch echt großartig. Aber bei uns geht das nicht.

Da stimmt natürlich nur die Hälfte von, das ist mir schon klar, weil der Aufwand ist relativ groß, also sage ich erst mal, das geht nicht und so. Aber ja, wenn ich nicht begleitet werde dabei, das Neugelernte auszuprobieren und anzuwenden und vielleicht einfach mal sich jemanden dafür interessieren, sei, du warst jetzt beim Kurs XY, das ist ja cool, was machen wir jetzt damit und wie können wir das anwenden und kannst du uns das nicht nur erklären, sondern können wir jetzt vielleicht auch ein Projekt in die Richtung machen.

Oder kannst du hier als Experte fungieren und als Ansprechpartner fürs Unternehmen? Kannst du deinen anderen Kollegen mehr davon berichten und so weiter? Dann habe ich ja eine ganz andere, genau, eine ganz andere Motivation damit geschaffen. Ja.

Dierk

Ja, einer meiner am meist gelesensten Blogbeiträge ist, hat den Titel: „Ich wollte, wir könnten etwas davon umsetzen.“ Und das ist das Zitat eines Trainingsteilnehmers. Genau wie du auch gerade gesagt hast. Ich glaube, das Zitat ist auch schon acht Jahre alt, aber es gibt immer noch Menschen, die über diesen Blockbeitrag quasi stolpern und sagen, hey Dierk, das, was du da geschrieben hast, ist genau das, was wir eigentlich wollen. Wir wollen nicht eine stumpfsinnige Schulung, sondern wir wollen wirklich, dass da ein Training ist, was uns Wissen vermittelt, aber was uns einfach auch dann auf Zeit danach quasi vorbereitet, was uns praxisrelevantes, umsetzungsrelevantes Wissen vermittelt.

Kristin

Ja, die Ausbildung, um daran mal zurückzukommen, hat allerdings einen Vorteil gegenüber den Seminaren, von denen wir gerade sprechen. Die findet in der Regel ja am Arbeitsplatz statt und arbeitsplatzbegleitend, ganz häufig zumindest. Ganz wenige Sachen werden in so Schulungsräumen dann vermittelt für die Azubis. Die meisten Sachen finden am Arbeitsplatz statt und in der Regel ja auch im Kontext von der Umsetzung.

Da kommt jetzt ein Kunde in den Laden und ich soll jetzt die Retour anlegen in der Kasse und genau das wird mir in dem Moment vielleicht auch beigebracht. Das hat schon den Vorteil, dass es zumindest viel praxisnäher ist, als wenn wir in Schulungsräumen sitzen und erst mal über Theorie und Übung sprechen, als über Realität.

Das ist schon ein großer Vorteil, aber das heißt eben auch, dass ich eben nicht warte, bis der Kunde kommt, der irgendwann eine Retour hat und dann sage, ah super, das mache ich jetzt gleich mit meinem Azubi, losgelöst aus irgendwelchen Konzepten und wieder ohne irgendeine Methode, sondern nur weil es gerade passt zufällig. Aber genau, beide Seiten muss man sich halt angucken.

Die Idee wäre doch eher, und jetzt komme ich zum vierten Modul aus dieser Reihe, mir eine gute Ausbildungsmethode zu überlegen, wie bringe ich dem jetzt so eine Retour bei? Und zwar nicht, indem ich warte, bis der Kunde kommt und dann ich ihn ins kalte Wasser schmeiße, sondern eben, wie kann ich Auszubildenden zentriert, also gehirngerechtes Lernen einsetzen? Welche Methode macht dann Sinn? Wie kann ich das umsetzen, dass der das lernt? Und dann wenn er es gelernt hat, vielleicht auch noch ein-, zweimal geübt hat, dann ist er es in der Praxis anwenden und sagt, hey, guck mal, jetzt haben wir hier zwei Tage lang geübt, wie man es mit den Retouren macht, guck mal, zufällig kommt jetzt ein Kunde, dann probier doch mal, ob du das hinkriegst, ich stehe daneben, wenn du Hilfe brauchst, dann fragst du mich was als Beispiel.

Dierk

Ja, ja, okay. Ja, Modul 4 und was ich bei dem Modul 4 interessant finde, ist so der eine Punkt, wie man unterschiedliche Lehrjahre miteinander kombinieren kann, weil auch das finde ich eine interessante Idee. Wir trennen ja von Anfang an 1. Klasse, 2. Klasse, 3. Klasse

Früher in der Volksschule waren die teilweise alle zusammen. Es gibt sicherlich auch Nachteile, aber ich glaube, ein Vorteil war, dass man das einfach übergreifend gemacht hat und man lernt ja viel mehr durch das Erklären für andere, als es sich nur anzuhören. Kannst du dazu noch ein bisschen was sagen? Wie stark geht ihr darauf ein?

Kristin

Genau. Ja, genau. Lernen durch Lehren ist der eine Ansatz, ist eine Methode, die wichtig ist und die gut helfen kann. Und das macht ja Sinn. Also aus unterschiedlichen Gründen zum einen, weil es hier auch einen sozialen Grund hat. Also die Azubis vernetzen sich untereinander und stärken sich, unterstützen sich und begleiten sich. Das ist also das eine. Die haben ja eine ganz andere Nähe zueinander, alleine was Generation und Alter und ähnliches betrifft. Interessen, also warum die nicht schon direkt miteinander vernetzen.

Die anderen sind ja auch schon länger da, kennen vielleicht die Kultur, wissen, wo man hier am besten an welche Tür klopft, wenn man eine Frage hat und so. Also schon deshalb macht das Sinn. Aber eben auch aus dem Lernaspekt zu sagen, ich vermittel dir was, ich überleg mir mal eine Methode, wie ich dir dieses Thema oder jenes beibringen kann und hab damit ja mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Also ich gehe da schon stark drauf ein, weil auch alle meine Trainings und Workshops sind genauso gestaltet. Ich nutze immer die

Personen, die da sind. Was ich nämlich hasse, also ich persönlich bin kein Freund von Webinaren zum Beispiel. Ein Webinar, wo sich, weiß ich nicht, 25 Teilnehmer einschalten und alle zur selben Zeit am selben Ort, naja digital zumindest, aber zur selben Zeit zugeschaltet sind und jemand berieselt mich.

dann habe ich ja gar keinen Vorteil davon, dass da noch andere Menschen sind. Schlimm ist das noch, wenn das Gleiche dann auch noch in der Präsenz stattfindet, ich also im selben Raum sitzen muss wie alle anderen, aber auch nichts davon habe, dass neben mir noch 24 andere Menschen sitzen. Und ich finde, diesen Vorteil sollten wir doch nutzen. Und genau deshalb soziales Lernen, also wir lernen einfach besser, wenn wir gut eingebunden sind in eine Gesellschaft, in einen Kontext.

Und wenn ich dann also mit Menschen zusammenkomme, die mich unterstützen und begleiten, die mir helfen, dann habe ich doch noch viel mehr Spaß außerdem dabei und mein Lernerfolg ist einfach wesentlich größer. Deshalb macht es total Sinn, das alles miteinander zu kombinieren. Wenn ich schon unterschiedliche Lehrjahre da habe, manche Unternehmen bilden ja nur alle drei Jahre aus, dann gibt es immer nur ein Auszubildender, okay. Aber wenn ich mehrere da habe, macht es ja Sinn, die möglichst oft miteinander zusammenzubringen.

Dierk

Sehr schön. Gut, da hast du schon gesagt, Modul Nummer 4 war das. Gibt es noch weitere Module?

Kristin

Ja, es gibt acht insgesamt, genau. Das fünfte ist ein Thema, was ja, das ist natürlich wiederkehrend, aber für die Ausbildung ganz zentral und entscheidend, das ist vor allem Feedback. Also kombiniert mit dem Begriff Kommunikation, aber wir gehen ganz besonders auf das Thema Feedback ein, weil wir Feedback nutzen wollen, um Lernen zu ermöglichen, um mich zu entwickeln. Das ist ja auch, finde ich jedenfalls, die Idee hinter Feedback. Es geht mir nicht darum, irgendwie jemanden zu beurteilen, um ihm hinterher irgendeine Note zu geben oder ihm gar zu erzählen, was er alles schlecht gemacht hat, sondern Feedback dient ja eigentlich dazu, dass sich jemand entwickeln kann, weil er weiß, was sind meine Lernfelder, was muss ich vielleicht noch verändern, verbessern.

Und das ist aus meiner Sicht nicht richtig eingesetzt bisher im Entwicklungsprozess. Also Menschen, die Azubis Feedback geben können, machen das selten wertschätzend und selten mit dem Ziel, Förderung zu unterstützen oder Entwicklung zu unterstützen, sondern eben nur, um zu sagen, ja, das war jetzt ja aber nichts, das hast du ja hier Quatsch gemacht oder das war ja, das konntest du doch schon mal besser, wieso läuft das nicht? Das sind ja schon Dinge, wie man es häufig hört. Und das ist ein ganz wichtiges Modul aus meiner Sicht.

Dierk

würde ich jetzt auch sagen klar wir beide sind reflektiert und so weiter aber das hatte ich trotzdem auch für für sehr wichtig gerade weil das auch etwas ist was ich am am mit am überraschendsten fand es gibt noch ein weiteres modul was ich auch überraschend fand dass es eben drin ist aber da war ich auch überrascht dass es drin war aber natürlich nicht im sinne von wie kann das denn sein also absolut nachvollziehbar. Du hast ja schon gesagt, sie sind überfordert. Sie sind überfordert mit dem Thema Formulierung von Ausbildungszielen, Plänen und so weiter. Mit dem Thema überhaupt, was ist Ausbildung? Wie mache ich das im Jahre 2023, 2024, 2025, wie auch immer? Und dann eben solche Themen wie wertschätzende Kommunikation oder einfach, ob das mal Feedback geben, anstatt zu beurteilen oder zu kritisieren im Sinne von, das hast du falsch gemacht.

Kristin

Ja, das ist schön, dass du es grad noch mal ansprichst, weil ich genau möchte wirklich hier keinen Bashing betreiben. Ich möchte nicht über jemanden meckern im Sinne von, ich glaube, die sind alle zu blöd. Du hast völlig recht. Ich bin immer eher sowieso dem Menschen zugewandt und glaube, die allermeisten haben sich einfach noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es besser oder anders gehen könnte.

Wenige Menschen, die ich erlebe, im Lernprozess reflektieren so gut, sind selber nicht in der Lage, sich selbst zu analysieren oder sich zu beobachten und sich dann dadurch zu entwickeln. Genau, und die meisten sind einfach überfordert damit. Und viele, auf die ich schon getroffen bin, wünschen sich auch mehr Unterstützung. Also es ist noch nicht mal so, dass Ihnen das noch nicht mal aufgefallen ist, sondern auch da merken Sie schon, boah, ich kann mit den neuen Generationen nicht gut umgehen, ich weiß gar nicht, wie ich das am besten machen soll. Ich bin ehrlich gesagt wirklich überfordert. Hör ich auch.

Dierk

Ja, ja, und ich finde, wenn das in solchen, ich sag mal, überprüften und gut konzipierten Modulreihen, wie ihr sie habt, stattfindet, dann kann man das ja auch als Ausgangspunkt nehmen, um dann sich selber an anderer Stelle fortzubilden oder einzusteigen. Ich glaube, es gibt heute genug Möglichkeiten, sich kostenlos Wissen anzueignen.

nicht alles bei youtube ist schlecht sondern also jetzt mal um ein beispiel zu nennen sondern dass man das eben auch mensch ja stimmt ich müsste mich mal um wertschätzende kommunikation kümmern und dann weiß man wenn ihr die eurer teilnehmenden darauf vorbereitet habt wonach darauf sollte man achten wenn man sich eben kostenlose angebote privat noch mal anschaut

Oder eben, wenn man sich auch von der Firma etwas bezahlen lässt. Aber ich wollte damit eigentlich darauf hinweisen, dass das ein guter Einstieg ist in die eigene Weiterentwicklung. Weil, du hast es ja gesagt, nicht nur meckern, sondern auch aktiv sein. Und es gibt eben viele Möglichkeiten, sich selber mit dem Einsatz der privaten Arbeitszeit oder der privaten Lebenszeit kostenlos fortzubilden, sich zu entwickeln.

Kristin

Ja, genau. Ich finde auch, Entwicklung fängt ja bei mir selbst an und das ist etwas, was wir als Gesellschaft, glaube ich, noch ein bisschen lernen können, dass wir eben viel mehr auf uns schauen und schauen, was können wir eigentlich ändern, was können wir an uns entwickeln, wie können wir vorankommen. Und das ist ein guter Punkt und ich gebe dir völlig recht, es gibt so viele gute Möglichkeiten, sich heute weiterzubilden.

selbstständig, eigenverantwortlich und ganz oft auch kostenfrei. Und das braucht in Anführungsstrichen nur noch Zeit und natürlich den Willen, der ist mal vorausgesetzt. Ja, zu Recht.

Dierk

Ich habe YouTube gesagt, natürlich auch Podcast hören. Das sollte ich vielleicht an der Stelle, wo wir auch Podcasts hier aufnehmen, auch noch erwähnen. Aber ich meine, auch das merkt man ja, es gibt sehr viel mehr Podcasts und es werden auch immer mehr. Also trotzdem richtig. Aber wichtig eben auch, dass man da nicht auf Menschen reinfällt, ist vielleicht ein ganz gemeines Wort, aber dass man auf Qualität achtet, dass man sich nicht von irgendjemandem die Welt erklären lässt, sondern von jemandem, der die Welt auch verstanden hat.

Ich habe eben gesagt, das Modul 5 mit Feedback-Kommunikation war das, wo ich ein bisschen positiv überrascht war. Und jetzt kommt das andere Modul, wo ich am überraschtesten war, am positivsten überrascht war. Wie heißt das denn?

Kristin

Ja, da geht es um Konflikte. Konfliktmanagement, wie kann ich eigentlich als Ausbilderin Konflikte generell vorbeugen? Aber was kann ich auch tun und welche Verantwortung trage ich eigentlich, wenn Konflikte auftreten? Und wie gehe ich jetzt damit um? Wie kann ich dabei helfen, Konflikte zu lösen?

Ich mach mal ein paar Beispiele. Klar, können die Azubis untereinander in Konflikte raten. Das relativ schnell, gerade bei jungen Menschen, die noch nicht so ausgeprägt sind in ihrer persönlichen Entwicklung, kann das häufig vorkommen. Es kann natürlich auch zu Konflikten zwischen Auszubildenden und Ausbildungsbeauftragten kommen. Also bleiben wir beim Bereich Buchhaltung. Da sitzt jemand, hat 30 Jahre Berufserfahrung und geht vielleicht mit dem jungen Menschen anders um, als der es erwartet oder sich wünscht. Und schon kann es zu einem Konflikt kommen.

Also es gibt ja unendliche Möglichkeiten, das wissen wir alle. Konflikte sind auch was ganz Normales und gehören dazu und dienen sogar der Entwicklung, sind also ein ganz wichtiger Punkt. Auch wenn, und da mache ich jetzt die Klammer kurz auf, für mich Konflikte all die Jahre immer schwierig waren. Ich bin nicht gut oder kann nicht gut umgehen mit Konflikten. Mein Kopf weiß aber inzwischen, Konflikte sind eigentlich was Gutes. Ich habe da ganz viel selber an mir gearbeitet in den letzten ein, zwei Jahren, würde ich sagen.

Aber, und das merke ich eben, Ausbilderinnen sind häufig wieder überfordert, wissen gar nicht, wie sie mit so einem Konflikt umgehen sollen. Und dann höre ich solche Sätze wieder, sollen die doch draußen vor der Tür klären, aber hier ist schließlich Arbeitsplatz. Und wir wissen natürlich, Konflikte verschwinden ja nicht einfach, nur weil jemand sagt, hier ist dafür kein Platz. Also die gehen ja nicht weg und Konflikte werden eigentlich nur schlimmer.

Und jetzt machen wir noch einen kleinen Exkurs zum Thema psychische Gesundheit oder mentale Gesundheit. Wir wissen auch, Konflikte können sich relativ schnell auf mich als Mensch so auswirken, dass es mir immer schlechter geht, dass ich vielleicht krank werde davon, dass ich mich zurückziehe, dass ich aufhöre zu arbeiten oder ähnliches. Also da können ja ganz viel passieren, je nachdem, wie ich als Mensch mit dem Konflikt umgehe. Also die gehen nicht weg, ich muss die lösen.

In dem Modul soll es wirklich darum gehen, sich erstmal vor Augen zu führen, welche Verantwortung habe ich als Ausbilderin, wenn meine Azubis in irgendeinem Konflikt stecken und wie kann ich jetzt noch auch damit umgehen und wie kann ich vielleicht helfen. Und wir haben da deutlich hinterher geschrieben, Konfliktmanagement, Ausbilderin als Mediator in Fragezeichen, also Mediation wird ein Thema sein, denn, und das habe ich jetzt noch gar nicht erwähnt, meine Kollegin und ich, die Aenne Holz, die wir gerne auch mit verlinken können unter dem Podcast, mit der habe ich das ja zusammengestrickt. Die ist Mediatoren und ich mache gerade die Ausbildung zur Mediatoren und wir nehmen ganz viel aus unserer eigenen Ausbildung mit in dieses Modul und unterstützen dabei, wie man mit Konflikten gut umgehen kann.

Dierk

Deiner Selbstoffenbarung mit Konflikten noch da jetzt erst besser umgehen zu können, möchte ich beiflichten. Ich habe das auch erst lernen müssen. Für mich waren früher Konflikte auch etwas, wo es darum ging, dann der Sieger zu sein und dem anderen eins auszuwischen. Also alles Dinge, die auf der persönlichen und nicht konstruktiven Ebene laufen. Und wenn ich heute in den Unternehmen bin,

Dann lächle ich in mich hinein, wenn ich dort die Menschen sehe, die, was ich nicht sehe, 15, 20 Jahre jünger sind als ich jetzt, die machen die gleichen Fehler, die ich damals gemacht habe. Ich bin dann selten aufgerufen, trotz zu helfen, aber da, wo es geht, gebe ich mal so verzarte Hinweise, denn wie du es ja auch sagtest, es geht ja darum, diese Konflikte zielgerichtet und modern und psychologisch basiert zu lösen und nicht der Sieger eben zu sein. Das hilft nicht, weil der Verlierer wird nachtreten und dann ist der Konflikt wieder da und noch umso schlimmer.

Kristin

Ja, genau, das wird bei einem Sieger und Verlierer ist der Konflikt eigentlich gar nicht gelöst und darum sollte es gehen. Und ich glaube auch, wir dürfen alle den Menschen viel mehr in den Mittelpunkt stellen und zwar den Menschen mit all seinen Facetten und Bedürfnissen. Und da geht es eben auch darum, dass wir uns darum kümmern, dass jemand sich wohlfühlt, dass es jemandem gut geht, dass er auch psychisch stabil ist in diesem Unternehmen und ich weiterentwickeln kann, ganz wichtige Voraussetzungen und überhaupt gute Arbeiten. Und da gehören eben genau solche Themen dazu. Also mich hinzustellen, sagen ja, die sollen das draußen austragen, hier ist da kein Platz für, ist auf jeden Fall viel zu kurz gedacht, weil das führt eben nicht dazu, dass ich jemanden unterstütze, dabei sich zu entwickeln.

Kristin

Kleiner Exkurs, ich war das Gegenteil von dem, was du gerade beschrieben hast. Ich bin bis hierhin Konflikten eigentlich aus dem Weg gegangen, also komplett. Ich habe eher den Schwarz eingezogen, bin weggelaufen und habe gesagt, Konflikten, oh nee, will ich nichts mehr zu tun haben, habe ich Angst vor, auch weil ich stark überfordert war, damit überhaupt umzugehen. Also da gibt es ja ganz unterschiedliche Modelle von schwierig mit Konflikten umzugehen.

Dierk

wahrscheinlich sind wir aneinander geraten werden hätte ich gewonnen aber wir wären beide nicht glücklich geworden wahrscheinlich gut so das war das modul 6 modul 7 und 8 haben wir noch

Kristin

Ja, genau. Ja, Modul 7 nochmal auch ein ganz, ganz wichtiges Thema im sozialen Umgang. Hier geht es um Beurteilungen ganz allgemein. Also wie beurteile ich eigentlich zielgerichtet und lösungsorientiert. Ja, da geht es auch darum, dass ich irgendwie, ich muss beurteilen. Ich muss im Bereich der Ausbildung, es ist auch für mich wichtig zu beurteilen. Aber, und das eigentlich Entscheidende ist,

Der Azubi soll auch selber lernen, sich selbst zu beurteilen. Das heißt, er soll lernen, zu reflektieren. Er soll lernen, sich selbst ehrlich zu betrachten und offen damit umzugehen. Auch das ist ein Teil dieses Moduls. Gleichzeitig braucht es eben strukturierte und auch geplante Beurteilungsgespräche. Wie führe ich die eigentlich?

Da im Unterschied zu Feedback geht es mir wirklich um ein sehr ausführliches und umfassendes Gespräch, wo es wirklich um eine Beurteilung von der Probezeit geht oder vom ersten Lehrjahr oder so, dass ich wirklich mich hinsetze und mir ausreichend Zeit dafür nehme. Und das findet auch in der Praxis viel zu wenig statt und darf gern mehr Augenmerk bekommen. Und da ist wieder die Frage, da gibt es auch ein paar Beurteilungsfehler, die man machen kann dabei, wenn man sich dessen nicht bewusst ist und zwar wirklich unbewusst Fehler machen kann. Auch da wollen wir nochmal darauf hinweisen und sagen hier,

Was gibt es eigentlich auch zu beachten dabei? Genau.

Dierk

Ja, und welche Fehler kann man machen? Und das klingt für mich sehr, sehr praxisorientiert, weil natürlich, wenn ihr viel Wissen transportiert, dann ist es auch praktisch, das zu üben oder eben auch schon mal aufzuzeigen. Hey, das und das könnte falsch sein, weil das und das passiert. Und dann haltet ihr den Menschen ganz geschickt den Spiegel vor. Aber die werden sich wahrscheinlich ertappen, dann sagen Stimmt, so hätte ich auch reagiert.

Kristin

Und das ist ein guter Punkt, den du ansprichst, tatsächlich sind alle acht Module selbst das letzte. Und da geht es nämlich um die gesetzlichen Grundlagen. Meine Kollegin ist nämlich ganz stark im Arbeitsrecht auch unterwegs. Alle Module sind wirklich praxisorientiert aufgebaut. Wir werden keine PowerPoint-Präsentationen halten, wo wir irgendwie stundenlang referieren und vier Stunden online irgendwen berieseln, sondern es soll wirklich um das eigene Erleben und Erfahren gehen. Es soll darum gehen, sich auszutauschen.

Mit Übungen, mit Diskussionen, mit Reflektionen wird es ganz viel und vielfältig geben und wir werden auch natürlich verschiedene Ausbildungsmethoden anwenden und auch Tools einsetzen, auch digitale Tools einsetzen und zeigen, dass auch Weiterbildung digital wahnsinnig spannend und abwechslungsreich sein kann. Das ist uns beiden nämlich enorm wichtig, weil natürlich stelle ich mich nicht hin und sage,

Hey, Ausbildung ist langweilig und nicht motivierend, weil dröge und so, dann mache ich es ja selber möglichst auch anders. Und das ist mir nochmal wichtig, darauf hinzuweisen. Guter Punkt.

Dierk

Und das finde ich so super cool und so super interessant, deswegen habe ich auch gesagt, ich muss dich in meinen Podcast kriegen, auch so schnell. Den Termin haben wir innerhalb von zwei, drei Tagen, glaube ich, irgendwie festgemacht, weil ich gesagt habe, das musst du schnell wie möglich rüberkommen oder reinkommen, natürlich kann ich mich über Unternehmensformen unterhalten, Unternehmensentwicklung, Organisationsentwicklung, all diese Dinge, aber wenn ich das, was wir heute besprochen haben, nehme, dann fange ich ja quasi unten an der Basis an. Ich fange ja da an, wo ich auch glaube, wo wir in der Zukunft wiederum mehr darauf achten werden.

Ich glaube, dass wir alle feststellen, dass Studieren schön ist. Würde ich mich nicht ausnehmen, aber dass wir vielleicht doch in der Gesellschaft ein bisschen mehr auch wieder Wertschätzung für die Ausbildung haben sollten. Und dann sollte die Ausbildung bitteschön auch Lernmethoden, Didaktik und all das aufnehmen können. Deswegen finde ich das einen super coolen Ansatz und finde ich auch ein super cooles Gesamtkonzept.

Du hast ja gesagt, ihr macht das online und digital. Jetzt ist das Ganze eher, du kommst ja aus Hamburg, also ist er in Richtung Norddeutschland orientiert oder kann auch jemand aus Bayern das wahrnehmen?

Kristin

Sehr, sehr gern. Deswegen machen wir es online und digital, weil wir wollen wirklich niemanden ausschließen. Erstens, wir wollen natürlich auch, dass das Ganze praxisnah stattfinden kann, weil wenn ich erst irgendwie lange anreisen muss, einen ganzen Tag irgendwo verbringen muss, abends wieder nach Hause fahren muss, dann macht das Ganze irgendwie aufwendig und kompliziert und wir wissen, dass alle tatsächlich ja in ihrem eigentlichen Leben auch noch was anderes zu tun haben und arbeiten müssen. Von daher wollten wir es möglichst unkompliziert gestalten. Deshalb kann wirklich jeder und jede sich für diese Weiterbildung anmelden, egal wo sie sitzen. Das Wichtigste ist, man hat gute Bedingungen, um digital zu lernen. Und das möchte ich nochmal darauf hinweisen. Ich habe es ganz häufig in meinen digitalen Weiterbildungen eben weil ich so interaktiv gestalte, dann fällt es eben auf, dann kommen TeilnehmerInnen mit einem Smartphone rein und sitzen irgendwo, ich sag jetzt mal im Backoffice oder im Keller auf umgedrehten Kisten und wollen im Prinzip konsumieren, sich berieseln lassen.

Das hilft nicht für diese Weiterbildung. Es braucht also irgendwie einen ungestörten Ort, es braucht einen ruhigen Raum, es braucht ein Endgerät, mit dem ich arbeiten kann. Bestenfalls irgendein Computer oder Laptop oder ähnliches. Ein Tablet geht auch oft, allerdings auch nicht perfekt, ehrlich gesagt, weil es wirklich interaktiv ist. Man soll mitmachen, man soll sich austauschen, man soll mit anderen sprechen, man soll auch Dinge bedienen können. Und wenn ich ein Smartphone überlege, die sitzen dann mit so einem mini kleinen Display vor mir, können dann nicht lesen. Wenn ich irgendwas zeige oder ich teil auf meinem Bildschirm zeige irgendwas in der Praxis, dann sagen die, ja, das sehe ich aber nicht, es ist viel zu klein. Also das geht eben nicht. Man braucht schon eine kleine Voraussetzung, um an solchen Weiterbildungen teilzunehmen. Aber der Ort, das ist egal. Du kannst auch auf Mallorca im Urlaub sitzen, wenn du möchtest.

Dierk

Ja und nein, ich war gerade vor ein paar Tagen an Hamburger Elbstrand. Ich habe eine junge Dame beobachtet, die sich dann ihr Kleidchen ausgezogen hat, im Bikini zum Sonnen hingelegt hat und dann ihren Laptop rausgeholt hat und dann so mit spitzen Fingernägeln, sorry, ich greife jetzt richtig in die Kiste, aber es ist, ich habe es real gesehen, die hat dann so ein bisschen auf ihrem Laptop rumgetippt. Ich glaube nicht, dass die bei diesem grellen Sonnenschein wirklich produktiver. Ja, also vielleicht sozusagen, man kann das auf Mallorca machen, aber dann sollte man sich auf Mallorca in einen Raum setzen, der vielleicht Sonnen abgeschottet ist, damit man auf dem Bild schon was sehen kann und nicht abgelenkt wird. Das nur so als kleine Ergänzung.

Kristin

Ja, absolut. Und du brauchst auch einfach Ruhe. Wenn du reden sollst als Teilnehmender, weil du irgendwie gefragt wirst, in einer kleinen Gruppenübung irgendwas zu machen, dann macht es auch Sinn, wenn du dann nicht am Strand sitzt und alle mithören können oder so, sondern du sollst schon arbeiten. Aber genau, du kannst dich natürlich in dein Zimmer setzen oder irgendwo anders in einen ruhigen Raum. Ich glaube, überall auf der Welt gibt es inzwischen Co-Working Spaces, wo man sich auch für ein paar Stunden einmieten kann. Auch das wäre möglich, klar.

Das ist noch mal wichtig, aber vielleicht auch, um in der Praxis zu bleiben. Ich arbeite eben viel auch in Produktionsstätten. Da sitzen die Mitarbeitenden in Büros, wo mehrere Leute sind, wo es auch rein und raus geht, wo wirklich viel auch Hektik ist. Die sitzen da mit ihren Kopfhörern und sobald die irgendwas sagen wollen, wird es schon schwierig, weil der Hintergrund so laut ist und sie alle auch mithören und so. Das ist dann nicht mehr schön. Aber jetzt lange genug darauf rumgemeckert, man kann tatsächlich im Prinzip halt von überall teilnehmen. Und das war mir wichtig. Genau, wir wollen da möglichst Freiheiten bieten.

Dierk

Und das ist auch das, finde ich, was aus meiner Wahrnehmung die Menschen auch noch lernen können da draußen, dass digital, wie du auch gesagt hast, wie das das geht, dass man aber eben da so auch ein bisschen auf seine eigene, ich sag mal, Lernhygiene achten muss, dass man eben präsent ist und, und, und. Das Ganze, was ja entfällt, wenn ich in irgendeinen Raum gehe, dann ist der Raum dafür verantwortlich. Da bin ich dafür verantwortlich. Und wenn ich da mit der Erwartungshaltung reingehe, mich berieseln zu lassen, dann werden Menschen in deinen und häufig auch in meinen Seminaren eine Überraschung erleben, um es mal netter auszudrücken.

Kristin

Ja, ja, ich hatte mal jemanden, die wollte gerne nebenbei kochen und stand in der Küche, hatte das Laptop in die Küche gestellt und hat gedacht, ja, wenn ich wundern, wenn ich nicht immer zu sehen bin, ich schnippel nebenbei Kartoffeln. Die hatte ganz schön zu rudern, weil die musste so viel aktiv machen, dass sie schon irgendwann anfing, mit den Augen zu rollen, wo ich dachte, ja, okay, also entweder magst du hier mitmachen oder nicht, weil, wie gesagt, ich fordere Teilnehmende. Und das meine ich auch ganz deutlich als Drohung. Es ist anstrengend, bei mir teilzunehmen.

Dierk

Ja, ja. Ja, ja. Also vielleicht auch noch eine Anekdote aus meinem Bereich. Ich bin für die Bundeswehr an manchen Stellen tätig als Trainer. Das nennt sich Berufsförderungsdienst. Und an vielen Stellen kommen die Teilnehmenden zum ersten Mal mit mir oder bei meinen Trainings mit solchen Online Trainings in Berührung.

Und ich habe eigentlich regelmäßig mindestens einen dabei, der schon von Anfang an zeigt, dass er nur da sitzt, um dieses Zertifikat nachher zu bekommen. Das kann ich für die nachvollziehen, weil sie sich mit dem Zertifikat draußen bewerben wollen. Deswegen ist das für mich okay. Aber trotzdem weise ich sie darauf hin, dass das Zertifikat aus meiner Sicht eine Art Abfallprodukt ist. Sie müssen aufpassen. Sie dürfen aufpassen.

Und der saß dann diese drei Tage mit blanken Oberkörper auf seiner Terrasse oben, ja, so ganz bequem nach hinten gelehnt. Ich weiß nicht, wie er die Übungen, die bei mir ja auch dabei sind, wie er sie mitgemacht hat und wie seine Mitgruppen-Teilnehmer das gefunden haben, die das Feedback von ihm nachher war, dass das Ganze viel zu aktiv und viel zu fordernd war. Er hätte sich was anderes erwartet. Und dann habe ich ihm aber auch an der Stelle mein Feedback gegeben. Und das war nicht so wie er sich erwartet hatte vielleicht.

Kristin

Genau, das erlebe ich genauso, aber nochmal den Bogen auch zur Ausbildung geschlagen. Und das ist etwas, was ich eben doch, da muss ich immer selber schmunzeln. Ich habe genau solche Teilnehmenden bei mir auch in den Kursen, wenn ich in Weiterbildungen bin oder in-house Seminaren, die genauso sich verhalten und benehmen, also mit einer Konsumentenhaltung kommen, eine Erwartungshaltung haben, sie werden jetzt hier berieselt.

Und dann aber in der Ausbildung erwarten, dass die Ausgebildeten motiviert sind und mitmachen und Spaß bei der Sache haben. Schön, dachte ich. Ja, so kann man es fordern. Übrigens gilt das auch für Lehrer und Lehrerinnen, weil mit denen arbeite ich ja auch manchmal. Die sind schlimmer als ihre Schülerinnen. Ja, ja, genau. Natürlich.

Dierk

Stimmt, richtig. Finde den Fehler. Ja. Manchmal, manchmal meine tochter ausgenommen so spaß beiseite sehr schön gut wir haben jetzt schon ziemlich lange gesprochen die zeit ist wie im flug gefahren wie man das immer so schön sagt hast du zum abschluss noch irgendetwas was du den hörenden höherinnen mitgeben möchtest so eine art zusammenfassung oder was weiß ich auch immer so eine art schlusswort von dir

Kristin

Ja, du hast es eben schon gesagt und vorhin auch ganz zu Beginn, du hast nur ein Studium und das sage ich auch genauso immer selbst. Ich habe nämlich auch nur studiert und ich finde, das hat alles seine Berechtigung, sowohl als auch, aber ich möchte gerne nochmal wirklich ein Plädoyer dafür geben, zu sagen, hey, Ausbildung kann echt cool sein und toll sein und ist so viel wert und die duale Ausbildung in Deutschland ist eigentlich so eine coole Sache, weil man wirklich praxisnah lernt. In meinem Studium war es wahnsinnig theoretisch und weit weg von der Praxis. Und das ist etwas, was wir gerade in Ausbildung ja wirklich als Vorteil haben. Und wir dürfen, glaube ich, alle noch viel mehr Zeit, Geld und Leidenschaft investieren, darin Menschen zu entwickeln und auszubilden. Und das meine ich nicht nur mit jungen Menschen, auch die natürlich, aber auch eben Menschen, die vielleicht aus anderen Ländern zu uns gekommen sind oder einen anderen Bildungsweg bis hierhin hatten, auch da noch mal ein bisschen um die Ecke zu denken, sagen, hey, wenn jemand Lust hat, sich bei uns zu entwickeln, wir bilden ihn aus, wir investieren in diesen Menschen und entwickeln ihn unter sie und helfen dem Menschen, sich weiterzuentwickeln und für uns in der Branche eine Fachkraft zu werden. Und das ist das Entscheidende. Wir reden immer alle vom Fachkräftemangel, wenn wir aber nicht selber ausbilden und nichts dagegen tun.

zum Beispiel, dann wird es eben auch nicht sich verbessern. Und deshalb müssen wir und sollen wir und dürfen wir bitte, bitte, bitte, und da mag ich echt nochmal deutlich mit Nachdruck sagen, mehr in Ausbildung investieren.

Dierk

mehr und besser. Vielen Dank, Kristin. Denn das war jetzt die 32. Episode. Ich freue mich auf deine Fragen, freue mich auf eure Fragen und euer Feedback. Ihr könnt Kommentare unter die Episode schreiben. Die wird bei mir auch transkribiert auf der Webseite veröffentlicht. Den Link findest du in den Show Notes. Da findest du auch eine Menge anderer Links, auch auf das LinkedIn-Profil von Kristin, unter anderem auch auf das von Anne.

Und vielleicht hast du ja als Hörerinnen Fragen, die ich klären kann, Themen, die ich klären kann. Insofern raus damit. Meldet euch bei mir. Ganz wie der Untertitel verspricht. Kleine Nadelstiche für ein lebendiges und erfolgreiches Business. Danke, Kristin.

Kristin

Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

Podcast gestartet: Business Akupunktur

Neuigkeiten

Podcast „Business Akupunktur“ gestartet

Der Podcast „Business Akupunktur“ unterstützt Business Coaching. Er spricht Menschen an, die ihre Arbeit verstehen und gestalten wollen. Er ist für Menschen in Organisationen, die verstehen wollen, warum Dinge so laufen wie sie laufen. Der Podcast unterstützt Menschen, die über ihre Erfahrungen nachdenken wollen, um damit besser umgehen zu können. Dieser Podcast zum Business Coaching liefert Ideen, Ansätze und Werkzeuge für die Gestaltung der eigenen Arbeit.

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Business Coaching

Menschen entwickeln (Business Coaching)

Menschen entwickeln (Business Coaching)

Ich begleite Menschen in ihrer beruflichen Entwicklung, insbesondere bei der Übernahme neuer Aufgaben und in organisatorischen Veränderungsprozessen. Ich helfe meinen Coachees sich ihre Stärken und besondere Fähigkeiten bewusst zu machen. Als Business Coach fokussiere ich mich auf die persönliche Unterstützung meiner Coachees. Diese Tätigkeit unterstützt Veränderungsprozesse in den Unternehmen und wird meistens ergänzend zu Beratungs- und Coachingaufträgen im Bereich DevOps, Scrum und FitSM durchgeführt.

Ausbildung und Zertifizierung

Zertifikat Business Coach V.I.E.LÄhnlich wie der Begriff „Berater“ nicht geschützt ist, kann und darf sich jeder heutzutage „Coach“ nennen. Um einen hohen Qualitätsstandard in meinen Tätigkeiten zu halten, habe ich intensiv nach einer hochwertigen Ausbildung gesucht. Fündig wurde ich bei V.I.E.L. Coaching in Hamburg. Die 4 Unternehmensgründer sind jeweils seit über 30 Jahren als Coach erfolgreich am Markt tätig. Die Ausbildung bei V.I.E.L. schließt mit einem Zertifikat ab, dass die hohen internen Anforderungen überprüft und dokumentiert. Um für meine Auftraggeber eine unabhängige Bestätigung bereitstellen zu können, habe ich zusätzlich die offizielle Prüfung des größten deutschen Coaching und Trainingsverbandes erfolgreich abgelegt.

Zertifikat dvct

Seminare und Coaching online – Geht das?

Handschlag aus Bildschirm

Seminare und Coaching online – Geht das?

Die Corona-Krise hat meiner Planung für Online Seminare Auftrieb verschafft. Die bereits begonnenen Konzeptionen zur Überführung von Präsenzseminaren konnte ich nutzen und ausbauen. Beispielsweise konnte ich meine Vorlesung an der NORDAKADEMIE unter dem Titel „Moderne Gestaltungsmöglichkeiten hoch performanter IT-Organisationen“ Ende März 2020 komplett virtuell durchzuführen. In der Folge habe ich viele weitere Seminare (Scrum, DevOps, FitSM, …) auf eine Durchführung online umgestellt. Mein Ziel war es, von Beginn an die Möglichkeiten der virtuellen Durchführung zu nutzen und mich nicht nur „vor die Kamera und ein Flipchart“ zu stellen.

Ich gehe an dieser Stelle auf die häufigsten Fragen und meine Erfahrungen ein. Dieser Beitrag wurde zuerst am 13. April 2020 veröffentlicht und Anfang 2021 ergänzt und überarbeitet. Immerhin konnte ich zu diesem Zeitpunkt schon auf 9 Monate vielfältige und unterschiedliche Online Trainings und Coaching zurückblicken.

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Mein Weg zum Business Coach: Eine Investition in Empathie und Kompetenz

Mein Weg zum Business Coach: Eine Investition in Empathie und Kompetenz

Lange habe ich den Wunsch gehegt, mich als Coach ausbilden zu lassen. Neben meiner fachlichen Qualifikation aus jahrzehntelanger beruflicher Tätigkeit wollte ich auch meine persönliche Kompetenz steigern und professionalisieren. 2018 war es dann soweit, ich habe viel Zeit (und Geld) in eine Ausbildung zum Business Coach bei V.I.E.L® Coaching in Hamburg investiert, letzten Endes war es eine Investition in Empathie und Kompetenz. Vorweg sei gesagt: Diese Investition hat sich mehr als gelohnt. Als selbstständiger Trainer und Coach in der IT-Branche ist es meine Mission, Menschen und Teams zu stärken. Diese Weiterbildung war ein wichtiger Schritt, um meine Mission noch besser zu erfüllen, vor allem um Menschen besser zu unterstützen.

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